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Baden Powell

Brasilianischer Gitarrist und Komponist, geboren am 6. August 1937 in Varre-E-Sai, Rio de Janeiro, als Roberto Baden Powell De Aquino. Er war einer der bedeutendsten brasilianischen Gitarristen und ein Pionier des Bossa Nova. Powell komponierte mit seinem Mentor Vinicius de Moraes mehr als 50 Bossa Nova- und Afro-Samba-Stücke.


Sein Vater spielte Geige und Gitarre und war begeisterter Pfadfinder. Deshalb benannte er seinen Sohn nach Robert Baden-Powell, dem Gründer der Pfadfinderbewegung. Mit sieben begann Baden Powell Gitarre zu spielen. Er studierte bis zum 14. Lebensjahr klassische Gitarre und erwarb ein Diplom am Konservatorium in Rio de Janeiro.


Mit 15 war er professioneller Musiker, mit 20 Jahren begann er erfolgreich zu komponieren. In den 1950er Jahren gründete er mit dem Pianisten Antônio Carlos Jobim und den Gitarristen Luiz Bonfá und João Gilberto ein Quartett. Wichtig für seine musikalische Entwicklung waren neben seinem Vater sein Gitarrenlehrer Jaime Florence sowie die Dichter Vinícius de Moraes und Paulo Cesar Pinheiro. Diese waren Schöpfer bekannter brasilianischer Lieder.


Erste Aufnahmen machte Baden Powell mit Cipó und Zé Bodega (ts), Raul De Souza (tb), Altamiro Carrilho (fl), Cipó, Sivuca (acc), Luiz Marinho (b) und Edison Machado (dm) unter dem Gruppennamen Tuma Da Gafieira. Die Aufnahmen kamen unter dem Titel "Samba Em Hi-Fi" (Musidisc, 1957) in Form einer 7"-EP bzw. gleichzeitig in einer erweiterten Fassung als 10"-Album heraus.


Bei den Einspielungen einer anderen 7"-EP bzw. eines anderen 10"-Albums von Tuma Da Gafieira war Baden Powell nicht dabei. Er wurde danach von Gaúcho E Seu Sexteto, José Marinho E Seu Conjunto, Paulo Moura, Elizeth Cardoso, Carlos Lyra und vielen anderen Landsleuten bzw. Gruppen für Aufnahmen beigezogen. Als erster nicht-brasilianischer Musiker wurde er von Herbie Mann für die Aufnahmen des Albums "Do The Bossa Nova With Herbie Mann" (Atlantic, 1962) engagiert.


Danach kam er zu ersten Aufnahmen als Leader oder Co-Leader. Mit Jimmy Pratt (dm) als Co-Leader und weiteren Musikern entstand "Baden Powell Swings With Jimmy Pratt" (Elenco, 1963). "À Vontade" (Elenco, 1963), "Tempo Feliz" (Forma, 1966) und "Ao Vivo No Teatro Santa Rosa" (Elenco, 1966) waren seine ersten eigenen Alben, auf denen er von anderen Musikern begleitet wurde.


Seine erste Aufnahme ausserhalb Brasiliens hiess "Tristeza On Guitar" (Saba, 1966) und erschien in Deutschland. Der deutsche Jazzautor und Musikproduzent Joachim Ernst Berendt, der die LP produziert hatte, nahm danach mehrere weitere Schallplatten mit Baden Powell auf.


Im Dezember 1970 enstanden in einem Studio in Paris 19 Tracks, die Baden Powell mit Ernesto Ribeiro Gonçalves (b), Alfredo Bessa (perc) und Helio Schiavo (dm) als Baden Powell Quartet einspielte. Das Material wurde danach unter den Titeln "Vol. 1", "Vol. 2" und "Vol. 3" (alle Barclay, 1971) veröffentlicht. Später bildete das CD/DVD-Set "Tristeza - Live 1970" (Coqueiro Verde, 2011) ein weiteres Ton- und Bildokument aus jener Zeit.


Auf vielen Aufnahmen verschmolz Baden Powell afro-brasilianische und europäische Elemente. Die ausgedehnten Tourneen und das Nachtleben forderten Mitte der 1970er Jahren vom sensiblen Gitarristen ihren Tribut. Er erkrankte wegen seines unkontrollierten Alkoholkonsums, und seine künstlerische Schöpferkraft liess nach.


Die öffentlichen Auftritte und Aufnahmen wurden seltener. 1983 zog er mit seiner Frau Silvia und seinen zwei Söhnen nach Baden-Baden und lebte dort für einige Jahre zurückgezogen. Das familiäre Zusammenleben brachte Ruhe und Gleichgewicht in sein Leben. Danach begann wieder aufzutreten und Aufnahmen einzuspielen. Gegen Ende der 1980er Jahre kehrte er nach Brasilien zurück.


Dort nahm seine künstlerische Tätigkeit wieder zu, in dem er auftrat und neue Schallplatten einspielte. Baden Powell starb am 26. September 2000 im Alter von 63 Jahren in Rio de Janeiro. Unter dem Namen von Baden Powell bzw. als Leiter der Gruppen Baden Powell & Friends, Baden Powell & Trio, Baden Powell And Orchestra, Baden Powell Group, Baden Powell Quartet und Baden Powell Quintet kamen über 70 Alben heraus.


Dazu erschienen an die 100 sich übrschneidende Compilations oder Reissuepakete, darunter das 13 CDs umfassende Boxset "Baden Powell" (Universal und Mercury, 2003). 10/23

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