Englisch-französischer Blues-, Jazz- und Skiffle-Musiker, Komponist, Bandleader und Musikjournalist, geboren am 19. April 1928 in Paris als Alexis Andrew Nicholas Koerner. Er war Sohn eines österreichischen Juden und einer griechisch-türkischen Mutter und verbrachte seine Jugend in Frankreich, der Schweiz und Nordafrika.
12-jährig ging er mit seiner Familie wegen des Zweiten Weltkrieges nach London. Er spielte Klavier und Gitarre und wurde 1949 Mitglied von Chris Barbers Jazzband, wo er auf den Mundharmonikaspieler Cyril Davies traf, mit dem er sich ab 1955 zu einem Duo zusammentat. Dazwischen spielte Korner in der Skiffle-Gruppe von Ken Coyler.
1954/1955 spielte diese Gruppe mit Korner für das Label "Decca" mehrere Songs ein. Zwei davon erschienen noch auf einer Schellack-Schallplatte, drei bzw. vier weitere auf zwei 7"-EPs. Seine ersten Aufnahmen unter eigenem Namen enstanden am 22. Juli 1957, als er zusammen mit Cyril Davies (g, hca, vcl), Chris Capon (b), Mike Collins (washboard) und teilweise Dave Stevens (p) als Alexis Korner Skiffle Group vier Titel aufnahm.
Diese kamen auf der 7"-EP "Blues From The Roundhouse Volume 1" (Decca, 1958) auf den Markt. Diese und weitere Titel von Sessions von 1957 und 1961 wurden später unter den Titeln "The Legendary Cyril Davies With Alexis Korner's Breakdown Group And The Roundhouse Jug Four" (Folklore, 1970) bzw. "Alexis 1957" (Krazy Kat, 1984) herausgebracht.
Zum Teil das selbe sowie weiteres Material aus jener Zeit kamen unter dem Titel "Blues From The Roundhouse" (GVC, 2009) heraus. Ab jener Zeit brachte Korner oftmals anhin unbekannte amerikanische Bluesmusiker nach England. 1961 gründeten Korner und Davies die Formation Blues Incorporated. Diese wurde zum Sammelbecken und Durchlauferhitzer für junge Blues- und Rockmusiker.
Eines der ersten Lineups bestand neben den Gründern aus Long John Baldry oder Art Wood (vcl), Dick Heckstall-Smith (ts), Jack Bruce (e-b) und Charlie Watts (dm). Auf der ersten LP "R&B From The Marquee" (Ace Of Clubs, 1962) spielten neben den beiden Gründern Dick Heckstall-Smith (ts, vcl), Keith Scott (p), Spike Heatley (b) und Graham Burbridge (dm) sowie teilweise Long John Baldry (vcl), Teddy Wadmore (e-b) und Big Jim Sullivan (vcl).
Ebenfalls 1962 veranstaltete Alexis Korner im "Ealing Jazz Club" in London regelmässig "Rhythm and Blues Nights", bei denen unter anderem Mick Jagger, Keith Richards, Brian Jones, Rod Stewart, Paul Jones, John Mayall, Zoot Money oder Jimmy Page als Zuhörer teilnahmen. Einige von ihnen machten sporadisch auch bei den Auftritten der Blues Incorporated mit. Drummer bei Blues Incorporated war inzwischen Ginger Baker geworden.
Weil Korner seine Band mit weiteren Bläsern erweitern wollte, überwarf er sich mit Cyril Davies. Dieser gründete mit den Cyril Davies All-Stars eine eigene Band und wurde durch Graham Bond (as) ersetzt. Bond verliess Korner schnell wieder, nahm Jack Bruce (e-b) und Ginger Baker (dm) mit und gründete mit ihnen die Graham Bond Organisation.
Cyril Davies starb am 7. Januar 1964. "At The Cavern" (Oriole, 1964) zeigte Korner in Begleitung von Dave Castle (as), Malcom Saul (org), Vernon Bown (b) und Mike Scott (dm) sowie teilweise mit Herbie Goins (vcl). "Red Hot From Alex" (Transatlantic, 1964) hiess eine weitere LP, die aus mehreren Sessions in verschiedenen Besetzungen entstand.
Neben Musikern, die bereits früher mit Korner zusammengearbeitet hatten, waren auf dieser LP weitere wie Art Themen (ts), Ron Edgeworth (org, p), Danny Thompson (b) oder Barry Houghton (dm) mit von der Partie. "Alexis Korner's Blues Incorporated" (Ace Of Clubs, 1965) entstand in der Besetzung Dick Heckstall-Smith (ts), Art Themen (ts, as), Johnny Parker (p), Mike Scott (b) und Phil Seamen (dm). Für "Sky High" (Spot, 1966) baute Korner auf Duffy Power (vcl, hca), Alan Skidmore (ts), Chris Pyne (tb), Danny Thompson (b) und Terry Cox (dm). 1966 löste Korner die Gruppe Blues Incorporated auf.
