Amerikanischer Jazz-Tenorsaxophonist und Bandleader, geboren am 27. März 1909 in Kansas City, Missouri. Er zeigte schon in Jugendjahren Talent und konnte auf dem Klavier Stücke, die er im Radio gehört hatte, nachspielen. Gegen seinen Willen musste er Violinstunden nehmen und im Schulorchester spielen.
Daneben entwickelte er seine Fähigkeiten als Stride-Pianist weiter und bekam bald seine ersten Engagements in den Clubs von Kansas City. Dort trat er als Solopianist auf oder mit seiner eigenen Band, die sich Rooster Ben & His Little Red Hens nannte. 1927 und 1928 schloss er sich verschiedenen Territory Bands an und arbeitete als Pianist für Stummfilme.
In dieser Zeit traf er den Saxophonisten Budd Johnson, der Mitglied der Band von Eugene Coy & His Original Black Aces war. Durch ihn wurde Websters Interesse für das Saxophon geweckt. Er bat Johnson, ihm die Tonleitern auf dem Saxophon beizubringen. Daraufhin lieh er sich ein Altsaxophon und begann darauf täglich mehrere Stunden zu üben − neben seiner Arbeit als Pianist in den Kinos.
Als 1929 Willis Handy Young, der Vater von Lester Young, mit seiner Family Band nach Amarillo kam, wurde Webster auf eigene Initiative Mitglied der Band. Lester Young und Webster übten zusammen, wobei Young ihm nicht nur die Technik beibrachte, sondern auch Notenlesen und Musiktheorie. Danach wechselte Webster wieder zu Eugene Coy Original Black Aces.
Im Frühjahr 1930 verliess der Tenorsaxophonist Harold Coleman die Band von Coy, so dass Webster zum Tenorsaxophon wechseln konnte. Weitere Stationen von Webster waren das Cotton Club Orchestra von Jasper Allen und die Band von Edgar Battle, die als Begleitband der Sängerin Blanche Calloway tätig war. Mit dieser Band machte Webster im März 1931 seine ersten Schallplattenaufnahmen.
Er spielte in Bennie Motens Kansas City Orchestra, wurde Mitglied einer kleinen Gruppe, deren Sänger Big Joe Turner war, ging zu Andy Kirk und seinen Twelve Clouds of Joy. Von dort wechselte er ins Orchester von Fletcher Henderson. Im Gegenzug wechselte Lester Young von Henderson zu Kirk. Mitte der 1930er Jahre musste Fletcher Henderson sein Orchester auflösen.
Webster wechselte zum Orchester von Benny Carter, der seine Band ebenfalls aus finanziellen Gründen auflösten musste. Webster spielte danach für den Tänzer und Sänger Willie Bryant. Während seiner Zeit bei Bryant 1935 machte er erste Aufnahmen mit Billie Holiday. Mit der Sängerin ging er eine Liaison ein, die jedoch nicht lange bestand.
Er wurde von Duke Ellington für Aufnahmen verpflichtet und nahm Einsitz im Orchester von Cab Colloway. Danach wechselte er erneut zu Fletcher Henderson, spielte in kleineren Formationen um Stuff Smith, in den Orchestern von Roy Eldridge und Teddy Wilson und machte Aufnahmen mit Lionel Hampton. Im Januar 1940 wurde er definitiv Mitglied des Orchesters von Duke Ellington.
Zusammen mit dem Bassisten Jimmy Blanton veränderte er den Sound des Duke Ellington Orchesters. 1943 trennten sich Duke und Webster im Streit. Webster begann mit eigenen Gruppen aufzutreten und wurde von Woody Herman für Aufnahmen verpflichtet. Am 8. Februar 1944 machte er mit dem Trompeter Hot Lips Page seine ersten Aufnahmen unter eigenem Namen.
1944 wechselte er häufig das Personal in seinen Gruppen und machte eine Reihe von Aufnahmen sowohl unter eigenem Namen als auch mit James P. Johnson, Cozy Cole, Sidney Catlett, Walter Thomas. Er arbeitete auch weiter als Sideman, so für John Kirby, Benny Morton, Walter Thomas, Teddy Wilson, Hot Lips Page, Pete Johnson, Tony Scott, Bill De Arango, Benny Carter, Al Hall und anderen.
