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Charlie Haden

Amerikanischer Bassist, Komponist und Bandleader, geboren am 6. August 1937 in Shenandoah, Iowa. Er stammte aus einer musikalischen Familie, die oft auftrat und mit ihrem Repertoire zwischen Country und amerikanischen Folkssongs auch in Radioshows zu hören war. Sein Debut als Sänger gab Haden gerademal zweijährig.



Als Reminiszenz an seine Jugend nahm Haden rund 60 Jahre danach das Album "Family & Friends: Rambling Boy" (Decca, 2008) auf. An dieser fröhlichen Familien- und All-Star-Session nahmen Charlie Hadens Töchter Petra Haden (vcl), Rachel Haden (vcl) und Tanya Haden (vcl), sein Sohn Josh Haden (vcl), sein Schwiegersohn Jack Black (vcl) und seine Frau Ruth Cameron (vcl) teil.

 

Dazu kamen Jerry Douglas (dobro), Sam Bush (mand), Stuart Duncan (fiddle), Bryan Sutton (g), Vince Gill (vcl), Dan Tyminski (vcl, mand), Russ Barenberg (g), Bruce Hornsby (vcl, p), Ricky Skaggs (banjo, mand, vcl), Rosanne Cash (vcl), Elvis Costello (vcl), John Leventhal (g), Pat Metheny (g), Bryan Stuart (g), Bela Fleck (banjo) sowie Buddy Green (hca).

 

Die CD enthielt auch einen Track der Old Haden Family Show von 1939 - mit dem damals zweijährigen, jodelnden Charlie. Im Alter von etwa 15 Jahren erkrankte er an einer leichten Form der Kinderlähmung, die ihm das Singen verunmöglichte. Inzwischen war dank seinem Bruder sein Interesse am Jazz geweckt worden.

 

Er hörte nicht nur die Schallplatten seines Bruders, sondern spielte auch auf dessen Kontrabass. 1957 entdeckte er in einer Zeitschrift eine Anzeige einer Jazzschule in Los Angeles. Er zog dorthin und gelangte schnell in den Umkreis des Pianisten Hampton Hawes und des Saxophonisten Art Pepper, der ihm die ersten Auftritte verschaffte.

 

Auch in Paul Bley fand Haden schnell einen Geistesverwandten. Mit dem Pianisten konnte Haden 1958 erste Aufnahmen machen, die unter dem Titel "Solemn Meditation" (CNP Crescendo, 1958) erschienen und bei denen neben Bley und Haden Dave Pike (vibes) und Lenny McBrowne (dm) mitmachten.

 

Die Liner Notes zu dieser LP schrieb eine gewisse Carla Borg, die wenig später Paul Bley heiratete, als Carla Bley selber eine bekannte Pianistin und Bandleaderin wurde und als Arrangeurin mit Charlie Haden eng zusammenarbeitete. Bei einer Session nach den Konzerten trat damals auch Ornette Coleman mit seinem Plastik-Altosax auf und seiner völlig neuen Spielweise auf.

 

Während andere Musiker sich durch Coleman vor den Kopf gestossen fühlten, nahm Haden Kontakt mit ihm auf. Nach einer längeren Session in Colemans Wohnung entwickelte sich eine lange musikalische Freundschaft. Erste gemeinsame Aufnahmen machten Haden und Coleman unter der Leitung von Paul Bley im "Hillcrest Club" in Los Angeles.

 

Dort traten Bley, Haden und Coleman im Oktober 1958 mit Don Cherry (tp, p-tp) und Billy Higgins (dm) auf. Ein Mitschnitt erschien allerdings erst viel später unter dem Titel "The Fabulous Paul Bley Quintet" (America, 1971). Noch später wurde weiteres Material dieses Auftritts veröffentlicht. Aus dem Paul Bley Quintett entwickelte sich - ohne Bley – das legendäre Ornette Coleman Quartet.

 

Dieses spielte in dieser klassischen Besetzung Alben wie "The Shape of Jazz To Come" (Atlantic, 1959), "Change Of The Century" (Atlantic, 1960) und "This Is Our Music" (Atlantic, 1961) ein. Haden war auch bei den Aufnahmen des Meilensteins "Free Jazz!" (Atlantic, 1961) dabei, als Coleman zwei Quartetts völlig frei musizieren liess.

 

Zudem wirkte Haden bei der Coleman-Septett-Aufnahme "Science Fiction" (Columbia, 1972) mit. Coleman und Haden nahmen später mit "Soapsuds, Soapsuds" (Artist's House, 1977) ein Duo-Album auf. Aus dem Coleman-Musikerkreis heraus wuchs das so genannte amerikanische Quartett des Pianisten Keith Jarrett mit Dewey Redman (ts), Haden (b) und Paul Motian (dm).

