top of page
musicmakermark

Carl Perkins (Rockabilly)

Amerikanischer Rockabilly/Country-Singer/Songwriter, geboren am 9. April 1932 in Tiptonville, Tennessee. Er wuchs mit Gospel-Musik auf, die Weisse in Kirchen und Farbige auf Baumwollfeldern sangen. Dort arbeitete Perkins von seinem sechsten Altersjahr an. Im Frühling und im Herbst war er dies mehrere Stunden lang nach der Schule.

 

Im Sommer betrugen seine Arbeitstage 12 bis 14 Stunden bei einem Stundenlohn von 50 Cent. Weil alle Familienmitglieder arbeiteten, verdienten sie vergleichsweise gut. An Samstagabenden hörte die Familie die Übertragungen der Grand Ole Opry. Vor allem Roy Acuffs Auftritte führten dazu, dass Carl um eine Gitarre bettelte.



Weil das Geld für einen Kauf nicht reichte, bastelte sein Vater selber eine. Wenig später konnte er eine richtige Gitarre kaufen, auf der er Stücke von Roy Acuff und Bill Monroe nachspielte. Später wurde der farbige Farmarbeiter und Bluessänger John Westbrook alias Uncle Joe sein Lehrer.

 

Zudem wurde Carl Parkins Mitglied der Lake County Fourth Grade Marching Band. Im Januar 1947 zügelte seine Familie von Lake County nach Madison County, ebenfalls im Bundesstaat Tennessee. Dort schrieb er 14-jährig seinen ersten Song "Let Me Take You To The Movie, Magg". Im selben Jahr begann er mit seinem Bruder Jay an zwei Abenden in der "Cotton Boll Tavern" südlich von Jackson,  Tennessee, aufzutreten.


Danach wurden die beiden Perkins an zwei weiteren Abenden für Konzerte in der "Sand Ditch Tavern", westlich von Jackson gebucht. Beide Orte waren bekannt dafür, dass es dort zu Schlägereien kam. Die Perkins-Brüder waren schnell dafür bekannt, dass sie gute Kämpfer waren. Die Perkins-Brüder traten auch an anderen Orten auf und verstärkten sich mit ihrem Bruder Clayton Perkins am Bass zum Trio.

 

Ende der 1940er Jahre hatten die Perkins als Band oder als Mitglieder der Tennessee Ramblers zudem regelmässig Auftritte beim Radiosender WTJS-AM in Jackson. So wurden die Perkins Brothers in jener Zeit die bekannteste Band um Jackson. Weil er vom Musizieren nicht leben konnte, hatte Carl Perkins verschiedene Jobs.

 

Er arbeitete als Feldarbeiter, in einer Molkerei, einer Matratzenfabrik und einer Bäckerei. Als er seine Arbeit in der Bäckerei verkürzen musste, überredete ihn seine Frau, als Profimusiker aufzutreten. So begannen die Perkins Brüder zusammen mit W.S. "Fluke" Holland als Drummer an sechs Abenden in der Woche aufzutreten.

 

Zugleich nahm Carl Parkins Songs auf einem ausgeliehenen Tonband auf und sandte die Demobänder an diverse grosse Labels, ohne dass er eine Antwort bekam. Als Elvis Presley mit seiner neuen Version von "Blue Moon of Kentucky" herauskam, war es wiederum seine Frau Valda, die Carl überzeugte, dass er einen ähnlichen Stil hatte wie Presley.

 

So entschloss er sich, bei "Sun Records" in Memphis vorzuspielen. Später stellte sich heraus, das Elvis Presley zuvor nach Jackson gefahren war, um Carl Perkins und seine Band zu sehen. Am 10. Oktober 1954 stand Perkins in den "Sun Studios" von Sam Phillips. Dort spielte er seine erste Single "Turn Around/Movie Magg" (Flip, 1955) auf, die auf einem kurzlebigen "Sun"-Unterlabel herauskam. Die Single wurde ein regionaler Hit.


