Deutsche Psychedelic Rock-Formation des am 9. September 1952 in Berlin geborenen Manuel Göttsching (g, elect, e-b, vcl, key, perc). Anfänglich nannte Göttsching die Gruppe Ash Ra Tempel, ab 1977 dann nur noch Ashra, auch wenn später noch weitere Aufnahmen unter dem alten Bandnamen auf den Markt kamen.
Für die Aufnahmen holte Göttsching immer wieder andere Musiker ins Studio. Zum Teil spielte er die Alben auch solo ein, obwohl sie unter Ash Ra Tempel oder Ashra heraus kamen. Dazu erschienen von Manuel Göttsching selber auch eine Reihe von Alben unter eigenem Namen. Göttsching kam beim Musikstudium Ende der 1960er Jahre in Kontakt mit dem Schweizer Avantgarde-Komponisten Thomas Kessler. Dieser führte im Elektronik Beat Studio in Berlin Musiker und Gruppen an die damals aufkommenden Synthesizer heran.
Eine Vorläuferformation von Ash Ra Tempel war 1969 die Steeple Chase Bluesband, die neben Göttsching aus Volker Zibell (vcl), Hartmut Enke (e-b) und Wolfgang Müller (dm) und bestand. 1970 gründete Manuel Göttsching zusammen mit seinem ehemaligen Schulkollegen Hartmut Enke (e-b, g, elect) und mit Klaus Schulze (dm, g, effects) Ash Ra Tempel. Ein Jahr später erschien die gleichnahmige Debut-LP (Ohr, 1971). Dann stieg Klaus Schulze, der eine erfolgreiche Solokarriere einschlug, aus.
Mit seinen früheren Mitmusikern Enke und Wolfgang Müller (dm, vibes) sowie mit Uli Popp (perc), Matthias Wehler (as) und John L. (vcl, jew's harp, perc) entstand das zweite Album "Schwingungen" (Ohr, 1972) aufgenommen. "Reunion, A Double Promo Album By.." (B 13, 2012) war später eine Doppel-LP mit drei bespielten LP-Seiten, auf denen eine Reunion des Original-Trios mit Enke und Schulze bei einem Konzert von 1973 in Köln dokumentiert wurde.
Bei den Aufnahmen von "Seven Up" (Die Kosmischen Kuriere und Ohr, 1973) holten Göttsching und Enke diverse weitere Musiker sowie Sängerinnen und Sänger dazu. Darunter befand sich auch der LSD-Papst Timothy Leary. Für "Join Inn" (Ohr, 1973) kehrten Göttsching und Enke wieder zu einer Quartettbesetzung zurück. Rosi Müller (vcl, vibes) und der als Gastmusiker zurückkehrende Klaus Schulze (key, dm) bildeten die andere Hälfte.
"Starring Rosi" (Kosmische Musik, 1973) hiess im gleichen Jahr eine weitere LP, eingespielt vom Quartett Göttsching, Müller, Dieter Dierks (e-b, perc) und Harald Grosskopf (dm). Urmitglied Hartmut Enke war während eines Konzerts 1973 in Köln mitten im Auftritt von der Bühne gegangen, um der Musikwelt den Rücken zu kehren. Schulze und Göttsching fanden 1974 erneut zusammen.
Sie nahmen zwischen Februar und Mai 1974 mit Jürgen Dollase (key) und Harald Grosskopf (dm) von Wallenstein, Dieter Dierks (key) sowie zum Teil mit weiteren Mitmusikerinnen und Musikern als The Cosmic Jokers mehrere Alben auf. Eine dieser Aufnahmen, "The Cosmic Jokers" (Kosmische Musik, 1974) wurde später mit der Ash Ra Tempel-LP "Join Inn" unter dem Titel "Discover Cosmic - The Klaus Schulze Sessions" (Cosmic Music, 1977) zu einer Doppel-LP vereint.
Mitte der 1970er Jahre wurde aus dem Gruppenprojekt Ash Ra Tempel ein Soloprojekt von Göttsching. Die beiden LPs "Ash Ra Tempel VI: Inventions For Electric Guitar" (Kosmische Musik, 1975) und "New Age Of Earth" (Isadora und RCA, 1976) waren Soloaufnahmen und kamen jeweils unter der Doppelbezeichnung Manuel Göttsching/Ash Ra Tempel auf den Markt.
"Inventions For Electric Guitar" wurde zusammen mit der Ash Ra Tempel-LP "Seven Up" auch unter dem Titel "Discover Cosmic" (Cosmic Music, 1975) als Doppel-LP veröffentlicht. Eine zweite Auflage von "New Age Of Earth" (Virgin, 1977) erschien unter dem neuen Gruppennamen Ashra, der fortan für weitere Gruppenaufnahmen genutzt wurde.
Die zweite Ashra-Aufnahme, die Göttsching solo eingespielt hatte, war "Blackouts" (Virgin, 1977). Sie wurde später zusammen mit den LPs "Aqua" (Virgin, 1974) von Edgar Froese von Tangerine Dream und "Timewind" (Virgin, 1975) von Klaus Schulze unter dem Titel "Ambient Synthetiseur" (Virgin, 1990) als Triple-CD auf den Markt geworfen. Mit "Communication – The Best Of Ash Ra Tempel" (PDU, 1977) kam zudem eine eine Compilation heraus.
