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Albert Ayler 1965 bis 1970

Nach der Europatour 1964 holte Ayler als Ersatz für Don Cherry, der nicht festes Gruppenmitglied werden wollte, seinen Bruder Donald Ayler (tp) sowie als neuen Bassisten Lewis Worrell (b) neben Sunny Murray (dm) in seine Gruppe. Mit Hilfe von Joel Freedman (cello) für den verhinderten Charles Tyler machte die Gruppe am 28. März 1965 Aufnahmen.



Einer der beiden Tracks, "Holy Ghost", erschien auf verschiedenen Compilations. Am 1. Mai 1965 wurde im Quintett die nur einseitig, mit einem einzigen Track bespielte, bereits erwähnte LP "Bells" (ESP, 1965) aufgenommen, wobei Charles Tyler (as) wieder an die Stelle von Freedman trat.  Am 23. September 1965 spielte Ayler "Spirits Rejoice" (ESP, 1965) ein.

 

Mit dabei bei diesem Konzertmitschnitt eines Auftrittes in der Judson Hall in New York City waren Don Ayler, erneut Grimes und Peacock, Charles Tyler, Sunny Murray und auch Call Cobbs jr, der Cembalo spielte. Im Februar 1966 stand Ayler im Rahmen einer "Titans Of The Tenor"-Night in New York zum ersten Mal zusammen mit John Coltrane auf der Bühne.

 

Teile davon und nachfolgende Konzertmitschnitte von Auftritten des Ayler Sextetts mit Donald Ayler (tp), Frank Wright (ts), Michael Samson (vio), Claude Shy (b) und Ronald Shannon Jackson (dm) im "La Cave" in Cleveland vom 16. und 17. April 1966 fanden später ebenfalls den Weg auf die erwähnte, 10 CDs umfassende "Holy Ghost"-Anthologie.

 

Die gesamten "La Cave"-Aufnahmen wurden später unter dem Titel "La Cave Live, Cleveland 1966 Revisited" (ezz-thetics, 2021) auf einer Doppel-CD herausgebracht. Während jener Zeit war Ayler auch bei Aufnahmen von Sunny Murray oder Burton Greene (p) mit dabei. Am 1. Mai 1966 entstanden weitere Aufnahmen unter eigenem Namen.

 

Neben Don Ayler bestand die Gruppe aus dem weissen Michel Sampson (vio) sowie aus Lewis Worrell (b) und Ronald Shannon Jackson (dm). Die Aufnahmen kamen als "Live At Slug's Saloon Vol. 1 and 2" (beide Base und DIW, 1982) erstmals heraus. Ende 1966 ging Ayler auf erneut Europa-Tournee, wobei Jackson von Beaver Harris (dm) abgelöst wurde.

 

Bei diesen Auftritten entstanden mehrere Aufnahmen. Im Rahmen des 4-LP-Sets "Europe 1966" (ORG, 2023) wurden die Mitschnitte von Auftritten in Berlin, Lörrach, Stockholm und Paris vereint. Nach dieser Tournee wurde er vom Label "Impulse!" unter Vertrag genommen.

 

Erste Aufnahmen für dieses Label entstanden am 18. Dezember 1966 live mit Donald Ayler (tp), Michel Sampson (vio), Call Cobbs (p), Bill Fowell und Henry Grimes (b) und Beaver Harris (dm) im New Yorker Club "Village Vanguard", wo Ayler schon früher oft aufgetreten war.

 

Am 26. Februar 1967 folgten weitere Liveaufnahmen im selben Club. Die Gruppe bestand damals aus Donald Ayler, George Schnell alias George Steele (tb), Joel Freedman (cello), Bill Fowell und Alan Silva (b) und Beaver Harris (dm). Teile dieser Aufnahmen erschienen unter den Titeln "In Greenwich Village" (Impulse!, 1967) und "The Village Concerts" (Impulse!, 1978).