1948 kehrte er zu Duke Ellington zurück. Im Gegensatz zu vielen anderen Musikern seiner Generation war er dem Bebop gegenüber aufgeschlossen. 1949 zog er von New York nach Kansas City, wo die Arbeitsmöglichkeiten allerdings auch nicht viel besser waren. Im Herbst 1951 ging Webster mit seiner Familie nach Los Angeles, wo er Arbeit in einem Hotel fand.
Dort konnte er auch weitere Aufnahmen unter eigenem Namen realisieren sowie solche als Sideman/Orchestermitglied von Johnny Otis Little Esther Phillips, Pete "Guitar" Lewis, Dorothy Ellis, Dinah Washington und Benny Carter. Nach seinem neuerlichen Umzug nach New York wurde Webster vom Produzenten Norman Granz für Aufnahmen mit Johnny Hodges und Slim Gaillard verpflichtet.
Zwischen Anfang der 1950er bis in die 1960er Jahre stand Ben Webster auf seinem künstlerischen Höhepunkt. Nach dem abflauenden Interesse für den Bebop ergaben sich wieder bessere Arbeitsbedingungen für ihn durch den sich dann entwickelnden Mainstream-Jazz. Norman Granz verpflichtete Webster exklusiv für seine Labels "Norgran" und "Verve".
Zudem war Ben Webster 1953 und 1954 mit "Jazz at the Philharmonic" auf Tournee. Als Sideman machte er zwischen 1954 und 1964 mehrere Studioaufnahmen mit unter anderem Billie Holiday, Ella Fitzgerald, Harry "Sweets" Edison, Coleman Hawkins, Johnny Hodges, Joe Williams, Count Basie, Jimmy Witherspoon, Gerry Mulligan, Anita O’Day, Clark Terry, Lionel Hampton, Oliver Nelson und vielen anderen.
Anfang bis Mitte der 1960er Jahre änderte sich unter dem massiven Einfluss von John Coltrane die Jazzszene, so dass es für Webster immer schwerer wurde, gut bezahlte Jobs zu bekommen. Er spielte ab Mitte der 1960er Jahre vor allem in Europa. Er liess sich in Kopenhagen, dann in Amsterdam und dann erneut in Kopenhagen nieder und spielte überall in Europa mit lokalen Musikern oder an der Seite von amerikanischen Musikern, die Europa bereisten.
Im Sommer 1973 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand aufgrund von chronischem Alkoholmissbrauch und Diabetes. Seinen letzten Auftritt hatte er am 6. September 1973 im niederländischen Leiden. In der darauf folgenden Nacht erlitt er einen Gehirnschlag. Er verstarb am 20. September 1973 64-jährig in Amsterdam.
Ein Teil seines Nachlasses in Form von Schallplatten, Tonbändern, Fotos, Dias, Filme sowie Memorabilien befindet sich im Jazz Archiv der Syddansk Universitetsbibliotek in Odense in Dänemark. Die Rechte an seinen Aufnahmen wurden nach seinem Tod auf die "Ben Webster Foundation" in Dänemark übertragen, die damit Konzerte und Jazzveranstaltungen sponsert und jedes Jahr den Ben Webster Prize vergibt.
Ben Webster ist auf fast 900 Schallplatten zu hören. Über 120 davon sind Aufnahmen unter eigenem Namen. Dazu kamen etwa gleich viele Compilations. Darunter fanden sich auch einige umfangreichere Sammlungen wie die Triple-CD "Complete 1943-1951 Small Group Recordings" (Definitive, 2001) oder die 4-CD-Box "Stompin' At The Savoy" (Quadromania, 2005).
Acht CDs stark war das Box-Set "Dig Ben!" (Storyville, 2007). Gar zehn CDs umfassten "Kind Of Webster" (House Of Jazz, 2009) und "Milestones Of A Jazz Legend" (Documents und The Intense Media, 2018).
Über je vier CDs erstrecken sich "Seven Classic Albums" (Real Gone, 2012), "The Complete Recordings 1952-1959" (Enlightenment, 2015), "The Complete Recordings 1959-1962" (Enlightenment, 2015), "Johnny Hodges & Ben Webster – Complete 1954-61 Small Group Studio Sessions" (Phono, 2016) und "The Classic Collaborations" (Enlightenment, 2021). 11/23