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Daniel Humair

Schweizer Jazz-Schlagzeuger und Bandleader, geboren am 23. Mai 1938 in Genf. Er begann im Alter von sieben Jahren Klarinette und Schlagzeug zu spielen und startete eine professionelle Laufbahn, nachdem er 1955 beim internationalen Amateurwettbewerb des Zürcher Jazzfestivals den ersten Preis in drei Kategorien gewonnen hatte.


1958 siedelte er nach Paris über, wo er mit Musikern wie Chet Baker, Kenny Dorham, Eric Dolphy, Jackie McLean, Phil Woods, Lucky Thompson, Don Byas, Bud Powell und Oscar Pettiford arbeitete. Humair wirkte im Verlaufe seiner Karriere bei den Aufnahmen von über 200 Alben mit und veröffentlichte eine ganze Reihe von Alben, bei denen er als Co-Leader aufgeführt war.


Erstmals ins Studio ging Humair Ende der 1950er Jahre für Georges Arvanitas, Martial Solal, Barney Wilen und Les Double Six. Erste Aufnahmen als Co-Leader realisierte Humair mit René Urtreger (p) und Pierre Michelot (b), die als "Hum!" (Vega, 1960) erschienen. Von diesem Trio erschienen weitere Aufnahmen (siehe Hum! bzw. Humair/Utreger/Michelot).


Mit Jean Bernard Eisinger (p) und Roger Lucioni (b) trat Humair unter dem Gruppennamen Jazz-Hip Trio auf. Eine erste Aufnahme hiess "Jazz En Relief" (Riviera, 1967). Später erschienen unter dem Titel "En Concert" (CELP, 2003) Liveaufnahmen dieses Trios aus den Jahren 1976 bis 1982. Weitere Aufnahmen des Trios mit Barney Wilen (ts) sowie teilweise Didier Lockwood (vio) als weitere Musiker wurden unter dem Titel "Le Jardin Aux Sentiers Qui Bifurquent" (CELP, 2004) herausgebracht.


Das Trio HLP bestand neben Humair aus Eddy Louiss (org) und Jean-Luc Ponty (vio). Liveaufnahmen, die 1968 mitgeschnitten worden waren, erschienen unter dem Titel "Trio HLP" (CBS, 1968) auf einer LP. Um drei weitere Tracks erweitert wurde daraus die Doppel-LP "As Trio HLP" ‎(All Life, 1980). In Ergänzung dazu erschien die LP "Last Set (Volume Three) (All Life, 1980) mit vier bisher unveröffentlichten Stücken dieses Konzerts.


Auf den beiden CD "Volume 1 bzw. Volume 2" (beide Disques Dreyfus, 1991) wurde der Grossteil des Materials mit Ausnahme von zwei Tracks veröffentlicht. Kurz nach der HLP-Original-LP nahmen Louiss und Humair zusammen mit John Surman (bars, ss) auch die LP "Our Kind Of Sabi" (MPS, 1970) auf. In einem der vier Stücke machte auch noch Niels-Henning Ørsted Pedersen (b) mit.


Die drei HLP-Musiker Humair, Louiss und Ponty waren auch an den Aufnahmen zu "La Sorcellerie A Travers Les Ages/Gravenstein" (Communication, 1977) beteiligt gewesen. Das vierteilige "La Sorcellerie A Travers Les Ages" auf der A-Seite war der Soundtrack zum Film "Haxan" von Benjamin Christensen, eingespielt von Michel Portal (cl), Phil Woods (as), Jean-Luc Ponty (vio) und Humair. Das lange Werk "Gravenstein" auf der B-Seite zeigte Portal, Woods und Humair zusammen mit Eddy Louiss (p, org).


Mit Francois Jeanneau (ts, as, ss, fl) und Henri Texier (b) entstanden im Laufe der Jahre mehrere Aufnahmen. Die erste war "Humair Jeanneau Texier" (Owl, 1979), gefolgt von "Akagera" (JMS, 1980) und "Up Date 3.3" (Label Bleu, 1990). Zwischen der zweiten und dritten Aufnahmen war die LP "Soli Solo... Plus" (Arc - Les Amis Du Musée D'Art Moderne De La Ville De Paris, 1985) erschienen. Darauf sind die Musiker der Trios Jeanneau, Texier und Humair bzw. Jean-Louis Chautemps (sax), Jean-François Jenny-Clark (b) Jean-Pierre Drouet (dm) in Quartett-, Trio- und Soloaufnahmen zu hören.


