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Albert Ayler bis 1964

Amerikanischer Free Jazz-Tenor- und Sopransaxohonist und Bandleader, geboren am 13. Juli 1936 in Cleveland, Ohio. Er spielte zuerst Altsaxophon und Oboe. Als 15-Jähriger wurde Ayler Mitglied von Lloyd Pearson & The Counts of Rhythm, wo auch der Bluessänger und Mundharmonikaspieler Little Walter Jacobs, der später bei Muddy Waters arbeitete, ein Gastspiel gab.



Danach ging Ayler mit Litte Walter auf Tournee und gründete mit 19 Jahren eine eigene R&B-Band. 1956 wurde Ayler zur Armee eingezogen, wo er mit Stanley Turrentine (ts), Lewis Worrell (b) und Beaver Harris (dm) jammte. Später wurde Albert Ayler nach Frankreich verlegt, wo er auf den damals ebenfalls noch unbekannten Roscoe Mitchell traf.

 

Zwei Stücke, die bei Proben der U.S. Army 76th A.G. Band am 14. September 1960 in Orléans aufgezeichnet worden waren, wurden später als allererste Aufnahmen von Ayler überhaupt auf der 10-CD-Box "Holy Ghost - Rare And Unissued Recordings (1962-70)" (Revenant, 2004) veröffentlicht. Nach seiner Entlassung aus der Armee kehrte Ayler in seine Heimat Cleveland zurück.

 

Dort entwickelte er sein musikalisches Konzept - Coltranes rhythmische und harmonische Komplexität sowie die Vokaleffekte des R&B – weiter. 1962 ging Ayler, der zu jener Zeit kaum je Engagements bekam, nach Skandinavien. Im Juni 1962 kam es in Helsinki zu Aufnahmen mit dem Quintett von Herbert Katz (g), das zudem noch aus Teuvo Suojarvi (p), Heikki Annala (b) und Martti Aijanen (dm) bestand.

 

Dieses Material wurde später ebenfalls auf der "Holy Ghost"-Compilation erstmals zugänglich gemacht. In Schweden machte Ayler mit Torbjorn Hultkrantz (b) und Sune Spångberg (dm) am 25. Oktober 1962 seine ersten Aufnahmen überhaupt. Sie erschienen auf zwei LPs (beide Bird Notes, 1963), von denen eine mit " Something Different!!!!!!" betitelt war, während die andere keinen Titel aufwies.

 

Wiederveröffentlichungen waren auch mit "The First Recordings" und "The First Recordings Vol. 2" betitelt. Die Musik bestand aus Standards, die Ayler in seiner besonderen, schrägen Art interpretierte. Bei einem Auftritt als Mitglied der Band von Sonny Rollins in Stockholm lernte er Don Cherry kennen. Cherry, Ayler, Dexter Gordon und Don Byas traten auch gemeinsam auf.

 

Als sich Cecil Taylor mit Jimmy Lyons (as) und Sunny Murray (dm) im Herbst/Winter 1962 in Europa aufhielt und bei dieser Gelegenheit in Kopenhagen das Album "Nefertiti, The Beautiful One Has Come" (Fontana, 1966) einspielte, wurde Ayler Mitglied der Band, ohne dass dabei offzielle Aufnahmen entstanden.

 

Aufnahmen dieses Quartetts wurden erst später auf CD 1 von "Holy Ghost" zugänglich gemacht. Es handelte sich um einen fast 22-minütigen Track, aufgenommen am 16. November 1962 in Kopenhagen. Am 14. Januar 1963, kurz vor seiner Rückkehr in die USA, machte Albert Ayler für das dänische Radio mit Niels Brønsted (p), dem damals erst 16-jährigen Niels-Henning Ørsted Pedersen (b) sowie mit Ronnie Gardiner (dm) weitere Aufnahmen.

 

Diese kamen als "My Name Is Albert Ayler" (Debut und Fontana, 1964) auf den Markt. Wiederveröffentlichungen trugen auch andere Titel. Nach seiner Rückkehr in die USA liess er sich wegen Arbeitsmangel in Cleveland nieder, wo er die Saxophonisten Frank Wright und Donald Strickland, der sich später Mustafa Abdul Rahim nannte, massgeblich beeinflusste.

 

Im Dezember 1963 kam es zu einem musikalischen Zusammentreffen von Ayler mit Ornette Coleman in dessen Haus in New York. Auf den bis heute nicht veröffentlichten Aufnahmen ist Coleman in der ersten Session mit Ayler (ts), Fred Lyman (banjo) und einem nicht bekannten Bassisten erstmals auch als Trompeter und Violinist zu hören.

 

Bei der zweiten Session bestand das Band aus Coleman (tp), Ayler (ts), Norman Butler (as, cello), Charles Tyler (ce-melody sax), Fred Lyman (g) und Earle "Errol" Henderson (b). Auch weitere gemeinsame Aufnahmen von Ayler und Cecil Taylor vom 31. Dezember 1963 kamen bis heute nicht auf den Markt. Begleitet wurden die beiden Musiker damals von Jimmy Lyons (as), Henry Grimes (b) und Sunny Murray (dm).

