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Bill Russo

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Amerikanischer Posaunist, Arrangeur, Komponist, Musiktheoretiker, Buchautor und Bandleader, geboren am 25. Juni 1928 in Chicago, Illinois, als William Joseph Russo, Jr.. Er studierte beim Pianisten Lennie Tristano. Mit 21 Jahren wurde er erster Komponist und Arrangeur des Stan Kenton Orchestras, wo er wesentlich am Entstehen des Third Stream mitwirkte.



Er war Mitglied von Kentons vierzigköpfigem Innovation In Modern Music Orchestra, zu dem auch Shorty Rogers (tp) und Lee Konitz (as) zählten. Bill Russo schrieb schon damals mehrere Stücke für das Orchester, darunter "Solitaire" und "Ennui", Russos erste Nummern für Streicher, sowie das von Paul Hindemith beeinflusste "Hall Of Brass".

 

Weitere Russo-Werke, die vor allem auf seinen Gesinnungsgenossen und ehemaligen Schulkameraden Lee Konitz zugeschnitten waren, enstanden, nachdem Russo beim amerikanischen Komponisten John J.Becker studiert hatte. Auf der 4-CD-Box "The Complete Capitol Recordings Of The Holman And Russo Charts" (Mosaic, 1991) ist die Zusammenarbeit von Russo mit Kenton ausführlich dokumentiert.

 

Mitte der 1950er Jahre trennten sich die Wege von Russo und Kenton bzw. Konitz vorerst. Russo betätigte sich als Komponist für seine eigenen Big Band in New York und London oder er schrieb zwei Sinfonien, während Konitz als Free-Lancer aktiv wurde.

 

Für die 1958 mit Streichern eingespielte LP "An Image" (Verve, 1959) von Lee Konitz arrangierte Russo nicht nur "Round Midnight" von Monk oder "I Got It Bad (And That Ain't Good)" von Duke Ellington, sondern schrieb auch mehrere Stücke wie die beiden Suiten "Music For Alto Saxophone And Strings" sowie "An Image Of Man".

 

Neben Konitz wirkten bei dieser später auf der Doppel-CD "Lee Konitz Meets Jimmy Giuffre" (Verve, 1997) wieder veröffentlichten Aufnahme auch Gene Orloff (vio), Alan Shulman (cello), Lou Stein (p), Billy Bauer (g) sowie eine Reihe von weiteren, namentlich nicht mehr bekannten Musikern mit.

 

Stücke von Russo fanden sich in den 1950er und 1960er Jahren auch auf Aufnahmen von Howard Rumsey's Lighthouse All-Stars, Ted Heath, Cannonball Adderley und anderen. Dazu erschienen Aufnahmen unter eigenem Namen. Auf der LP "Jazz Composers Workshop" (Savoy, 1955) war Russo auf drei der sieben Stücke auf der A-Seite als Instrumentalist sowie auf der ganzen B-Seite als Orchesterleiter und Posaunist zu hören.

 

Mit einer kleinen Bigband nahm Russo "The World Of Alcina" (Atlantic, 1956) auf, wobei Russo selber Ventilposaune spielte. "School Of Rebellion" und "Seven Deadly Sins" (beide Roulette, 1961) waren zwei ähnliche Aufnahmen von Bill Russo And His Orchestra. Sie wurden später auf einer CD (Fresh Sound, 2010) zusammengefasst.

 

Die erwähnten "The World Of Alcina"-Aufnahmen sowie weiteres Material, das Russo zwischen 1951 und 1965 eingespielt hatte, wurden später unter dem Titel "Portrait Of An Intellectual Jazzman" (Fresh Sound, 2008) zusammengefasst. "Stereophony" (FM, 1964) nannte sich eine weitere Russo-Aufnahme aus jener Zeit.

 

Ab Beginn der 1960er Jahre konzentrierte sich Russo auf das Komponieren von symphonischen Werken, Opern und Ballettmusiken. Dabei kam es zu Projekten mit Leonard Bernstein, Yehudi Menuhin, Duke Ellington oder Dizzy Gillespie. Als Komponist nutzte er die Möglichkeiten des Third Stream und verwendete klassische Techniken im Jazz, und Stilelemente des Jazz in Werken der Klassik.

 

1965 ging er ans Columbia College in Chicago als Leiter des Contemporary American Music Programm, wo er das Chicago Jazz Ensemble gründete. Dies war eines der ersten Repertoire-Orchester im Jazzbereich. Es existierte vorerst drei Jahre und trat mit einer Opern-Produktion sowie einem Remake von Ellingtons "Sacred Concert" unter der Leitung des Duke auf.

 

1968 löste sich das Chicago Jazz Ensemble auf, existierte während Jahren ohne Namen im "Untergrund", ehe es 1991 wieder zu neuem Leben erweckt wurde. In den 1990er Jahren intonierte es vier von Ellingtons grossen Suiten und interpretierte "Sketches Of Spain" von Miles Davis und Gil Evans.

 

Das CJE trat mit dem Dave Brubeck Quartet oder an der Seite des Art Ensemble Of Chicago auf, begleitete Michel Petrucciani und andere und machte Tourneen durch die USA, Kanada und Europa. Vom CJE und Russo erschien unter anderem die CD "Kenton A La Russo: Live At the Jazz Showcase" (Hallway, 2000) mit Liveaufnahmen von 2000.

 

Das London Jazz Orchestra spielte unter Bill Russo die LP "Stonehenge" (Columbia, 1965) ein. Die B-Seite enthielt die Russo-Komposition "Five Pieces For Jazz Orchestra". 1973 spielte das San Francisco Symphony Orchestra unter Seiji Ozawa und sowie mit der Siegel-Schwall Band Russos Werk "Three Pieces For Blues Band And Orchestra" (1968) ein.

 

Dieses Werk erschien mit Leonard Bernsteins "Symphonic Dances From "West Side Story" (1961) auf einer LP (Deutsche Grammophon, 1973). Eine Wiederveröffentlichung (Deutsche Grammophon 2002) enthielt auch Russos Werk "Street Music", das zuvor mit Bernsteins "An American in Paris" auf einer anderen LP (Deutsche Grammophon, 1977) des San Francisco Symphony Orchestras herausgebracht worden war. In diesem Stück war Corky Siegel (hca, p) der Solist. 

 

Zwischen 1975 und 1979 hatte Russo seine Lehrtätigkeit unterbrochen, um für Filmstudios zu arbeiten. 1990 beendete er seine Professorenzeit in Chicago. Einer seiner bekanntesten Schüler war der Filmkomponist John Barry. Zuletzt schrieb Russo Werke wie "Chicago Suite No. 1" (1995), "Chicago Suite No. 2" (1997) und "Jubilatum" (2002).

 

Letzteres trug die Werkbezeichnung 101 und schloss ein reiches Oeuvre an Jazzkompositionen, klassischen Werken, Opern und Stücken anderer Genres ab. Bill Russo starb am 11. Januar 2003 im Alter von 74 Jahren in seiner Heimatstadt Chicago.                                                          01/25

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