Ein anderes langjähriges Trio bildete Humair mit Joachim Kühn (p) und Jean-François Jenny-Clark (b). Drei Aufnahmen hiessen "Easy To Read" (Owl, 1985), "From Time To Time Free" (CMP, 1988) und "Live, Théâtre De La Ville, Paris, 1989" (CMP, 1990). Dazwischen war "9 - 11 pm Town Hall" (Label Bleu, 1988) mit einem Mitschnitt eines Konzertes vom 29. Juni 1988 in New York erschienen.


Das Trio war damals mit Michel Portal (sax, bcl, band), Martial Soloal (p) und Marc Ducret (g) zum Sextett aufgestockt worden. Dazu tat sich das Trio auch mit der WDR Big Band zusammen und nahm "Carambolage" (CMP, 1992) auf. Nach "Usual Confusion" ‎(Label Bleu, 1993), einer weiteren Trio-CD, machten sich die Musiker an der Vertonung der "Dreigroschenoper" von Kurt Weill.


Diese Aufnahmen wurden unter dem Titel "Die Dreigroschenoper - L'Opera De Quat' Sous - The Threepenny Opera" (Verve, 1996) veröffentlicht. "Triple Entente" (EmArcy und Mercury, 1998) von 1997 enthielten die letzten Aufnahmen dieses Trios. Jenny-Clark starb am 6. Oktober 1998. Ohne Kühn hatten Jenny-Clark und Humair mit Claudio Fasoli (ts, ss) und Kenny Wheeler (tp, flh) "Welcome" (Soul Note, 1987), mit David Friedman (vibes) "Ternaire" (Deux Z, 1992) bzw. mit Jerry Bergonzi (sax) "Open Architecture" (Ninety-One, 1993) eingespielt.


Daniel Humair Soultet nannte sich eine der wenigen eigenen Gruppen des Schlagzeugers. Allerdings erschienen von dieser Formation mit Jean-Louis Chautemps (ts), Luis Fuentes (tb), Sonny Grey (tp), Eddy Louiss (p) und Guy Pedersen (b) als Mitmusiker keine eigenen Aufnahmen. Fünf Tracks, die das Soultet für den Soundtrack zum Film "The Connection" von Jack Gelber eingespielt hatte, erschienen zuerst als B-Seite auf einer 10"-EP (Vega, 1961) sowie später zusammen mit Soundtrack-Stücken anderer Musiker auf der CD "Jazz & Cinéma Vol. 3" (Gitanes, 2001).


Zusammen mit John Surman (bars), Albert Mangelsdorff (tb), Eddy Louiss (p, org) und Niels-Henning Ørsted Pedersen (b) trat Humair als Europe Jazz All Stars in Erscheinung. "Room 1220" (Trio, 1970) hiess eine 1970 in Japan mitgeschnittene Liveaufnahme dieser Gruppe. Auf der ebenfalls im August 1970 in Japan mitgeschnittenen Live-LP "C'est Tout" (Fair East und Express, 1970) waren zusätzlich noch Francy Boland (p), Jean-Luc Ponty (vio) und Karin Krog (vcl) zu hören.


Später erschien mit "Maiden Voyage" (MPs, 1977) nachträglich eine Liveaufnahme der Gruppe vom Jazzfestival Berlin 1969 ohne Louiss und Ponty. Humair war teilweise auch Mitglied des European Jazz Ensemble, einer weiteren, etwas grösseren Allstar-Gruppe. Als Leader oder Co-Leader machte Humair weitere Aufnahmen. "Drum Vocalo" (Internatinal Music Label, 1971) erschien zwar unter Humairs Namen, zeigte den Drummer auf einem Quasi-Soloalbum aber in Begleitung von Claude Martenot (effects).


Eine weitere experimentelle Duoaufnahme hiess "Apocalypse: Biorhythm - Fiction Scenes (Descriptive Futurist)" (Magicabus, 1980) entstanden mit Jean-Charles Capon (cello, effects). Mit André Jaume (reeds) nahm Humair "Pépites" (CELP, 1987) auf. "Surrounded 1964/87" hiess eine Compilation, die zuerst in Form einer Doppel-LP (Flat & Sharp, 1987) und später in Form einer um vier Track kürzeren CD (Blue Flame Jazz, 1991) auf den Markt kam. Sie zeigte Humair als Begleiter von Eric Dolphy, Gerry Mulligan, Tete Montoliu, Jane Ira Bloom, Maurice Vander, Johnny Griffin, Franco Ambrosetti und anderen.


