Amerikanischer Jazz-Pianist, geboren am 30. Juni 1937 in Chicago. Im Gegensatz zu Angaben in vielen Biografien und Artikeln besitzt Hill keine haitischen Wurzeln, wie er in der Oktober-Nummer 1998 des französischen "Jazz Magazine" richtigstellte. In Chicago spielte er noch vor der Gründung der AACM mit Roscoe Mitchell und Joseph Jarman.
Er spielte dort auch mit den späteren Sun Ra-Musikern Pat Patrick und John Gilmore sowie mit anderen Lokalgrössen oder mit Musikern, die auf der Durchreise waren. 1953, im Alter von 16 Jahren, begleitete er in New York die Sängerin Dinah Washington und bei einem Konzert in Chicago Charlie Parker.
Seine ersten Schallplattenaufnahmen machte er im November 1954 als Mitglied einer Gruppe des Bassisten Dave Shipp. Knapp zwei Jahre später, im Oktober 1956, war er einerseits als Begleiter der Doo Wop-Gruppe De'Bonairs im Studio und konnte gleichzeitig mit Von Freeman (ts), Pat Patrick (bars), Malachi Favors (b) und Wilbur Campbell (dm) eigene Aufnahmen realisieren.
Diese vier Tracks wurden in Form der 7"-Singles/Schellack-Schallplatten "Dot/Mal's Blues" und "After Dark/Down Pat" (beide Ping, 1956) veröffentlicht. 1959 realisierte er mit Malachi Favors (b) und James Slaughter (dm) sein erstes Album "So In Love" (Warwick, 1960). Mit dem Sänger Johnny Hartman spielte als Andrew Hill Trio mit John Mixon (b) und Gene Gammage (dm) 1961 in St. Louis, Missouri, die Live-LP " Sittin' in With Johnny Hartman and The Andrew Hill Trio" (VGM, 1961) ein.
Anfang der 1960er Jahre liess er sich in New York City nieder und machte dort Aufnahmen mit Philip Guilbeau, Roland Kirk, Walt Dickerson, Jimmy Woods, Joe Henderson, Hank Mobley und anderen. Dazwischen verbrachte er einige Zeit an der US-Westküste. Zurück in New York wurde er von "Blue Note" unter Vertrag genommen.
Zwischen 1963 und 1967 begleitete er für Schallplattenproduktionen für dieses Label Joe Henderson, Hank Mobley, Eric Dolphy, Tony Williams, Bobby Hutcherson, Sam Rivers und spielte vom November 1963 bis Mai 1969 unter eigenem Namen zehn Alben ein. Das erste war "Black Fire" (Blue Note, 1964) mit Joe Henderson (ts), Richard Davis (b) und Roy Haynes (dm).
Ohne Henderson, dafür mit Eddie Khan als zweiten Bassisten, folgte einen Monat später die erst später veröffentlichte LP "Smoke Stack" (Blue Note, 1966). Wiederum einen Monat danach, im Januar 1964, entstand mit Bobby Hutcherson (vibes), Richard Davis (b) und Elvin Jones (dm) "Judgement!" (Blue Note, 1964).
Es folgten weitere "Blue Note"-Alben wie "Point Of Departure" (1965), "Compulsion" (1967), "Grass Roots" (1968), "Andrew!!!" (1968) mit Aufnahmen von 1964, "Lift Every Voice" (1970) und "Dance With Death" (Blue Note, 1980) mit Aufnahmen von 1968. Die meisten der "Blue Note"-Alben wurden ab 2003/2004 zusammen mit weiterem Material wiederveröffentlicht.
Viel Material, das Hill damals für "Blue Note" eingespielt hatte, wurde gar nicht veröffentlicht, fand aber später als "Five Unreleased Blue Note Sessions" (Mosaic, 2005) in Form einer 3-CD-Box den Weg an die Öffentlichkeit. Es handelte sich um insgesamt 31 Tracks, von denen nur deren sechs vorher auf der nachträglich von "Blue Note" veröffentlichten Doppel-LP "One For One" (Blue Note, 1975) je heraus gebracht worden waren.