"Correlations" (Virgin, 1979) und "Belle Alliance" (Virgin, 1980) waren die ersten Ashra-Gruppenaufnahmen, eingespielt mit Hilfe von Lutz Ulbrich (g, synth, p) und Harald Grosskopf (dm, perc, synth). Nur noch im Duo mit Ulbrich entstand "Walkin' The Desert" (Navigator, 1990). Bei "Tropical Heat" (Navigator, 1991) war Grosskopf wieder mit dabei. Allerdings handelte es sich um Aufnahmen von 1985/86.
"Dream & Desire" (Musique Intemporelle, 1991) enthielt Soloaufnahmen von 1977, die teilweise unter dem Namen von Göttsching, teilweise als Album von Ashra erschienen. Unter dem Titel "The Ash Ra Tempel Works" (Spalax, 1991) wurden die ersten sechs Ash Ra Tempel-Alben in CD-Form gemeinsam wiederveröffentlicht. Nach einer Pause von mehreren Jahren wurde das Ashra-Projekt mit der Compilation "Sunrain (The Virgin Years)" (Virgin 1996), bestehend aus Aufnahmen aus den Jahren 1976 bis 1980, reaktiviert.
Unter dem Titel "The Private Tapes" (alle Manikin, 1996) erschien eine Serie von sechs CDs mit Aufnahmen aus den Jahren 1970 bis 1989. Volume 1 enthielt Tracks der Steeple Chase Bluesband und von Göttsching solo, die Volumes 2 und 5 bestanden aus Aufnahmen von Göttsching und Ash Ra Tempel.
Auf den Volumes 3 und 4 fanden sich Aufnahmen von Göttsching, Ash Ra Tempel und Ashra, und auf Volume 6 wurde weiteres Material von Ash Ra Tempel und Ashra veröffentlicht. Dazu erschien die Compilation "The Best Of The Private Tapes" (Manikin, 1998) in Form einer Doppel-CD.
"@shra" (Think Progressive, 1998) und "@shra Vol. 2" (MG.ART, 2002) enthielten Liveaufnahmen, mitgeschnitten am 11. und 12. Februar 1997 bei Konzerten in Japan in der Besetzung Göttsching (g, key), Lutz Ulbrich (g), Harald Grosskopf (dm) und Steve Baltes (elect). Diese beiden CD wurden später zu einer Doppel-CD (MG.ART, 2008) zusammengefasst. Eine weitere Live-Einspielung des selben Quartetts vom Oktober 1997, aufgenommen bei einem Konzert in Holland, hiess "Sauce Hollandaise" (Série Poème, 1998). Die Triple-CD "The Making Of" (MG.ART 2002) enthielt Aufnahmen aus dem Jahre 1978 des Trios Göttsching, Ulbrich und Grosskopf.
Anfang/Mitte der 1990er Jahre war der Gruppenname Ash Ra Tempel bei der Veröffentlichung älterer Aufnahmen wieder aufgetaucht und zwar auf der CD "Le Berceau De Cristal" (Spalax, 1993). Diese enthielt Material, das Göttsching zusammen mit Lutz Ulbrich (g, synth) 1975 für einen Film von Phillipe Garrel mit Nico und Anita Pallenberg grösstenteils im Studio aufgenommen hatte.
Als Göttsching und Schulze um 2000 wieder zusammen fanden, erschienen die dabei gemachten Aufnahmen ebenfalls wieder unter dem Bandnamen Ash Ra Tempel. Es handelte sich um die Studio-CD "Friendship" (Manikin, 2000) und die am 2. April 2000 in London mitgeschnittene Live-CD "Gin Rosé At The Royal Festival Hall" (Manikin, 2000). Letztere enthielt ein einziges, knapp stündiges Stück.
"Correlations Complete" (MG.ART, 2008) bestand aus fünf CD. Je eine CD nahmen die Alben "Correlations" und die "Phantasus" betitelte Originalversion von "Correlations" von 1979 ein. Dazu kamen drei CD mit weiteren Aufnahmen aus der Zeit von 1978. Zwei DVD hiessen "Live At The Open Air Festival Herzberg 1997" (MG.ART, 2008) und "Correlations In Concert" (MG.ART, 2013), letztere mit Aufnahmen von 2012.
Ash Ra Tempel Experience nannte sich eine On/Off-Gruppe, bestehend aus Göttsching, Ariel Pink, Oren Ambarchi und Shags Chamberlain. Bei einem Auftritt in Australien spielte dieses Quartett 2015 Stücke aus den Ash Ra Tempel-Alben "Schwingungen" von 1972 und "Seven Up" von 1973. Der Konzertmitschnitt erschien unter dem Titel "Live In Melbourne" (MG.ART, 2017).
Manuel Göttsching veröffentlichte auch viele Aufnahmen unter seinem eigenen Namen. Er starb am 4. Dezember 2022 im Alter von 70 Jahren in Berlin. 08/23