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Alice Coltrane

  • musicmakermark
  • vor 6 Stunden
  • 5 Min. Lesezeit

Amerikanische Pianistin, Organistin, Harfenspielerin, Sängerin, Komponistin und Bandleaderin, geboren am 27. August 1937 in Detroit, Michigan, als Alice McLeod. Sie war die Halbschwester von Ernie Farrow, der in den 1950er und 1960er Jahren bei Stan Getz, Barry Harris, Terry Gibbs und Yusef Lateef als Bassist gearbeitet hatte.



Auch Alice McLeod spielte in jungen Jahren bei Lateef, als dieser noch in der lokalen Jazzszene tätig war. 1959 zog die Pianistin nach Paris, um klassische Musik sowie bei Bud Powell Klavier zu studieren.  In Paris trat sie 1960 in Pausen im "Blue Note Jazz Club" auf. Ein richtiger Auftritt mit Lucky Thompson (ts), Pierre Michelot (b) und Kenny Clarke (dm) wurde damals vom französischen Fernsehen aufgezeichnet.

 

In Europa lernte sie den Sänger und Pianisten Kenny "Pancho" Hagood kennen, den sie heiratete. Die Ehe zerbrach nach der Geburt von Tochter Michelle 1960 schnell wieder. Zurück in Detroit schloss sie sich einer Gruppe mit ihrem Bruder Ernie Farrow (b) und Bennie Maupin (reeds) an.

 

Als Terry Pollard (p, vibes) das Terry Gibbs Quartet verliess, wurde sie deren Nachfolgerin. Unter den Namen Alice Hogood oder Alice McLeod war sie bei den Aufnahmen von vier Gibbs-Alben mitbeteiligt. In Detroit lernte sie bei Dorothy Ashby Harfe spielen. Das Instrument setzte sie später auf ihren eigenen Schallplatten häufig ein.

 

Bei Konzerten im Juli 1963 in New York lernte sie John Coltrane kennen. Im August 1964 kam John Coltrane junior auf die Welt, der 1982 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. 1965, genau ein Jahr nach John junior, gebar sie ihren zweiten Sohn Ravi Coltrane, der sich ab Ende 1990er Jahre einen Namen als Musiker machte.

 

Alice und John Coltrane heirateten aber erst 1966 in Mexico. 1967 kam ihr drittes Kind Oran zur Welt. Als John Coltrane Anfang 1966 sein bisheriges, klassisches Quartett mit McCoy Tyner (p), Jimmy Garrison (b) und Elvin Jones (dm) fast vollständig umbaute, gehörte fortan Alice Coltrane zur Gruppe von John Coltrane.

 

Alice Coltrane ist auf damals und später veröffentlichten "Impulse!"-Alben "Live At The Village Vanguard Again" (1966), "Expression" (1967), "Infinity" (1972), "Concert In Japan" (1973), "Jupiter Variations" (1978), "Stellar Religions" (1995) und "The Olatunji Concert: The Last Live Recording" (2001) zu hören.

 

Das Ehepaar gründete 1966 ein eigenes Label, das sich "Coltrane Records" nannte. Darauf erschien 1968 einzig die LP "Cosmic Music", ein gemeinsames Album von John und Alice mit Pharoah Sanders (ts), Jimmy Garrison (b) sowie Ben Riley, Rashied Ali oder Ray Appleton (dm) als Begleiter.

 

Nach John Coltranes Tod am 17. Juli 1967 musizierte Alice in seinem Geiste weiter. Dabei schwebte Alice Coltrane unter starkem Einbezug ethnischer Elemente immer mehr von der Jazz-Tradition ins Mystische ab. Ihr erstes Album unter eigenem Namen enstand zwischen Ende Januar und Anfang Juni 1968 bei drei verschiedenen Sessions mit zwei verschiedenen Gruppen.

 

Es hiess "A Monastic Trio" (Impulse!, 1968). Dabei wurde die Pianistin von Pharaoh Sanders (ts), Jimmy Garrison (b) und Ben Riley (dm) bzw. von Garrison und Rashied Ali (dm) begleitet. Das Album wurde 1998 auf GPR wiederveröffentlicht und mit drei Stücken aus der LP "Cosmic Music" sowie einem Piano Solo-Stück, entstanden bei den "Expressions"-Sessions 1967, ergänzt.

 

Im Mai 1969 nahm sie mit Ron Carter (b) und Rashied Ali (dm, perc) "Huntington Ashram Monastery"(Impulse!, 1969) auf. "Ptah The El Daoud" (Impulse!, 1970) wurde im Quintett mit Sanders, Joe Henderson (ts, fl), Ron Carter (b) und Ben Riley (dm). Das nächste Album hiess "Journey To Satchidanada" (Impulse!, 1971).

 

Es entstand im November 1970 mit Pharoah Sanders (ts), Cecil McBee (b), Rashied Ali (dm), Majid Shabazz (perc) und Toby Reynold (perc). Auf der LP finden sich auch Liveaufnahmen vom Juli 1970 mit Sanders, Ali, Charlie Haden (b) und Vishnu Wood (oud).

 

Auf "World Galaxy (Alice Coltrane With Strings)" (Impulse!, 1972) wurde Alice Coltrane von Frank Lowe (ts, ss), Leroy Jenkins (vio), Reggie Workman (b), Ben Riley (dm). Elayne Jones (perc) und 16 Streicherinnen und Streicher begleitet.

