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Cabaret Voltaire

Englische Industrial/Avantgarde-Dancefloor/IDM-Gruppe, entstanden um 1973 in Sheffield. Der Bandname stammte vom 1916 in Zürich entstandenen Kleintheater, Club, Künstlerkneipe und Galerie, dem Geburtsort des Dadaismus. Das Cabaret Voltaire war während des Ersten Weltkriegs von jungen Emigranten gegründet worden.


Cabaret Voltaire war eine der ersten Bands, die ihren dancefloor-tauglichen Sound mit Hilfe von Loops, Samples und diversesten elektronischen Zusatzgeräten im Studio herstellte. Den Stamm der Formation bildeten Richard H. Kirk (g, cl, tapes) und Stephen Mallinder (e-b, perc, vcl) und Chris Watson (elect, tapes). Zuerst ging es den Musikern darum, mit ihren Soundgebilden die Musikszene zu provozieren.


Bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt traf die Band auf ein feindlich gesinntes Publikum, das die elektronischen Klänge ablehnte und Rock ’n’ Roll erwartet hatte. Die Musiker wurden bei diesem Konzert durch Besucher attackiert und Stephen Mallinder zog sich den Bruch eines Wirbelknochens zu.


Die ersten Aufnahmen wurden auf der Kassette "Cabaret Voltaire" (Cabvolt, 1978) veröffentlicht, von der nur 25 Stück verteilt wurden. Teile davon und weitere frühere Werke erschienen auf der Kassette "1974-1976" (Industrial, 1980), die später in Form einer CD (Mute, 1992) wieder veröffentlicht wurde. Weitere frühe Aufnahmen wurde im Rahmen des 3-CD-Box-Sets "Methodology: 1974-78: Attic Tapes" (Mute, 2003) zusammengefasst.


Auch auf vielen Bootlegs tauchte die frühen Aufnahmen immer wieder auf. Die ersten offiziellen Lebenszeichen von CV waren die 7"-Singles "Extended Play" (Rough Trade, 1978), "Nag Nag Nag" (Rough Trade, 1979) und "Silent Command" (Rough Trade, 1979). Das erste richtige Album hiess "Mix-Up" (Rough Trade, 1979) und entstand mit Hilfe von Haydn Boyes-Weston (dm), der 1980 ausstieg.


Danach folgten "Live At The YMCA 27.10.79" und "The Voice Of America" (beide Rough Trade, 1980). Im selben Jahr erschien mit "Three Mantras" (Rough Trade, 1980) eine 12"-EP, die mit ihren beiden rund 20 Minuten dauernden Tracks in LP-Geschwindigkeit abgespielt werden musste. CV nutzte das damals aufkommende 12"-EP-Format, um weitere Veröffentlichungen dieser Art anzubieten.


Das nächste Studioalbum war "Red Mecca" (Rough Trade, 1981). Vorerst nur als Kassette kam "Live At The Lyceum" (Rough Trade, 1981) heraus. Die Aufnahmen wurden zehn Jahre später auf einer CD (Mute, 1991) wieder veröffentlicht. Im Oktober 1981 und im Februar 1982 entstanden die Aufnahmen für die Doppel-12"-EP "2x45" (Rough Trade, 1982). Es war die erste CV-Aufnahmen in den britischen Albumcharts, wenn auch nur auf Platz 98.


1983 stieg Chris Watson aus. Er machte sich später einen Namen als Field Recording/Ambient/Electronic-Musiker. Unter dem Pseudonym The Pressure Company erschienen unter dem Titel "Live In Sheffield 19 Jan 1982" (Paradox, 1982) Liveaufnahmen der Gruppe von einem Benefizkonzert.


Zusammen mit den sechs Tracks der CV-Doppel-Maxisingle "The Drain Train" (Doublevision und Caroline, 1986) wurden die Sheffield-Live-Aufnahmen später auf einer CD (The Grey Area, 1991) noch einmal heraus gebracht. "Hai!" (Rough, Trade, 1982) enthielt live am 23. März 1982 in Tokio gemachte Afnahmen. Inzwischen agierte Alan "Raw" Fish als Drummer der Band.


"Double Vision Presents Cabaret Voltaire" nannte sich eine VHS-Video-Kassette (Double Vision, 1982), die später in DVD-Form (Mute, 2004) wieder veröffentlicht wurde. Zwei Jahre nach dem Aufnahmen kam "Johnny YesNo" (Doublevision, 1983), ein Soundtrack mit Aufnahmen von 1981, auf den Markt. Auf dem gleichen Label erschien zur selben Zeit der Film auf einer VHS-Kassette.


