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Clarke-Boland Big Band

Aktualisiert: 3. Juli

Multinationale Jazz-Bigband, entstanden im Jahr 1961 in Köln, als der amerikanische Schlagzeuger Kenny Clarke vom Modern Jazz Quartet, der belgische Pianist und Komponist Francy Boland und der frühere Ellington-Bassist Jimmy Woode mit Hilfe des Produzenten Gigi Campi mehrere amerikanische und europäische Musiker um sich scharten.


Campi plante, ein von Francy Boland arrangiertes Bigband-Album mit der Sängerin Billie Poole zu produzieren. Diese hielt sich im Dezember 1961 für ein Club-Gastspiel mit Kenny Clarke, Lou Bennett (org) und Jimmy Gourley (g) in Köln auf. Campi formierte aus europäischen und amerikanischen Musikern eine Bigband mit Derek Humble (as), Benny Bailey (tp) und Åke Persson (tb) als Satzführer.


Vor dem Studiotermin musste Poole unerwartet abreisen. Boland schrieb die Arrangements in reine Instrumentalstücke um. So entstand mit "Jazz Is Universal" (Atlantic, 1962) das erste Album der Clarke-Boland Big Band bzw. Kenny Clarke-Francy Boland Big Band getauften Grossformation.


Das Ganze hatte eigentlich schon zwei Jahre davor begonnen, als Campi 1959 eine Gruppe um Kenny Clarke und Francy Boland für einen Auftritt in seinem Eiscafé in Köln engagiert hatte. Die Band bestand dabei aus neben Clarke (dm) und Boland (p) aus Karl Drewo (ts), Derek Humble (as), Dusko Gojkovic (tp), Raymond Droz (alto horn), Chris Kellens (tb) und Jimmy Woode (b).


Diese Gruppe ging danach ins Studio und nahm unter dem Gruppennamen Kenny Clarke with Francy Boland And Company die LP "The Golden 8" (Blue Note, 1961) auf. Im selben Jahr machte die Gruppe als Kenny Clarke-Francy Boland Octet weitere Aufnahmen, die mindestens später auf einer tschechoslowakischen LP veröffentlicht wurden.


Nach dem ersten Bigband-Album kam die Clarke-Boland Big Band Ende Januar 1963 erneut zusammen, um die Alben "Handle With Care" (Atlantic, 1963) und "Now Hear Our Meanin'" (Columbia, 1965) aufzunehmen. Dazu unterstützten Clarke und Boland auch einzelne Bigband-Musiker bei individuellen Aufnahmen.


Dabei entstanden "Night Lady" (Philips, 1964) des Johnny Griffin Quartets oder "The Hip Walk" (Saba, 1965) des Nathan Davis Quintets. Eine weitere Aufnahme, bei der Clarke und Boland beteiligt waren, hiess "Summer Dawn" (Argo, 1964) und entstand mit Sahib Shihab (fl, as, bars) als Leader. Weitere Mitmusiker waren Åke Persson (tb), Joe Harris (perc) und Jimmy Woode (b).


Mit Fats Sadi (vibes, marimba, perc) an Stelle von Persson wurde daraus kurz danach das Clarke-Boland-Sextett. Dieses spielte live die LP "Marcel Marceau präsentiert Swing im Bahnhof" (CBS, 1965) ein. In der selben Besetzung entstand "Music For The Small Hours" (Columbia, 1967). Tracks dieser beiden Alben sowie ein Stück der erwähnten Sahib Shihab-LP "Summer Dawn" wurden später zur Compilation "Calypso Blues" (Rearward, 1998) zusammengefasst.


Im Februar 1966 folgten mit Karl Drewo als weiterer Co-Leader die Aufnahmen zum vierten Bigband-Album "Swing, Waltz, Swing" (Philips, 1966), das im Rahmen der "Twen"-Serie dieses Labels herauskam. "Out Of The Folk Bag" (Columbia, 1967) bestand aus umarrangierten Volksliedern. Es folgten "Sax No End" (Saba, 1967) mit Eddie "Lockjaw" Davis und Johnny Griffin (ts) als Hauptsolisten, "All Smiles" (MPS, 1968) und deren Fortsetzung "More Smiles" (MPS, 1969). Später wurden die beiden LPs als "Smiles" (MPS, 1976) als Doppel-LP gemeinsam wieder veröffentlicht.


