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Chick Corea

Amerikanischer Jazz-Pianist, Keybordspieler, Komponist und Bandleader zwischen lyrischem Jazz, freier Improvisation, Fusion und klassischen Klängen, geboren am 12. Juni 1941 in Chelsea, Massachusetts, als Armando Anthony Corea. Corea begann im Alter von sechs Jahren mit dem Klavierspiel.

 

Erste Jobs hatte er als Begleitmusiker in Boston und New York. Auf der LP "Go, Mongo!" (Riverside, 1962) von Mongo Santamaria & His Afro-Latin Group war er erstmals auf einer Aufnahme zu hören. Auch Sonny Stitt, Hubert Laws, Blue Mitchell, Dave Pike, Montego Joe, Herbie Mann, Cal Tjader und Pete LaRoca verpflichteten ihn in der ersten Hälfte der 1960er Jahre für Aufnahmen.


Sein erstes Album unter eigenem Namen, "Tones For Joan's Bones" (Vortex, 1968), entstand 1966 mit Hilfe von Joe Farrell (ts, fl), Woody Shaw (tp), Steve Swallow (b) und Joe Chambers (dm). Drei Tracks von "Tones For Joan's Bones", ein Stück von Hubert Laws Album "Laws' Cause" (Atlantic, 1969) sowie zwei bisher noch nie veröffentlichte Stücke mit Corea, Farrell, Herbie Mann, Shaw, Swallow und Chambers wurden später zur Doppel-LP "Inner Space" (Atlantic, 1973) zusammengefasst.

 

Im März 1968 hatte Corea mit Miroslav Vitous (b) und Roy Haynes (dm) seine erstes Trio-LP "Now He Sings, Now He Sobs" (Blue Note und Solid State, 1968) eingespielt. Im klassischen Klaviertrio-Format und in anders besetzten Trios spielte Corea im Laufe der Jahre viele weitere Aufnahmen ein (siehe Chick Corea in Trioaufnahmen).

 

Material von drei Sessions, die im Mai 1968 sowie im Frühling und Herbst 1970 durchgeführt wurden, fand sich später auf der Doppel-LP "Circling In" (Blue Note, 1975) wieder. Corea ist dabei mit Anthony Braxton (as, div cl, fl), Dave Holland (b, cello, g), Miroslav Vitous (b), Barry Altschul und/oder Roy Haynes (dm) zu hören.

 

Dazwischen waren "Is" (Solid State, 1969) und "Sundance" (Groove Merchant, 1972) enstanden. Dazu hatte Corea Hubert Laws (picc), Woody Shaw (tp), Dave Holland (b) sowie Horacee Arnold oder Jack DeJohnette (dm) engagiert. Die beiden LPs wurde später auf der Doppel-CD "The Complete "Is" Sessions" (Blue Note, 2002) vereint.

 

Eine japanische Produktion hiess "The Sun" (Express, 1970) und war im September 1970 mit Steve Grossman (ts), Dave Holland (b), Steve Jackson (perc) und Jack DeJohnette (dm) eingespielt worden. Als Herbie Hancock 1968 die Miles Davis Band verliess, wurde Corea neuer Pianist des Trompeters, der sich bereits in Richtung Electric Jazz bewegte.

 

Corea spielte auf den Miles-Alben "Water Babies" (Columbia, 1968), "Filles de Kilimanjaro" (Columbia, 1968), "In A Silent Way" (Columbia, 1969), "Bitches Brew" (Columbia, 1970), "Big Fun" (Columbia, 1970), "Black Beauty - Live At Fillmore West" (Columbia, 1970), "Live Evil" (Columbia, 1971) und "On The Corner" (Columbia, 1972) mit.

 

Als Corea und Holland Anfang 1970 der Miles Davis Band den Rücken kehrten, entwickelte sich auf der Basis von früheren Aufnahmen von Corea, teilweise mit Anthony Braxton (reeds), Dave Holland (b) und Barry Altschul (dm), die Formation Circle. Von diesem Quartett erschienen die drei offizielle Alben.

