Amerikanisches Free Noise-Trio, gegründet 1979 im Hudson Valley, nördlich von New York City. Borbetomagus mischt in wilder Manier Free Jazz, Noise, Heavy Metal und High Energy-Improvisation zusammen. Die Gruppe mit Jim Sauter (reeds), Donald Miller (g) und Don Dietrich (reeds) führt den Free Jazz in der Tradition von Albert Ayler fort, indem sie zusätzlich die Möglichkeiten der Elektronik nutzt.
Die Instrumente sind miteinander gekoppelt. Damit entsteht ein hoch energetischer Sound. Dietrich und Sauter kennen sich schon seit frühester Jugend und besuchten in der Region Rockland County, New York, gemeinsam mehrere Schulen. 1978 hörten die beiden Donald Miller, der über die Radiostation WKCR FM Musik von Komponisten des 20. Jahrhunderts und europäischen Free Jazz präsentierte.
Sauter und Dietrich nahmen mit Miller, der damals in einer Band mit dem Namen Sick Dick And The Volkswagens spielte, Kontakt auf. Im Januar 1979 trafen sich die drei Musiker zur ersten Session. Als vierter Musiker war anfänglich Brian Doherty (elect, g) dabei, der ebenfalls Mitglied von Sick Dick And The Volkswagens war.
Nach mehreren Kassettenproduktionen entstand 1980 die erste LP "Borbetomagus" (Agaric, 1980). Borbetomagus war der keltische Name für die Stadt Worms in Deutschland. Als ein Musikkritiker den LP-Titel "Borbetomagus" irrtümlich auch für den Bandnamen hielt, nannten sich die vier Musiker fortan so.
Obwohl Sauter und Miller Anfang der 1980er Jahre kurz an der Seite von John Zorn und/oder Eugene Chadbourne spielten, wurde Borbetomagus von der New Yorker Downtown-Szene nicht akzeptiert. Für das zweite Album "Work On What Has Been Spoiled" (Agaric, 1981) wurde Doherty durch den englischen Electronic-Pionier Hugh Davies ersetzt.
Die nächsten Aufnahmen "Borbetomagus" (Agaric, 1982) und "Barbed Wire Maggots" (Agaric, 1983) wurden wieder im Trio eingespielt. Letztere LP war eine Liveaufnahme vom Mai 1982, mitgeschnitten im "In Roads" in New York. Am selben Ort war 1982 mit Brian Doherty (elect) als vierter Musiker die Kassettenproduktion "Live At Inroads" entstanden.
Diese erschien 1983 bei den Labels "Aeon", "Cluster Project" und "Cause & Effect". 1993 wurden die Aufnahmen vom japanischen Label "P.S.F." auf CD wiederveröffentlicht. Zu den Aufnahmen zu "Industrial Strengh" (Leo, 1983) und "Borbeto Jam" (Cadence Jazz, 1985) wurden Tristan Honsinger (cello), Peter Kowald (b), Toshinori Kondo (tp) und Milo Fine (cl, p) als Gäste eingeladen.
Die Doppel-LP "Zurich" (Agaric, 1984) und "New York Performances" (Agaric, 1986) dokumentieren Auftritte in der Trio-Stammbesetzung. Im Quartett mit Adam Nodelman (e-b) entstanden die Kassette "Live In Allentown" (LowLife, 1985) und die CD "Seven Reasons For Tears" (Purge Sound League, 1989). Die Kassette wurde später mit weiterem Material angereichert und als CD (Agaric, 2007) wiederveröffentlicht.
"Snuff Jazz" (Agaric, 1990), "Buntcha That Hair Long" (Agaric, 1992), "Experience The Magic" (Agaric, 1993), die LP "L'atlas des galaxies etranges" (Non Mi Piace, 1995), "Live In Tokyo" (Alchemy, 1997), und "Songs Our Mother Taught Us" (Agaric, 2003) waren weitere Trioaufnahmen. Diese letzten vier Aufnahmen waren Konzertmitschnitte.
Das galt auch für "Both Noises End Burning" (Victo, 2007), einen Mitschnitt eines gemeinsamen Konzerts mit der japanischen Formation Hijokaidan beim Victoriaville Festival 2006 , sowie für die labellose LP "The Rape Of Atlanta" (2010) mit Aufnahmen von 2004 von einem Auftritt am Destroy All Music Festival. Die CD "A Go-Go" (Agaric, 2009) enthielt einen Mitschnitt eines Konzerts vom Dezember 1998 in Lyon.
"Trente Belles Années" (Agaric, 2012) zeigt die Gruppe bei einem Auftritt im "Instants Chavirés" in Paris. Weitere, schon 2005 aufgezeichnete Liveaufnahmen kamen auf der LP "Vole Lotta Love" (Tyyfus und Verdura 11, 2013) heraus. Eine Studiosession von 2014 wurde unter dem Titel "The Eastcote Studio Sessions" (Dacing Wayang, 2016) auf einer LP veröffentlicht. "A Pollock Of Sound" (Taping Policies, 2017) enthielt auf einer DVD eine filmische Dokumentation über die Gruppe von Jef Mertens.
Eine enge Zusammenarbeit pflegen die Mitglieder von Borbetomagus ab 1984 mit den Schweizer Elektronik-Pionieren Norbert Möslang und Andy Guhl alias Voice Crack. Mit Adam Nodelman (e-b) als sechsten Musiker wurde "Fish That Sparkling Bubble" (Agaric und Uhlang, 1988) aufgenommen.
Auf "Asbestos Shake" (Agaric, Uhlang und V-Records, 1991), einer Liveaufnahme, kam anstelle von Nodelman der Schweizer Knut Remond (elect) dazu. In der selben Besetzung wurde auch "Concerto For Cracked Everyday-Electronics And Chamber Orchestra" (Agaric, Uhlang und V-Records, 1997), eine Aufnahme eines Konzertes von 1994 in New York eingespielt.