 

Die Doppel-CD"Live In Greenwich Village: The Complete Impulse! Recordings" (Impulse!, 1998) war später eine Art Compilation dieser Aufnahmen. Septettaufnahmen von April 1967, die ebenfalls im "Village Vanguard" mitgeschnitten worden waren, wurden nie veröffentlicht.

 

Im Sommer 1967 stellte er seine Gruppe erneut um. Neben den bereits früher für Ayler tätigen Don Ayler (tp) und Call Cobbs jr (p, hapischord) engagierte er Alan Silva (b) und Milford Graves (dm). In dieser Besetzung entstand im August 1967 "Love Cry" (Impulse!, 1968). Erst ein Jahr später, am 5. und 6. September 1968, kam es zu den nächsten Studiosessions.

 

Mit Cobbs, Folwell sowie Bernard "Pretty" Purdie (dm), Rose Marie McCoy und Mary Parks (beide vcl) auf der einen sowie Burt Collins und Joe Newman (beide tp), Garnett Brown (tb), Seldon Powell (ts, fl) und Buddy Lucas (bs) entstanden - teilweise im Overdub-Verfahren - die Aufnahmen zu zum R&B-geprägten Album "New Grass" (Impulse!, 1969). Es war Albert Aylers kommerziellstes Album, wobei er selber als Sänger auftrat.

 

Mit bei den Aufnahmen dabei war auch das Bert DeCoteaux Orchestra. Wieder ein Jahr später, am 26. und 27. August 1969, lud er Bobby Few (p), Stafford James (b), Bill Folwell (b, e-b), Muhammed Ali (dm), seine Freundin Mary Maria alias Mary Parks (vcl), und Henry Vestine (g) von Canned Heat zu den Aufnahmen der LP "Music Is The Healing Force Of The Universe" (Impulse!, 1969) ins Studio ein.

 

Bei der selben Session entstand auch "The Last Album" (Impulse!, 1971). 1970 wurden die Auftrittsmöglichkeiten immer seltener. Auch das Label "Impulse!" liess Ayler fallen. In St. Paul-de-Vence oberhalb von Cagnes-sur-Mer konnte Ayler zwischen dem 25. und dem 27. Juli 1970 seine letzten Aufnahmen machen.

 

Mit Call Cobbs (p), Steve Tintweiss (b), Allan Blairman (dm) und Mary Parks (vcl) spielte er am 27. Juli live "Nuits de la Fondation Maeght, Volume 1 und 2" (beide Shandar, 1970) ein. Die Aufnahmen wurden später mehrfach wiederveröffentlicht. Teile des Materials der Session von 25. Juli ohne Cobbs erschien unter dem Titel "Albert Ayler Quintet 1970 - Live" auf dem italienischen "Blue"-Label als Bootleg und wurde dann erst Jahre danach unter dem Titel "Live On The Riviera" (ESP, 2005) offiziell veröffentlicht.

 

Der Rest der Aufnahmen beider Konzerte lagerte bei "Shandar"-Records in Paris und wurde bei einem Wassereinbruch in die Räume im Jahre 1979 zerstört. Das gesamte Material jenes Aufenthalts wurde später unter dem Titel "The Complete ORTF 1970 Fondation Maeght Recordings" (Elemental, 2022) auf 4 CDs zusammengefasst.

 

Am 25. November 1970 wurde Aylers Leiche in Brooklyn, New York City, aus dem East River geborgen. Er wurde 34 Jahre alt. Die genaue Todesursache wurde nie geklärt. Drogen, Selbstmord oder Ermordung durch das FBI standen zur Diskussion. Albert Aylers Wirken wurde später von zahlreichen Musikern gewürdigt.

 

Obwohl seine Aufnahmen später unter verschiedenen Titeln immer wieder auf den Markt kamen, gab es auch unveröffentlichtes Material. Dieses kam, wie schon erwähnt, unter dem Titel "Holy Ghost: Rarities 1962-70" (Revenant, 2004) in Form einer 10-CD-Box heraus. Es enthielt Aufnahmen, die bisher nur auf Bootlegs oder überhaupt noch nie erschienen waren.

