Amerikanische Rhythm & Blues-Sängerin und Songwriterin, geboren am 11. Dezember 1926 in Montgomery, Alabama, als Willa Mae Thornton. Sie sang schon früh in einer Baptisten-Kirche, wo ihre Eltern aktiv waren. Nach ersten Jobs als Reinigungs- und Waschkraft verliess sie 1940 ihre Heimat und schloss sich mit Hilfe von Diamond Teeth Mary der Hot Harlem Revue von Sammy Green an.
Dort wurde sie schon bald als "New Bessie Smith" präsentiert. 1948 liess sie sich in Houston, Texas, nieder. Im Zuge des Rhythm & Blues-Booms zu Beginn der 1950er Jahre wurde sie 1951 von "Peacock Records" unter Vertrag genommen, wo sie im selben Jahr und 1952 ihre ersten beiden Schallplatten herausbringen konnte.
Im Jahr darauf hatte sie erste Auftritte im "Apollo Theater" in Harlem, New York City. Im selben Jahr nahm sie einen Song auf, der "Hound Dog" hiess und vom Songschreiber- und Produzentenpaar Jerry Leiber und Mike Stoller geschrieben worden war. Weil der vorgesehene Schlagzeuger ausfiel, setzte sich Johnny Otis an die Drums.
Die Schellack-Schallplatte (Peacock, 1953) mit "Night Mare" als B-Seite verkaufte sich über eine halbe Million Mal, schnellte an die Spitze der R&B-Charts, blieb dort 14 Wochen und machte Big Mama Thornton berühmt. "Hound Dog" wurde danach mehrfach gecovert, zuerst 1955 von Freddie Bell & The Bellboys, dann 1956 vor allem von Elvis Presley, der damit das Rock'n'Roll-Zeitalter einläutete.
Elvis' Version erreichte Platz 2 der Billboard Hot 100, stand aber in den amerikanischen R&B- und Country-Singlecharts sowie in vielen Charts anderer Länder ganz oben. Am Weihnachtsabend 1954 war Thornton Zeugin gewesen, als sich der ebenfalls bei "Peacock" engagierte Sänger Johnny Ace beim Hantieren mit einer Pistole versehentlich erschoss.
Nachträglich erschien mit "Yes Baby" ein gemeinsam von Thornton und Ace aufgenommener Song als B-Seite der posthumen Johnny Ace-Single "Saving My Love For You" (Duke, 1963). Bis 1957 machte Thornton weitere Aufnahmen für "Peacock Records" und ging mit Junior Parker und Esther Phillips auf Tournee.
Danach folgten weitere Singles für diverse Labels. "Ball'n'Chain" sollte Anfang der 1960er Jahre bei "Bay-Tone Records" erscheinen, wurde aber nicht veröffentlicht. Der Song kam aber dann 1968 bei "Arhoolie" heraus. Später wurde der Song auch von Janis Joplin übernommen, ohne dass sie ihn auf einer Single heraus brachte. Big Mama Thornton Karriere geriet Anfang der 1960er Jahre ins Stocken.
Mitte der 1960er Jahre machte sie Aufnahmen für "Arhoolie" und ging mit dem American Folk Blues Festival auf Tournee durch Europa, wo sie als eine der wenigen Frauen im Blues besondere Beachtung fand. In Europa entstand mit "In Europe" (Arhoolie, 1966) auch ihr erstes Album. Darauf wurde sie von Buddy Guy (g), Walter "Shakey" Horton (hca), Eddie Boyd (key), Jimmy Lee Robinson (e-b) und Fred Below (dm) begleitet.
Teilweise kam noch Fred McDowell (slide-g) dazu. Im selben Jahr erschien das Album "Big Mama Thornton And The Chicago Blues Band" (Arhoolie, 1966). Darauf wurde sie von der Muddy Waters Band mit Muddy Waters und Sammy Lawhorn (g), James Cotton (hca), Otis Spann (p), Luther Johnson (e-b) und Francis Clay (dm) begleitet.
Dank der Version von "Ball'n'Chain", die von Janis Joplin und ihrer Band Big Brother & The Holding Company' live am Monterey Pop Festival 1967 gespielte wurde, kam ihre Karriere wieder in Schwung. Mit "Stronger Than Dirt" (Mercury, 1969) veröffentlichte Thornton ihr erfolgreichstes Album, auch wenn dies nur Platz 198 der Billboard 200 erreichte.
Im selben Jahr erschien mit "The Way It Is" (Mercury, 1969) ein weiteres Album. Mit "Saved" (Pentagram, 1971) veröffentlichte sie ein Gospel-Album, ein langgehegter Wunsch. 1972 war sie erneut mit dem American Folk Blues Festival in Europa auf Tournee. Gleichzeitig begannen ihre Probleme mit dem Alkohol.
Anfang der 1970er Jahre hatte sie einen schweren Autounfall, doch für einem Auftritt am Newport Jazz Festival 1973 mit Muddy Waters, B.B. King, Jay McShann, Arthur "Big Boy" Crudup, Clarence "Gatemouth" Brown und Eddie "Cleanhead" Vinson war sie wieder fit. Der Mitschnitt dieses Konzert erschien unter dem Titel "The Blues-A Real Summit Meeting" (Buddha, 1973) auf einer Doppel-LP.
Mit "Jail" (Vanguard, 1975), "Sassy Mama!" (Vanguard, 1975) und "Mama's Pride" (Vanguard, 1978) konnte sie drei weitere eigene Alben veröffentlichen. "Big Mama Swings", ein weiteres Album für "Vanguard", kam erst im Rahmen der Triple-CD "The Complete Vanguard Recordings" (Vanguard, 2000) zusammen mit der Neuauflage der Alben "Jail" und "Sassy Mama", erstmals heraus.
Das erwähnte Album "Jail" war bei Auftritten von Big Mama Thornton in zwei Gefängnissen entstanden. Big Mama Thornton wurde am 25. August 1984 tot in ihrem Haus in Los Angeles, California, aufgefunden. Sie starb im Alter von 57 Jahren an Herz- und Leberversagen als Folge ihres langjährigen, starken Alkoholkonsums.
Ihr Schaffen wurden auf vielen Compilations festgehalten, die mit Ausnahme der erwähnten "Vanguard"-Veröffentlichung vor allem die Zeit bis Anfang der 1960er Jahre abdeckten. 08/23