Amerikanische Jazz Rock-Formation, entstanden 1967 in New York City. Steve Katz (g) von The Blues Project und Bobby Colomby (dm) gründeten diese Gruppe unter dem Eindruck der LP "Time And Changes" (CBS, 1967) der Pop-Gruppe The Buckinghams. Diese LP bestand aus Popsongs, die in Horn- und Streicher-Arrangements eingekleidet waren.
Als Co-Leader holten sie den weissen Bluesmusiker Al Kooper (key, vcl) dazu, der ebenfalls bei The Blues Projekt gespielt hatte. Daneben bestand das Lineup auf der ersten LP "Child Is Father To The Man" (Columbia, 1968) aus Jim Fielder (e-b), Dick Halligan (tb), Fred Lipsius (sax, p), Jerry Weiss (tp, flh) und Randy Brecker (tp). Das Album schaffte es in die Top-50 der Billboard 200.
Mit ihrer Mischung aus Rockmusik und Jazzbläsern wurde Blood, Sweat & Tears mit Chicago zu den Pionierformationen des satten, brass-orienterten Jazz Rocks. Katz und Colomby erkannten das grosse Potential, das in der Formation steckte und suchten nach einem besseren Sänger.
Al Kooper, der seine eigene Ideen hatte, zog seine Konsequenzen und verliess BS&T. Mit Mike Bloomfield (g) und Stephen Stills (g) spielte er wenig später die erfolgreiche White Blues-LP "Supersession" (Columbia, 1968) ein und startete eine erfolgreiche Solokarriere. BS&T wurde für das zweite Album "Blood, Sweat & Tears" (Columbia, 1969) umbesetzt.
Brecker ging zur Thad Jones-Mel Lewis Big Band und wurde durch Chuck Winfield (tp, flh) ersetzt. Jerry Weiss' Platz nahm Lew Soloff (tb) ein, und Dick Halligan wechselte von der Posaune an die Orgel. Mit dem Zuzug von Jerry Hyman (tb) wurde der Bläsersatz von drei auf vier aufgestockt.
Der wichtigste Neuzuzug betraf den Sänger. Die rauhe, unverwechselbare Stimme des in England geborenen Kanadiers David Clayton-Thomas wurde zum Markenzeichen der Gruppe. Damit Clayton-Thomas zu einer Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung in den USA kam, musste die Band im Auftrag des US-Aussenministeriums eine Osteuropa-Tournee absolvieren.
Das zweite Album schlug gross ein. Es verkaufte sich allein in den USA vier Millionen Mal, stand auf Platz 1 der Billboard 200 und wurde mit einem Grammy belohnt. Mit "Spinning Wheel", "And When I Die" und "You've Made Me So Very Happy" enthielt das Album zudem drei Singles, die es alle auf Platz 2 der Billboard Hot 100 schafften.
"Blood, Sweat & Tears 3" (Columbia, 1970) wurde in der seelben Besetzung aufgenommen, stand ebenfalls auf Platz 1 der Billboard 200 und enthielt die Top-15-Single "He-Di-Ho" und die Top-30-Single "Lucretia Mac Evil". Dazu war die Band für den Soundtrack zu "The Owl And The Pussycat" (Columbia, 1970), ein Film mit Barbara Streisand und George Segal, zuständig.
"Blood, Sweat & Tears 4" (Columbia, 1971) war das reifste Album der Gruppe, auch wenn nur noch Platz 10 bei den Billboard 200 resultierte. Die Gruppe hatte Ex-Mitglied Al Kooper als Arrangeur sowie Komponisten zurückgholt, verlor aber danach ihren Sänger David Clayton-Thomas, der eine Solokarriere begann.
