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Bill Evans (Piano)

Amerikanischer Jazz-Pianist, Komponist und Bandleader, geboren am 16. August 1929 in Plainfield, New Jersey, als William John Evans. Durch ihre Mutter, eine Amateurpianistin, lernten Bill und sein älterer Bruder Harry schon im Alter von sechs Jahren Klavier zu spielen. Im Alter von zwölf Jahren hatte Bill Evans sein erstes Engagement, als er für seinen älteren Bruder in der Band von Buddy Valentino einsprang.

 

In dieser Band spielte gelegentlich auch der junge Don Elliott, der Evans später in seine Band holte. 13-jährig begann Evans zusätzlich Flöte und Violine zu lernen. Ab Herbst 1946 besuchten Bill und Harry Evans das Southeastern Louisiana College in Hammond, Louisiana, das die Eltern wegen des guten Lehrprogramms für Musikstudenten ausgewählt hatten.

 

Dort begann sich Bill Evans für Jazz zu interessieren und hörte erstmals Aufnahmen des Saxophonisten Lee Konitz und anderer Musiker aus der Lennie-Tristano-Schule. Im Sommer 1950 trennten sich die Wege der beiden Brüder Evans. Während Harry die Laufbahn eines Musikpädagogen einschlug, beendete Bill sein Querflötenstudium.



Danach schloss er sich der Tanzband von Herbie Fields an, bevor er seinen Militärdienst leistete, indem er bei der 5. Army Band in Fort Sheridan Flöte spielte. Ausserhalb seiner Dienstzeit besuchte er die Jazzclubs im nahen Chicago. 1951 spielte er bei einem Besuch im New Yorker Café Society mit Tony Scott.

 

Nach seiner Entlassung aus der Armee beschloss Evans, nach New York City überzusiedeln. Zunächst kehrte er aber von Chicago in sein Elternhaus nach New Jersey zurück, um dort seine Klaviertechnik zu verbessern. 1954 arbeitete er mit Jerry Wald. Mit dessen Orchester kam er zu seinen ersten Aufnahmen.

 

1955 zog er nach New York, um eine Karriere als Berufsmusiker zu beginnen. Er verdiente sein Geld durch Auftritte bei Gesellschaften und Partys. Zu einem Lehrmeister für seine Entwicklung wurde der Bassist George Platt, den er in der Buddy Valentino-Band kennengelernt hatte. Evans begann nebenbei Theorie am Mannes College of Music zu studieren, arbeitete als Begleiter der Sängerin Lucy Reed und hatte erste Auftritte als Solopianist im "Village Vanguard", als Lückenfüller für die Stars.

 

Dazu wurde er zu Aufnahmen mit Don Elliot, Charles Mingus, Sahib Shihab, Pepper Adams, Dick Garcia, Joe Puma, Tony Scott und George Russell beigezogen. Als er bei George Russell spielte, wurde Miles Davis auf Bill Evans aufmerksam. Zuerst holte er ihn 1958 für eine Tournee in sein Quintett, das damals noch aus John Coltrane (ts), Paul Chambers (b) und Philly Joe Jones (dm) bestand.

 

Dann war Evans im Mai und September 1958 auch bei den Aufnahmen des Albums "1958 Miles" (Columbia, 1958) mit dabei. Miles hatte sein Quintett inzwischen durch Julian "Cannonball" Adderley (as) zum Sextett aufgestockt. An Stelle von Jones sass nun Jimmy Cobb am Schlagzeug.

 

Im März und April 1959 war Bill Evans erneut mit Miles Davis und seinem Sextett im Studio, um das wegweisende Album "Kind Of Blue" (Columbia, 1959) aufzunehmen. Lediglich im Track "Freddie Freeloader" sass Wynton Kelly am Piano. Danach endete die Zusammenarbeit von Evans und Davis.

 

Die gemeinsamen Aufnahmen von Bill Evans mit Miles Davis wurden später auf der Triple-CD "Complete Studio & Live Masters" (One, 2017) und der Doppel-LP "Complete Studio Recordings" (WaxTime, 2017) dokumentiert.

 

Nach seiner Zusammenarbeit mit Davis spielte Evans mit Eddie Costa, Helen Merrill, Hal McKusick, Michel Legrand, Cannonball Adderley, Art Farmer, Chet Baker, Billy Potts, Lee Konitz, Manny Albam & Teo Mancero, Warne Marsh, John Lewis, Frank Minion, Kai Winding, Oliver Nelson, Mark Murphy, Dave Pike, Tadd Dameron und Benny Golson zusammen.

 

Bekanntheit erlangte Bill Evans neben seinen Solo- vor allem durch seine Trioaufnahmen. "New Jazz Conceptions" (Riverside, 1957) hiess eine erste Trioaufnahme mit Teddy Kotick (b) und Paul Motian (dm), eingespielt am 18. und 27 September 1956. Danach folgten Dutzende weitere (siehe Bill Evans in Trioaufnahmen).

 

Neben vielen Trio- und Soloaufnahmen realisierte Bill Evans auch Duoaufnahmen oder solche mit Stan Getz (ts), Jeremy Steig (fl), Eddie Gomez (b) oder Tony Bennett (vcl) als Co-Leader. Zudem stellte er grössere Ensembles zusammen. "The Ivory Hunters" (UA, 1959) war eine für Evans eher unübliche Quartettaufnahme mit dem sonst als Posaunisten auftretenden Bob Brookmeyer als zweiten Pianisten sowie mit der Modern Jazz Quartet-Rhythmussection Percy Heath (b) und Connie Kay (dm). 

 

Erwähnenswert sind auch zwei Quintettaufnahmen: Auf "Interplay" (Riverside, 1962) mit Aufnahmen von Mitte Juli 1962 waren Freddie Hubbard (tp), Jim Hall (g), Percy Heath (b) und Philly Joe Jones (dm) seine Begleiter. Ergänzt um die LP "Loose Blues" (Milestone, 1962), einer Aufnahme vom August 1962 mit Zoot Sims (ts), Hall, Ron Carter (b) und Jones, wurde daraus die CD "The Interplay Sessions" (Milestone, 2002).

 

Rund eine Woche nach seinem letzten Auftritt starb Bill Evans am 15. September 1980 im Alter von 51 Jahren in New York City aufgrund seiner langjährigen Drogen-Probleme an diversen gesundheitlichen Folgen. Von Bill Evans erschienen, Trioaufnahmen miteingerechnet, an die 200 Alben und etwa ebenso viele Compilations. Bei discogs.com besitzt er über 800 Credits als Musiker und fast 1400 als Komponisten oder Arrangeur.

 

Von Evans erschienen mehrere Compilations, wie das 12-CD-Set "The Complete Riverside Recordings" (Riverside, 1991), das 9-CD-Box-Set "The Complete Fantasy Recordings" (Fantasy, 1996), sowie das 18-CD-Set "The Complete Bill Evans On Verve" (Verve, 1997). "The Complete Village Vanguard Recordings, 1961" (Riverside, 2005) war eine Triple-CD.

 

"We Will Meet Again - The Bill Evans Anthology" (Warner, 2005) kam in Form einer Doppel-CD heraus. "The Way To Play: 1956-1961" (Proper, 2012) war ein 4-CD-Set mit 60 Tracks. "12 Classic Albums" (Enlightenment, 2014) nannte sich ein 6-CD-Set mit seinen 12 Alben zwischen 1956 und 1962. Davor und danach folgten weitere Compilations, die teilweise mehrere CD oder LP stark waren.        


Er ist nicht zu verwechseln mit dem 1958 geborenen Fusion-Saxophonisten Bill Evans.                           04/24

 

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