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Charles Mingus bis 1957

Amerikanischer Bassist, Pianist, Komponist und Bandleader, geboren am 22. April 1922 in Nogalea, Arizona, und aufgewachsen in Watts, California. Als Jugendlicher spielte er Cello und Posaune, entdeckte dann den Kontrabass. Als 16-Jähriger wurde er von Red Callender unterrichtet und als 18-Jähriger trat er erstmals auf.


Er spielte in der Band von Lee Young, dem Bruder von Lester Young, bei Louis Armstrong, Alvino Rey und Barney Bigard. Erste Aufnahmen machte Mingus 1945 mit Howard McGhee, Russel Jacquet, Illinois Jacquet, Bob Mosley, Hadda Brooks und Wynonie Harris. Dazu kamen im selben Jahr erste Aufnahmen mit eigenen Gruppen.

 

Als Charles Mingus Sextet entstanden im Juni 1945 mit Brother Woodman und Maxwell Davis (ts), N.R. Bates (tp), Bob Mosley (p), Roy Porter (dm) sowie teilweise mit Oradell Mitchell oder Everett Pettis (vcl) die beiden Schellack-Schallplatten "Lonesome Woman Blues/Swingin' An Echo" und "The Texas Hop/Baby Take A Chance With Me" (beide Excelsior, 1945).

 

Es folgten ab 1946 weitere Aufnahmen mit personell anders besetzten Sextett-Formationen sowie als Baron Mingus & His Octet oder als Barron Mingus And His Rhythm. Aufnahmen aus dieser Zeit mit diversen Mitmusikern darunter auch Lee Konitz (as), Lucky Thompson (ts), Earl Hines (p) und Oscar Pettiford (cello) erschienen später als "The Young Rebel" (Swingtime, 1986).

 

Gleich hiess auch ein 4-CD-Set (Proper, 2004) mit Aufnahmen, die er bis 1953 nicht nur unter eigenem Namen realisiert hatte, sondern auch solche enthielt, bei denen Mingus als Begleiter von Illinois Jacquet, Dinah Washington, Lionel Hampton, Earl Hines, Red Norvo, Billy Taylor, Oscar Pettiford, Charlie Parker, Bud Powell und Miles Davis mitgewirkt hatte.

 

24 Tracks, die Charles Mingus Mitte/Ende der 1940er Jahre als Leader diverser Gruppen eingespielt hatte und die auf Schellack-Schallplatten herausgekommen waren, wurden später unter dem Titel "West Coast 1945-49" (Uptown, 2011) zu einer Compilation zusammengefasst. Dazu gab's ein Buch.

 

Eine weitere obskure Compilation hiess "Minor Intrusion" (Membran, 2005), umfasste vier CDs und enthielt Aufnahmen aus diversen Zeitspannen: CD 1 zeigt Mingus zwischen 1946 und 1949, CD 2 im Jahr 1954. Die Tracks auf CD 3 und 4 stammten von 1960. Nach einer Durststrecke Ende der 1940er Jahre ging es ab 1950 so richtig los.

 

1950/51 war er neben Tal Farlow (g) lange Zeit Mitglied des schlagzeuglosen Trios von Red Norvo (vibes). Er jammte mit Miles Davis und Charlie Parker und gründete 1952 mit Max Roach (dm) das Label "Debut". Erste Aufnahmen erschienen dort noch in Form von Schellack-Schallplatten. Sie stammten vom Charles Mingus Quintet.

 

Auf "Precognition/Portrait" (Debut, 1952) bestand dieses neben dem Leader aus Lee Konitz (as), Phyllis Pinkerton (p), George Koutzen (cello) und Al Levitt (dm). Für "Paris In Blue/Make Believe" (beide Debut, 1952) versammelte er Paige Brook (as, fl), John Mehegan (p), Jackson Wiley (cello), Max Roach (dm) und Jackie Paris (vcl) um sich.

 

Auf "Montage/Extrasensory Perception" (Debut, 1952) fand sich je ein Stück dieser beiden Quintett-Formationen. Es war die erste Vinyl-Aufnahme dieses Labels. Die 10"-Single/EP musste wie die Schellackplatten mit 78 Umdrehungen pro Minute abgespielt werden. "Strings & Keys" (Debut, 1953) mit Aufnahmen vom April 1951 war das erste 10"-Album von Mingus bzw. "Debut", eingespielt von Mingus mit Spaulding Givens (p). Einer der sechs Tracks war eine Soloaufnahme von Mingus als Pianist.

 

Unter dem Titel "Jazz At Massey Hall" (Debut, 1953) erschienen drei weitere 10"-Minialben, alle am 15. Mai 1953 live in Toronto, Kanada, aufgenommen. "Vol. 1 und 3" zeigt The Quintet mit Dizzy Gillespie (tp, vcl), Charlie Parker (as), Bud Powell (p), Charles Mingus (b) und Max Roach (dm).

 

Auf "Vol. 2" ist nur das Bud Powell Trio mit Mingus und Roach zu hören, ergänzt mit einem vom Sommer 1953 eingespielten Track des Trios Billy Taylor (p), Mingus und  Art Taylor (dm). Mingus spielte die Bass-Parts nachträglich im Studio noch einmal ein, weil er auf den Liveaufnahmen kaum auszumachen war.

