Amerikanischer Free Jazz-Trompeter, Multiinstrumentalist, Musiklehrer, Maler und Bandleader, geboren am 5. Oktober 1925 in Nantucket, Massachusetts. Er nahm sein Studium erst Mitte/Ende der 1940er Jahre auf und besuchte das Hartnette Conservatory of Music (1946-1951). Danach studierte er Malerei an der Boston University.
1964 war er in New York einer der Initianten der "October Revolution in Jazz" sowie einer der Gründer der Jazz Composers Guild. Dennoch kamen von Dixon selber aus jener Zeit nur wenige Aufnahmen heraus. Er arbeitete eng mit Archie Shepp (ts) zusammen und leitete ein Workshop Ensemble, dem Musiker wie John Tchicai und andere angehörten.
Mit Don Moore (b) und Paul Cohen (dm) bzw. Reggie Workman (b) und Howard McRae (dm) als Rhythmusbegleiter spielten er und Shepp im Oktober 1962 die LP "Archie Shepp-Bill Dixon Quartet" (Savoy, 1962) ein, die später in Frankreich als "Peace" (BYG, 1970) herausgebracht wurde.
Weitere Aufnahmen von Dixon und Shepp erschienen auf einer Split-LP mit dem Titel "Bill Dixon 7-tette/Archie Shepp And The New York Contemporary 5" (Savoy, 1964). Auch diese Aufnahmen wurden später, teilweise unter anderen Titeln nochmals heraus gebracht.
Die unter Dixons und Shepps Namen erschienene Compilation "Quartet" (Free Factory, 2009) fasste die Aufnahmen des Archie Shepp-Bill Dixon Quartets, jene von Archie Shepp And The New York Contemporary Five ohne Dixon und solche des Bill Dixon 7-tettes ohne Shepp auf einer CD zusammen.
Das Bill Dixon 7-tette bestand bei diesen Aufnahmen vom März 1964 neben dem Leader aus Ken McIntyre (as, oboe), George Barrow (ts), Howard Johnson (tuba, bars), David Izenzon und Hal Dodson (b) sowie Howard McRae (dm). Die zweite LP-Seite bestritt Shepp (ts) mit John Tchicai (as), Ted Curson und Don Cherry (tp), Ronnie Boykins (b) und Sunny Murray (dm).
Im Oktober 1966 spielte Dixon mit Cecil Taylor (p) als Leader sowie mit Jimmy Lyons (as), Alan Silva und Henry Grimes (b) sowie Andrew Cyrille (dm) das Album "Conquistador" (Blue Note, 1967) ein. Sein erstes richtiges Album unter eigenem Namen hiess "Intents And Purposes - The Jazz Artistry of Bill Dixon" (RCA Victor, 1967).
Die vier Tracks kamen in unterschiedlichen Besetzungen zu Stande. Ein Stück entstand im Oktober 1966 mit Jimmy Cheatham (b-tb), Robin Kenyatta (as), Byard Lancaster (as, bcl), George Marge (engh), Catherine Norris (cello) Jimmy Garrison und Reggie Johnson (b), Robert Frank Pozar (dm) und Marc Levin (perc).
Zwei weitere Tracks vom Februar 1967 waren Duo-Aufnahmen mit George Marge (fl). Dazu kam ein Quintett-Werk vom Januar 1967 mit Byard Lancaster (bcl), Catherine Norris (cello), Jimmy Garrison (b) und Robert Frank Pozar (dm). Auf CD wurde das Album erst viel später (RCA/ International Phonograph, 2011) wiederveröffentlicht.
Zudem machte Dixon in jener Zeit teilweise auch auf bei den Aufnahmen zur LP "The Marzette Watts Ensemble" (Savoy, 1969) mit. Danach zog er sich während Jahren von der Jazzszene zurückk. Er unterrichtete von 1968 bis 1995 am Bennington College im US-Bundesstat Vermont. In jener Zeit realisierte er aber für sich eine ganze Reihe von Soloaufnahmen.
Zu einer Ausstellung seiner Werke als Maler 1982 in einer Gallerie in Verona erschien in limitierter Auflage die LP "Bill Dixon 1982 - Solos And Duos For Piano And Trumpet" (Ferrari Edizione, 1982) mit Soloaufnahmen als Pianist und Trompeter aus den Jahren 1970 und 1973, teils im Overdubverfahren hergestellt.
Die LP bildete mit dem Katalog zur Ausstellung und einem Siebdruck ein Paket. Ebenfalls nur in einer Auflage von 500 Stück kam das Doppelalbum "Collection" (Cadence Jazz, 1985) auf den Markt. Die Aufnahmen dazu waren zwischen 1970 und 1976 entstanden, teilweise solo, teilweise mit seinem Sohn William R. Dixon (whistling, voice).
Auf einem Stück wird Dixon von David Moss und Lawrence Cook (perc) begleitet. Das Booklet enthält weitere Kostproben von Dixons malerischem und schriftstellerischem Können. Die Aufnahmen wurden später ohne das künstlerische Beiwerk auf einer Doppel-CD (Cadence, 2012) noch einmal zugänglich gemacht.
In den 1970er Jahren entstanden weiterere, teils erst später veröffentlichte Aufnahmen. Zwischen 1972 und 1976 spielte er in den unterschiedlichsten Besetzungen zwei Alben ein. "Considerations 1" (Fore, 1980) entstand mit Hilfe von Steve Horenstein (ts), Alan Silva (b) und Henry Letcher (dm).
