Amerikanischer Bluessänger und -gitarrist, geboren an einem 12. November zwischen 1900 und 1909 in Aberdeen, Mississippi, als Booker T. Washington White. Sein Vater war ein Multiinstrumentalist, der Mandoline, Piano, Schlagzeug und Saxophon spielte. Seine Mutter war die Tochter eines Predigers. Das Singen von Kirchenliedern gehörte im Haushalt der Familie White zum musikalischen Standardrepertoire.
Mit neun Jahren bekam er seine erste Gitarre geschenkt. Sein Vater brachte ihm auf der Gitarre die ersten Griffe bei. Bukka White lernte, indem er die Lieder, die er hörte, auf der Gitarre nachspielte. Eine oft erzählte Geschichte sagt, dass Bukka diese Gitarre seinem kleinen Cousin Riley Ben King schenkte, der später unter dem Namen B. B. King einer der bekanntesten Bluesmusiker wurde.
Später war Bukka White auf Bilddokumenten fast ausschliesslich mit National Steel Guitars zu sehen, die er offen stimmte und mit einem Bottleneck spielte. Am 26. Mai 1930 machte White für das Label "Victor" in Memphis seine ersten Schallplattenaufnahmen, die noch unter seinem bürgerlichen Namen Washington White veröffentlicht wurden.
Bis dahin hatte er musikalische Erfahrungen in Juke Joints und kleinen Clubs in St. Louis gesammelt. Die Aufnahmen waren damals nicht erfolgreich. In den Jahren der Wirtschaftsdepression wanderte White bis Chicago, wo er seinen Lebensunterhalt unter anderem als Boxer verdiente. In Chicago hatte er Kontakt mit Memphis Minnie, Tampa Red und Big Bill Broonzy.
1937 wurde Bukka White vom damals zu "Columbia Records" gehörenden Schallplattenlabel "Vocalion" unter Vertrag genommen. Dabei entstand am 2. September 1937 in Chicago eine weitere Aufnahme. Danach verbrachte White nach einem Tötungsdelikt einige Zeit im Mississippi State Penitentiary in Parchman. In dem Song "Parchman Farm" erzählt White von dieser Zeit. Dieser Song wurde später oft gecovert, unter anderem von Johnny Winter.
Im Gefängnis traf ihn im Jahr 1937 der Volkskundler Alan Lomax an. Dieser nahm im Straflager Lieder der einsitzenden Gefangenen für die Library of Congress auf, darunter auch solche von Bukka White. Nach seiner Entlassung machte "Vocalion" am 7. und 8. März 1940 noch einmal Aufnahmen von White, bei denen er von Washboard Sam begleitet wurde.
White musste feststellen, dass er seinen Lebensunterhalt nicht mehr mit der Musik verdienen konnte, da der Country Blues mittlerweile aus der Mode gekommen war. Fortan arbeitete er als Altwarenhändler. Mit dem Aufkommen der Langspielplatte erschienen mehrere seiner Songs auf Blues-Compilations wie "The Country Blues" (RBF, 1959), "The Rural Blues" (RBF, 1960), "Blues Fell This Morning" (Flyright, 1960), "The Mississippi Blues, 1927-1940" (Origin, 1963) und "The Country Blues Volume Two" (RBF, 1964).
Nachdem Bob Dylan Bukkka Whites Song "Fixin' to Die" für das Debütalbum "Bob Dylan" (Columbia, 1962) aufgenommen hatte, kam der Gitarrist John Fahey auf die Idee, den Aufenthaltsort von Bukka White zu ermitteln. In Memphis traf er einen 53-jährigen Mann, dem es immer noch Spass machte, den Delta Blues zu spielen.
Die Begegnung mit Fahey ermöglichte White ein Comeback. Ab 1963 konnte Bukka White wieder Aufnahmen machen. "Mississippi Blues" (Takoma, 1964) hiess Whites erste eigene LP. Weitere Alben waren "Sky Songs" (Arhoolie, 1965) und "Sky Songs Vol. 2" (Arhoolie, 1965), beide aufgenommen mit Big Willie alias Wayne Pope (washboard).