Das hatte zur Folge, dass Perkins mit Elvis Presley auf Tournee durch die Bundesstaaten Tennessee, Delaware, Arkansas und Mississippi gehen konnte. Später kam zu diesem Tournee-Paket noch der damals ebenfalls noch unbekannte Johnny Cash und seine Tennessee Two dazu. Perkins zweite Single war "Gone Gone Gone/Let The Jukebox Keep On Playing" (Sun, 1955).


Im Herbst 1955 schrieb Perkins den Song "Blue Suede Shoes", der am 1. Januar 1956 der mit "Honey Don't" als B-Seite bei "Sun" erschien. "Blue Suede Shoes" wurde zum grossen Hit und ging über eine Million Mal über den Ladentisch. Die Single stand bei den US-Countrysingles ganz zuoberst und erreichte auch Platz 2 bei den Billboard Hot 100.


Zudem wurde "Blue Suede Shoes" die erste Countrysingle, die es in den R&B-Charts auf Platz 3 schaffte. Selbst in England war der Song mit Platz 10 ein Hit. "Blue Suede Shoes" wurde zu einem Rock'n'Roll-Standard und Sam Phillips hatte, nachdem Elvis Presley zu "RCA" abgesprungen war, einen weiteren Star auf seinem Label.


"Blue Suede Shoes" wurde von verschiedenen anderen Sängerinnen, Sängern und Bands gecovert. Darunter befanden sich Eddie Cochran, Bill Haley, Buddy Holly, Dave Clar, The Beatles, Mountain, Plastic Ono Band mit Eric Clapton, Ten Years After, Albert King, Black Sabbath, Jerry Lee Lewis, Johnny Rivers, Jimi Hendrix, Johnny Cash, Dion, Bruce Springsteen, Grateful Dead, Pat Boone, Merle Haggard, Conway Twitty, Mary J. Blige, Brian Setzer und andere.

 

Selbst die B-Seite "Honey Don't" wurde später mehrfach gecovert, unter anderem von den Beatles, Wanda Jackson und T. Rex. Am frühen Morgen des 22. März 1956, als Perkins und seine Band auf dem Weg nach New York für einen Auftritt in der Perry Como Show bei NBC war, wurde ihr Auto bei Dover, Delaware, in einen Unfall verwickelt, den Carl Perkins nur mit schweren Verletzungen überlebte.

 

Am Tag darauf wurde er von den Elvis Presley-Musikern Bill Black, Scotty Moore und D.J. Fontana im Spital besucht, während Presley selber ein Telegramm mit besten Genesunswünschen sandte. Der Unfall von Perkins trieb die Verkaufszahlen von "Blue Suede Shoes" zusätzlich an. Wenig später nahm Presley den Song selber in sein Repertoire auf und hatte damit einen Top-20-Hit.

 

Einen Monat nach dem Unfall trat Perkins in Beaumont, Texas, erstmals wieder öffentlich auf. Zudem machte Perkins weitere Aufnahmen für "Sun Records". Er ging zusammen mit Chuck Berry und Frankie Lymon & The Teenagers auf die sogenannte "Top Stars of '56"-Tournee. Er stieg dann aber wieder aus, nachdem es dort unter dem jugendlichen Publikum zu Ausschreitungen gekommen war.

 

Später trat er mit Gene Vincent und Lillian Briggs bei der Reading Fair im Bundesstaat Pennsylvania vor fast 40'000 Leuten auf. "Sun" veröffentlichte 1956 eine Reihe von weiteren Singles, von denen "Boppin' The Blues/All Mama's Children" und "Dixie Fried/I'm Sorry, I'm Not Sorry" zwei weitere Top-10-Hits bei den US-Countrysingles waren.