 

Die Aufnahmen kamen mehrfach wieder heraus und wurden später in ihrer ganzen Länge als "The Greatest Jazz Concert Ever" (Prestige, 1973) als Doppel-LP wiederveröffentlicht. Mingus war auch auf anderen "Debut"-Aufnahmen aus jener Zeit zu hören, so auf einer Einspielung einer Formation mit dem Namen Trombone Rapport oder solchen von Teo Macero, Oscar Pettiford, Thad Jones, Ada Moore und Hazel Scott.

 

Am 30. November 1953 ermöglichte Mingus als Labelbesitzer und Bassist dem jungen und damals noch völlig unbekannten Paul Bley (p) dessen Schallplattendebut. Auf "Introducing Paul Bley" (Debut, 1954) war Art Blakey (dm) der dritte Musiker.

 

Zudem nahm Mingus damals und später viele Sessions als Sideman wahr, so für Bud Powell, J.J. Johnson, Thad Jones, Theddy Charles, Johnny Mehegan, Jimmy Scott und viele andere. Ab den frühen 1950er Jahre experimentierte Mingus jeweils mit mehreren Musikern im Rahmen von sogenannten Jazz-Workshops.

 

Am 31. Oktober 1954 ging Mingus mit John LaPorta (as, cl), Teo Macero (ts, bs), George Barrow (ts, bs), Mal Waldron (p), Rudy Nichols (dm) und 30. Januar 1955 mit Macero, Wally Cirillo (p) und Kenny Clarke (dm) ins Studio. Diese beiden Sessions erschienen unter dem Titel "Jazz Composers Workshop" (Savoy, 1956).

 

Im Dezember 1954 hatte Mingus LaPorta, Macero, Thad Jones (tp), Jackson Wiley (cello) und Clem de Rosa (dm) ins Studio geholt. Die Aufnahmen kamen auf den beiden 10"-Minialben "Jazzical Moods, Vol. 1 und 2" (beide Period, 1955) heraus und wurden unter dem Titel "The Jazz Experiments Of Charles Mingus" (Betlehem, 1956)  auf einer LP zusammengefasst.

 

Am 9. Juli 1955 kam es zu ersten albumfüllenden Aufnahmen mit Miles Davis. Mingus und Davis wurden auf der LP "Blue Moods" (Debut, 1955) von Britt Woodman (tb), Teddy Charles (vibes) sowie von Elvin Jones (dm) begleitet. Am 23. Dezember des selben Jahres traten Mingus und Roach mit Eddie Bert (tb), George Barrow (ts), Mal Waldron (p) und teilweise Willie Jones (dm) im "Café Bohemia" in New York auf.

 

Der Auftritt wurde auf den LPs "Mingus At The Bohemia" (Debut, 1956) und "The Charles Mingus Quartet + Max Roach" (Fantasy, 1964) veröffentlicht. Weiteres Material der "Bohemia"-Session fand sich zudem im Rahmen der 12-CD-Box "The Complete Debut Recordings" (Debut, 1990), auf der das gesamte Schaffen von Mingus für sein Label zusammengefasst wurde.

 

64 der insgesamt 169 Tracks waren vorher nie veröffentlicht worden. Teile davon wurden später auch einzeln auf CDs veröffentlicht. Auch die 7-CD-Box "Leader On Debut" (Debut und Universal, 2013) deckte grosse Teile jener Schaffensphase ab. Mitte der 1950er Jahre wechselte Mingus zu "Atlantic", wo er seine ohnehin schon eigenständige, von Gospel und Blues geprägten Musik weiter entwickeln konnte.  

 

"Pithecanthropus Erectus" (Atlantic, 1956) enthielt Quintettaufnahmen vom 30. Januar 1956 mit Jackie McLean (as), J.R. Monterose (ts), Mal Waldron (p) und Willie Jones (dm). Mehr als ein Jahr vergingen bis zu den Aufnahmen von "The Clown" (Atlantic, 1957).  Bei diesen Aufnahmen vom 12. Februar und 13. März 1957 gehörten Jimmy Knepper (tb), Curtis Porter alias Shafi Hadi (as, ts), Wadde Legge (p) und Dannie Richmond (dm) zu seinen Begleitern.

 

Es war die erste Aufnahme von Mingus mit Dannie Richmond, der fortan fast ununterbrochen bis ans Lebensende von Mingus beim Bassisten beschäftigt war. Am 9. Juli 1957 lud Mingus den mittellosen Hampton Hawes (p) zusammen mit Dannie Richmond (dm) spontan zu einer Triosession ein, die als "Mingus Three" (Jubilee, 1957) erschien.

 

Nur wenige Tage später, am 18. Juli 1957 sowie am 6. August 1957, entstand die erst später veröffentlichte LP "Tijuana Moods" (RCA Bluebird, 1962), auf der Mingus Eindrücke von einer Reise in die gleichnamige mexikanische Grenzstadt verarbeitete. Bei den dannzumal revolutionären Aufnahmen wurde Mingus von Clarence "Gene" Shaw (tp), Jimmy Knepper (tb), Curtis Porter alias Shafti Hadi (as, ts), Bill Triglia (p), Dannie Richmond (dm), Frankie Dunlop (perc), Ysabel Morel (castinets) und Lonnie Elder (vcl) begleitet.

 

Im August und Oktober 1957 entstanden mit der Stammformation Shaw, Knepper, Porter/Hadi und Richmond zwei weitere Aufnahmen: Auf "East Coasting" (Bethlehem, 1957) war Bill Evans der Pianist und auf "A Modern Jazz Symposium Of Music And Poetry" (Bethlehem, 1957) waren Bob Hammer und Horace Parlan (p) sowie Melvin Stewart (vcl) als weitere Musiker zu hören.                                           07/24

 

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