"Jazz Convention Volume I bis III" (alle KPM, 1968) hiess eine Serie von Aufnahmen für ein englisches Label. Ab dem Sommer 1967 hatte die Band zwei Schlagzeuger. Neben dem Co-Leader Kenny Clarke war nun auch der fast den selben Namen aufweisende Brite Kenny Clare Mitglied der Band. Bei einem Auftritt am 28. Februar 1969 in London wurden die beiden Live-LPs " Live At Ronnie's-Album 1: Volcano" (Session, 1969) und "Live At Ronnie's-Album 2: Rue Chaptal" (MPS, 1969) mitgeschnitten. Die Alben wurden später unter dem Titel "Live At Ronnie Scotts" (MPS, 1976) zusammen ein erstes Mal wieder veröffentlicht.

Weitere Studioaufnahmen waren "Latin Kaleidoscope" (MPS, 1968), "Faces 17 Men And Their Music" (MPS, 1969) und "Fellini 712" (MPS, 1969). Als Begleitband der dänischen Schlagersängerin Gitte entstand unter dem Gruppennamen Gitte & The Band das Album "My Kind Of World" (Columbia, 1970). Gitte zeigte auf dieser Aufnahme, dass sie auch Jazz singen kann.


Weitere reine Bigband-Alben waren "All Blues" (MPS, 1971), "At Her Majesty's Pleasure...." (Black Lion, 1971) und "Off Limits" (Polydor, 1971). Mit Stan Getz (ts) als Gastsolist nahm die Kenny Clarke-Francy Boland Big Band "Change Of Scenes" (Verve, 1971) auf. Am 5. Mai 1972 gab die Band in der Nürnberger Meistersingerhalle ihr letztes Konzert.


Nach zwölf Jahren Existenz löste sich die Clarke-Boland Big Band danach auf. Eigentlich war eine USA-Tournee durch 55 Städte geplant, doch die beiden Co-Leader weigerten sich wegen finanzieller Risiken die Verträge zu unterschreiben. Campi war über ihre Unentschlossenheit so genervt, dass er aufgab.


Nachträglich kam eine Reihe von weiteren Aufnahmen, Livemitschnitte und Compilations heraus. Kurz nach der Auflösung erschien die Doppel-LP-Compilation "Ebulient Roaring Screaming Big Band Sound" (MPS, 1972), zwei Jahre später "The Best Of The Clarke-Boland Big Band" (MPS, 1974).


Material, das 1967 in Prag aufgenommen wurde und auf der LP "Francy Boland & Kenny Clarke Famous Orchestra" (Supraphon und Gramofonový Klub, 1968) veröffentlicht worden war, sowie die "All Blues Suite" vom Album "All Blues" von 1971 wurden in den USA unter dem Titel "Open Door" (Muse, 1975) verkauft.


Aufnahmen, welche die Band 1970 mit der Sängerin Carmen McRae gemacht hatte, kamen erst fünf Jahre später unter dem Titel "November Girl" (Black Lion, 1975) auf den Markt. Die beiden Doppel-CD "En Concert Avec Europe 1" (Trema, 1992) und später "TNP - Oct. 29th, 1969" (Delta, 2002) bestanden aus den selben Liveaufnahmen von 1969. Die Doppel-CD "Historically Speaking" (Emanon, 1993) enthielt teilweise noch unveröffentlichte Studioaufnahmen aus den 1960er Jahren.


Auf der Doppel-CD "Blowing The Cobwebs Out" (Emanon, 1994) wurden nicht weniger als vier LPs zusammengefasst. "In The Movies-More Jazz" (CamJazz, 1997) und "More" (CamJazz, 2002) hiessen zwei Aufnahmen mit Filmthemen, offenbar eingespielt schon 1968. 1972 waren die Stücke auf "Our Kinda Strauss" (Rearward, 1999) aufgenommen worden. Weitere Compilations waren "Three Latin Adventures" (PolyGram, 2004) und "And All Those Cats" (Musica Jazz, 2008).


Dazwischen war Francy Boland am 12. August 2005 in Genf verstorben. Kenny Clarke war schon am 26. Januar 1985 in Paris gestorben. 07/24

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