 

Obwohl es Perkins mit "Matchbox/Your True Love" (Sun, 1957) nicht in die Charts schaffte, wurde die A-Seite zu einem Rockabilly-Klassiker. Als dieser Song am 4. Dezember 1956 mit Jerry Lee Lewis als Pianist und Gastmusiker in den "Sun Studios" in Memphis aufgenommen wurde, statten auch Elvis Presley und Johnny Cash unabhängig voneinander dem Studio einen spontanen Besuch ab.

 

Während Johnny Cash zwischenhinein das Studio wieder verliess, sangen Elvis Presley, Perkins und Jerry Lee Lewis rund eine Stunde lang Gospel-, Country- und R&B-Songs. Sam Phillips liess die Bänder mitlaufen und engagierte einen Fotografen, der die vier späteren Superstars auf ein Bild bannte.

 

Die Musik des so genannten Million Dollar Quartets war zwar von inferiorer Qualität, aber das Bild der vier Superstars bekam Kultstatus. Der Ausdruck Quartett war nicht richtig, denn auf den später mehrfach veröffentlichten Aufnahmen war Cash wahrscheinlich gar nicht dabei. Die restlichen Aufnahmen bestanden aus Trio-, Duo- und Soloaufnahmen von Presley, Lewis und Perkins.

 

Nach weiteren Singles für "Sun" in den Jahren 1957 und 1958 wechselte Carl Perkins im Verlaufe des Jahres 1958 zu "Columbia Records", wo er eine Reihe von weiteren Singles herausbrachte. Einen Hit wie "Blue Suede Shoes" hatte er nie wieder. Seine späteren Singles kamen bei den Countrycharts nur noch selten über Platz 30 hinaus.

 

Er schrieb daneben auch Songs für andere Musiker, etwa "The Ballad Of Boot Hill", der auf dem Album "Johnny Cash Sings The Ballads Of The True West" (Columbia, 1965) zu finden ist, und "Daddy Sang Bass" (Columbia, 1968) für Johnny Cash. Mit letzterem Song hatte Cash 1968 eine Nummer-1-Single. Der Song wurde später auch von den Statler Brothers, Carl Story und anderen gecovert.

 

Im Mai 1964, als er in den USA längst in Vergessenheit geraten war, ging er mit Chuck Berry auf eine England-Tournee. Zum Erstaunen von Perkins fand er dort volle Sääle und ein enthusiastisches Publikum vor. Bei zwei Konzerten waren The Animals die Begleitband. Nach dem letzten Auftritt dieser Tournee trat Perkins bei einer After-Show-Party, an der auch die Beatles teilnahmen, spontan noch einmal auf. Ringo Starr fragte Perkins, ob die Beatles "Honey Don't" covern dürfen.

 

Perkins willigte ein. Später nahmen die Beatles nicht nur diesen Song, sondern auch noch "Matchbox" und "Everybody's Trying To Be My Baby" auf. Der in Vergessenheit geratene Carl Perkins arbeitete gegen Ende der 1960er Jahre oftmals mit Johnny Cash zusammen. Beide hatten Alkohol- und Drogenprobleme.

 

Neben den Songs, die Perkins für Cash schrieb, war Perkins als Gitarrist dabei, als Cash live im San Quentin-Gefängis seinen Hit "A Boy Named Sue" (Columbia, 1969) aufnahm. Perkins war rund zehn Jahre lang Mitglied von Johnny Cashs Touring-Revue, meist als Opener, so auch bei den beiden Konzerten in den Gefängnissen Folsom und San Quentin, wo er "Blue Suede Shoes" und "Matchbox" sang.

 

Perkins trat in der The Johnny Cash Show auf und spielte "Matchbox" mit Cash und Derek & The Dominoes. Im Februar 1969 schrieb er mit Bob Dylan den Song "Champaign, Illinois", der auf dem Dylan-Album "Nashville Skyline" (Columbia, 1969) veröffentlicht wurde. Im selben Jahr tat sich Perkins mit der Rockabilly-Gruppe The New Rhythm and Blues Quartet (NRBQ) zusammen, um das gemeinsame Album "Boppin' The Blues" (Columbia, 1970) aufzunehmen.

