Französischer Trompeter, Multiinstrumentalist (p, vio, frh, vibes), Komponist und Bandleader, geboren am 26. Mai 1934 in Paris. In seiner Anfangszeit spielte er mit Django Reinhardt, Gus Viseur, Eric Dolphy oder Albert Ayler. In den 1960er Jahren begleitete er unterschiedliche Musikerinnen und Musiker wie Serge Gainsbourg, Barbara, Yves Montand, Claude François, Brigitte Bardot, Marianne Faithfull, Colette Magny oder Brigitte Fontaine.
Zudem spielte er an der Seite von Lester Young, Archie Shepp, Anthony Braxton, Don Cherry, Chet Baker, Art Ensemble of Chicago, Steve Lacy, Gato Barbieri, Jean-Luc Ponty und Martial Solal. 1966 kam es auch zu einer Begegnung mit Bernard Parmegiani. Mit Jean-Louis Chautemps (sax), Gilbert Rovère (b) und Charles Saudrais (dm) spielte er im 16-minütigen Titeltrack von Parmegianis Album "JazzEx" (Fractal, 2004) zu einem Tonband von Parmegiani.
Von 1976 bis 2008 widmdete sich Vitet zusammen mit den Komponisten und Multiinstrumentalisten Jean-Jacques Birgé und Francis Gorgé vor allem dem Kollektiv Un Drame Musical Instantané, einer variablen und improvisierenden Grossformation, die vor allem zu Stummfilmen auftrat und an die 40 Aufnahmen realisierte. Vitet schrieb selber Musik zu Filmen und Theaterstücken.
Unter eigenem Namen erschienen nur wenige Aufnahmen. Die erste war die LP "Surprise-Partie" (Paris Microsill, 1955), eine Aufnahme mit Unterhaltungsmusik, die Vitet (hier ventil-tb) mit Sadi Lallemand (vibes, marimba, perc), Bib Monville (ts) Bob Aubert (g), Pierre Franzini (p) Pierre Sim (b) und einem unbekannten Schlagzeuger eingespielt hatte.
Es handelte sich um eine der ersten französischen LPs, die via Supermärkte verkauft wurde. Weitere Aufnahmen von Bernard Vitet et son Orchestre wurden – vermutlich in den 1960er Jahren - unter dem Titel "C'est Arrivé Au Whisky-Club" (G.E.M.) veröffentlicht. Darauf fanden sich auch Stücke der Orchester von Bob Aubert und Roger Duprat.
Auf "La Guêpe" (Futura, 1972), seiner ersten jazznahen Aufnahme, wurde er von François Tusques (p), Jouck Minor (ss, bars, vio, cl), Dominique Dalmasso (tapes), Jean-Paul Rondepierre (tp, marimba), Françoise Achard (vcl), Beb Guérin (b, p) und Jean Guérin (perc, vibes, marimba, as) begleitet.
"Mehr Licht!" (GRRR, 1979) hiess seine einzige Soloaufnahme. Zusammen mit der Performerin, Instrumentebauerin und Multiinstrumentalistin Hélène Sage nahm er "Supposons Le Problème Résolu" (GRRR, 1984) auf. Bei der LP handelte es sich um eine Mischung aus Field Recordings, Rehearsal-Ausschnitten und sonstigen ungewöhnlichen Klängen, zusammengestellt zu zwei seitenfüllenden Tracks.
Experimentelle Aufnahmen mit Jean-Jacques Birgé, seinem Mitmusiker bei Un Drame Musical Instantané, hiessen "Il était Une Fois la Fête Foraine" (Auvidis, 1995) und "Carton" (GRRR, 1997). Es handelte sich um die Audioteile von multimedialen Produktionen.
"Occupé" (Alga Marghen und d'Avantage, 2011) zeigt Vitet (flh, tp, reeds, vio, voice) mit den Multiinstrumentalisten Claude Parle, Roger Ferlet, Michel Potage, Jac Berrocal, Pierre Bastien, Nicole Bernard, Françoise Archard sowie mit Daniel Deshays und Jean-Marie Gibbal (voice).
Weitere Aufnahmen machte er mit dem Georges Arvanitas Quintet, dem Jack Dieval/Njegov Kvartet, zwei Gruppen um Jef Gilson, François Tusques, Sunny Murray, dem Celestrial Communication Orchestra von Alan Silva, der Michel Portal Unit, Jacques Borrocal, Sylvain Kassap und anderen. Bernard Vitet starb am 3. Juli 2013 79-jährig in Paris. 06/24