"Quatre" (Galat, 1989) war eine Quartett-CD mit Enrico Rava (tp), Franco D'Andrea (p) und Miroslav Vitous (b) als weitere Mitmusiker. "Edges" (Label Bleu, 1991) zeigt Humair als Leader eines Quartetts mit Aydin Esen (p), Jerry Bergonzi (ts) und Miroslav Vitous (b). "Triple Hip Trip" (Owl, 1992) war eine Trioaufnahme mit David Friedman (vibes) und Harvie Swartz (b).


Auf der Doppel-CD "Quatre Fois Trois" (Label Bleu, 1998) spielt Humair mit vier verschiedenen Duos: Mit Bruno Chevillon (b) und Marc Ducret (g); mit Hal Crook (tb) und George Garzone (ts); mit Jean-François Jenny-Clarke (b) und Dave Liebman (sax); mit Joachim Kühn (p) und Michel Portal (reeds). Das Trio mit Marc Ducret (g) und Bruno Chevillon (b) nahm mit Ellery Eskelin (ts) als Gastmusiker die Live-CD "Liberté Surveillé" (Sketch, 2001) auf.


"Baby Boom" (Sketch, 2003) nahm er mit Hilfe von Matthieu Donarier (ts, ss), Christophe Monniot (as, sops, bars, effects), Manu Codjia (g) und Sebastien Boisseau (b) auf. "Full Contact" (Bee Jazz, 2008) hiess eine Trio-CD von Daniel Humair (dm), Joachim Kühn (p) und Tony Malaby (ts). "Pas de dense" (ZigZag, 2010) war eine Aufnahme mit Tony Malaby (ts) und Bruno Chevillon (b).


Daniel Humair New Reunion hiess ein On/Off-Projekt, von welchem die Live-CD "Jazz Festival, Kulturzentrum Kammgarn Schaffhausen, Switzerland 20.05.2011" (UWM, 2011) herauskam. Beteiligte Musiker waren neben dem Leader Humair Emile Parisien (ts, ss), Vincent Peirani (acc, vcl) und Jérôme Regard (b). Dieses Quartett legte mit "Sweet & Sour" (Laborie, 2012) auch eine Studioaufnahme vor. "Seasoning (Live At Theater Gütersloh)" (Intuition, 2017) zeigt Humair 2016 bei einem Auftritt mit Vincent Le Quang (ss, ts), Emil Spanyi (p) und Stéphane Kerecki (b). Ohne Spanyi und unter den Namen der Musiker veröffentlichten Humair, Le Quang und Kerecki "Modern Art" (INC/SES, 2017).


Bei anderen Aufnahmen als Co-Leader spielte er zusammen mit Steve Marcus, Sonny Sharrock, Gordon Beck, Jim McNeely, Mike Richmond, Michel Benita, Daniel Goyone, François Moutin, Antonio Farao, Charlie Mariano, Steve Lacy, François Couturier oder anderen. Dazu war Humair Mitglied des Attila Zoller Quartetts, des Chet Baker Sextets und des Franco Cerri And His International Trios.


Dazu hinterliess er musikalische Spuren bei Gruppen wie George Gruntz Concert Jazz Band, George Gruntz Jazz Group, Georges Arvanitas Quintet, Lee Konitz Quartet, Martial Solal Trio, Michel Hausser Octet, Paris Jazz Quartet, Phil Woods And His European Rhythm Machine, Raymond Guiot Et Son Quartette, Roland Hanna Trio, Rolf Kühn Group, Sonos 'E Memoria And Friends und Stephane Grappelli And His Quintet.

1986 hatte ihn die französische Regierung zum Chevalier des Arts et des Lettres ernannt. 1987 erhielt er den Grand Prix du Jazz des Autoren-, Komponisten- und Herausgeberverbandes SACEM, den Prix Charlie Parker der Académie du Disque und den Prix In Honorem der Académie Charles Cros. Daneben betätigt sich Humair seit den 1960er Jahren auch als Maler. Seine abstrakten Gemälde finden sich in mehreren namhaften Sammlungen Europas. 09/23


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