 

"Rise And Shine", eine Perkins-Nummer in einer Version von Tommy Cash wurde 1970 ein kleiner Hit. Auch andere Musikerinnen und Musiker hatten Hits mit Songs von Carl Perkins. Dieser konnte im Verlaufe der 1970er Jahre erreichen, dass ihm Sam Phillips die Rechte an seinen "Sun"-Aufnahmen abtreten musste.

 

1981 zog ihn Beatle Paul McCartney als Sänger und Gitarrist zu den Aufnahmen des Songs "Get It" bei, der auf dem Album "Tug Of War" (Parlophone, 1982) und als B-Seite der Single mit dem Titelstück erschien. Dank dem Rockabilly-Revival in den 1980er Jahren wurde Carl Perkins wieder etwas bekannter.

 

Für einen Soundtrack nahm er 1985 "Blue Suede Shoes" zusammen mit Lee Rocker und Jim Phantom von den Stray Cats noch einmal neu auf. Im Oktober 1985 trat er mit den Gästen George Harrison, Eric Clapton, Dave Edmunds, Lee Rocker, Rosanne Cash und Ringo Starr in einem englischen TV-Special auf, das den Titel "Blue Suede Shoes: A Rockabilly Session" trug.

 

Es war für Perkins einer der Höhepunkte seiner späten Karriere. Eine DVD davon erschien später (Snapper, 2006). 1985 wurde Perkins in die Nashville Songwriters Hall of Fame und 1987 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. "Blue Suede Shoes" wurde für die "Rock and Roll Hall of Fame's 500 Songs" ausgewählt.

 

1986 kam es in den "Sun Studios" in Memphis zu einem Wiedersehen mit Johnny Cash, Jerry Lee Lewis und Roy Orbison, das mit dem Album "Class of '55: Memphis Rock & Roll Homecoming" (America, 1968) dokumentiert wurde. Mit Platz 15 in den Country-Charts war es Perkins' chartsmässig erfolgreichstes Album seiner Karriere.

 

Von Carl Perkins waren im Laufe der Jahre unzählige Alben und viele Compilations erschienen. Auf "Friends, Family, and Legends" (Sundown und Magnum, 1992) kam es zu gemeinsamen Aufnahmen mit Chet Atkins, Travis Tritt, Steve Wariner, Joan Jett und Charlie Daniels.

 

Für das Album "706 ReUNION" (Belle Meade, 1992) kehrte Perkins erneut ins "Sun Studio" zurück und zwar mit den ehemaligen Presley-Mitmusikern Scotty Moore, D.J. Fontana, Marcus Van Storey sowie mit den Jordanaires. Mit seinen Söhnen nahm er "Carl Perkins And Sons" (RCA, 1993) auf.

 

Sein letztes Album "Go Cat Go!" (Dinosaur, 1996) zeigte Perkins zusammen mit George Harrison, Paul Simon, John Fogerty, Tom Petty und Bono. Am 15. September 1997 trat er letztmals in grösserem Rahmen auf und zwar in der Royal Albert Hall in London. Am 19. Januar 1998 starb Perkins 65-jährig in seiner Heimatstadt Jackson, Tennessee, an mehreren Herzinfarkten als Folge seiner langjährigen Krebserkrankung.

 

Von Carl Perkins kamen an die 50 Alben, über 100 Singles und fast 200 Compilations auf den Markt. Unter letzteren befand sich auch die 5-CD-Box "The Sun Era Outtakes" (Bear Family, 2012) oder die beiden Doppel-CDs "The Complete 1955-1962 Singles, Sun, Flip & Columbia Sides" (Hoodoo, 2018) und "The Complete Carl Perkins On Sun" (Curb, 2021).  Er ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Jazzpianisten Carl Perkins (1928-1958).                                                                       01/24

11 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Johnny Otis

bottom of page