Diese Doppel-LP enthielt Sessions vom Januar 1970 mit Charles Tolliver (tp), Pat Patrick (fl, cl, as, bars), Bennie Maupin (fl, ts, bcl), Ron Carter (b) sowie Paul Motian bzw. Ben Riles (dm); vom August 1969 mit Maupin, Mickey Roker (dm), sowie einem Streichquartet und von 1965 mit Freddie Hubbard (tp), Richard Davis (b) und Joe Chambers (dm).
Letztere Session kam später vollständig auch unter dem Titel "Pax" (Blue Note, 2006) heraus. Eine Session von 1969 mit Joe Farrell (sax, fl, cl), Woody Shaw und Dizzy Reece (tp), Julian Priester (tb), Bob Northern (frh), Howard Johnson (tuba), Ron Carter (b) und Lenny White (dm) kam ebenfalls erst in den 2000er Jahren als "Passing Ships" (Blue Note, 2003) heraus.
Vorher veröffentlichtes Material für "Blue Note" wurde auf der 7-CD/10-LP-Box "The Complete Blue Note Andrew Hill Sessions (1963-1966) (Mosaic, 1995) zugänglich gemacht. Nach einer Pause von rund fünf Jahren ohne Aufnahmen ging Hill im Oktober 1974 mit Chris White (b) und Art Lewis (dm) ins Studio, um "Invitation" (SteepleChase, 1975) einzuspielen. Es folgten weitere Aufnahmen für diverse Labels.
Mit "Hommage" (East Wind, 1975) konnte Andrew Hill im Mai 1975 seine erste Soloaufnahme realisieren. Mit "Live At Montreux" (Arista/Freedom, 1975) folgte im Juli 1975 bei einem Auftritt in der Schweiz gleich noch eine zweite Solo-Einspielung. Zwischen 1976 und 1989 lebte Hill in Kalifornien, wo er in Gefängnissen Musiktherapie betrieb und daneben Solokonzerte gab.
Mit "From California With Love" (Artists House, 1979) konnte Hill im August/Oktober 1978 eine weitere Solo-LP einspielen. Bei diesen Sessions wurden weitere Soloaufnahmen gemacht, die zusammen mit den zwei Tracks der LP fast 30 Jahre später als "Solo: Unreleased & From California With Love" (Mosaic, 2006) als 3-CD-Box (wieder) veröffentlicht wurden.
"Spiral" (Blue Note, 1979) enthielt bis dahin noch nie veröffentlichte Aufnahmen von 1965 und 1968 mit zwei verschiedenen Gruppen. Diese LP hatte nichts mit dem ebenfalls "Spiral" betitelten Album von Mitte der 1970er zu tun. "Faces Of Hope" (Soul Note, 1980) vom Juni 1980 und "Verona Rag" (Soul Note, 1987) vom Juli 1986 waren weitere Soloaufnahmen.
Für das italienische "Soul Note"-Label entstanden in den 1980er Jahre auch weitere Aufnahmen. Die total vier Alben wurden später unter dem Titel "The Complete Recordings On Black Saint & Soul Note" (CamJazz, 2015) im Rahmen einer 4-CD-Box wieder veröffentlicht. Ende der 1980er Jahre kehrte Hill wieder zu seinem alten Label "Blue Note" zurück, wo er bis kurz vor seinem Tod mehrere weitere Alben herausbringen konnte.
2003 gewann Andrew Hill den dänischen Jazzpar-Preis, die höchstdotierte Auszeichnung auf diesem Gebiet. Andrew Hill starb am 20. April 2007 im Alter von 75 Jahren an Lungenkrebs. Kurz danach erschienen unter dem Titel "Chance" (Blue Note, 2007) Aufnahmen von 1966, die Hill mit Sam Rivers (sax), Walter Bokker (b) und J.C. Moses (dm) gemacht hatte.
Ein Teil davon war auf einer LP der Sam Rivers-Doppel-LP "Involution" (Blue Note, 1979) heraus gebracht worden. Zwei weitere Tracks dieser Session waren auf der erwähnten 6-CD-Box "The Complete Blue Note Andrew Hill Sessions (1963-1966) erstmals veröffentlicht worden. Posthum folgten weitere Aufnahmen. Unter seinem Namen oder unter Gruppennamen wie Andrew Hill Jazzpar Octet +1, Andrew Hill Quartet, Andrew Hill Trio und Andrew Hill Trio And Quartet kamen an die 35 Alben heraus. 11/23