 

Weiteres Material dieses Quartetts wurde später unter Coreas Namen auf den beiden LPs "Circulus Vol. 1 und 2" (beide Blue Note, 1978) zugänglich gemacht. Aus dem Quartett Circle entwickelte sich nach dem Ausscheiden von Corea und dem Zuzug von George Lewis (tb) das erste Anthony Braxton Quartet, das trotz vielen personellen Wechseln eine der wichtigsten Gruppen von Braxton wurde.

 

Corea seinerseits formierte 1972 mit Joe Farrell (fl, ss), Flora Purim (vcl, perc), Stanley Clarke (e-b, b) und Airto Moreira (dm, perc) die erste Version seiner neuen Fusion-Formation Return To Forever, die mit "Light As A Feather" (Polydor, 1973) ihren Einstand gab.

 

Vor allem die Quartettbesetzung mit Al DiMeola (g), Stanley Clarke (e-b, b) und Lenny White (dm) wurde zu einer der wegweisenden Bands des frühen Fusionmusik. Von der Gruppe erschienen bis 1978 acht offizielle Alben. RTF war 1983, 2008 sowie 2010/2021 erneut aktiv.

 

Nach dem ersten Phase von Return To Forever hatte Corea 1985 die Chick Corea Elektric Band formiert, mit der er den Faden von Return To Forever weiterspannte. Auch von dieser Formation erschienen im Laufe der Jahre eine ganze Reihe von Aufnahmen.

 

In einer erweiterten RTF-Besetzung, aber unter Coreas Namen, wurden die LP "The Leprechaun" und die Doppel-LP "My Spanish Heart" (beide Polydor, 1976) realisiert. Mit "Friends", "The Mad Hatter" und "Secret Agent" (alle Polydor, 1978) sowie "Tap Step" (Warner, 1980) erschienen Alben, die Corea damals neben seiner Tätigkeit bei RTF mit grösseren Besetzungen aufgenommen hatte.

 

Unter den Namen der beteiligten Musiker Joe Henderson (ts), Chick Corea, Ron Carter (b) und Billy Higgins (dm) wurde "Mirror, Mirror" (MPS, 1980) veröffentlicht. Anfangs der 1970er Jahre und für "ECM", fast zur selben Zeit und auf dem selben Label wie Keith Jarrett, begann Corea seine ersten Soloaufnahmen (siehe Chick Corea in Soloaufnahmen) zu veröffentlichen.

 

"Crystal Silence" (ECM, 1973) hiess eine erste gemeinsame Aufnahme mit dem Vibraphonisten Gary Burton. Im Laufe der Jahren kamen weitere Aufnahmen dazu (siehe Gary Burton/Chick Corea). Es handelte sich dabei sowohl um Duoaufnahmen als auch um Ensembleaufnahmen mit Burton und Corea als Co-Leader.

 

"Three Quartets" (Warner, 1981) hiess eine Aufnahme mit Michael Brecker (ts), Eddie Gomez (b) und Steve Gadd (dm). "Touchstone" (Warner, 1982) zeigte Corea in diversen Besetzungen, zum Teil auch mit der RTF-Mitgliedern Al DiMeola (g), Stanley Clarke (b) und Lenny White (dm) oder mit Paco De Lucía (g), Don Alias (perc) und Alex Acuña (dm) sowie anderen.

 

Auf drei Aufnahmen (alle Elektra, 1982) tat sich Corea mit Joe Henderson (ts), Stanley Clarke (b) und Lenny White (dm) zusammen. Für "Echoes Of An Era" wurden zusätzlich Chaka Khan (vcl) und Freddie Hubbard (tp) eingeladen; für "Echoes Of An Era 2 (The Concert)" Nancy Wilson (vcl) und für "The Griffith Park Collection" Freddie Hubbard (tp).

