Deutscher Experimental-Musiker und Komponist, geboren am 17. März 1937 in Düsseldorf. Er war im Bereich der elektronischen Musik tätig. Als Kunststudent war er Schüler von Joseph Beuys und zugleich eine der wichtigen Figuren der Berliner Untergrundszene. Ende der 1960er Jahre begann er mit der ersten Analog-Synthesizern und verstärkten akustischen Instrumenten zu arbeiten.
1969 ersetzte er Steve Jolliffe bei der 1967 von Edgar Froese (g, key) gegründeten Gruppe Tangerine Dream. Mit Klaus Schulze (dm, perc) als dritter Musiker bildeten Froese und Schnitzler (cello, vio) den Stamm auf dem ersten Tangerine Dream-Album "Electronic Meditations" (Ohr, 1970). Zu den Aufnahmen wurden als weitere Musiker Jimmy Jackson (org) und Thomas Keyserling (fl) dazugeholt.
Das Album entstand trotz des Titels und im Gegensatz zu den meisten späteren TD-Veröffentlichungen mit Hilfe von konventionellen Instrumenten. Die vorerst nicht zur Veröffentlichung bestimmten Aufnahmen hatten zu einer Art musikalischem Tagebuch gehört, für das die Gruppe alle ihre Studiosessions mitgeschnitten hatte.
Danach verliessen Klaus Schulze und Schnitzler Tangerine Dream, um erfolgreiche Solokarrieren einzuschlagen. Froese führte Tangerine Dream mit anderen Musiker weiter. Um 1970 kam es zudem auch zu einer Begegnung von Schnitzler (synth) mit Sven-Åke Johansson (dm, perc) und Norbert Eisbrenner (g), die beide zusammen mit Werner Goetz (b, vio) ein Projekt mit dem Namen Nordeuropäische Dorfmusik gegründet hatten.
Aufnahmen des Trios Schnitzler, Eisbrenner und Johansson von 1970 erschienen erst viel später unter dem Titel "Mariental Tapes" (SAJ, 2011) auf einer CD. Eruption nannte sich in jener Zeit ein multidisziplinäres Kunst- bzw. Musikprojekt von Schnitzler mit Klaus Freudigmann und Wolfgang Seidel als weitere Kernmusiker. Zwischen 1970 und 1972 tat sich Schnitzler zudem für einige Zeit mit Hans-Joachim Roedelius und Dieter Moebius zur Formation Kluster zusammen.
Dabei entstanden die Alben "Klopfzeichen" (Schwann AMS Studio, 1970), "Zwei - Osterei" (Schwann AMS Studio, 1971) und "Schwarz" (labellos, 1971). Bei letzterer LP handelte es sich um eine Aufnahme von Kluster mit Klaus Freudigmann. Weil die beiden Tracks mit "Eruption 1" und "Eruption 2" betitelt waren, wurde diese Gruppe bzw. dieses Album auch als "Eruption" bekannt.
Ein Mitschnitt eines Studio-Liveauftritts von 1970 von Eruption in der Besetzung Schnitzler Freudigmann und Wolfgang Seidel erschien später als "Eruption" (Qbico, 2005) in Form einer LP. Auf der Doppel-LP "Live Action, 1972 Wuppertal" (Qbico, 2008) wurde später auf drei der vier LP-Seiten ein vollständiges Konzert von Eruption in der selben Besetzung veröffentlicht.
Ebenfalls aus dem Jahre 1972 stammen die ersten Soloaufnahmen von Schnitzler. Mitschnitte eines Auftrittes vom Frühling 1972 im "German Institute" in London erschienen erst später unter dem Titel "Con '72" (Qbico, 2002) und "Con '72 Part II" (Qbico, 2004) in Form von LPs. Bei der Doppel-LP "Live'72" (Further, 2011) handelt es sich wahrscheinlich um die selben Aufnahmen.
Die ersten veröffentlichten Soloaufnahmen erschienen unter dem Titel "Rot" (1973) in Form einer selber heraus gebrachten LP. Sie wurden später mehrfach neu aufgelegt. Gleiches geschah mit der zweiten Solo-LP "Blau" (1974). Zu jener Zeit erschienen auch zwei private Kassettenaufnahmen. Die erste hiess "Red Cassette" (1973) und wurde ebenfalls im Laufe der Jahre mehrfach, teils unter anderen Titeln, wieder veröffentlicht. Dies traf auch auf "The Black Cassette" (1974) zu.