 

Am 24. Februar 1964 machte Albert Ayler in New York Aufnahmen mit Call Cobbs jr (p), Henry Grimes (b) und Sunny Murray (dm). Dabei wurden Spirituals intoniert. Diese Aufnahmen wurden erst Jahre später als "Swing Low Sweet Spiritual" (Osmosis, 1971) veröffentlicht. Sie wurden später auch unter anderen Titeln herausgebracht.

 

Am gleichen Tag war Albert Ayler mit Norman Howard (tp), Henry Grimes oder Earle Henderson (b) und Sunny Murray (dm) im Studio. Diese Aufnahmen kamen erstmals als "Spirits" (Debut, 1964) heraus und wurden später mehrfach wiederveröffentlicht, unter anderem auch unter dem Titel "Witches And Devils".

 

Mitte 1964 engagierte Ayler für Grimes den bisher bei Paul Bley tätigen Gary Peacock (b), der eigentlich Ron Carter bei Miles Davis hätte ersetzten sollen. Peacock und Sunny Murray bildeten die langlebigste Rhythmusgruppe von Ayler. Im Sommer 1964 spielte das Trio mehrfach auf Bühnen oder im Studio.

 

Liveaufnahmen vom 14. Juni 1964 im "Cellar Café" in New York kamen allerdings erst später als "Prophecy" (ESP, 1975) heraus. Noch später wurden diese Aufnahmen zusammen mit den am 1. Mai 1965 in der New Yorker Town Hall mitgeschnittenen Stücken der einseitig bespielten LP "Bells" (ESP, 1965) gemeinsam mehrfach wiederveröffentlicht.

 

Eine dieser Wiederveröffentlichungen enthielt zusätzliches Material und erschien unter dem Titel "Bells/Prophecy Expanded Edition" (ESP, 2015) in Form einer Doppel-CD. Auf "Bells" war Ayler im Quintett mit seinem Bruder Donald Ayler (tp) sowie mit Charles Tyler (as), Lewis Worrell (b) und Sunny Murray (dm) zu hören.

 

Knapp einen Monat nach dem auf "Prophecy" verewigten Auftritt ging das Trio Ayler, Peacock und Murray am 10. Juli 1964 ins Studio und spielte "Spiritual Unity" (ESP, 1965) ein. Dies war die zweite Aufnahme des damals neuen "ESP"-Labels, nachdem Ayler 1963 von Bernard Stollman entdeckt worden war.

 

Mit Don Cherry (tp), John Tchicai (as) und Roswell Rudd (tb) zum Sextett aufgestockt, spielte das Albert Ayler Trio den Soundtrack "New York Eye And Ear Control" (ESP, 1966) für den einen Experimentalfilm von Michael Snow ein. Über das Aufnahmedatum dieser Session bestehen zwei verschiedene Angaben. Die LP selber nennt den 17. Juli 1964 als Datum, während "ESP" im Katalog stets vom September 1965 schreibt.

 

Ersteres ist wahrscheinlicher, auch wenn Ayler im September 1965 seine ehemalige Rhythmusgruppe Gary Peacock und Sunny Murray erneut für eine Session beizog. Im Herbst/Winter 1964 ging das Albert Ayler Trio für ein Engagement im Kopenhagener "Montmartre"-Club und für eine Tournee nach Europa, wo Don Cherry (co) zur Gruppe stiess.

 

In jener Zeitperiode spielte das Quartett viel Live- und Studio-Material ein, das bis heute erst teilweise auf den Schallplatten wie "Ghosts" (Debut und Fontana, 1965), "Vibrations" (Freedom und Spiegelei, 1973), "The Hilversum Session" (Osmosis, 1980) und "The Copenhagen Tapes" (Ayler, 2002), veröffentlicht wurde.

 

Teile davon erschienen auch unter den Titeln "Albert Ayler" (Philology und Musica Jazz, 1990), "Live In Europe 1964-1966" (Landscape, 1991) und "Copenhagen Live 1964" (hatOLOGY, 2017). Einige dieser Alben enthielten auch Aufnahmen vom 3. November 1966, als Ayler am Jazzfestival Berlin mit Donald Ayler (tp), Michael Sampson (vio), Bill Folwell (b) und Beaver Harris (dm) aufgetreten war.

 

Von Radiosessions am 10. September 1964 in Kopenhagen und vom 9. November 1964 in Hilversum stammen die Aufnahmen zur CD "European Radio Studio Recordings 1964" (hatOLOGY, 2016). Sechs der neun Titel waren zuvor schon auf der erwähnten LP "The Hilversum Sessions" veröffentlicht worden.                                                  06/24

 

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