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Bob Marley

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Jamaikanischer Reggae-Sänger, Gitarrist, Komponist und Bandleader, geboren am 6. Februar 1945 in Nine Miles, St. Ann als Sohn eines weissen Offiziers und einer Afro-Amerikanerin. Sein richtiger Name war Robert Nesta Marley. Später zog er mit seiner Mutter nach Trench Town, einem Vorort im Westen der Hauptstadt Kingston.



Marley wollte unbedingt Musiker werden und begann erste Songs zu schreiben. Anfang 1962 nahm er allen Mut zusammen und suchte den Produzenten Clement "Sir Coxsone" Dodd auf, um ihm seine Songs vorzusingen. Dodd war allerdings nicht anwesend.

 

Stattdessen traf er auf den Produzenten Leslie Kong und dessen neuen Schützling James Chambers alias Jimmy Cliff. Marley sang Kong vor und wurde zu Aufnahmen eingeladen. Dabei entstanden mit den Beverley's All Stars als Backingband zwei Titel, die auf der Single "Jugde Not/Do You Still Love Me?" (Beverley's, 1963) auf Kongs eigenem Label erschienen.

 

Später konnte Marley für Kong weitere Songs im Ska-Stil einspielen. "Island", das Label von Chris Blackwell übernahm im selben Jahr für Grossbritannien die Single "Jugde Not/Do You Still Love Me?" und veröffentlichte gleichzeitig mit "One Cup Of Coffee" ein weiterer Marley-Song dieser Session für Kong, gepaart mit "Exodus", einem Song von Ernest Raglin.

 

Zu jener Zeit freundeten sich Marley und sein Schulkollege Neville Bunny Livingstone alias Bunny Wailer mit Peter Macintosh alias Peter Tosh an. Die drei Jugendlichen beschlossen 1963, eine eigene Gruppe zu gründen. Die Gruppe nannte sich zuerst The Teenagers, dann Wailing Rudeboys, Wailing Wailers und schliesslich The Wailers.

 

Neben Bob Marley (g, vcl) Peter Tosh (org, p, g, vcl) alias Winston Hubert McIntosh und Bunny Wailer (perc, vcl) alias Neville Livingston stiessen der Sänger Junior Braithwaite sowie die Backingsängerinnen Beverley Kelso und Cherry Smith zur Gruppe.

 

Mit "Simmer Down" (Coxsone, 1964), begleitet von The Skatalites und produziert von Clement "Coxsone" Dodd, hatte die Gruppe einen Nummer-1-Hit in den jamaikanischen Charts. Am 10. Februar 1966 heiratete Marley die Krankenschwester und Soulettes-Sängerin Rita Anderson.

 

Kurz darauf zog Marley zu seiner Mutter in den US-Bundesstaat Delaware, wo er verschiedene Jobs ausführte und Geld für ein eigenes Schallplatten-Label sparen wollte. Währenddessen machten die Wailers mit Rita Marleys Cousin Constantine "Dream" Walker als Bob Marley-Ersatz weiter.

 

Marley hielt es nicht lange in den USA aus und kehrte mit viel neuem Songmaterial nach Kingston zurück, wo sich die Wailers unverzüglich die Arbeit machten. Dazu versuchte sich Marley als Schallplattenhändler und gründete mit "Wail'M'SoulM" ein eigenes Label.

 

Ende 1970 wurde Bob Marley vom Produzenten Danny Sims engagiert, die Musik zum Film "Want So Much To Believe" mit dem Sänger Johnny Nash in der Hauptrolle zu schreiben. Dazu reiste Marley nach Skandinavien, wo der Film gedreht aber nie vollendet wurde.

 

1971 zog Marley nach London weiter, wo er dank Import-Singles einige Anhänger hatte. Auch Bunny und Tosh reisten nach England, wo die Wailers eine kleine, schlecht organisierte Tournee absolvierten. Parallel dazu arbeiteten Marley und die Wailers bei den Aufnahmen zu Johnny Nashs LP "I Can See Clearly Now" (Columbia, 1972) mit.

 

Marley schrieb drei Songs, darunter "Stir It Up" und war Co-Autor eines vierten. Gleichzeitig erschien die von Nash produzierte Marley-Solo-Single "Reggae On Broadway/Oh, Lord, I Got To Get There" (Columbia, 1972), ohne dass er oder die Wailers damals auf einen grünen Zweig kamen.

 

Unter Sims entstanden Anfang der 1970er Jahre in Studios in Jamaika und London rund 72 Songs. Mehr als die Hälfte stammte von Marley selber, der Rest unter anderem vom R&B-Songschreiberpaar Jimmy Norman und Al Pyfrom. Mit diesen Songs versuchte Sims Marley für den US-Markt R&B-tauglich zu machen.