1960 hatte Korner (g) mit Memphis Slim (p, vcl) sowie mit Stan Greig (dm) als Begleiter das Album "Pinetop's Blues" (Polydor, 1966) aufgenommen. Dieses erschien unter Memphis Slims Namen. Auf der ersten von mehreren Wiederveröffentlichungen mit dem Titel "Rock Me Baby!" (Black Lion, 1975) war Korner als Co-Leader aufgeführt.
Diese Aufnahmen sowie weitere dieser Session und solche von einer weiteren Session im Juli 1960 wurden später auf der Doppel-CD "Two Of The Same Kind" (Blues Boulevard und Music Avenue, 2012) zusammengefasst. "I Wonder Who?" (Fontana, 1967) hiess eine nächste eigene Aufnahme. Darauf wurde Korner von Danny Thompson (b) und Terry Cox (dm) begleitet. Am 17. Oktober 1967 war Korner (slide-g) bei einer BBC-Session Gast des Jimi Hendrix Trios mit Hendrix (g, vcl), Noel Redding (e-b) und Mitch Mitchell (dm).
Zusammen nahmen sie den Willie Dixon-Song "(I'm Your) Hoochie Coochie Man" auf, der mit weiterem Material auf der LP "Radio One" (Rykodisc, 1988) bzw. auf der Doppel-CD "BBC Session" (MCA, 1998) veröffentlicht wurde. Korners nächstes Album war "A New Generation Of Blues" (Liberty, 1968). Neben Thompson und Cox spielten darauf Ray Warleigh (fl, as) und Steve Miller (p).
Danach gründete Korner mit New Church eine neue Formation. "Both Sides" (Metronome, 1970) enthielt Studio- und Liveaufnahmen in verschiedenen Besetzungen mit Peter Thorup (vcl, g, hca), Paul Rodgers (vcl), Annette Brox (vcl), Ray Warleigh (as), Lol Coxhill (ts, ss), John Surman (bars, p), Malcom Griffiths und Chris Pyne (tb), Henry Lowther und Harry Beckett (tp), Andy Fraser oder Colin Hodgkinson (e-b) sowie John Marshall (dm).
Mit einem Teil dieser Musiker sowie mit unter anderen auch Kenny Wheeler (tp) oder Tony Coe (sax) stellte Korner mit CCS innerhalb von kurzer Zeit eine zweite Grossformation auf die Beine. "CCS" (RAK, 1970) hiess ein erstes Album, gefolgt von "CCS 2" (RAK, 1972). "The Best Band In The Land" (RAK, 1973) war eine Compilation mit Tracks aus beiden CCS-Veröffentlichungen, die später unter dem Titel "Whole Lotta Love - Best of CCS" (EMI, 1991) wieder veröffentlicht wurde.
Zwischen den beiden CCS-Alben war mit "Alexis Korner" (RAK, 1971) ein weiteres Album unter eigenem Namen erschienen. Eingespielt wurde es mit Hilfe von Chris McGregor (p, e-p, org), Larry Power (g), Colin Hodgkinson (e-b) und Jack Brooks (dm). In einem Track sang Joe Walsh. Am 11. Juni 1971 wurde Alexis Korner von B.B. King ins Studio geholt, um den Song "Alexis Boogie" für Kings LP "In London" (ABC und Probe, 1971) einzuspielen. B.B. King war auf jenem Track erstmals auf einer akustischen Gitarre zu hören gewesen.
Weitere Mitmusiker in diesem Stück waren Steve Marriot (hca), Greg Ridley (e-b) und Jerry Shirley (dm), also drei Viertel von Humble Pie. Korner ging 1972 mit Humble Pie auch auf US-Tournee. "Bootleg Him!" (Warner, 1972) hiess im selben Jahr eine Doppel-LP mit bisher grösstenteils noch nie veröffentlichten Aufnahmen aus den Jahren 1962 bis 1971, die Korner in den diversesten Besetzungen eingespielt hatte.
Auf der in den USA mit englischen Musikern eingespielten LP "Accidentally Born In New Orleans" (Warner, 1973) nannte Korner seine Begleitband Snape. Diese bestand aus Mel Collins (sax, p, fl), Boz Burrell (e-b) und Ian Wallace (dm), die kurz zuvor mit Robert Fripp (g) den damaligen Kern von King Crimson gebildet hatten. Dazu kam Korners ständiger musikalischer Begleiter Peter Thorup (vcl, g).
Gastmusiker auf dieser Aufnahmen waren Steve Marriott (org, vcl) von den Small Faces und Humble Pie, Ollie Halsall und Mike Patto (vcl) von Patto, Zoot Money (p), Tim Hinkley (p, vcl) und Korners Tochter Sappho Korner (vcl). Bei Auftritten von Snape 1972 in Deutschland wurde die Doppel-LP "Live On Tour In Germany" (Brain, 1973) mitgeschnitten.
