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Charles Mingus ab Ende 1964

Am 20. September 1964 trat der amerikanische Jazz-Bassist und Bandleader Charles Mingus mit John Handy (ts), Charles McPherson (as), Lonnie Hillyer (tp), Jaki Byard (p) und Dannie Richmond (dm) am Montery Festival auf, wo – zum Teil mit sechs weiteren Bläsern - "Mingus At Monterey" (Jazz Workshop, 1965) aufgenommen wurde. Mit dem selben Quintett entstand im Mai 1965 "My Favorite Quintet, Vol. 1: Tyrone Guthrie Theater" (Jazz Workshop, 1965).


Mit fast den selben Musikern, aber in Oktettbesetzung, nahm er im 25. Dezember 1965 das Doppelalbum "Music Written For Monterey, 1965 - Not Heard ... Played In It's Entirety, At UCLA" (East Coasting, 1966) auf. Wie der Titel sagt, sollte dieses Werk am Monterey Festival 1965 aufgeführt werden. Mingus brach die Aufführung damals nach einer halben Stunde ab.

 

Er führte seine Werk eine Woche später in der Universität von Los Angeles auf. Das war die letzte Aufnahme von Mingus während mehr als fünf Jahren. Konzertaufnahmen aus den Jahren 1964/65 wurden später unter dem Titel "The Jazz Workshop Concerts 1964-65 (Town Hall, Amsterdam, Monterey '64, Monterey '65 & Minneapolis)" (Mosaic, 2012) im Rahmen einer 7-CD-Box herausgebracht.

 

Zwischen 1966 und 1969 machte Mingus keine eigenen Aufnahmen und auch nur sehr wenig Aufnahmen für andere Musiker. Am 31. März 1970 trat er im Club "Slug's" in New York City mit Jimmy Vass (as), Charles McPherson (as, fl), Bill Hardman (tp) und Dannie Richmond (dm) auf. Der Mitschnitt davon erschien später auf zwei Bootleg-Alben.

 

Ende Oktober und Anfang November 1970 war Mingus wieder in Europa unterwegs, wo erneut viele Konzerte mitgeschnitten wurden. Sein Comeback im Studio realisierte er dazwischen am 31. Oktober 1970 in Paris, als er mit den unbekannten Eddie Preston (tp) und Bobby Jones (ts) sowie mit seinen alten Weggefährten Charles McPherson (as), Jaki Byard (p) und Dannie Richmond (dm) mehrere Aufnahmen einspielte.

 

Aufnahmen der Sessions erschienen auf den Einzel-LPs "Pithycanthropus Erectus" und "Blue Bird" (beide America, 1971) bzw. auf der Doppel-LP "Reincarnation Of A Lovebird" (Prestige, 1974). Später wurde die ganze Session auf der Doppel-CD "The Complete America Session 1970" (Sue Mingus/ Sunnyside, 2007) veröffentlicht.

 

Für die nächsten Aufnahmen experimentierte Mingus mit grösseren Formationen, ja sogar mit Orchestern. Anfang 1971 nahm er mit einem Sextett, bestehend aus Preston, Jones und japanischen Musikern sowie ergänzt durch das New Herd Orchestra unter Toshiyuki Miyama "Charles Mingus With Orchestra" (Nippon Columbia, 1971) auf.

 

Am Newport Festival trat er am 3. Juli 1971 mit einem Sextett, bestehend aus Charles McPherson (as), Bobby Jones (ts), Lonnie Hillyer (tp), John Foster (p) und Virgil Day (dm), auf. Am 23. September 1971 sowie bei weiteren Sessions im Herbst 1971 entstand mit einer kleinen Big Band sowie mit einem Orchester "Let My Children Hear Music" (Columbia, 1972).

 

"Live At The Jazz Workshop, Boston, October 11th, 1971" (Hit Hat, 2015) enthielt eine Radioaufnahme mit Hamiett Bluiett (bars), Joe Gardner (tp), John Foster (p) und Roy Brooks (dm) als Sideman. Am 4. Februar 1972, bei einem Konzert, das als "Charles Mingus And Friends In Concert" (Columbia, 1973) auf einer Doppel-LP veröffentlicht wurde, unterstützte ihn eine ganze Big Band.

 

Im Sommer 1972 spielte er mit Charles McPherson (as), Bobby Jones (ts, cl), John Foster (p) und Roy Brooks (dm) an verschiedenen Orten in Europa, wo erneut mehrere Konzerte für Schallplatten mitgeschnitten wurden. Darunter befanden sich auch jene Aufnahmen, die später unter dem Titel "The Lost Album From Ronnie Scott's" (Resonance, 2022) auf einer Triple-CD herausgebracht wurden.

 

Am 23. Januar 1973 präsentierte er in Boston ein Sextett mit Joe Gardner (tp), John Stubblefield (ts), Don Pullen (p), und C. Scoby Stroman (dm). Ein Mitschnitt davon erschien unter dem Titel "Jazz Workshop 1973" (Blue Mark, 2006) als Bootleg.

 

Aufnahmen vom 13. Februar 1973 mit Roy Brooks (dm) an Stelle von Stroman wurden später unter dem Titel "Jazz In Detroit/Strata Concert Gallery/46 Selden" (Sue Mingus Music und diverse Labels, 2018) in Form eines 5-LP- oder eines 5-CD-Sets bzw. als DL zugänglich gemacht

 

Ende Oktober 1973 hatte Mingus seine Band wieder einmal umformiert. Neu wurde das Quintett durch George Adams (ts, fl), Ronald Hampton (tp), Don Pullen (p) sowie Mingus und dem zurückgekehrten Dannie Richmond gebildet. Mit Honey Gordon und Doug Hammond waren auf "Mingus Moves" (Atlantic, 1974) auch eine Sängerin und ein Sänger zu hören.