Die drei mit Farben betitelten LPs wurden auch als Set gemeinsam mehrmals wiederveröffentlicht, erstmals 3-LP-Set unter dem Titel "Work In Progress" (Edition Block, 1974) und in einer Auflage von 100 Stück. Jedem Set lag eine individuelle, einseitig bespielte Kassette mit Ausschnitten aus dem 50-stündigen Werk "Work In Progress" bei.
Ab Mitte/Ende der 1970er Jahre bis über seinen Tod hinaus erreichte sein Output über 200 Full-Length- und knapp 30 kürzere Veröffentlichungen. Weitere Aufnahmen kamen Mitte der 1980er Jahre unter dem Gruppennamen Con Hertz, einem Duo mit Wolfgang Hertz, heraus. Mit Wolfgang Seidel nannte er sich Sequenza.
Die Farbenreihe setzte er mit "Gelb" und "Grün" (beide Edition Block, 1981) fort. "CS1 bis 12" (alle Generations Unlimited, 1988) hiess eine 12-teilige Kassetten-Reihe. Im gleichen Jahr erschien zudem die 10-Kassetten-Box "Con'87 Black Box" (1988). "CS89/1 bis CS89/12" (alle Generations Unlimited, 1990) hiess eine weitere, 12 Einzelteile umfassende Kassetten-Serie. Mit Wolfgang Seidel eingespielte Tracks wurden unter dem Titel "10 kW/h (1973-1977)" (Ricochet Dream, 2010) in Form einer 10-CD-Box veröffentlicht.
Dazu gab's einen USB-Stick mit mehr als einer Stunde weiterem Material. Das auf 27 Stück limitierte Set "Zehner" (Generator Sound Art, 2010) bestand aus zehn CD-R mit neun bereits veröffentlichten Solo-CDs sowie einem Mix dieser Aufnahmen auf CD-R-10. Schnitzlers Werk wurde auf vielen weiteren Compilations und Reissue-Paketen dargestellt. Unzählige Titel von Veröffentlichungen begannen mit dem Wort "Con".
Entsprechend hiess auch ein 4-CD-Set (Captain Trip, 2006) in dem vier dieser Alben inklusive Bonustracks zusammengefasst wurden. Darunter befanden auch die ersten Aufnahmen, die unter dem Titel "Con" (Egg, 1978) auf einer LP veröffentlicht worden waren. Drei Alben aus den 2000er Jahre wurden unter dem Titel "Trigger Trilogy" (Important, 2006) in Form eines Sets nochmals angeboten.
"Early Self-Product Series" (Captain Trip, 2008) bestand aus sechs CDs. Fünf davon waren in den 1980er Jahren veröffentlicht worden. Die sechste enthielt ein Album von 1983, von dem bisher nur ein privates Exemplar stammte. Unter dem Titel "The 80's Works Series (Captain Trip, 2009) wurden auf fünf CDs und einer Doppel-CD sechs Alben mit viel Bonusmaterial wieder veröffentlicht.
Eine achte CD enthielt die drei Tracks der 12"-EP "The Russians Are Coming" (Portrait, 1982) vom Trio Berlin Express, bestehend aus Conrad Schnitzler, seinem Sohn Gregor und dem Ex-Tangerine Dream-Musiker Peter Baumann. Weiter finden sich auf dieser achten CD Aufnahmen von Roofmusic, einem Duo von Vater und Sohn Schnitzler.
Auch viele andere Aufnahmen kamen mit Hilfe weiterer Musiker zu Stande, so mit seinem Sohn Gregor Schnitzler oder mit Wolfgang Seidel, Michael Otto, Ken Gen Montgomery, Michael Chocholak, Jörg Thomasius, Lars Stroschen, Michael Thomas Roe, Matt Howarth, Big Robot, Bjørn Hatterud, Steve Schroyder, Patrick Gresbek, Borngräber & Strüver, Andreas Reihse, Pyrolator, Doc Wör Mirran, Schneider TM, Pharmakustik, Pole und Frank Bretschneider
Conrad Schnitzler verstarb am 4. August 2011 74-jährig an den Folgen einer Magenkrebserkrankung in Berlin. 08/23