Amerikanischer Jazz-Pianist, Komponist und Bandleader, geboren am 27. September 1924 in Harlem, New York City. Powells jüngerer Bruder Richie Powell (1931-1956) spielte ebenfalls Piano und war bis zu seinem frühen Tod Mitglied des Clifford Brown-Max Roach Quintets. Elmo Hope war Bud Powells Schulfreund. Seine ersten musikalischen Erfahrungen sammelte er, indem er sich mit der klassischen Pianoliteratur auseinandersetzte. Er spielte Bach, Chopin und Debussy.
Dann begann er sich für Jazz zu interessieren. Art Tatum und James P. Johnson zählten zu seinen Vorbildern. Powells Grossvater war Gitarrist und spielte Flamenco, sein Vater war ein guter Stride-Pianist. Er erlaubte ihm im Alter von 15 Jahren die Schule zu verlassen und als professioneller Pianist in der Band von Buds älterem Bruder William einzutreten.
Schon bald hatte er in "Minton’s Playhouse" Kontakt mit der Bebop-Szene um Charlie Parker und Dizzy Gillespie. Dort traf er auch auf den Pianisten Thelonious Monk, der ihn unter seine Fittiche nahm und mit dem ihn später eine tiefe, lebenslange Freundschaft verband. Monk widmete Powell später die Komposition "In Walked Bud".
Powell war der erste Pianist, der sich wagte, Monks Stücke nachzuspielen. Anfang der 1940er Jahre spielte Bud Powell in verschiedenen Bands, darunter im Orchester von Cootie Williams. Als Mitglied seiner Trios, Sextette und Orchester hatte er zwischen dem 4. Januar und dem 22. August 1944 seine ersten Studiosessions. Dabei wurde mit "Round Midnight" auch eine Komposition von Monk aufgenommen. Weitere Aufnahmen machte er mit Frank Socolow, Dexter Gordon, Sarah Vaughn/Tadd Dameron Orchestra, J. J. Johnson, Sonny Stitt, Fats Navarro und Kenny Clarke.
Seine ersten Aufnahmen als Bandleaders konnte er am 10. Januar 1947 mit Curly Russell (b) und Max Roach (dm) realisieren. "Bud Powell Trio" (Roost, 1949) wurde aber erst zwei Jahre später veröffentlicht. Am 8. Mai des selben Jahres bildete Bud Powell mit Miles Davis (tp), Tommy Potter (b) und Max Roach (dm) die Charlie Parker Allstars, die für "Savoy" mehrere Tracks einspielte.
Im November 1947 wurde er in die Psychiatrische Klinik Creedmore eingeliefert, wo er über ein Jahr lang blieb und mit Elektroschocks behandelt wurde. Dies hatte schwere Gedächtnisverluste zur Folge. Die Ursachen für seine Krankheit sind nicht genau bekannt, aber es ist überliefert, dass er 1945 von einigen Polizisten verprügelt hatte.
Laut Miles Davis Biografie trug er 1945/1946 bei einer Schlägerei schwere Verletzungen davon. Zuvor soll er aber auch schon durch seltsames Verhalten aufgefallen sein. Sicher ist, dass er Alkoholiker war und schon kleine Mengen Alkohol bei ihm zu aggressivem Verhalten führen konnten.
Entsprechend machte er erst wieder 1949 eigene Aufnahmen. Begleitet von Ray Brown (b) und Max Roach (dm) wurden im Januar und Februar 1949 mehrere Tracks eingespielt, die bei Labels wie "Nogran", "Verve" oder "Mercury" erschienen. Am 9. August 1949 war er mit Fats Navarro (tp), Sonny Rollins (ts), Tommy Potter (b) und Roy Haynes (dm) als Bud Powell's Modernists für "Blue Note" im Studio.
Es folgten zudem Aufnahmen als Mitglied des Sonny Stitt Quartets, des Charlie Parker Quintets, des Dizzy Gillespie/Charlie Parker Quintet und eines Orchesters, das Sarah Vaughn begleitete. Im Februar und Juli 1950 realisierte er weitere Trioaufnahmen mit Curly Russell (b) und Max Roach (dm) bzw. Ray Brown (b) und Buddy Rich (dm).
Erste Soloaufnahmen machte er im Februar 1951 für "Mercury" und "Verve". Am 1. Mai 1951 waren erneut Curly Russell und Max Roach seine Partner bei Trioaufnahmen für "Blue Note". Zwischen Ende 1951 bis Anfang 1953 war er einmal mehr in einer psychiatrischen Anstalt. Zudem wurde er wegen Besitzes von Marihuana verhaftet.
Er wurde nach seiner Verhaftung in die Obhut von Oscar Goodstein übergeben, dem Besitzer des "Birdland", wo er zwischen Februar und März bzw. zwischen Mai und Juli sowie im September 1953 mit diversen Triopartnern auftrat. Teile dieser Auftritte wurden von der Radiostation "WJZ" ausgestrahlt und erschienen im Laufe der Jahre auf Schallplatten bei Labels wie "ESP", "Alto" oder "Mytic Sound".
Später wurden die Mitschnitte in ihrer Gesamheit auf der der Triple-CD "Birdland 1953" (ESP, 2014) zusammengefasst. Seine Rhythmusgruppen bestanden aus den Bassisten Charles Mingus, Oscar Pettiford, Franklin Skeets, George Duvivier oder Curly Russell bzw. aus den Schlagzeugern Roy Haynes, Art Taylor oder Sonny Payne. Dazu kamen weitere Musiker wie Charlie Parker (as) oder Dizzy Gillespie (tp).
