Französischer Jazz-Violinist, Komponist, Arrangeur, Bandleader sowie Musikkritiker und Romanautor, geboren am 22. Januar 1921 in Paris. Er studierte am Pariser Konservatorium unter anderem bei Olivier Messiaen. Daneben spielte er in Cafés Violine, so ab 1942 unter dem Namen Claude Laurence im Sextett von André Ekyan.
Ab der zweiten Hälfte der 1940er Jahre war er als Arrangeur tätig, zunächst für Django Reinhardt (1946) und Don Byas (1949), dann für James Moody (1951), Bernard Peiffer (1952) und Bobby Jaspar (1954). 1954 wurde er zu Präsidenten der Academie du Jazz de Paris gewählt. Hodeir komponierte mehrere Filmmusiken wie diejenige für "Le Palais Idéal" für Adonis Kyrou (1958), "Mamselle Pigalle" von Roger Vadim (1958), "Saint Tropez Blues" von Marcel Moussy (1961) und "Welt ohne Sonne" von Jacques-Yves Cousteau (1964).
1954 gründete Hodeir die experimentelle Jazz Groupe de Paris, bei der unter anderen Bobby Jaspar (ts), Jean Aldegon (as), Armand Migiani (bars), Roger Guérin (tp), Buzz Gardner (tp), Jean Liesse (tp), Nat Peck (tb), Fats Sadi (vibes), Pierre Michelot (b), Jacques David und/oder Christian Garros (dm) spielten. Mit ihr wollte Hodeir symphonische Musik und Jazz verbinden.
Von dieser Formation erschien die mehrfach wieder veröffentlichte LP "Joue André Hodeir" (Vega, 1956), die 10"-EP "Essais D'André Hodeir" (Swing, 1957) und die 7"-EP "Les Tripes Au Soleil" (Fontana, 1958). Letztere Schallplatte entstand zusammen mit der Sängerin Christiane Legrand, der Schwester des Komponisten Michel Legrand, und enthielt den Soundtrack zum gleichnamigen Film von Claude Bernard-Aubert.
Weitere Aufnahmen der Jazz Groupe de Paris, datiert vom 20. Oktober 1957, erschienen auf der Split-LP "The Historic Donaueschingen Jazz Concert 1957" (MPS, 1977). Weitere Gruppen, die bei diesem Konzert auftraten und auf der LP vertreten sind, waren die Eddie Sauter Big Band und das Modern Jazz Quartet.
Zu Hodeirs Kompositionen gehören auch seine "Livres d’Essais" (1954 und 1956). Diese setzte Hodeir mit US-Musikern wie Hal McKusick (as, bcl), Donald Byrd (tp) und anderen um und nahm sie unter dem Titel "American Jazzmen Play Andre Hodeir's Essais" (Savoy, 1957) auf. Schon im Jahr davor war die LP "Kenny Clarke's Sextet joue André Hodeir" (Philips, 1956) erschienen, allerdings eingespielt grösstenteils von französischen Musikern.
Auch das Modern Jazz Quartet spielte Stücke von Hodeir. In den 1960er Jahren leitete André Hodeir sein eigenes Orchester. Dieses spielte auf der LP "Jazz Et Jazz" (Philips, 1960) Hodeirs mehrteilige Kompositionen "Jazz Cantata" und "Le Palais Idéal". 1966 komponierte er auf der Basis von "Finnegans Wake" von James Joyce die monumentale Jazz-Kantate "Anna Livia Plurabelle", die auch für eine LP "(Philips, 1966) eingespielt wurde.
Die LP "Bitter Ending" (Epic, 1972) mit einem weiteren Monumentalwerk für Jazzquintett und die Swingle Singers war quasi der zweite Teil des Diptychons "Jazz On Joyce". Auf "Martial Solal et son Grand Orchestre jouent André Hodeir" (Carlyne, 1984) wurde Hodeir erneut als Komponist geehrt. "The Vogue Sessions" (BMG France, 1999) hiess eine Sammlung von Werken, die Hodeir zwischen 1949 und 1954 einspielen liess.
Auf der Doppel-CD "Essais-Complete Paris & New York Sessions" (Fresh Sound, 2017) wurden mehrere wichtige Werke zusammengefasst. Auf der Doppel-CD "Musique Classique Et Jazz 1958-1962 La Naissance Du Crossover" (Frémeaux & Associés, 2020) wurden Stücke von Hodeir solchen von Jacques Loussier, Andrè Previn und Claude Bolling, anderen Pionieren der Verbindung von Jazz und Klassik, gegenübergestellt.
Als Jazz-Kritiker errang Hodeir mit seiner wissenschaftlichen Herangehensweise allgemeine Anerkennung. Von 1947 bis 1950 war er Herausgeber der Fachzeitschrift "Jazz Hot" und in dieser Zeit ein eifriger Fürsprecher des Bebop. 1954 erschien "Hommes et problemes du Jazz", eine der ersten analytischen musikwissenschaftlichen Studien über Jazz, das als Standardwerk gilt.
Gesamthaft verfasste er rund ein Dutzend Bücher über den Jazz, dazu einen Sammelband mit Erzählungen und drei Romane. André Hodeir verstarb am 1. November 2011 in Versailles in der Nähe von Paris im Alter von 90 Jahren. Am selben Tag verstarb in Paris die erwähnte Sängerin Christiane Legrand, mit der er zusammengearbeitet hatte. 07/23