 

Das bereits erwähnte Trio Corea, Vitous und Haynes nahm mit Toshiyuki Honda (sax) als vierten Mann "Dream" (Eastworld, 1983) auf. "Works" (ECM, 1985) hiess eine Compilation mit Stücken aus seiner Tätigkeit für "ECM". Mit Steve Kujala (fl, ts, ss), Carlos Benavent (e-b), Tom Brechtlein (dm) und Don Alias (perc) nahm Corea "Again & Again (The Joburg Sessions)" (Elektra, 1982) auf.

 

Nur im Duo mit Kujala entstand "Voyage" (ECM, 1985). Auf "Septet" (ECM, 1985) setzte Corea seine mit "The Leprechaun" (Polydor, 1976) begonnene Arbeit im lyrisch-klassischen Bereich fort.  Für seine Kompositionen für Streichquartett, Piano, Flöte und Horn wurde er teilweise von Steve Kujala (fl) begleitet.

 

Corea trat fortan nicht nur als Komponist klassisch-angehauchter Musik, sondern auch als Interpret von Mozart und anderen Klassikern hervor (siehe Chick Corea in klassischen Aufnahmen). Eine Duoaufnahme mit Bobby McFerrin (vcl) hiess "Play" (Blue Note, 1992).

 

1992 gründete Corea mit seinem Manager Ron Moss das Label "Stretch Records". Dort erschien "Live In Montreux" (Stretch und GRP, 1994) mit Aufnahmen von 1981, als Corea mit Joe Henderson (ts), Gary Peacock (b) und Roy Haynes (dm) aufgetreten war.

 

Mit Bob Berg (sax), John Patitucci (b) und Gary Novak (dm) entstand als Chick Corea Quartet "Time Warp" (Stretch, 1995). Das Hommage-Album "Remebering Bud Powell" (Stretch, 1997) enthielt Stücke des Pianisten, die Corea solo, im Trio mit Christian McBride (b) und Roy Haynes (dm) oder mit den Bläsern Joshua Redman (ts), Wallace Roney (tp) und Kenny Garrett (as) eingespielt hatte.

 

Fünf CDs umfasste die Compilation "Music Forever & Beyond: The Selected Works Of Chick Corea 1964-1996" (GRP, 1996), die Corea in allen seinen Schattierungen als Musiker und Bandleader zeigte. 1997 formierte Corea mit Steve Davis (tb), Steve Wilson (ss, as, cl, fl), Bob Sheppard (ss, ts, fl, bcl), Avishai Cohen (b) und Adam Cruz (dm) das Sextett Origin, von dem mehrere Aufnahmen erschienen.

 

Zum 60. Geburtstag lud er Musiker wie Bobby McFerrin (vcl), Joshua Redman (ts), Gary Burton (vibes), Dave Weckl (dm), Michael Brecker (ts), Eddie Gomez (b) und Steve Gadd (dm) zu einem Konzert in den New Yorker Club "Blue Note" ein. Dabei wurde die Doppel-CD "Rendezvous In New York" (Stretch, 2003) mitgeschnitten.

 

Darauf fanden sich Stücke der Formationen Chick Corea & Bobby McFerrin Duet, Now He Sings, Now He Sobs Trio, Remenbering Bud Powell Band, Chick Corea & Gary Burton Duet, Chick Corea Akoustic Band, Origin, Ckick Corea & Gonzalo Rubalcaba Duet, Chick Corea New Trio und Three Quartet's Band.

 

"Rendezvous In New York" (Sony, 2005) war ein gleichzeitig entstandes 10-DVD-Set, auf der Corea in neun seiner ehemaligen Formationen zu sehen und zu hören ist. Die 10. DVD enthält einen Dokumentarfilm, der bei diesem Konzert im New Yorker "Blue Note" gedreht wurde.

