top of page
musicmakermark

Alfred Schnittke

Russischer Komponist, geboren am 24. November 1934 in Engels, der damaligen Hauptstadt der Wolgadeutschen Autonomen Sowjetrepublik als Alfred Harriyevich Schnittke. Sein Vater war ein aus Frankfurt stammender lettischer Jude, seine Mutter eine wolgadeutsche Christin. 1946, als Stalin sämtliche Wolgadeutschen deportierte, zog die Familie nach Wien.


Dort entdeckte er die Musik, bekam Klavierstunden, begann auf einem Akkordeon zu spielen und besuchte Sinfoniekonzerte oder Opern. Dort reifte in Schnittke auch der Wunsch, Komponist zu werden. Anfang der 1950er Jahre ging er ans Konservatorium von Moskau, wo er vorerst als Chorleiter und Pianist arbeitete, eher er 1953 als Kompositionsschüler aufgenommen wurde.


Seine Lehrer waren Nikolay Rakov und Jewgeni Goulbev. 1956 komponierte er sein erstes Violinkonzert, das er für die Uraufführung 1963 noch einmal überarbeitete. Bis 1971 war er als Lehrer am Konservatorium Moskau tätig, um dann 1972 als freischaffender Komponist zu arbeiten.


Inspiriert von Komponisten wie Luigi Nono, Luciano Berio oder Krzysztof Penderecki entwickelte sich Schnittke zusammen mit Edison Denisov und Sofia Gubaidulina zum Wortführer der neuen sowjetischen Avantgarde. Der künstlerischen Freiheit war allerdings unter dem Sowjetregime Grenzen gesetzt.


Schnittke musste sich seinen Lebensunterhalt vor allem mit dem Schreiben von Filmmusik verdienen. Zwischen 1962 und 1984 schrieb Schnittke rund 60 Filmmusiken, weil Aufführungen seiner rund 80 klassischen Werke von der russischen Regierung verboten wurden. Eine Auswahl dieser Filmsoundtracks erschien auf "Music For The Movies" (CPO, 2002).


Die CD enthält "My Past And Thoughts" für eine Fernsehserie von Alexander Herzen, komponiert für Kammerensemble und Chor; "The End Of St Petersburg" als Untermalung des gleichnahmigen Stummfilms von Vsevolod Pudovkin aus dem Jahre 1927 sowie "Agony" für den zweiteiligen Film (1974/81) von Elem Klimov über Rasputin.


Die Filmmusik zu "Agony" wurde vorerst vernichtet, weil der Film als subversiv betrachtet wurde. 1987 wurde sie rekonstruiert. Seine 1969 entstandene erste Sinfonie konnte erst 1974 uraufgeführt werden und zwar nicht in Moskau, sondern in Gorky, einer damals für Ausländer gesperrten Stadt. Erstmals in den Westen durfte Schnittke erst 1977 reisen und zwar als Interpret und nicht als Komponist.


Nach ersten Versuchen mit Kompositionstechniken wie Aleatorik und Serialismus wandte er sich einer polystilistischen Kompositionsweise zu, mit der er sich auf Charles Ives, Luciano Berio und Bernd Alois Zimmermann berief. Erste Aufmerksamkeit im Westen erzielten seine Werke bei den Tagen für Neue Musik in Donaueschingen 1966.


Er entwickelte eine Art Collage-Stil, bei dem er Zitate und/oder andere Stile wie Barock-Elemente oder Volksmusik-Melodien in seine Musik einbaute. Schnittke nannte dieses Technik Polystilistik. Nicht nur verschiedene Stile stellte er nebeneinander, sondern manchmal auch unterschiedliche Instrumente.


Er schrieb Sinfonien, Konzerte für Orchester und Soloinstrumente, Sonaten, Chorwerke, Opern, Requiems, Streichquartette und andere Werke für Kammermusik. Schnittkes Musik erschien ab Mitte/Ende der 1960er Jahre bei zahlreichen Labels, zuerst beim sowjetischen Staatslabel "Melodiya", dessen Aufnahmen teilweise von "His Masters Voice" bzw. "Angel" auch in der westlichen Welt veröffentlicht wurden.


Vor allem das schwedische Label "BIS" bemühte sich ab Mitte/Ende der 1980er Jahre, eine grosse Auswahl von Schnittkes Gesamtwerk zu veröffentlichen. Im Rahmen von "The Alfred Schnittke Edition" kamen von 1987 an 25 Aufnahmen heraus, darunter auch mehrere seiner zehn Sinfonien.


Alle zehn Sinfonien wurden im Rahmen der 6-CD-Box "The Ten Symphonies" (BIS, 2009) zugänglich gemacht. Auch andere Label wie "Deutsche Grammophon", "ECM New Series", "Chandos", "EMI Classics", "Sony Classical", "Hyperion", "RCA Victor" und andere nahmen sich der Musik Schnittkes an.


Dazu wurde seine Musik vom Kronos Quartet interpretiert. "Kronos Quartet Performs Alfred Schnittke - The Complete String Quartets" (Nonesuch, 1998) enthielt neben den vier String Quartets No. 1 (1966), 2 (1980), 3 (1983) und 4 (1989) auch die Schnittke-Kompositionen "Canon In Memory Of I. Stravinsky" (1971) und "Collected Songs Where Every Verse Is Filled With Grief" (1984/85).


Das dritte Streichquartett war bereits auf der Kronos-CD "Winter Was Hard" (Nonesuch, 1988) veröffentlicht worden. 1990 war Schnittke, nachdem er über 40 Jahre in Russland gelebt und gearbeitet hatte, mit seiner Familie nach Hamburg übergesiedelt, wo er an der Musikhochschule eine Professur für Komposition übernahm.


1985 erlitt Schnittke einen Schlaganfall, bei dem er kurzzeitig klinisch tot war. Dies setzte in ihm nochmals ungeheure Schaffenskräfte frei – gut die Hälfte seiner wichtigsten Werke entstand in den 13 ihm noch verbleibenden Jahren, in denen ihn noch drei weitere Schlaganfälle in den Jahren 1991 und 1994 immer wieder an der Arbeit hinderten.


Auch nach seinem vierten Schlaganfall konnte er noch seine 9. Symphonie schreiben, ehe er am 3. August 1998 im Alter von 64 Jahren starb. Er wurde auf dem Moskauer Nowodewitschi-Friedhof begraben. Schnittkes Musik ist auf rund 300 Alben verewigt worden. diese enthielten teilweise auch Werke von anderen zeitgenössischen Komponistinnen und Komponisten. 08/23

1 Ansicht

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Af Ursin

bottom of page