"Inner Fires" (Elektra/Musician, 1982) enthielt später einen weiteren Livemitschnitt aus jener Zeit, nämlich jener von einem Auftritt am 5. April 1953 in Washington mit Mingus und Haynes als Begleiter. Am 15. Mai 1953 trat Powell als Mitglied von The Quintet mit Dizzy Gillespie (tp, vcl), Charlie Parker alias Charlie Chan (as), Charles Mingus (b) und Max Roach (dm) in Toronto auf.
Am selben Abend spielte Powell auch im Trio mit Mingus und Roach. Er war Mitglied im Charlie Parker Quintet/Quartet oder im Dizzy Gillespie Quartet. Als 30-Jähriger hatte Bud Powell 1954 seinen Zenit überschritten. Er war ein kranker, verbrauchter Mann. Die meiste Zeit war er in sich gekehrt und nahm kaum Anteil an seiner Umgebung. Er hatte so gut wie keine Freunde, brauchte aber, ausser wenn er am Klavier sass, ständige Fürsorge.
Die bekam er noch lange von seiner Mutter, die ihm bei seinen psychischen Problemen allerdings auch nicht helfen konnte. Ab 1954 war er praktisch nur noch für Trioaufnahmen im Studio, begleitet von den Bassisten Percy Heath, Lloyd Trotman, Sam Jones, Oscar Pettiford, Ray Brown, Paul Chambers oder George Duvivier sowie den Schlagzeugern Art Taylor, Max Roach, Kenny Clark, Osie Johnson, Philly Joe Jones oder Art Blakey, um für Label wie "Verve", "Nogran", "Roulette" und "RCA Victor" Aufnahmen zu machen.
Bei einer Session für "Blue Note" am 3. August 1957 versammelte er mit Curtis Fuller (tb), Paul Chambers (b) und Art Taylor (dm) ein Quintett. Mit Pierre Michelot (b) und Kenny Clarke (dm) trat er 1957 in Paris als The Three Bosses bzw. zusätzlich mit Dizzy Gillespie (tp) und Barney Wilen (ts) als Dizzy Gillespie/Bud Powell Quintet auf. 1959 liess sich Powell in Paris nieder, da der Rassismus in den USA ihm das Leben schwer machte.
Er blühte dort merklich auf und spielte meist mit Pierre Michelot (b) und Kenny Clarke (dm) als feste Triopartner. Dieses Trio hiess wie schon 1957 The Three Bosses. Manchmal stiessen Clark Terry, Idrees Sulieman oder Peanuts Holland (tp) und/oder Barney Wilen, Don Byas, Dexter Gordon oder Zoot Sims (ts), Cannonball Adderley (as) und René Thomas (g) dazu.
Aufnahmen von 1961 im Quartett mit Sims, Michelot und Clarke erschienen später unter dem Titel "Live At The Blue Note Café, Paris 1961" (ESP, 2014). Powell trat in Europa in jener Zeit auch als Gast von Art Blakey And The Jazz Messengers, des Idrees Sulieman Quartets und des Charles Mingus Quintets, als Mitglied der Oscar Pettiford's Essen Jazz Festival All Stars oder im Duo mit Johnny Griffin (ts) bzw. Francis Paudras (dm) auf.
Ab 1961 griff er anstelle von Michelot und Clarke auf andere Triomusiker zurück, meist Franzosen oder Schweden. Am 19. und 23. April 1962 trat er mit Torbjorn Hultcrantz (b) und Sune Spangberg (dm) im "Gyllene Cirkeln" im Stockholm auf, wo die fünf zwischen 1978 und 1982 veröffentlichten LPs "Bud Powell Trio At The Golden Circle, Vol. 1 bis 5" (SteepleChase) entstanden. Powell trat damals an mehreren Orten in Europa auf. Aufnahmen davon erschienen auch auf anderen Labels wie "Sonet", "Reprise", "Mytic Sound" oder "Fontana".
Im August/September 1964 kehrte Bud Powell nach New York zurück, wo er mit John Ore (b) und J.C. Moses (dm) "The Return Of Bud Powell" (Roulette, 1964) einspielte und zwischen September und Oktober 1964 mehrmals im "Birdland" auftrat. 1965/1966 trat er nur noch sporadisch auf, manchmal auch solo. Powell starb 31. Juli 1966 in New York City 41-jährig an den Folgen der Tuberkolose, die 1964 in Europa bei ihm ausgebrochen war.
Die Aufnahmen von Bud Powell erschienen im Laufe der Zeit unter diversen Titeln bei den unterschiedlichsten Labeln. Dazu kamen eine ganze Reihe von Compilations wie die 5-LP-Box "The Complete Bud Powell Blue Note Recordings (1949 - 1958)" (Mosaic, 1986) oder die 4-CD-Box "The Complete Blue Note And Roost Recordings" (Blue Note, 1994).
Weitere Compilations stellten die Doppel-CD "The Quintessence: New York 1944-1949" (Frémeaux & Associés, 2000) oder das 10 CD umfassende Set "Kind Of Powell" (House Of Jazz und T2 Entertainment, 2010) dar. Andere umfangreiche Sets hiessen "Eight Classic Albums" (Real Gone, 2011), "Bud Powell Vol 2 Seven Classic Albums" (Real Gone, 2014), "The Classic Recordings: 1949-1956" und "The Classic Recordings 1957-1959" (beide Enlightenment, 2016), je vier CD stark.
Fünf CD enthielt "The Complete Amazing Bud Powell" (Universal und Blue Note, 2018). Bud Powell veröffentlichte unter seinem Namen oder unter diversen Bandnamen fast 100 Alben. Bei der Datenbank discogs.com besitzt er über 600 Einträge als Musiker und über 900 als Komponist. 11/23