Deutsche Krautrock-Gruppe, gegründet 1967 in Berlin von Lutz Ulbrich und Lutz Kramer (g), Michael Günther (e-b) und Christopher/Chris Franke (dm). Zeitenweise machte auch noch Michael Duwe (vcl) mit. Die Gruppe spielte zuerst Fremdkompositionen, ging dann über zu langen Improvisationen und experimentierte Ende 1967 bei Konzerten mit Flüssigkeitsprojektoren, Dias und selbstgedrehten Schmalfilmen.
Nach Umbesetzungen trat Agitation Free 1970 beim 1. Deutschen Progressiven Popfestival im Berliner Sportpalast auf. Im selben Jahr wurde Gründungsmitglied Lutz Kramer durch Ax Genrich (g) ersetzt. Dieser blieb aber nur drei Monate und wechselte zu Guru Guru. Chris Franke suchte ebenfalls das Weite. Er ging zu Tangerine Dream und wurde veröffentlichte später unter eigenem Namen mehrere Aufnahmen.
Jörg Schwenke (g) und Gerd Klemke (dm) wurden deren Nachfolger. Nach weiteren Besetzungswechsel kristallisierte sich 1971 in Quintett mit Lutz Ulbrich (g, zither, org), Jörg Schwenke (g), Michael Hoenig (org, synth, steel-g), Michael Günther (e-b, tapes) sowie Burghard Rausch (dm, marimba, key, vcl) heraus. Dieses spielte die Debut-LP "Malesch" (Vertigo, 1972) ein. Im März 1973 kam an Stelle von Schwenke Stefan Diez (g) in die Band.
"2nd" (Vertigo, 1973) nannte sich das zweite Album. Danach wurde Dietmar Burmeister als zweiter Drummer verpflichtet. Drei längere Livetracks dieses Lineups vom März 1973 nch mit Schwenke bzw. Februar 1974 ohne Diez wurden mit etwas Verspätung unter dem Titel "Last" (Barclay, 1976) veröffentlicht.
Auf dem 1974 mitgeschnittenen Track "Looping IV", der die gesamte B-Seite einnahm, war unter anderem Erhard Grosskopf (loops) zu hören. Von ihm, der sonst als Komponist zeitgenössische Musik schreibt, stammte dieses Stück. Nach einem Abschiedskonzert im November 1974 löste sich die Gruppe auf.
Aufnahmen möglicherweise dieses Konzerts sowie ein Studiotrack vom Juli 1974 wurden später als "Fragements" (Musique Intemporelle, 1995) herausgebracht. 1998 kam es zu einer Reunion von Lutz Ulbrich (g, ukulele, key), Gustl Lütjens (g, key), Michael Günther (e-b, key) und und Burghard Rausch (dm). Mit Potsch Potschka (g, mand, oud, sampl), Koma (bagpipes), Minas Suluyan (perc), Alto Pappert (ts) und Chris Dehler (vcl) als Gastmusiker nahm die Gruppe ihr Comebackalbum "River Of Return" (Prudence Cosmopolitan, 1999) auf.
Davor war unter dem Titel "At The Cliffs Of River Rhine" (Garden Of Delights, 1998) eine WDR-Radiosession von 1974 erschienen, die zuvor auf der Bootleg-LP "At Last... Agitation Free Is Alive" veröffentlicht worden war und auch als "Live '74" bekannt wurde. Weiteres Archivmaterial, das 1974 aufgenommen worden war, erschien als "The Other Sides Of Agitation Free" (Garden Of Delights, 1999).
Bei einer Japantournee 2007 in der Besetzung Ulbrich, Lütjens, Hoenig, Günther und Rausch wurde "Shibuya Nights (Live In Tokyo)" (Esoteric, 2011) mitgeschnitten. Während dieses Aufenthalts wurde eine Wachsfigur von Michael Hoenig eingeweiht. Diese steht neben der von Lutz Ulbrich und der von Mani Neumeier von Guru Guru im "Tokyo Tower Wax Museum".
Michael Hoenig war inzwischen erfolgreich unter seinem eigenen Namen aktiv. Musiker, die vor allem in den 1970er Jahren bei Agitation Free ein mehr oder weniger langes Gastspiel gaben, waren der Keyboarder und spätere Komponist Peter Michael Hamel, der Posaunist Lou Blackburn sowie der Schlagzeuger Harald Grosskopf, der auch bei Ash Ra Tempel, Kosmische Kuriere und Klaus Schulze trommelte.
"Last, Fragments & Live '74" (MIG, 2016) hiess ein Set, bestehend aus den CD-Versionen der Alben "Last", "Fragments" und "Live '74", alle mit Bonustracks, sowie aus der DVD "Live Im Kesselhaus Berlin" mit Liveaufnahmen vom April 2013. Der Audioteil dieses Mitschnitts kam unter dem Titel "Live At Kesselhaus (Live @ Kesselhaus, Berlin, April 3, 2013)" (MIG, 2023) auch als DL-Album heraus.
"Momentum" (MIG, 2023) enthielt erstmals seit "River Of Return" von 1999 wieder einmal neue Aufnahmen der Gruppen. Diese bestand bei den Aufnahmen aus Lutz Ulbrich (g, banjo), Gustl Lütjens (g, vcl), Michael Hoenig (key, synth, e-perc), Daniel Cordes (e-b) und Burghard Rausch (dm, e-perc). Peter Michael Hamel (g, santur), Benjamin Schwenen (g) und Pierre Lattès (spoken word) waren in einzelnen Stücken zu hören. 10/24