1982 wechselte Cabaret Voltraire zum Major-Label "Virgin", wo die Aufnahmen je nach Land auf den Labels "Mute", "Some Bizarre" oder "Virgin" selber auf den Markt kamen. Auch frühere Aufnahmen wurden später bei diesen Labels wieder veröffentlicht. Der Vertrag mit einer grossen Firma eröffnete CV neue Aufnahmemöglichkeiten und -techniken.


Zu jener Zeit erlebten auch die Maxisingles und Remixes von Songs einen Boom. Das nächste Album "The Crackdown" (Virgin und Some Bizarre, 1983) war mit Platz 31 in den UK-Charts das am besten platzierte Album der Band. Weitere Alben schafften es nicht in die Top-50. Das selbe galt für einige chartsplatzierte Singles und EPs.


Bis Anfang der 1990er Jahre veröffentlichte CV acht weitere Alben. Danach löste sich Cabaret Voltaire auf. Stephen Mallinder veröffentlichte einige Aufnahmen unter eigenem Namen, war Mitglied mehrerer anderen Gruppen und hielt sich ab 1995 mehrere Jahre in Australien auf.


Richard H. Kirk setzte die Arbeit solo konsequent fort und veröffentlichte unter eigenem Namen, unter einem seiner rund 40 Pseudonyme oder als Leader/Mitglied anderer Gruppen eine ganze Reihe von Post-Cabaret-Voltaire-Aufnahmen.


Von CV selber erschienen nachträglich noch eine ganze Reihe von Live-Mitschnitte. Vier davon kamen im Rahmen der "Archive"-DL-Serie auf Kirks eigenem Label "Intone" heraus. Alle 38 Tracks zusammen waren unter dem Titel "Archive (Live 1982-1986)" (Intone, 2009) zu haben.


Drei weitere Konzertmitschnitte aus den 1980er Jahren wurden unter dem Titel "Archive #828285 Live" (Intone, 2013) zu einer DL-Aufnahme oder einer Triple-CD zusammengefasst. Unter dem Titel "National Service Rewind" (Shiva, 2010) erschien eine von Kirk als Cabaret Voltaire angefertigte Remix-Version des Albums "National Service" (Shiva, 2009) von The Tivoli.


Mit "Shadow Of Fear" (Mute, 2020) meldete sich Kirk als Cabaret Voltaire nach Jahren wieder einmal mit einem neuen Album zurück. Zwei weitere Alben hiessen "Dekadrone" und "BN9Drone" (beide Mute, 2021). Der am 21. März 1956 in Sheffield geborene Richard H. Kirk starb am 21. September 2021 im Alter von 65 Jahren.

Von Cabaret Voltaire erschienen zwei Dutzend offizielle Compilations. "Box 1" bzw. "Box 2" (beide Mute, 1991) waren je eine Triple-CD mit dem "Rough Trade"-Material in chronologischer Reihenfolge. Die CD "Radiation (BBC-Recordings 84-86)" (New Millennium, 1998) enthielt Sessions, die CV für BBC und John Peel gemacht hatte. Eine weitere Triple-CD hiess "Conform To Deform '82/'90. Archive" (Virgin, 2001) und bestand aus Tracks von Maxisingles und EPs.


Neubearbeitungen von CV-Werken von Adrian Sherwood, François Kevorkian, Daniel Miller, Robert Gordon, Phil Harding, Paul Oakenfold & Steve Osborne sowie von Cabaret Voltaire selber kamen als "Remixed" (Virgin, 2001) heraus. Die Compilations "The Original Sound Of Sheffield 83/87: The Best Of" (Virgin, 2001) und "Best Of 78/82: The Original Sound Of Sheffield" (Mute, 2002) deckten die ganze Karriere von CV ab.


Ein Seitenprojekt von Kirk und Mallinder mit Musikern von Minstry wie Al Jourgensen (g, vcl) aka Alien Dog Star, Chris Connelly (vcl) aka "Galloppin' Scorpio Saddlebutt und Bill Rieflin (dm) aka Biff nannte sich Acid Horse. Richard H. Kirk trat dabei als Harold Sandoz auf und sein Kollege Stephen Mallinder als Tennessee King auf. Von Acid Horse erschien die 12"-/CD-EP "No Name, No Slogan" (Wax Trax!, 1998). 04/23

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