 

Der Mitschnitt eines Auftritts vom 21. Februar 1971 in NYC mit Pharoah Sanders und Archie Shepp (ts), Kumar Kramer (harmonium), Jimmy Garrison und Cecil McBee (b) sowie Clifford Jarvis und Ed Blackwell (dm) wurde später unter dem Titel "Carnegie Hall '71" (Hi Hat, 2018) zugänglich gemacht.

 

Allerdings enthielt die CD nur den rund 28-minütigen Track "Africa". Die gesamten Aufnahmen erschienen viel später in Form der Doppel-CD "The Carnegie Hall Concert" (Impulse!, 2024). Das damals nächste Album "Universial Consciousness" (Impulse!, 1971) entstand nach einem längeren Indienaufenhalt, sowie mit ideeler Hilfe von Ornette Coleman.

 

Darauf erklangen eine Orgel, ein Streichquartett sowie indische und ägyptische Töne. Coltrane wurde dabei von Jimmy Garrison (b) sowie den Drummern Rashied Ali, Clifford Jarvis und Jack deJohnette unterstützt. 1972 zog Alice Coltrane von New York nach Kalifornien, wo sie - inspiriert von Guru Swami Satchidananda - 1975 ausserhalb von Los Angewles ein Studienzentrum für östliche Religionen gründete.

 

Dort entstand mit Charlie Haden (b), Ben Riley (dm) und einem Streichorchester "Lord Of Lords" (Impulse!, 1972), das letzte Album für das langjährige Label von John und Alice Coltrane. Ebenfalls im Grossraum Los Angeles waren die Aufnahmen der Doppel-LP "Live At The Berkeley Community Theater 1972" (BCT, 2019) mitgeschnitten worden. Darauf war Coltrane mit einem Sextett mit unter anderem Charlie Haden (b) zu hören.

 

Aus den Stücken ihrer "Impulse!"-Alben wurden mehrere Compilations zusammengestellt. Nach ihrer Zeit bei "Impulse!" nahm sie gemeinsam mit Devadip Carlos Santana als Turiya Alice Coltrane das Album "Illuminations" (Columbia, 1974) sowie als Gast von Joe Henderson "The Elements" (Milestone, 1974) auf.

 

Danach folgten bei "Warner" vier weitere Alben innerhalb kurzer Zeit. Auf dem ersten Album "Eternity" (1976) spielte neben Dutzenden von anderen MusikerInnen auch Carlos Santana (g) mit, obwohl er nicht als Musiker aufgeführt wurde. Danach folgte "Radha-Krsna Nama Sankirtana" (1976) mit jeweils mehreren indischen Perkusionissten und mit Sohn Arjuna John Coltrane Jr. (dm) in einem Track.

 

Das dritte Album hiess "Transcendence" (1977) und das vierte war die im April 1978 live aufgenommene Doppel-LP "Transfiguration" (1978), eine Trioaufnahme mit Reggie Workman (b) und Roy Haynes (dm), begleitet von acht Streichern.

 

In den 1980er und 1990er Jahren zog sie sich von der Szene zurück und widmete sich ihrem Studienzentrum Sai Anatam Ashram. 1981 machte zwar Aufnahmen mit ihren Söhnen, doch die Session wurde noch nicht veröffentlicht.  

 

In ihrem Studienzentrum entstanden im Laufe der Jahre eine ganze Reihe von meditativen New Age-Aufnahmen, die sie auf mehreren Kassetten aufzeichnen liess. Später erschien mit "Wold Spirituality Classics 1: The Ecstatic Music Of Alice Coltrane" (Luaka Bop, 2017) eine Compilation von Stücken aus jener Zeit.

 

1996 tauchte sie als Gastmusikerin auf einem Song ihrer Tochter Michelle Coltrane auf. 1997 und 1998 stand sie erstmals an der Seite ihres Sohnes Ravi Coltrane auf der Bühne. Bis zur Veröffentlichung eines ersten gemeinsamen Albums mit Ravi vergingen mehrere Jahre. Die CD hiess "Translinear Light" (Verve, 2004), erschien aber unter Alice Coltranes Namen.

 

Weitere Musiker, die auf dieser Aufnahme mitmachten, waren Charlie Haden (b), James Genus (b), Jeff Watts (dm), Jack DeJohnette (dm) und in einem Duotrack Alice's zweiter Sohn Oran Coltrane (as). In einem Track holte Coltrane The Sai Anantam Ashram Singers dazu.

 

Mit diesem Chor entstand die erst später veröffentlichte Aufnahme "The Ecstatic Music Of Alice Coltrane Turiyasangitananda" (Luaka Bop, 2017). Alice Coltrane war am 12. Januar 2007 69-jährig in Los Angeles verstorben. Zuletzt arbeitete sie an der Fertigstellung ihres Albums "Sacred Language Of Ascension".

 

"Spiritual Eternal: The Complete Warner Bros Studio Recordings" (Real Gone, 2018) umfasste auf drei CD ihre vier, Ende der 1970er Jahre bei "Warner" erschienen Alben. Die LP "Kirtan: Turiya Sings" (Impulse!, 2019) enthielt eine Neuabmischung eines Albums aus ihrer New Age-Zeit von 1982.                                                          04/25

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