 

CD 1 beginnt mit jenen Aufnahmen, die Ayler als Mitglied einer Militärband sowie solche, die er in Begleitung des Quintetts von Herbert Katz (g) am 19. Juni 1962 in Helsinki gemacht hatte. Mitmusiker waren Teuvo Suojärvi (p), Heikki Annala (b) und Martti Äijänen (dm). Als nächstes wird das Gastspiel von Ayler als Mitglied des Cecil Taylor Trios dokumentiert. Die Aufnahmen entstanden am 16. November 1962 in Kopenhagen mit Jimmy Lyons (as) und Sunny Murray (dm) als Begleiter.

 

Der Rest von CD 1 und der Anfang von CD 2 wird von Trioaufnahmen gebildet, die Ayler, Gary Peacock (b) und Murray (dm) in New York aufzeichnen liessen. Die nächsten Aufnahmen stammen vom 3. September 1964 in Kopenhagen. Dort spielte das Ayler-Trio mit Peacock und Murray sowie mit Don Cherry (tp) als Gast.

 

CD 2 wird mit Aufnahmen des Burton Greene Ensembles abgeschlossen, mit dem Ayler Anfang 1966 in New York ins Studio gegangen war. CD 3 und 4 zeigen Ayler mit seinem Bruder Donald Ayler (tp), Michel Sampson (vio), Mutawef Shaheed alias Clyde Shy (b) und Ronald Shannon Jackson (dm) in Aufnahmen vom 16. und 17. April 1966 im "La Cave" in Cleveland, Ohio.

 

CD 5 zeigt das Albert Ayler Quintet mit Donald Ayler (tp), Michel Sampson (vio), Bill Folwell (b) und Beaver Harris (dm) bei Konzerten am 3. November 1966 in Berlin bzw. am 8. November 1966 in Rotterdam. Aufnahmen von fast der selben Formation vom 30. Juni und 1. Juli 1967 in Newport eröffnen auch CD 6. Neu sass Milford Graves anstelle von Beaver Harris hinter dem Schlagzeug.

 

CD 6 enthält auch den Auftritt des Ayler Quartets mit Donald Ayler (tp), Richard Davis (b) und Milford Graves (dm) am "Coltrane Funeral"  am 21. Juli 1967 in New York. Auf CD 6 finden sich zudem Aufnahmen die Albert Ayler als Mitglied des Pharoah Sanders Ensembles gemacht hatte sowie ein Dokument eines Ayler Ensembles mit Call Cobbs (p), Bill Folwell (b, e-b), Bernard Purdie (dm), Mary Parks (vcl, tambourine) und einer weiteren nicht bekannten Stimme.

 

Ayler ist auch als Rezitator von Texten zu hören. CD 7 beginnt mit einigen Aufnahmen, die unter dem Namen von Donald Ayler entstanden waren. Dazu wird CD 7 von einer Session abgerundet, die Ayler Ende Juli in St. Paul de Vence mit Call Cobbs (p), Steve Tinteweiss (b), Allen Blairman (dm) und Mary Maria (tambourine, hand-clapping) eingespielt hatte.

 

CD 8 und 9 enthalten Interviews mit Ayler von 1964 und 1966 in Kopenhagen, 1970 in St. Paul de Vence (zweimal) sowie eines mit Don Cherry, ebenfalls mitgeschnitten in St. Paul de Vence.

 

Ein Jahr nach der 10-CD-Box erschienen der erste Teil der "Holy Ghost"-Box als Triple-LP (Revenant, 2005). Eine weitere umfassende Werkschau war die 69 Tracks umfassende DL-only-Aufnahme "The Albert Ayler Story" (ESP, 2014), welche zum 50. Jahrestag der ersten Ayler-Aufnahme für "ESP" herausgebracht wurde.

 

Es handelte sich neben Musiktracks auch um Ausschnitte von Interviews mit Ayler und Leuten aus seiner Umgebung. "The Complete ESP-Disk' Recordings" (ESP, 2005) war eine 4-CD-Box, ebenso wie "The Early Albums" (Enlightenment, 2020).                                                    06/24

 

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