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Coleman Hawkins (Teil I bis 1945)

Amerikanischer Tenorsaxophonist, Klarinettist, Komponist und Bandleader, geboren am 21. November 1904 in St. Joseph, Missouri. Seine Mutter spielte Klavier und Orgel. Mit vier Jahren brachte sie ihren Sohn dazu, Klavier zu lernen, mit sieben Jahren begann er Cello zu spielen und mit neun Jahren bekam er ein C-Melody-Saxophon. Seine ersten Auftritte hatte er im Alter von zwölf Jahren bei Schulveranstaltungen in einer Trio-Besetzung mit Piano und Schlagzeug.


Dadurch wurde er bald zu einer lokalen Berühmtheit. Seine Eltern schickten ihn zur weiteren musikalischen Ausbildung nach Topeka, Kansas. Dort traf er mit dem Pianisten Jesse Stone und seinen Blue Serenaders zusammen und gehörte dieser Band einige Monate an. Deren Musik war ein Territory Jazz mit einem lockeren Two-Beat-Rhythmus. Ab 1921 war er als Musiker in Kansas City aktiv.


Im April jenes Jahres nahm die Vaudeville-Blues-Sängerin Mamie Smith den Siebzehnjährigen in ihre Begleitband Jazz Hounds auf und konnte seine Eltern überreden, ihn mit ihr auf Tournee gehen zu lassen. Hawk spielte dort Blues und New-Orleans-Jazz im Stil von King Oliver und Louis Armstrong. Anfang Mai 1922 gastierten die Jazz Hounds für Schallplatten-Aufnahmen in New York City.


Inzwischen war er zum Star und zur Attraktion der Band geworden, bekam aber nur wenige solistische Freiräume, was ihn dazu bewog, auszusteigen und in New York zu bleiben. Dort bekam er Jobs in den Bands von Ralph Jones und Cecil Smith, bis er im angesehenen Orchester von Wilbur Sweatman landete. Dort hörte ihn Fletcher Henderson, der ihn 1924 in seine Band holte. Fest zur Band gehörte er erst, als diese ein Engagement im Club "Alabam" bekam.


Später in jenem Jahr stieg Coleman Hawkins im Roseland Ballroom an der Seite von Don Redman und Louis Armstrong zum führenden Solisten auf. Dank Schallplatten und Auftritt war der damals der beste Tenorsaxofonist. Deshalb wurde er immer häufiger zu Aufnahmen anderer Bandleader oder Produzenten herangezogen, so von den Little Chocolade Dandies, von den McKinney’s Cotton Pickers und von den Red McKenzies Mound City Blue Blowers.


Am 29. September 1932 nahm Coleman Hawkins erstmals unter eigenen Namen auf. Danach nahm er zwei Monate Urlaub bei Fletcher Henderson, ging nach Europa und blieb dort bis 1939. In der Zwischenzeit war ihm mit Lester Young, Ben Webster und Herschel Evans starke Konkurrenz erwachsen.


Er spielte nach seiner Ankunft in London zunächst in Jack Hyltons grossem Orchester und in kleineren Ensembles. Um Weihnachten 1934 trat Hawkins erstmals in Paris auf. Danach waren weitere Auftritte in Deutschland geplant, doch das nationalsozialistische Regime verbot ihm die Einreise.


Jack Hylton liess Hawkins in Holland zurück, wo dieser mit Theo Uden Masman und seinen Ramblers spielte. Die Zusammenarbeit mit den Ramblers gipfelte in drei Aufnahmesitzungen, im Februar und August 1935. Schon nach der ersten Session beschloss Hawkins, nicht mit Hylton nach England zurückzukehren, sondern sich in Paris niederzulassen.


Dort trat er bei einem Konzert mit französischen Musikern in der Salle Pleyel auf, das der Hot Club de France organisiert hatte. Danach machte er mit dem Orchester von Michel Warlop Aufnahmen. Mit dabei waren damals auch die Stars des Quintette du Hot Club de France, Django Reinhardt und Stéphane Grappelli. Anschliessend ging Hawkins auf eine ausgedehnte Skandinavien-Tournee, wo er begeistert gefeiert wurde.


Nach einem längeren Aufenthalt in der Schweiz fanden am 28. April 1937 Aufnahmen mit Benny Carter, Django Reinhardt und Stéphane Grappelli in Paris statt. 1938 verbrachte Hawkins vorwiegend in den Niederlanden und in Belgien. Er versuchte eine Arbeitserlaubnis für England zu bekommen, die ihm jedoch von der Musiker-Gewerkschaft verweigert wurde.


Mit einem Trick gelang es seinen englischen Fans, ihn ins Land zu holen. Der Saxophon-Hersteller Selmer organisierte eine Tournee durch England, die der "Schulung" dienen sollte, da Hawkins nur für Musiker spielen sollte. Nach der Tournee wollte er nach Holland zurückkehren.


Die angespannte politische Lage in Europa bewog ihn aber zur Rückkehr in die USA, wo er am 31. Juli 1939, genau einen Monat vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Europa, wieder eintraf. In den Jahren seiner Abwesenheit hatte sich die Szene in den USA verändert. Neue Saxofonisten wie Chu Berry und Ben Webster, seine Nachfolger bei Fletcher Henderson, waren populär geworden.


Dazu kam Lester Young, der nicht mehr die Konkurrenz seines wenige Monate zuvor verstorbenen Rivalen Herschel Evans fürchten musste. Hawkins stellte er ein achtköpfiges Ensemble mit jungen Musikern und der Sängerin Thelma Carpenter zusammen. Mit dieser Band trat er im "Arkadia" auf, einem Tanzlokal am Broadway. Am 11. Oktober 1939 ging die Band ins Studio, um für das Label "Bluebird" vier Titel einzuspielen.


Der vierte Titel, "Body And Soul" (Bluebird, 1939), bescherte Hawkins dann ein grandioses Comeback. Die Schellackplatte gelangte auf Platz 13 der Billboard Top 20 und blieb sechs Wochen in den Charts. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Auftritts- und Aufnahmemöglichkeiten seltener. Als Mitte der 1940er Jahre der Bebop aufkam, hatten viele ältere Musiker Probleme mit dem modernen Jazzstil. Nicht so Hawkins, denn er wusste, dass er selber viel zum neuen Stil beigetragen hatte.


Im Februar 1944 kam es zur Begegnung mit dem Be Bop-Pionier und Trompeter Dizzy Gillespie. Mitte 1944 holte Hawkins den Pianisten Thelonious Monk, dessen progressive Ideen er schätzte, für eine Tournee in sein Quartett. Hawkins arbeitete aber weiterhin mit Traditionalisten wie Roy Eldridge, Ben Webster, Earl Hines, Teddy Wilson und Cozy Cole zusammen.


Ende 1944 nahm er – ohne Monk, der New York nicht verlassen wollte – ein Engagement in Los Angeles an. Auf Oscar Pettifords Empfehlung stiess der Trompeter Howard McGhee in die Gruppe. Am Klavier sass Sir Charles Thompson. Nach Auftritten in Buffalo, Detroit und Chicago begannen sie am 1. Februar 1945 in Billy Berg's Club in der Vine Street in Los Angeles.


Damit waren Hawkins und seine Musiker die ersten, die den Bebop an die Westküste der Vereinigten Staaten brachten, noch vor Dizzy Gillespie und Charlie Parker, die dort Ende des Jahres auftreten sollten.


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