Das Album kam nur in Deutschland heraus, ebenso wie die mit Musikern aus dem selben Kreis eingespielte LP "Alexis Korner" (Polydor, 1974). Für "Get Off My Cloud" (Nex, 1975) holte Korner mit neben anderen Peter Frampton und Steve Marriott (g), Keith Richard (g, vcl) wiederum einige sehr prominente Leute ins Studio.
Aufnahmen die Alexis Korner 1977 mit der Gruppe Bandit gemacht hatte und die lange Zeit nicht veröffentlicht wurden, kamen später unter dem Titel "The Lost Album" (Nibelung, 1990) auf den Markt. Bandit bestand aus Jim Diamond (vcl), Jimmy Litherland und Danny McIntosh (g), Cliff Williams (e-b) und Graham Broad (dm).
"Just Easy" (Intercord, 1978) war bei diversen Sessions 1976/1977 mit einer Vielzahl von Musikern entstanden. "The Party Album" (Intercord, 1979) enthielt Studio-Livematerial einer Session, zu der Korner viele inzwischen bekannte ehemalige Mitmusiker sowie Eric Clapton (g) eingeladen hatte. "Me" (Jeton, 1980) war Korners erstes Soloalbum.
"Rocket 88" (Atlantic, 1981) zeigt Korner bei einem Auftritt 1979 in Hannover mit unter anderem Ian Stewart (p), Jack Bruce (e-b, vc) und Charlie Watts (dm). Seine letzten Aufnahmen trugen den Titel "Juvenile Delinquent" (Charisma, 1984) und waren im November 1983 entstanden. Zwischen den Aufnahmen und der Veröffentlichung war Kettenraucher Alexis Korner am 1. Januar 1984 55-jährig in London an Lungenkrebs verstorben.
"Testament" (Thunderbolt, 1985) enthielt nachträglich Aufnahmen, die im März 1980 in Frankreich bei einem Duo-Auftritt mit Colin Hodgkinson (vcl, e-b) mitgeschnitten worden waren. Vom selben Zeitpunkt und vom selben Ort stammen auch die im Quartett mit Hodgkinson, Adam Sieff (g, e-b) und Derek Austin (synth) gemachten Aufnahmen von "Live In Paris" (The Magnum Music Group, 1988).
Von Alexis Korner oder unter Gruppennamen wie Alexis Korner & Friends, Alexis Korner & His Band, Alexis Korner's All Stars, Alexis Korner's Breakdown Group, Alexis Korner's Skiffle Group, Blues Incorporated, CCS, Duo, New Church und Rocket 88 kamen im Laufe der Jahre bzw. bis dato fast 50 Alben, Dutzede Singles oder EPs und über zwei Dutzend Compilations heraus.
Unter den Compilations befanden sich "Alexis Korner And ...1972-1983" (Castle, 1988), "Alexis Korner And ...1961-1972" (Castle, 1992), "Got My Mojo Working” (Castle, 1994), die alle beim selben Label erschienen. Die CD "The BBC Radio Sessions" (Music Club, 1994) bestand aus Aufnahmen für BBC, die zwischen 1962 und 1983 entstanden waren. Das Ganze war 1984 schon auf Kassette erschienen.
"On The Move: 1968-1982" (Castle, 1996) deckte eine weitere Periode in Korners Schaffen ab. Die Doppel-CD "Anthology 1967-1982 Musically Rich...And Famous" (Castle, 1998) war sozusagen eine Compilation der verschiedenen "Castle"-Compilations. "Kornerstoned (The Anthology 1958-1983)" (Castle, 2006) enthielt auf einer Doppel-CD Tracks von Gruppen wie Ken Colyer Skiffle Group, der Alexis Korner Skiffle Group bzw. Beakdown Group, Blues Incorporated sowie von Alexis Korner und Davy Graham.
CD 1 trug den Titel "The Early Years (1954-69)", CD 2 hiess "The Godfather Of British Blues (1970-83)". Eine weitere Compilation in Form einer Doppel-CD war "Easy Rider" (Not Now, 2011). Sie enthielt vor allem Material aus der Skiffle-Zeit, dazu auch Aufnahmen, die Korner 1958 als Nick Wheatstraw mit Alan Lomax gemacht hatte. Ebenfalls aus dem Material der Zeit von Ende der 1950er Jahre stammt das Material der CD "The Godfather Of The European Blues-Scene" (Membran, 2011).
"The Roots Of UK Rock 'N' Roll" (Xtra, 2013) bestand aus Aufnahmen von diversen Korner-Bands. Eine der umfassendenderen Compilations war "Every Day I Have The Blues (The Sixties Anthology)" (Grapefruit, 2018). Die drei CDs waren mit "Night Time Is The Right Time", "Wednesday Night Prayer Meeting" und What's That Sound I Hear" betitelt. 05/24