Er wurde ab "New Blood" (Columbia, 1972) durch Jerry Fisher ersetzt. Mit Platz 32 in den Billboard 200 gab's chartsmässig einen weiteren Rückschritt. Zu der fortan stets wechselnden Besetzung gehörten zu der Zeit auch die Jazzmusiker Larry Willis (key) und Joe Henderson (ts). Letzterer besass trotz mehreren Aufnahmen als Leader für "Blue Note" damals noch keinen Star-Status.
Fast 200 Musiker waren über kurz oder lang Mitglied von BS&T gewesen, darunter auch Jaco Pastorius, Dave Bargeron, Don Alias, Bernard Purdie, Tim Ries. Ron McClure und Ron McCurdy. Andere bekannte Namen, die kurz bei der Gruppe spielten waren Steve Khan und Mike Stern (beide g), Joe Faddis (tp) oder Patti Austin (vcl).
Mitgründer Steve Katz stieg 1973, Bobby Colomby 1977. Als nächste Alben folgten "No Sweat" (Columbia, 1973) und "Mirror Image" (Columbia, 1974), die mit den Plätzen 72 bzw. 149 weit hinten in den Billboard 200 anzutreffen waren. Auf letzterem Album kam neben Fisher mit Jerry LaCroix ein zweiter Vokalist zum Einsatz.
"New City" (Columbia, 1975) markierte die Rückkehr von David Clayton-Thomas, der später selber die Leitung der Band übernahm und später eine Version mit kanadischen Musikern zusammenstellte. Für "New City" schaute immerhin wieder einmal ein Top-50-Platz in den Billboard 200 heraus.
BS&T veröffentlichte in stets wechselnden Besetzungen weitere Alben. "More Than Ever" (Columbia, 1976) kam nur auf Platz 165 der Billboard 200, während "Brand New Day" (ABC, 1978) nicht unter die bestverkauften 200 US-Alben gelangte. "Nuclear Blues" (MCA, 1980) war das letzte Studioalbum der Gruppe. Auch dieses schaffte es nicht mehr in die Billboard 200.
1981 löste sich BS&T auf. 1984 erfolgte eine Reunion, nachdem Clayton-Thomas von Mitgründer Bobby Colomby die Rechte am Bandnamen erwerben konnte. 2004 stieg Clayton-Thomas aus. Die Band existierte weiter, trat immer wieder auf, feierte die runden Jubiläen mit Konzerten, spielte aber keine Alben mit neuem Material mehr ein.
Das einzige Livealbum, während BS&T noch existierte, hatte "In Concert" (Columbia, 1976) geheissen und war nur in Japan und in Europa als Doppel-LP veröffentlicht worden. In den USA wurden die Aufnahmen später unter dem Titel "Live And Improvised" (Columbia, 1991) in Form einer Doppel-CD noch einmal veröffentlicht.
"Live" (Avenue und Rhino, 1995) mit Aufnahmen von 1980, "Sail Away: Live in Stockholm 1973" (Immortal, 2010) und "Live at Woodstock" (Columbia, 2019) mit dem Auftritt von 1969 enthielten nachträglich weitere Livemitschnitte. Letztere CD war auch Teil des 38-CD-Sets "Woodstock - Back To The Garden: The Definitive 50th Anniversary Archive" (Rhino und Cotillion, 2019) mit sämtlichen Auftritten dieses Festivals.
Dazu erschienen von BS&T mehrere Best Of-Compilations oder Reissue-Pakete. Die erste Compilation hatte "Greatest Hits" (Columbia, 1972) geheissen. Sie umfasste alle grossen Hits der Band und schaffte es sogar in die Top-20 der Billboard 200.
Die fünf ersten Alben wurden im Rahmen der 5-CD-Box "Original Album Classics" (Columbia und Legacy, 2009) gemeinsam neu aufgelegt. "Rare, Rarer & Rarest" (Wounded Bird, 2013) nannte sich eine Raritätensammlung mit unter anderem Mono-Versionen der Hits. "Bloodlines" (Analogue, 2017) enthielt die ersten vier Alben auf Vinyl. 11/24