Amerikanischer Minimal-Komponist, Performance-, Installations- und Multimediakünstler, geboren am 5. August 1959 in New York City. Dreyblatt arbeitet mit mathematischen Stimmungssystemen, Mikrointervallen und Obertönen. Er studierte vergleichende Musikwissenschaften und Komposition an der Wesleyan University bei Alvin Lucier.
Dazu liess er sich in Medienwissenschaften an der State Universität von Buffalo bei Woody und Steina Vasulka sowie Paul Sharits ausbilden. Von 1975 bis 1977 absolvierte er ein Kompositionsstudium bei La Monte Young. Danach wurde er selbstständig und begann in seinem Tonstudio in Lower Manhattan selber das Reich der Töne zu erforschen.
Er entwickelte ein Ein-Saiten-Instrument und baute in der Folge auch einen Dulcimer und einen Kontrabass mit Hilfe von Pianosaiten zu Instrumenten mit besonderen Stimmungen um. Dazu schuf er eine eigene, 20 Töne umfassende, mikrotonale Tonleiter, Mit dem sogenannten Excited String Bass gab er ab 1979 auch Solokonzerte.
1979 stellte er sein Orchestra Of Excited Strings zusammen. In dieser Formation kamen neben diesem Bass diverse andere, umgebaute Saiteninstrumente bis hin zu Zithern sowie ein Hurdy Gurdy zum Einsatz. Die Musik dieses Orchestras wurde auf mehreren Aufnahmen dokumentiert. "Nodal Excitation" (India Navigation, 1982) entstand mit Hilfe von Michael Hauenstein (bass viol), Peter Phillips (midget upright piano), Kraig Hill (portable pipe organ) und Greg Lewis (hurdy gurdy).
"Propellers In Love" (Hat Art und Künstlerhaus Bethanien, 1986) zeigt Dreyblatt (prep-b) in Begleitung von Jan Schade (modified miniature upright pianoforte), Wolfgang Glum (vio), Dirk Lebahn (prep-b) und Wolfgang Glum (dm, perc). Auf "Animal Magnetism" (Tzadik, 1995) und "The Adding Machine" (Cantaloupe, 2002) sind in den einzelnen Werken verschieden grosse und verschieden besetzte Ensembles zu hören, die bis zu 10 Musikerinnen und Musiker stark waren.
"Live At Federal Hall National Memorial, 1981" (Table Of The Elements, 2006) war eine Liveaufnahme des Orchestras von 1981 in der Besetzung Dreyblatt und Ruth Charloff (b viol), Michael Hauenstein (hurdy gurdy), K. Mason Hill (portable pipe) und Randal Baier Midget (upright princess pianoforte). Die Aufnahmen stammten von einem Konzert am 28. Mai 1981 im Federal Hall National Memorial in New York City.
Seit 1984 lebt und arbeitet Dreyblatt in Berlin. In Deutschland nahm er mehrere Lehraufträge wahr. Dort entstanden neben den Orchestra-Aufnahmen weitere Tonveröffentlichungen. "The Sound Of One String" (Table Of The Elements, 1998) enthielt bisher unveröffentlichte Liveaufnahmen aus den Jahren 1979 bis 1991 von Dreyblatt solo, mit seinem Orchestra Of Excited Strings oder anderen Ensembles.
Die nur einseitig bespielte, in durchsichtigem Vinyl gepresste LP "Point Source/Lapse" (2003) bildete einen Teil der Serie "The Lathanides", die das Label "Table Of The Elements" zum 10. Geburtstag herausgab. Die CD-R-EP "Twentyfive Chords In Twentyfive" (Gelbe Musik, 2006) enthielt Aufnahmen von Dreyblatt (miniature princess pianoforte, b) mit Konrad Sprenger (sine waves).
Auf der Basis von eigenen biografischen Fragmenten schrieb Dreyblatt die Oper "Who's Who In Central And East Europe 1933" (Tzadik, 2010) sowie deren Fortsetzung "Memory Arena". "Resonant Relations" (Cantaloupe, 2011) bestand aus dem 33-minütigen Titelstück für ein mittelgrosses Ensemble sowie aus einem der beiden Tracks, der bereits auf der erwähnten CD-R-EP "Twentyfive Chords In Twentyfive" erschienen war.
Auf "Turntable History" (Important, 2011) fand sich eine 40-minütige Multi-Channel-Komposition von 2009. Eine Liveversion dieses Stücks gespielt vom Spin Ensembles wurde auf der Kassette "Turntable History: Spin Ensemble" (Cassauna, 2012) veröffentlicht. Beide Seiten der Kassette enthielten das selbe, 50-minütige Stück.
"Appalachian Excitation" (Northern Spy, 2013) dokumentierte die Begegnung von Dreyblatt mit dem US-Folk-Psychadelic-Trio Megafaun aus Wisconsin, bestehend aus Brad und Phil Cook sowie Joe Westerlund. Die Compilation "Choice" (Choose, 2013) erschien in Form einer LP. Der DL-Track "Nodal Excitation" Live At ISSUE 9/2012" (ISSUE Project Room, 2013) enthielt eine 18-minütige Version des Titelstücks seines ersten Albums.
Für die Doppel-LP "Second Selection" (Black Truffle, 2015) wählte Oren Ambarchi elf bisher unveröffentlichte Stücke aus dem Archiv von Dreyblatt aus. Diese waren zwischen 1978 und 1989 entstanden. Die Fortsetzung davon hiess "Star Trap" (Black Truffle, 2020) und zeigte frühe Aufnahme mit dem Orchestra of Excited Strings. 17:29 Minunten lang war der DL-Track "Octet: Music For 32 Strings Live in Saarbrueken 2002" (2020).
An der Aufführung von 2002 waren Musiker und Musikerinnen des Pellegrini-Quartetts und des Saarbrucker Streich-Trios beteiligt. Duoaufnahmen von Dreyblatt (e-b, lap steel-g, pedal steel-g, e-vio) mit Paul Panhuysen (g, e-b, acc, dm-mach, whistle, voice) von 1987 wurden als "Duo Geloso" (Black Truffle, 2022) veröffentlicht.
Aufnahmen von 2001 mit Arnold Dreyblatt und Jim O'Rourke wurden auf der LP "Tonic 19-01-2001" (Black Truffle, 2023) erstmals zugänglich gemacht. "Resolve" (Drag City, 2023) war eine weitere Aufnahmen von The Orchestra Of Excited Strings.
Dreyblatt ist auch auf der LP "The Long String Instrument" (Apollo, 1985) von Ellen Fullman und auf der CD "Shofar Rags" (Tzadik, 2013) von Alvin Curran zu hören. Auf der CD "Renegade Heaven" (Cantaloupe, 2000) interpretierte das Bang On A Can-Ensemble das Dreyblatt-Werk "Escalator". 12/23