"Considerations 2" (Fore, 1980) sah Dixon von einem Orchester begleitet oder zusammen mit Henry Letcher (dm), Jim Tifft (tp), Jeff Hoyer (tb), Steve Horenstein (ts), Jay Ash (bars) und/oder Chris Billias (perc). Im August 1976 war Dixon in einem längeren Track Gastmusiker auf Franz Koglmanns zweiter LP "Opium/For Franz" (Pipe, 1977)
Ab 1980 konnte Bill Dixon für das italienische "Soul Note"-Label eine ganze Reihe von Aufnahmen realisieren, die ihn zurück auf die Szene brachten. "In Italy Vol. 1" (Soul Note 1980) und "In Italy Vol. 2" (Soul Note, 1981) zeigte Dixon (tp, p) in Begleitung von Arthur Brooks und Stephen Haynes (tp), Stephen Horenstein (ts, bars), Alan Silva (b) und Freddie Waits (dm).
Im Quartett mit Alan Silva und Mario Pavone (beide b) sowie Lawrence Cook (dm) wurde live bei einem Konzert in Zürich sowie im Studio "November 1981" (Soul Note, 1982) aufgenommen. Für "Thoughts" (Soul Note, 1987) stiessen zu diesem Quartett noch Marco Eneidi (as), John Buckingham (tuba) und Peter Kowald (b) dazu.
Mit Buckingham, Pavone und Cook spielte Bill Dixon "Son Of Sysiphus" (Soul Note, 1990) ein. Für "Vade Mecum" und "Vade Mecum II" (Soul Note, 1994 bzw. Soul Note, 1996) griff Dixon auf Barry Guy und William Parker (beide b) sowie Tony Oxley (dm) zurück. Mit Oxley arbeitete Dixon in der Folge oftmals zusammen.
So war Dixon am Jazz Fest Berlin 1994 Gast des Celebration Orchestras von Oxley. Der Mitschnitt dieses Auftrittes erschien unter dem Titel "The Enchanted Messenger" (Soul Note, 1996). Dixon und Oxley spielten auch die Duo-Alben "Papyrus - Volume I und Volume II" (beide Soul Note, 1999) ein.
Unter dem Titel "Complete Black Saint-Soul Note Recordings" (Black Saint, 2010) wurden Dixons "Soul Note"-Aufnahmen später in Form eines 9-CD-Sets wiederveröffentlicht. Mit zwei Bassisten - Klaus Koch und Matthias Bauer - nahmen Dixon und Oxley Anfang November 1999 in Berlin live "Berlin Abbozzi" (FMP, 2000) auf.
Von einem Auftritt am Victoriaville Festival in Québec am 19. Mai 2002 mit Cecil Taylor erschien "Taylor/Dixon/Oxley" (Victo, 2002). 2001 veröffentlichte er in Eigenregie die 6-CD-Box "Odyssey" mit einer Übersicht über sein Soloschaffen im Verlaufe von über 30 Jahren heraus. Im Hinblick auf diese Veröffentlichung spielte er weiteres Solo-Material im Umfang von zwei Stunden ein.
Von der Box, die zwei Booklets enthält, wurden nur 1000 Stück gepresst. Sie war zuerst nur bei Dixon selber erhältlich. Die Aufnahmen wurden später unter dem selben Titel (Archive Edition, 2018) neu abgemischt noch einmal herausgebracht. Auch diese Edition umfasste sechs CDs. Eine bestand aus einem gesprochenen Kommentar von Dixon über sein Werk.
Erst sechs Jahre danach tauchte Dixon wieder einmal mit einer neuen Aufnahme auf, die "Bill Dixon With Exploding Star Orchestra" (Thrill Jockey, 2008) hiess. Noch im selben Jahr erschien mit "17 Musicians In Search Of A Sound: Darfur (In Concert At Vision Festival XII)" (Aum Fidelity, 2008) eine zweite Aufnahnme mit einem grösseren Orchester.
Für das Doppel-CD/DVD-Set "Tapestries For Small Orchestra" [Firehouse 12, 2009) versammelte er ein achtköpfiges Ensemble, das auch auf "Envoi: Live At Victo 2010" (Victo, 2011) zu hören war. "Weight/Counterweight" (Broken Research, 2009) erschien in Form einer Doppel-LP und war eine Trio-Aufnahme mit Aaron Siegel (perc) und Ben Hall (perc).
Es war die letzte Aufnahme, welche zu Lebzeiten erschien. Bill Dixon starb am 16. Juni 2010 84-jährig in North Bennington, Vermont. Danach erschienen weitere Aufnahmen. "Duets 1992" (Triple Point, 2019) hiess eine auf 665 Exemplare limitierte Doppel-CD, die Bill Dixon in Duoaufnahmen mit Cecil Taylor (p) zeigt.
"Modus Operandi" (LascarFeru, 2019) bestand aus Trioaufnahmen von 2007 mit Michel Côté (reeds, g) und Pierre Côté (b). Aufnahmen von zwei unterschiedlich besetzten grösseren Ensembles wurden auf der Kassette "NYC 1968/Live At Newport Jazz Festival 1966" (Affordable Tangible Media, 2024) zugänglich gemacht. 11/24