 

Eine weitere Band aus dem Umfeld des legendären Coleman-Quartetts war Old And New Dreams mit Dewey Redman (ts), Don Cherry (p-tp), Haden und Ed Blackwell (dm). In den 1970er Jahre hatte Haden sein Liberation Music Orchestra gegründet. Es war dies eine All Star-Band, die allerdings im Laufe der Zeit nur sporadisch zusammenkam, jedes Mal wieder in einer neuen Besetzung.

 

Wegen einer politischen Äusserung für die Freiheit der damals noch portugiesischen Kolonien Mozambik, Angola und Guinea-Bissau im Rahmen eines Konzertes mit Ornette Coleman 1971 in Portugal wurde Haden am Tag darauf auf dem Flughafen verhaftet und für kurze Zeit ins Gefängnis gesteckt.

 

"Closness" (Horizon, 1976) war seine erste richtige Aufnahme unter eigenem Namen. Es handelte sich um eine Serie von vier Duos mit Keith Jarrett (p), Ornette Coleman (as), Alice Coltrane (harp) und Paul Motian (dm). Von Haden kamen im Laufe der Jahre viele weitere Duoaufnahmen heraus (siehe Charlie Haden in Duoaufnahmen).

 

Mit Jan Garbarek (sax) und Egberto Gismonti (g) nahm Haden "Folk Songs" (ECM, 1979) und "Magico" (ECM, 1980) auf. Später wurden unter dem Titel "Carta de Amor" (ECM, 2012) von diesem Magico genannten Trio Live-Aufnahmen von April 1981 auf einer Doppel-CD heraus gebracht.

 

Auf "Rejoicing" (ECM, 1984) begleitete er mit Billy Higgins (dm) den damals aufstrebenden Pat Metheny (g). "An Evening With" (Red, 1987) war eine Trioaufnahme mit Joe Henderson (ts) und Al Foster (dm), und "Sarabande" (Sunnyside, 1987) eine solche mit Fred Hersch (p) und Joey Baron (dm).

 

"Charlie Haden's Private Collection No.1 - 50th Birthday Concert, August 6th 1987" (Naim, 1994) enthielt Aufnahmen mit Ernie Watts (sax), Alan Broadbent (p) und Billy Higgins (dm). Auf "The Private Collection No.2" (Naim, 1994) mit Aufnahmen vom April 1988 war Paul Motian der Schlagzeuger. Die beiden CDs kamen später auch auf einer Doppel-CD (Naim, 2007) heraus.

 

Mit Gerri Allen (p) und Paul Motian (dm) bildete Haden ein langlebiges Trio, von dem "Etudes" (Soul Note, 1988), "In The Year Of The Dragon" (JMT, 1989), "Segments" (DIW, 1989) und "Live At The Village Vanguard" (DIW, 1991). Mit Paul Bley (p) anstelle von Allen wurde "Memoirs" (Soul Note, 1989) eingespielt.

 

"Silence" (Soul Note, 1989) war eine Quartettaufnahme mit Chet Baker (tp, vcl), Enrico Pieranunzi (p) und Billy Higgins (dm). Nur im Trio ohne Baker entstand "First Song" (Soul Note, 1990). Später spielten Pieranunzi und Haden mit Paul Motian (dm) als Partner die CD "Special Encounter" (CamJazz, 2005) auf.

 

"Peace/Pace/Paix" (CELP, 1991) hiess eine Trioaufnahme mit André Jaume (ts, bcl) und Olivier Clerc (dm). Eine Session mit Kenny Barron (p) und Roy Haynes (dm) erschien unter dem Titel "Wanton Spirit" (Verve, 1994).

 

"Deep In The Blues" (Verve, 1996) war eine Begegnung mit den Bluesern James Cotton (hca, vcl) und Joe Louis Walker (g, vcl). Mit Ginger Baker (dm) von Cream und Blind Faith sowie Bill Frisell (g) nahm er "Falling Off The Roof" (Atlantic, 1996) auf. "Alone Together" (Blue Note, 1997) war eine Trioaufnahme mit Lee Konitz (as) und Brad Mehldau (p).