Dazu waren Songs von White auf unzähligen Rural Blues-Compilations zu hören. Mit Son House, Skip James und Big Joe Williams teilte er sich die LP "Living Legends" (Verve Folkways, 1966). Mit den jungen Folk/Blues-Gitarristen Robbie Basho, John Fahey, Max Ochs und Harry Taussig bespielte er die LP "Contemporary Guitar- Spring '67" (Takoma, 1967).
Der Song von Bukka White entstand zusammen mit Jimmy Rainey (dm). Auf dem Album "On The Road Again" (Adelphi, 1969) fungierte White zusammen mit Gus Cannon als Begleiter von Furry Lewis. "Memphis Hot Shots" (Blue Horizon, 1969) war sein erstes Album in England, und zwar auf dem Label von Mike Vernon.
Begleitet wurde er bei diesen Aufnahmen von Harmonica Boy, (hca), Bill Barth (g), Trevor Koehler (p), Anchor (b), Jim Chrosthwait (wb) und Joe Gray (dm). Auf dem selben Label und im selben Jahr erschien auch "The 1968 Memphis Country Blues Festival" (Blue Horizon, 1969) mit Aufnahmen von Bukka White, Nathan Beauregard, Joe Callicott, Furry Lewis und Reverend Robert Wilkins.
Unter den Titeln "Parchman Farm 1937-1940" (CBS, 1969) und "Aberdeen Mississippi Blues 1937-1940" (Travelin' Man, 1985) wurden seine Aufnahmen aus den Jahren 1937 und 1940 wieder veröffentlicht. Tourneen führten Bukka White sowohl quer durch die USA, als auch im Rahmen des "American Folk Blues Festival" in den Jahren 1967, 1970 und 1972 nach Europa.
"Big Daddy" (Biograph, 1974) war ein weiteres Soloalbum. Teile davon wurden später unter dem Titel "Three Shades Of Blues" (Biograph, 1989) mit Songs von Skip James und Blind Willie McTell wieder veröffentlicht. Mit Laura Dukes und Piano Red teilte sich Bukka White "Tennessee Blues Vol. 1" (Albatros, 1975).
"Country Blues" (Sparkasse, 1975) hiess eine am 11. März 1975 in Bremen mitgeschnittene Live-LP. Aufnahmen, die 1972 in München entstanden waren, wurden erst zehn Jahre später unter dem Titel "Baton Rouge Mosby Street" (Blues Beacon, 1982) veröffentlicht. Bukka White starb am 26. Februar 1977 in Memphis, Tennessee, im Alter von plus/minus 70 Jahren an Krebs.
1990 wurde er postum in die Blues Hall of Fame aufgenommen. Die CD "1963 Isn't 1962" (Genes, 1994) enthielt Liveaufnahmen, die 1963 in Berkeley, California, mitgeschnitten worden waren. Ein weiteres, posthum veröffentlichtes Album hiess "Live Cafe Au Go Go 1965" (RockBeat, 2014) und zeigt White mit Skip James.
Von seinem Schaffen wurden im Laufe der Jahre eine ganze Reihe von Compilations zusammengestellt. Frühe Aufnahmen wurden unter dem Titel "Legends Of Country Blues (The Complete Pre-War Recordings Of)" (JSP, 2003) zusammengefasst. Das 5-CD-Set enthielt auch Stücke von Son House, Skip James, Tommy Johnson und Ishman Bracey.
Auf der Doppel-CD "Aberdeen, Mississippi Blues" (Sunset Blvd, 2019) fanden sich Studioaufnahmen aus den 1960er Jahren sowie eine Livemitschnitt eines Auftritts von Ende der 1970er Jahre in Deutschland. 07/23