Amerikanischer Sänger, Songschreiber, Gitarrist, Arrangeur und Produzent zwischen Country und Pop sowie Schauspieler, geboren am 29. September 1930 in Long Beach, California, als William Everett Strange. Sein Vater hatte bei der lokalen Country-Station KFOX in Los Angeles eine eigene Sendung, in der Bill mit den Eltern als Cowboy-Entertainer George & Billie auftrat.
1946 ging er als Begleiter von The Sons Of The Pioneers, Roy Rogers oder Tex Williams auf Tournee. Von 1949 bis 1959 wirkte er als Gastmusiker in der TV-Show KXLA Hometown Jamboree mit. Der Produzent Cliffie Stone vermittelte ihm 1952 einen Vertrag bei "Capitol Records".
Strange begann seine Karriere als Session-Gitarrist bei einer Session von Wesley "Speedy" West am 18. Juni 1951 und begleitete den Pedal-Steel-Gitarren-Virtuosen bis 1962 bei insgesamt 15 Studiosessions. Dazu war er für Stuart Hamblen, Tennessee Ernie Ford, Ricky Nelson und andere tätig.
Strange gilt als Erfinder des Vorläufers der Fuzz-Gitarre, die er erstmals im Juli 1961 bei den Aufnahmen zum Song "I Just Don’t Understand" von Ann-Margret spielte. Auch bei "Zip-A-Dee-Doo-Dah" von Bob B. Soxx & the Blue Jeans spielte er am 24. August 1962 Fuzz-Gitarre – auf Wunsch des Produzenten Phil Spector ohne Mikrofon. Strange war auch auf elf weiteren Titeln auf der gleichnamigen LP zu hören.
Bei dieser Aufnahme trafen erstmals Sessionmusiker zusammen, die den instrumentalen Kern des Wall of Sound ausmachte und oft als Begleitband in Bill Putnams "United/Western"-Tonstudios fungierten. Die Band wurde The Wrecking Crew genannt und bestand unter anderen aus dem späteren Country-Star Glen Campbell. Arrangeur war Jack Nitzsche, Toningenieur Larry Levine.
1962 war Strange erstmals für Elvis Presley tätig, als er für einige Songs der LP "It Happened At the World’s Fair" (RCA Victor, 1963) beigezogen wurde. Sein nächstes Engagement für Presley betraf die "Viva Las Vegas" (RCA Victor, 1964), aufgenommen für den erfolgreichen gleichnamigen Presley-Film.
Bei "Surfin‘" (Capitol, 1963) wirkte Billy Strange erstmals bei einer Aufnahmesession der Beach Boys mit. Später holten ihn die Beach Boys für den Song "Sloop John B" ins Studio. Brian Wilson bat Strange, den bereits aufgenommenen Gitarrenpart zu überspielen.
Da Strange ohne Gitarre angereist war, kaufte ihm Wilson eine elektrische 12-saitige Gitarre mit Verstärker, die er Billy Strange zusammen mit 500 US-Dollar für die Session gab. Auf der LP "Pet Sounds" (Capitol, 1966), auf der "Sloop John B" veröffentlicht wurde, ist Strange bei sechs Titeln zu hören.
Weitere Sessionarbeit verrichtete er für Wanda Jackson, die Everly Brothers, Jan & Dean, Nat King Cole, Doris Day und andere. Als Frank Sinatras den Song "Younger Than Springtime" einspielte, dirigierte Strange am 20. September 1967 das Orchester. Sein grösster Erfolg war "These Boots Are Made for Walkin’" von Nancy Sinatra.
Er spielte bei den Aufnahmen Gitarre und hatte als Arrangeur des Songs die Idee für den markanten Kontrabasslauf. Die entsprechende Single (Reprise, 1965) verkaufte sich vier Millionen Mal. Für Nancy Sinatra arrangierte er zwischen 1966 und 1967 insgesamt 13 Titel.
Strange war auch bei den Aufnahmen zum Nachfolgehit "How Does That Grab You Darlin‘" dabei sowie bei "Something Stupid" (Reprise, 1966), einem Duett von Nancy mit ihrem Vater Frank Sinatra. Strange arrangierte alle "Reprise Records"-Alben und den Soundtrack zum James-Bond-Film "You Only Live Twice" von Nancy Sinatra.
Sein erster grosser Hit als Komponist war der Millionenseller "Limbo Rock" (Parkway, 1962) für Chubby Checker, den er zusammen mit Kal Mann alias Jon Sheldon in alkoholisiertem Zustand innerhalb von fünf Minuten geschrieben hatte. Ab 1968 arbeitete er als Komponist mit dem Texter Mac Davis für Elvis Presley. Innerhalb von zwei Tagen entstaden dabei mehrere Songs, die allerdings keine grossen Hits wurden.
Bei BMI sind für Billy Strange 50 Musiktitel urheberrechtlich registriert, bei ASCAP 58 weitere. In den 1970er Jahren reduzierte Billy Strange seine künstlerischen Aktivitäten. Er arrangierte das Album "The Partridge Familie Album" (Bell, 1970), auf dem sich der Singlehit "I Think I Love You" fand. Danach spielte er 1971 auf drei Titeln von Delaney Bramlett.
Dazu war er als Gitarrist und Arrangeur bei den Aufnahmen zum Album "Nancy & Lee Again" (RCA Victor, 1971) von Nancy Sinatra & Lee Hazlewood mit dabei, produzierte das Album "It’s Alright" (Churchill, 1977) von Frank Sinatra junior sowie das Album "Killer Country" (Elektra, 1980) von Jerry Lee Lewis. Im Film "Nashville Lady", der am 7. März 1980 US-Premiere hatte, spielte er die Rolle des Steel-Gitarristen Speedy West, den Strange in seinen Anfängen im Tonstudio begleitet hatte.
Am 28. Februar 1952 war Strange in Hollywood erstmals selber als Sänger und Musiker in einem Tonstudio gestanden, als seine erste Single "Diesel Smoke Dangerous Curves/Almanac Song" (Capitol, 1952) entstand. Sie erreichte ebenso wenig die Charts wie viele nachfolgende Titel. Total veröffentlichte Strange unter seinem Namen fast 70 Singles.
Dazu kamen fast 30 Alben. Das erste hiess "12 String Guitar" (GNP Crescendo, 1963) und enthielt Instrumentalversionen grosser Hits. Unter seinen vielen Alben befanden sich auch mehrere mit Instrumentalversionen von James Bond-Songs. Von Billy Strange kamen mehrere Compilations heraus.
Er starb am 12. Februar 2012 81-jährig in Franklin, Tennessee. Er war von 1954 bis 1956 mit der Sängerin und Schauspielerin Joan O'Brien sowie von 1999 bis zu seinem Tod mit der Country-Sängerin Jeanne Black verheiratet.