 

Auf "Mingus At Carnegie Hall" (Atlantic, 1974) vom 19. Januar 1974 war ein Nonett mit Jon Faddis (tp), Charles McPherson (as), John Handy (as, ts), George Adams (ts), Rahsaan Roland Kirk (ts, str), Hamiet Bluiett (bars), Don Pullen (p) und Dannie Richmond (dm) im Einsatz.

 

Auf den beiden "Atlantic"-Alben sowie danach waren mit Adams, Pullen und Richmond jeweils drei Viertel des späteren George Adams/Don Pullen Quartets in die Mingus-Gruppen integriert. Auf "Changes One" (Atlantic, 1975) bestand die Gruppe aus George Adams (ts), Jack Waltrath (tp), Don Pullen (p), Mingus und Dannie Richmond (dm).

 

Auf dem Schwesteralbum und "Changes Two" (Atlantic, 1975) stiessen zu diesem Quintett noch Marcus Belgrave (tp) und Jackie Paris (vcl) dazu. Beide "Changes"-Alben waren Ende Dezember 1974 entstanden und wurden gleichzeitig auch als Doppel-LP angeboten.

 

Nach weiteren Tourneen im Sommer/Herbst 1975 durch Europa und Konzerten 1976 in den USA, Japan und Europa kam es erst am 9. und 10. März 1977 zu den nächsten Aufnahmen. In Nonett-, Tentett- und Orchesterstärke wurden "Three Or Four Shades Of Blues" (Atlantic, 1977) und "Cumbia And Jazz Fusion" (Atlantic, 1978) aufgenommen.

 

Am 6. November 1977 machte der schwerkranke Mingus im Rahmen der Serie "Lionel Hampton Presents The Music Of Charles Mingus" (Who's Who In Jazz, 1977) seine letzten Aufnahmen als Musiker. Die LP mit unter anderem Hampton (vibes) und Gerry Mulligan (bars, ss) erschien auf dem Label von Hampton.

 

Am 18., 19. und 23. Januar 1978 spielte eine fast 30-köpfige Band Werke für die beiden Alben "Me, Myself An Eye" (Atlantic, 1979) und "Something Like A Bird" (Atlantic, 1980) ein. Mingus überwachte die Arbeiten an den Rollstuhl gefesselt, spielte aber nicht mehr mit. Am 5. Januar 1979 verstarb er in Cuernavaca, Mexiko, im Alter von 56 Jahren.

 

Kurz vor seinem Tod hatte Mingus die Singer/Songwriterin Joni Mitchell um Mithilfe bei der musikalischen Umsetzung von T.S. Eliot's Theaterstück "Four Quartets" gebeten. Mitchell willigte ein, schrieb aber inspiriert vom Geist dieses Musikers gleichzeitig sechs neue Kompositionen, die sie auf dem Album "Mingus" (Asylum, 1979) verewigte.

 

Als Mitmusiker wirkten Herbie Hancock (p), Wayne Shorter (as), Jaco Pastorius (e-b, b, arr), Don Alias und Emil Richards (perc) sowie Peter Erskine (dm) mit. Mitchell schuf für diese LP auch Texte zu einigen Mingus-Tunes wie "Goodbye Pork Pie Hat". Zudem ist auch Mingus' Stimme zu hören.

 

Inspiriert von Mitchell's Umsetzung von Mingus-Werken liess Produzent Hal Willner später Musiker wie Leonard Cohen, Diamanda Galas, Chuck D, Henry Rollins und die beiden Stones Keith Richards und Charlie Watts Mingus-Stücke für die Tribut-CD "Weird Nightmare: Meditations On Mingus" (Warner, 1993) aufnehmen.

 

Von Mingus erschienen neben den erwähnten Dutzende von weiteren Compilations sowie Dutzende von Liveaufnahmen. "Kind Of Mingus" (House Of Jazz und T2 Entertainment, 2009) enthielt Material der 1964er Tournee sowie solches aus der zweiten Hälfte der 1950er Jahre. "The Jazz Workshop Concerts 1964–65" (Mosaic, 2012) verteilte sich auf sieben CDs.

 

Zehn CDs enthielt "Sixteen Classic Albums" (Real Gone Jazz, 2013). "Complete Albums Collection 1953-1957", "Complete Albums Collection 1957-1960" und "Complete Albums Collection 1960-1963" (alle Enlightenment, 2016) bestanden je aus vier CDs.  Unter dem Titel "Timeless Classic Albums" (Vinylogy, 2017) wurden fünf Alben auf fünf CD wieder veröffentlicht.

 

"Milestones Of A Legend" (Documents, 2017) war zehn CDs stark. "The Rare Albums Collection" (Enlightenment, 2019) enthielt auf vier CDs acht weniger bekannte Alben von Mingus, eingespielt zwischen 1952 und 1964.  Sechs CDs umfasste "Ten Classic Albums" (Reel To Reel, 2019). Das Material bestand aus den Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre eingespielten Alben.  

 

Unter dem Titel "Timeless Classic Albums" (DOL, 2019) wurden auf fünf CDs ebensoviele Alben aus den frühen 1960er Jahren vereint. "Changes: The Complete 1970s Atlantic Studio Recordings" (Atlantic, 2023) umfasste acht LPs.                                                          07/24

 

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