Belgischer Jazzflötist, Tenorsaxophonist und Bandleader, geboren am 20. Februar 1926 in Lüttich. Er begann im Alter von 11 Jahren Piano und Klarinette zu spielen. Als Teenager wechselte er auf Alt- und Tenorsaxophon. 1944 war er Mitbegründer der Formation The Bob Shots, welche die erste europäische Band war, die Bop spielte und zum Sprungbrett von diversen anderen belgischen Jazzmusikern wurde.
1945 spielte er mit Toots Thielemans in einer Dixieland-Band. Nachdem Bobby Jaspar für die in Westdeutschland stationierten US-Soldaten Musik gemacht hatte, lebte er ab 1950 in Paris. Dort arbeitete er live und in Studios mit vielen französischen und amerikanischen Musikern des Modern Jazz.
Im Januar 1954 stand er mit Bib Monville (ts), Roger Guèrin (tp, tuba), Nat Peck (tb), Maurice Vander (p), Pierre Michelot (b) und Jean-Louis Viale (dm) vor den Mikrophonen, um das 10"-Album "New Jazz, Vol. 1" (Swing, 1954) aufzunehmen. Die Fortsetzung davon, "New Jazz, Vol. 2" (Swing, 1955), enthielt Aufnahmen vom Dezember 1954 mit Jean Aldegon (as, bcl), Armand Migiani (bars), Buzz Gardner und Roger Guerin (tp), Nat Peck (tb), Fats Sadi (vibes), Pierre Michelot (b) sowie André Jourdan und/oder Gérard Pochonet (dm).
Als Co-Leader mit Don Rendell (ts) entstand im März 1955 mit Dave Amram (frh), Sacha Distel (g), Maurice Vander (p), Guy Pedersen (b) und Mak Kak (dm) das 10"-Album "Recontre à Paris" (Swing, 1955). "Bobby Jaspar And His All Stars" (EmArcy, 1956) bzw. "Modern Jazz Au Club Saint Germain" (Barclay, 1956) hiess eine unter Jaspars Namen veröffentlichte LP, die ihn im Dezember 1955 mit Sacha Distel (g), René Urtreger (p), Benoit Quersin (b) und Jean-Louis Viale (dm) zeigt.
Aufnahmen vom Dezember 1956 erschienen unter dem Titel "Bobby Jaspar Quintet" (Columbia, 1957). Begleiter waren Barry Galbraith (g), Eddie Costa oder Tommy Flanagan (p), Milt Hinton oder Nabil Totah (b) sowie Ossie Johnson oder Elvin Jones (dm). Zudem machte er während seiner Pariser Zeit bei Aufnahmen von Jimmy Raney, J.J. Johnson, André Hodéir, Henri Renaud, Chet Baker, Michel Hausser und anderen.
1956 zog er mit seiner Frau, der Sängerin Blossom Dearie, nach New York City. 1956/57 trat er mit dem Quintett von J. J. Johnson auf und 1957 arbeitete er kurz mit Miles Davis. Mit dem Quintett von Donald Byrd absolvierte er 1958 eine ausgedehnte Europa-Tournee. Auch in den USA kam Japsar zu mehreren Aufnahmen.
Unter dem Namen von Jaspar erschien die LP "Joue Pour Savoy" (Savoy, 1956), die allerdings Musik der Gruppe von Mort Herbert enthielt. Jaspar machte nur bei jenen Aufnahmen mit, die auf der B-Seite veröffentlicht wurden. Später wurde die LP unter Mort Herberts Namen auf CD wieder veröffentlicht. "Flute Flight" (Prestige, 1957) war die erstes gemeinsames Album mit Herbie Mann (fl, as), der allerdings nur auf der A-Seite zu hören war.
Als Begleiter agierten neben Jaspar und Mann Joe Puma (g), Tommy Flanagan (p), Wendell Marshall (b) und Bobby Donaldson (dm). Die B-Seite bestritt Jaspar mit Flanagan, Eddie Costa (vibes), Doug Watkins (b) und Bobby Donaldson (dm). "Flute Soufflé" (Prestige, 1957) entstand offenbar bei der selben Session und zeigt auf beiden Schallplattenseiten das Sextett Jaspar, Mann, Puma, Flanagan, Marshall und Donaldson.
Auf der LP "Interplay For 2 Trumpets And 2 Tenors" (Prestige, 1957) war Jaspar an der Seite von John Coltrane sowie zusammen mit Idrees Sulieman und Webster Young (tp) als Co-Leader am Werk. Dazu kamen als Begleiter Mal Waldron (p), Kenny Burrell (p), Paul Chambers (b) und Art Taylor (dm). Als Begleiter für "Tenor And Flute" (Riverside, 1957) wählte Jaspar George Wallington (p), Wilbur Little (b) und Elvin Jones (dm) aus. Dazu kam in drei der sechs Stücke Idrees Sulieman (ts).
Frank Wess (fl), Bobby Jaspar (fl, cl) und Seldon Powell (ts, fl) waren Co-Leader bei den Aufnahmen von "The Spirit Of Charlie Parker" (World Wide, 1958). Im Dezember 1958 machte er wieder einmal in Paris Aufnahmen, die auf der LP "Bobby Jaspar" (Barclay, 1959) herausgebracht wurden. Jaspar und Kenny Clarke (dm) wurden je nach Session von Fats Sadi (vibes), Jymie Merritt (b), Humberto Canto (perc) bzw. von Michel Hausser (vibes) und Paul Rovère (b) begleitet.
Diese LP wurde später auch unter Titeln wie "Phenil Isopropil Amine" (EmArcy, 1988) oder "Jeux De Quartes" (Gitanes, 2002) veröffentlicht. 1959 arbeitete er als Gastsolist mit dem Bill Evans Trio, 1960 mit der Sängerin Chris Connor sowie mit Attila Zoller im Quartett für längere Zeit im Village Vanguard.
"Opus De Jazz Vol.2" (Savoy, 1961) hiess eine Quintettaufnahme, die unter den Namen der beteiligten Musiker Jaspar, Steve Kuhn (p), Johnny Rae (vibes), John Neves (b) und Jake Hanna (dm) erschien. 1961 waren er und Zoller in Europa. Mit dem belgischen Gitarristen René Thomas unternahm er 1962 eine weitere Europa-Tournee.
Jaspar arbeitete in den USA auch mit Donald Byrd, Bill Harris, Joe Wilder, Pepper Adams, Eddie Costa, George Duvivier, Art Taylor und anderen zusammen und war an der Realisierung der von John Lewis komponierten Filmmusik zu "Una storia milanese" (Atlantic, 1962) beteiligt.
Ein letztes Mal trat er im Londoner "Ronnie Scott’s Jazz Club" auf, bevor er wegen eines schweren Herzleidens nach New York City zurückkehren musste. Der letzte Auftritt vom Januar 1962 wurde auf der LP "The Bobby Jaspar Quartet At Ronnie Scott's 1962" (Mole Jazz, 1986) festgehalten. Begleiter waren damals René Thomas (g), Benoit Quersin (b) und Daniel Humair (dm).
Ein Herzinfarkt führte am 4. März 1963 in New York City zum frühen Tod von Jaspar. Er wurde 37 Jahre alt. Sein Schaffen wurde auf einigen Compilations dargestellt. "The Barclay & Columbia Years" (Fresh Sound, 1988) hiess eine Triple-LP, der zudem noch eine 7"-Single beigelegt war. "Three Classic Albums Plus" (Avid, 2017) bestand aus zwei CD und "Paris - New York - Europe 1953-1962" (Frémeaux & Associés, 2017) aus drei CDs.