Amerikanische Jazz Rock-Gruppe, gegründet 1967 in Chicago, Illinois, unter dem Bandnamen The Big Thing. Die Musiker Walter Parazaider (sax), Lee Loughane (tp), James Pankow (tb), Terry Kath (g, vcl) und Danny Seraphine (dm) trafen sich als Studenten der DePaul University.
Dazu kam Robert Lamm (key, vcl), der an der Roosevelt University studierte. Als letztes Gründungsmitglied stiess Pete Cetera (e-b, vcl) dazu, weil seine Baritonstimme zu den Tenorstimmen von Kath und Lamm passte.
Im Juni 1968 liess sich The Big Thing in Los Angeles, California, nieder, wo man sich vorerst in Chicago Transit Autority umtaufte. Mit ihrer Mischung aus Rockmusik und Jazzbläsern wurde Chicago, wie man sich später nannte, zusammen mit Blood, Sweat & Tears zu den Pionierformationen des satten, brass-orienterten Rock Jazz.
Die Band wurde schnell von einem grossen Label unter Vertrag genommen und veröffentlichte als Debutalbum die Doppel-LP "Chicago Transit Authority" (Columbia, 1969), auf der die Gruppe auch mit experimentellen Klängen aufwartete. "Free Form Guitar" bestand aus einem unbegleiteten Gitarrensolo.
Für die Titel "Prologue, August 29, 1968" und "Someday (August 29, 1968)" wurden Sprechgesänge militanter Schwarzer, aufgenommen bei einer Grosskundgebung, verwendet. Das Album verkaufe sich allein in den USA zwei Millionen Mal und platzierte sich gleich auf Platz 17 der Billboard 200. In England klassierte sich die Doppel-LP gar auf Platz 9.
Trotz der ambitiösen Musik hatte das Septett von Anfang an immer wieder Singlehits. Die Steve Winwood-Komposition "I'm A Man" wurde zwar nicht als Single veröffentlicht, war aber damals ein populärer Titel. Von den beiden Singles des Debutalbums klassierte sich "Questions 67 And 68" auf Platz 71 der Billboard Hot 100.
Auch das zweite Album, die Doppel-LP "Chicago II" (Columbia, 1970), hatte mit "Make Me Smile" und "25 Or 6 To 4" zwei weitere Chartsstürmer. Beide Titel erreichten die Top-10 der Billboard Hot 100. Sie waren Teile der 13-teiligen Suite "Ballet For A Girl In Buchannon". Ab diesem zweiten Album nannte sich die Gruppe nur noch Chicago.
Für das Album schauten in den wichtigsten Charts die Plätze 4 (USA) und 6 (UK) heraus. Auch dieses Album wurde in den USA zwei Millionen Mal verkauft. Die erst nachträglich veröffentlichten Singles "Does Anybody Really Know What Time It Is?" (1970) und "Beginnings" (1971) mit Songs vom Debutalbum fanden sich ebenfalls in den Top-10 der Billboard Hot 100.
Auch das dritte Album "Chicago III" (Columbia, 1971) erschien in Form einer Doppel-LP und war mit Platz 2 in den Billboard 200 das bisher bestplatzierte der Band. Die beiden Singles waren etwas weniger erfolgreich, doch mit "Colour My World", einem weiteren Song vom Debutalbum, hatte die Band ihren nächsten Top-10-Hit in den Billboard Hot 100.
Als nächstes erschien die 4-LP-Box "At Carnegie Hall" (Columbia, 1971) mit Tracks von Auftritten zwischen dem 5. und 10. April 1971 in New York City. 2005 wurden die Aufnahmen als 4-CD-Box (Rhino) mit zusätzlichem Material wiederveröffentlicht. Trotz des Umfangs und Preises verkaufte sich das Set so gut, dass es auf Platz 3 der Billboard 200 kam.
Später wurde sämtliches Material dieser sechs Abende umfassenden Konzertreihe auf 16 CDs mit dem Titel "Chicago At Carnegie Hall Complete" (Rhino, 2021) zugänglich gemacht.
Auch die nächsten damaligen Aufnahmen kamen alle noch bei "Columbia" heraus. "Chicago V" (1972) und "Chicago VI" (1973), "Chicago VII" (1974), "Chicago VIII" (1975) und die Compilation "Chicago IX: Chicago's Greatest Hits" (1975) waren fünf Nummer-1-Alben in den Billboard 200 in Folge. Allein das "Best Of"-Album verkaufte sich in den USA fünf Millionen Mal. Erstaunlicherweise war Chicago in England wenig erfolgreich.
Bei "Chicago V" und "Chicago VI" handelte es sich um Einzel-LPs, wobei das Stammseptett auf auf "VI" erstmals durch drei Gastmusiker aufgestockt wurde. Auf dem Doppel-Album "Chicago VII" weitete die Gruppe den Kreis ihrer Gäste auf sechs Musiker, drei Sänger und die Gesangsgruppe The Pointer Sisters aus. Fortan gab es immer wieder Besetzungswechsel.
"Chicago VIII" war eine Einzel-LP. Die Doppel-LP "Live In Japan 1972" (CBS/Sony, 1975) erschien nur in Japan. Die Aufnahmen wurden aber später auf einer Doppel-CD (Chicago, 1996) auch ausserhalb von Japan herausgebracht.