 

Eine Auswahl von Songs aus der Sims-Zeit erschien später als "Chances Are" (Cotillon, 1981). Auch das 4-CD-Set "The Early Years 1969-1973" (Trojan, 1993), und die die 3-CD-Box "Grooving Kingston 12: The Jad Masters 1970-1972" (Island, 2004) enthielten neben weiteren solchen Compilations frühes Material.

 

Als sich eines Tages Nash und Sims nach Florida absetzten, standen Marley und die Wailers im kalten London mittel- und führerlos da. Chris Blackwell von "Island", der als einer der ersten Ska-, Rocksteady- und Reggae-Schallplatten veröffentlicht, sich aber inzwischen mit Rock-Acts wie Traffic, Roxy Music, Free, Jethro Tull und anderen einen Namen geschaffen hatte, zeigte Erbarmen.


Er bot der Gruppe einen Vertrag und einen entsprechenden Vorschuss an. Darauf flogen die Wailers nach Jamaika zurück und spielten das begonnende Album "Catch A Fire" (Island und Tuff Gong, 1973) fertig ein. Mit "Burnin'" (Island und Tuff Gong, 1973) wurde im selben Jahr ein weiteres Album veröffentlicht.

 

Sie waren auf den Plätzen 171 bzw. 151 die ersten Wailers-Alben in den Billboard 200. Dazu standen sie auch auf den Plätzen 51 bzw. 41 der US-R&B-Charts. Sie erscheinen teilweise als Alben von The Wailers, doch auch der neue Bandname Bob Marley & The Wailers wurde mehr und mehr benutzt.

 

Blackwells Strategie bestand darin, nicht eine Sammlung von Singles zu veröffentlichen, sondern mit Konzept eine ganze LP einzuspielen und diese dann wie eine Rockplatte zu vermarkten. Dazu gehörte auch das Cover. Statt Werbeprospekten für Jamaica liess Blackwell Hüllen entwerfen, die ins Auge stachen.

 

Begleitet wurden Marley, Tosh und Wailer von Aston "Family Man" Barrett (e-b) und Carlton "Carlie" Barrett (dm). Dazu kamen je nach Album weitere Musiker oder Sängerinnen. 1974 stiegen Peter Tosh und Bunny Wailer aus, um ihre eigenen Karrieren voranzutreiben.

 

"Natty Dread" (Island und Tuff Gong, 1974) hiess das erste Album von Marley als alleiniger Leader. Es war auf Platz 43 das erste Album in den britischen Charts. Dazu kamen Platz 92 bei den Billboard 200 und Platz 44 bei den US-R&B-Charts. Die LP enthielt mit"No Woman, No Cry" einer der bekanntesten Songs von Marley.

 

Dieses Lied wurde allerdings erst in der Version vom Album "Live" (Island und Tuff Gong, 1975) ein Hit. Dieses Album war am 18. Juli 1975 bei einer Europa-Tournee bzw. bei einem Konzert in London mitgeschnitten worden. Backingvocals sangen die I-Threes, die aus Rita Marley, Judy Mowatt und Marcia Griffith bestanden.

 

Mit Platz 28 in Grossbritannien sowie den Plätzen 90 (Billboard 200) und 47 (US-R&B) schnitt das Album ungefähr gleich gut ab, wie "Natty Dread" davor. Das nächste Album hiess "Rastaman Vibration" (Island, 1976). Inzwischen war Marley so populär, dass dieses und nachfolgende Alben weit oben in die Charts gelangten.

 

In Grossbritannien landete das Album auf Platz 15, in den USA bzw. den Billboard 200 war es das erste Top-10-Album. 1976 überlebte Marley einen Mordversuch. Daraufhin zog er sich zuerst auf die Bahamas und dann nach London zurück.

 

Während der Blütezeit wurde Marley während Jahren von den gleichen Musikern begleitet: Es waren dies Al Anderson und Junior Marvin (g), Tyrone Downie (key), Alvin "Seeco" Patterson (perc), Aston "Family Man" Barrett (e-b) und Carlton "Carly" Barrett (dm) sowie die erwähnten I-Threes.

 

Das nächste Album hiess "Exodus" (Island und Tuff Gong, 1976). Es war ein Top-10-Album in Grossbritannien und stand in den Billboard 200 auf Platz 20. Im Verlaufe der anschliessenden Tournee war bei Marley erstmals Krebs diagnostiziert worden, so dass ein Teil der "Exodus"-Tournee abgesagt wurde.

 

Auf Grund seines Rastafari-Glaubens liess sich Marley nicht gegen die Krankheit behandeln. Mit "Kaya" (Island, 1978), einem Top-50-Album in Grossbritannien und einem Top-50-Album in den USA sowie mit dem "One Love Peace Concert", meldete sich Marley 1978 wieder zurück.