 

Die Live-Doppel-CD "Rhumba Flamenco: Live In Europe" (Chick Corea Productions, 2005) war die Fortsetzung des latin-angehauchten Albums "Touchstone" von 1982. Begleiter auf dieser Aufnahmen waren Jorge Pardo (sax, fl), Coreas Frau Gayle Moran (vcl), Carles Benavent (b), Rubem Dantas (perc) und Tom Brechtlein (dm).

 

"The Ultimate Adventure" (Stretch, 2006) entstand mit Hubert Laws (fl), Airto Moreira (perc) und anderen und enthielt auch arabische und nordafrikanische Elemente. Eine Duo-CD mit Bela Fleck (banjo) hiess "The Enchantment" (Concord, 2007). Später folgten mit "Two" (Stretch, 2015) und "Remembrance" (Thirty Tigers, 2024) zwei weitere Duoaufnahmen mit Fleck.

 

Auf der Doppel-CD "Five Peace Band Live" (Concord, 2009) kam es zu einem Gipfeltreffen von Chick Corea mit John McLaughlin (g), begleitet von Kenny Garrett (sax), Christian McBride (b, e-b) und Vinnie Colaiuta (dm) sowie teilweise mit Herbie Hancock (p).

 

Eine weitere Ensembleaufnahme war "The Vigil" (Concord, 2013), eingespielt mit Hilfe von Tim Garland (ts, ss, bcl, fl), Charles Altura (g), Hadrien Féraud (b), Marcus Gilmore (dm) und teilweise Pernell Saturino (perc). "The Musician" (Concord und Stretch, 2017) hiess eine Triple-CD, die Corea als Leader und Co-Leader mehrere Gruppen zeigt. Dazu kam eine Blu-ray mit einer filmischen Dokumentation über den Musiker.

 

Die Doppel-CD "Chinese Butterfly" (Concord, 2017) war eine Aufnahme der Chick Corea & Steve Gadd Band. Mit dem Schlagzeuger Steve Gadd arbeitete Corea ab Mitte der 1960er Jahre zusammen, als sich ihre Wege erstmals in der Band von Chuck Mangione kreuzten.

 

Als Chick Corea & The Spanish Heart Band wurde unter dem Titel "Antidote" (Concord, 2019) latin-nahes Material veröffentlicht. Die japanische Produktion "Live In Tokyo '79" (Inter Art Committees und Hi Hat, 2021) enthielt Quartettaufnahmen mit Al Di Meola (g), Bunny Brunel (b) und Tony Williams (dm).

 

"The Montreux Years" (Montreux Jazz Festival, BMG und Radio Télévision Suisse, 2022) enthielt Stücke diverser Corea-Gruppen, mitgeschnitten bei Auftritten in Montreux.

 

Corea ist auch auf Dutzenden von Aufnahmen anderer Musikerinnen und Musiker zu hören. Bei discogs.com besitzt er über 800 Einträge als Musiker und über 1500 als Komponist oder Arrangeur. Von Chick Corea kamen weitere Compilations und Wiederveröffentlichungspakete heraus.

 

"5 Original Albums" (Verve und andere Labels, 2016) bestand aus den frühen Return To Forever-Alben sowie aus "My Spanish Heart", das unter Coreas Namen erschienen war. Die Fortsetzung "5 Original Albums Vol. 2" (Verve und andere Labels, 2019) enthielt weitere Corea-Alben von der zweiten Hälfte der 1970er Jahre.

 

Schon früh hatte sich Corea als Anhänger der Scientology-Sekte von L.Ron Hubbard geoutet. Dies hat ihm immer wieder den Bann von Konzertveranstaltern eingebracht. In den 1990er Jahren wurde er deswegen in Deutschland kaum mehr engagiert. Chick Corea starb am 9. Februar 2021 im Alter von 79 Jahren in Tampa Bay, Florida.     09/24

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