"Chicago X" (1976) und "Chicago XI" (1977) waren zwei weitere Studioalben. Sie kamen in den Billboard 200 auf die Plätze 3 und 6. "Hot Streets" (1978) markierte eine Art Wendepunkt. Es war das erste Album seit der Debut-Doppel-LP, das nicht unter die Top 10 der Billboard 200 kam, auch wenn Platz 12 herausschaute.
Nach dem für Chicago ungewöhnlichen Album-Titel kehrte die Gruppe für die nächsten Alben wieder zur alten Zählweise zurück. In Septettbesetzung entstanden "Chicago 13" (1979) - mit Maynard Ferguson (tp) und Airto Moreira (perc) als Gäste - und "Chicago XIV" (1980). Mit den Plätzen 21 bzw. 71 in den US-Charts schien die Band ihren Zenith überschritten zu haben.
Die zweite Compilation "Greatest Hits, Volume II" (1981) schaffte es mit Platz 171 knapp unter die 200 bestverkauften US-Alben. Chicago war in der Zwischenzeit immer mehr Richtung Pop abgedriftet. Ein Labelwechsel verlieht der Band aber Auftrieb.
Mit den Alben "Chicago 16" (Full Moon, 1982) und "Chicago 17" (Full Moon, 1984) schaffte Chicago wieder einmal den Sprung in die Top-10 der Billboard 200. "Chicago 16" enthielt zudem mit "Hard to Say I'm Sorry" die erste Nummer-1-Single der Band in den Billboard Hot 100.
Vor den Aufnahmen von "Chicago 18" (Full Moon, 1986) verliess Ur-Mitglied Pete Cetera die Gruppe, um sich auf seine Solokarriere zu konzentrieren. "Chicago 19" (Full Moon, 1989) enthielt mit "Look Away" die zweite Nummer-1-Single der Band in den Billboard Hot 100.
In den Billboard 200 reichte es für die Alben 18 und 19 nur zu Top-40-Platzierungen. "Twenty 1" (Full Moon, 1991) war mit Platz 66 in den Billboard 200 gemessen an den früheren Platzierungen nicht gerade erfolgreich. "Night And Day Big Band" (Giant, 1995) landete knapp in der ersten Hälfte der Billboard 200.
Für die beiden Aufnahmen zum 30-jährigen Jubiläum der Band - "The Heart Of Chicago 1967-1997" (Reprise, 1997) und "The Heart Of Chicago 1967-1998 Volume II" (Reprise, 1998) ging die Band für Remakes der Chicago-Hits ins Studio. Die Alben erreichten Platz 55 bzw. 154 der Billboard 200.
Es folgten "Chicago XXV: The Christmas Album" (Chicago, 1998) und "Chicago XXVI: Live in Concert" (Chicago, 1999). Für das Weihnachtsalbum schaute eine Top-50-Platzierung heraus. Die Live-Doppel-CD war das erste reguläre Chicago-Album, das nicht in den US-Hauptcharts auftauchte.
"The Box" (Rhino, 2003) umfasste fünf CD und eine DVD, letztere grösstenteils mit einem Livemitschnitt eines Konzertes von 1972. Auf den fünf CD befand sich Material, das sämtliche Epochen der Band abdeckte, dazu auch einige Raritäten sowie drei Songs des erst viel später veröffentlichten Albums "Chicago XXXII: Stone of Sisyphus" (Rhino, 2008).
Bei diesem Album handelte es sich um das 1993 eingespielte, 18. Studio- und 22. Album insgesamt der Band. Es wurde nach den Aufnahmen damals nicht veröffentlicht, weil das Material zu wenig kommerziell schien. "Love Songs" (Rhino, 2005) war eine Balladen-Compilation und "Chicago XXX" (Rhino, 2006) das insgesamt 30. Album der Band, zudem das erste mit neuem Material seit "Twenty 1" von 1991.
"Chicago XXXIII: O Christmas Three" (Chicago, 2011) hiess ein zweites Weihnachtsalbum der Gruppe und "Chicago XXXIV: Live in ‘75" (Rhino, 2011) war eine weitere Liveaufnahme. "Chicago XXXV: The Nashville Sessions" (Chicago, 2013) enthielt Neuaufnahmen älterer Songs, eingespielt 2009 bei einem Tourneestop in Nashville.
"Chicago XXXVI: Now" (Frontiers, 2014) brachte erstmals seit "XXX" von 2006 wieder neues Material. Ein Auftritt mit dem Chicago Symphony Orchestra erschien unter dem Titel "Chicago At Symphony Hall" (Chicago, 2015). Mit "Chicago XXXVII: Chicago Christmas" (Rhino, 2019) folgte ein weiteres Weihnachtsalbum.
"Chicago XXXVIII: Born for This Moment" (BMG, 2022) war ein weiteres Studiowerk. Eine "Best Of"-Zusammenstellung der Weihnachtsalben hiess "Chicago Greatest Christmas Hits" (Rhino, 2023). Dazwischen kamen immer wieder weitere Livealben heraus.
Chicago verkaufte allein in den USA über 40 Millionen Schallplatten. 26 ihrer Singles, Alben oder Compilations verkauften sich über eine Million Mal oder mehr. Fünf Alben standen an der Sitze der Billboard 200 und 21 Singles schafften es in die Top-10 der Billboard Hot 100. Chicago wurde 2016 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. 08/24