 

"Nocturne" (Universal, 2001) war eine unter Hadens Namen erschienene Ensemble-Aufnahme, bei der noch Gonzales Rubalcaba (p) und Ignacio Berroa (dm, perc) sowie in einzelnen Tracks Pat Metheny (g), Davis Sanchez (ts) und Federico Britos Ruiz (vio) mitmachten. Auf "Land Of The Sun" (Verve, 2004) agierten Haden und Rubalcaba als Co-Leader eines grösseren Ensembles.

 

"American Dreams" (Gitanes, 2002) war eine Quartettaufnahme von Haden als Leader mit Michael Brecker (ts), Brad Mehldau (p) und Brian Blade (dm). Begleitet wurden diese vier Musiker von einem grossen Orchester.

 

"Helium Tears" (New Edition, 2005) erschien unter Hadens Namen und war bereits 1988 mit Hilfe von Robben Ford (g), Denny Goodhew (as), Jerry Granelli (dm, synth), Ralph Towner (synth), Julian Priester (tb) und Jay Clayton (vcl) entstanden. Auf "When The Heart Dances" (Naim, 2008) begleitete Haden Laurence Hobgood (p) und teilweise auch noch Kurt Elling (vcl).

 

Die beiden Quartettalben "Old And New Dreams" und "A Tribute To Blackwell" sowie die Trioalben "Etudes", "Silence" und "First Song" wurden im Rahmen des 5-CD-Sets "Charlie Haden – The Complete Black Saint-Soul Note Recordings" (Black Saint, 2010) wiederveröffentlicht.

 

Auf "Live At Birdland" (ECM, 2011) kam es zu einem Treffen mit Lee Konitz (as), Brad Mehldau (p) und Paul Motian (dm). Ab 1988 trat er zusammen mit Ernie Watts (ts), Alan Broadbent (p) und Larance Marable (dm) sowie teilweise anderen Mitmusikern und Gästen mit dem Quartet West in Erscheinung. Von dieser Formation erschienen mehrere Alben.

 

1989 war im Rahmen des Internationalen Jazzfestivals von Montreal eine Serie von acht Konzerten zu Ehren von Haden veranstaltet worden. Die Auftritte wurden von Radio Canada mitgeschnitten und erschienen nach und nach auf CDs unter dem Titel "The Montreal Tapes".

 

Die erste CD (Verve, 1994) dieser Reihe dokumentierte den Trio-Auftritt vom 7. Juli mit Paul Bley (p) und Paul Motian (dm). Die zweite CD (Verve, 1994) enthielt sein Konzert vom 2. Juli mit Don Cherry (tp) und Ed Blackwell (dm). Eine dritte CD (Verve, 1997) zeigte Haden im Trio mit Gerri Allen (p) und Paul Motian (dm) am 1. Juli.

 

Der Auftritt mit Gonzalo Rubalcaba (p) und Paul Motian (dm) vom 3. Juli erschien als vierte CD (Verve, 1998), und der Auftritt mit seinem Liberation Music Orchestra vom 8. Juli auf einer fünften CD (Verve, 1999). "In Montreal" (ECM, 2001), der Duoauftritt vom 6. Juli mit Egberto Gismonti (g), kam auf einem anderen Label heraus.

 

Das Trio-Konzert vom 30. Juni mit Joe Henderson (ts) und Al Foster (dm) erschien dann wieder als "The Montreal Tapes" (Verve, 2003). Alle sechs "Verve"-CDs wurden später zu einer Box (Verve, 2009) zusammengefasst. Von den acht Auftritten blieb einzig das Trio-Konzert vom 5. Juli mit Pat Metheny (g) und Jack DeJohnette (dm) offiziell undokumentiert, obwohl die Aufnahmen ab 2007 als CD-R-Bootleg kursierten.

 

Weitere Aufnahmen als Sideman machte Haden mit Dizzy Gillespie, Paul Motian, Ringo Starr, John McLaughlin, Plastic Ono Band von John Lennon und Yoko Ono, Mingus Dinasty, Rickie Lee Jones, Ginger Baker, Alice Coltrane, Henry Butler, Gavin Bryars, Kenny Wheeler, Dusan Bogdanovic und anderen. Charlie Haden starb am 11. Juli 2014 76-jährig in Los Angeles, California.

 

Nach seinem Tod erschienen weitere Aufnahme, darunter mehrere Duo-Einspielungen. "Standards Plus One" (Winter & Winter, 2015) war eine Compilation mit Stücken des Quartetts Bill Frisell (g), Joe Lovano (ts), Haden und Paul Motian (dm) mit Lee Konitz in zwei Stücken. Im Rahmen der Serie "5 Original Albums" (Decca, 2017) wurden fünf Alben unterschiedlicher Machart zusammen wiederveröffentlicht.   06/24

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