 

Bei diesem Konzert im National Stadion von Jamaika gelang es ihm, dass sich der jamaikanische Präsident Michael Manley und der verfeindete  Opposition-Führer Edward Seaga die Hände reichten. Ebenfalls 1978 besuchte Marley erstmals Afrika.

 

Bei einem Auftritt im Juni 1978 in Paris entstand mit "Babylon By Bus" (Island und Tuff Gong, 1978) das zweite Live-Album. Mit den Plätzen 40 (UK) und 102 (USA) waren die Charts-Platzierungen etwas schwächer als bei den Studioalben davor.

 

"Survival" (Island, 1979) war das nächste Studiowerk, das mit den Plätzen 20 (UK) und 70 (USA) nicht mehr so stark abschnitt, wie die Alben davor. "Survival" war der erste Teil einer Trilogie, die mit "Uprising" (Island, 1980) fortgesetzt wurde. Es war dies wieder einmal ein Top-10-Album in Grossbritannien. In den Billboard 200 schaute Platz 20 heraus.

 

Während der USA-Tournee im Herbst 1980 verschlimmerte sich Marleys Gesundheitszustand. Er brach zusammen, wurde ins Spital gebracht, kam am 23. September 1980 für ein Konzert in Pittsburgh noch einmal auf die Bühne und musste dann endgültig das Handtuch werfen.

 

Bob Marley starb am 11. Mai 1981 im Alter von 36 Jahren in einem Spital in Miami. Er war das erste der drei Wailers-Urmitglieder, das starb. Sechs Jahre später folgte Peter Tosh (1944-1987). Bunny Wailer (1947-2021) überlebte seine Kollegen um Jahrzehnte.

 

Postum erschien mit "Confrontation" (Island und Tuff Gong, 1983) der dritte Teil der Trilogie. Es erreichte Platz 5 in Grossbritannien und auf Platz 55 in den Billboard 200. Beginnend mit "Talkin' Blues" (Island und Tuff Gong, 1991) erschienen im Nachhinein acht offizielle und Dutzende inoffizielle Liveaufnahmen.

 

Mit "African Herbsman" (Trojan, 1973) und "Rasta Revolution" (Trojan, 1974) waren schon zu Lebzeiten erste Compilations erschienen, die allerdings die Zeit vor den erfolgreichen "Island/Tuff Gong"-Alben abdeckten. "The Box Set" (Island, 1982) enthielt alle neun zu Bob Marleys Lebzeiten veröffentlichten "Island"-LPs von "Catch A Fire" bis zu "Uprising".

 

"Legend" (Island und Tuff Gong, 1984) war eine erfolgreiche "Best Of"-Sammlung. Es war Marleys erstes und einziges Nummer-1-Album in Grossbritannien und sein zweites Top-10-Album in den Billboard 200. Weltweit wurden davon 25 Millionen Exemplare verkauft. Es folgten fünf weitere Compilations und einige Boxsets.

 

"Songs Of Freedom" (Tuff Gong, 1992) war ein 4-CD-Box-Set mit über 70 Songs, darunter einigen Raritäten. Es umfasste Songs aus der gesamten Schaffensperiode von Marley, das heisst von seiner ersten Single "Jugde Not" bis hin zu einem Mitschnitt von seinem letzten Auftritt am 23. September 1980 in Pittsburgh.

 

Dazu kamen vorher noch nie veröffentlichtes Material, Live- oder Maxisingle-Versionen. "The Reggae Legend" (Tuff Gong, 2001) enthielt auf zehn CDs, teilweise erweitert mit zwei DVDs, das gesamte "Island/Tuff Gong"-Material, ähnlich wie das 12-LP-Set "Complete Island Recordings" (Tuff Gong, 2015).

 

Im Laufe der Jahre wurde der Markt mit Marley-Material förmlich überschwemmt. Discogs.com listet allein über 220 Compilations oder Wiederveröffentlichungspakete auf, die meisten davon inoffizielle bzw. Bootleg-Veröffentlichungen

 

"Dreams Of Freedom - Abmient Translations Of Bob Marley In Dub" (Axiom, 1997) enthielt Versuche von Bill Laswell, Karl Berger, Tetsue Onoue und Aiyb Dieng einigen Marley-Songs ein neues Dub/Ambient-Kleid zu verleihen. Auf "Chant Down Babylon" (1999) ist Marley in nachträglich aufgenommenen Duets mit Sängerinnen und Sängern wie Erykah Badzu, Lauryn Hill, The Roots, Steven Taylor und anderen zu hören.                                                       03/25

 
 

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