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Dmitri Shostakovich

Russischer Komponist, geboren am 25. September 1906 in Sankt Petersburg als Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch. Seine Vorfahren kamen aus Sibirien. Trotz einer musikalischen Familie interessierte er sich zunächst kaum für Musik. Erst durch Klavierunterricht wuchs sein Interesse. 1917 war er als Elfjähriger Augenzeuge, wie bei einer Demonstration ein Arbeiter von Polizisten erschossen wurde. Er komponierte darauf eine Hymne an die Freiheit und einen Trauermarsch für die Opfer der Revolution.


Weil ihm sein Klavierlehrer nichts mehr beibringen konnte, begann er 1919, am Konservatorium von Petrograd, dem damaligen Namen von Sankt Petersburgs, Klavier bei Leonid Nikolajew und Kompositionslehre bei Maximilian Steinberg zu studieren. Der Konservatoriumsdirektor und Komponist Alexander Glasunow verfolgte Schostakowitschs Entwicklung zwar mit Skepsis, aber unterstützte ihn gelegentlich finanziell und verschaffte ihm ein Stipendium.


Anfang 1923, ein Jahr nach dem Tod seines Vaters, war die Familie aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit der nachrevolutionären Zeit fast ruiniert. Zudem wurde beim sonst schon schwächlichen Shostakovich eine Lungen- und Lymphdrüsentuberkulose diagnostiziert. Dieses Leiden begleitete und prägte ihn sein ganzes Leben lang. Der Erfolg seiner als Diplomarbeit geschriebenen 1. Sinfonie in f-Moll verschaffte ihm 1925 im Alter von nur 19 Jahren den Abschluss am Konservatorium und weltweite Anerkennung.


Shostakovich erhielt 1927 den Auftrag, für die Feierlichkeiten zum zehnten Jahrestag der Oktoberrevolution eine Art Hymne zu schreiben. Daraufhin komponierte er im Sommer die 2. Sinfonie in H-Dur, eine seiner avantgardistischsten Kompositionen dieser Zeit. Hinter den scheinbaren Zugeständnissen an das stalinistische Regime versteckte er an vielen Stellen eine Mischung aus Spott, Sarkasmus und Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Zuständen.


Schostakowitschs erste Oper hiess "Die Nase" und entstand nach Gogol. Es war eine Satire auf die russische Bürokratie, die das erste lange Schlagzeugsolo der europäischen Musik enthält. Mit seiner zweiten, 1934 uraufgeführten Oper "Lady Macbeth von Mzensk" wurde er von Kritikern und Publikum gleichermassen gefeiert. 1936 besuchte Stalin in Moskau eine Aufführung, war aber alles andere als angetan. Danach wurden die Aufführungen gestoppt.


Die nächsten Monate schlief er angekleidet mit einem kleinen Koffer unter dem Bett in der Angst, wie damals üblich des Nachts von der Geheimpolizei NKWD abgeholt zu werden. Dazu befielen ihn Depressionen und Suizidgedanken, die ihn in unregelmässigen Abständen während Jahrzehnten begleiteten. Er wurde mehrfach in die Geheimdienstzentrale Lubjanka vorgeladen, dort zu sogenannten "Volksfeinden" befragt und eingeschüchtert. Ein NKWD-Offizier drohte ihm die Verhaftung an, falls er angebliche Mitverschwörer an einer Attentatsplanung nicht denunziere.


Shostakovitch entkam dem Ultimatum nur dadurch, dass vor dessen Ablauf der Offizier selbst liquidiert wurde. Jahre später, in der Zeit des Tauwetters unter Chruschtschow, überarbeitete er "Lady Macbeth von Mzensk" zu einer neuen Fassung, die am 8. Januar 1963 unter dem neuen Titel "Katerina Ismailowa" uraufgeführt werden konnte. Einige der Textpassagen wurden dafür entschärft.


Während der Herrschaft von Stalin und während des Zweiten Weltkrieges arbeitete er an weiteren Sinfonien, immer liniengetreu auf der einen und mit versteckten Seitenhieben gegen das Regime auf der anderen Seite. Die 7. Sinfonie entstand 1941 zur Zeit der Belagerung Leningrads durch Hitlers Truppen. Shostakovitch war der Feuerwehr zugeteilt und arbeitete unter Granatenbeschuss an seinem Werk.


Im Oktober 1941 wurde er mit seiner Familie aus Leningrad ausgeflogen und konnte die Sinfonie in Kuibyschew fertigstellen, wo sie am 5. März 1942 vom dorthin ausgelagerten Orchester des Bolschoi-Theaters unter Leitung von Samuil Samossud uraufgeführt wurde. Nach dem Krieg verhielt er sich nach aussen gegenüber der Sowjetunion loyal und war lange Zeit als Sekretär des Komponistenverbandes der UdSSR tätig.


Nach und nach wurde sein früheres Œuvre rehabilitiert. Es kam zu Wiederaufführungen seiner Opern und er durfte die Sowjetunion verlassen. Dazu war er Professor am Leningrader und Moskauer Konservatorium. Zu seinen Schülern gehörten Edison Denisov und Sofia Gubaidulina. Mitte der 1960er Jahre häuften sich Erkrankungen. Er litt unter einer chronischen Rückenmarkentzündung, die zu einer fortschreitenden Lähmung der rechten Hand führte.


1966 erlitt er einen ersten Herzinfarkt, fünf Jahre später einen zweiten. Ende 1967 brach er sich ein Bein und blieb gehbehindert. Danach verbrachte er jedes Jahr einige Monate in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Dmitri Shostakovitch starb am 9. August 1975 68-jährig an einem Herzinfarkt in Moskau.


Dmitri Shostakovitch wird neben Igor Strawinski (1882–1971), Sergei Prokofjew (1891–1953), Sergei Rachmaninow (1873–1943) und Alexander Skrjabin (1872–1915) als der bedeutendste Komponist Russlands im 20. Jahrhundert betrachtet. Er schrieb acht Opern, drei Ballettwerke, eine Operette, 15 Sinfonien, sechs Konzerte, etwa 40 Filmmusiken, über 20 Kammermmusiken, Dutzende von Klavierstücken mit oder ohne Gesang, Dutzende von Vokalwerken für Einzelstimmen bis Chor sowie mehr als ein Dutzend Suiten oder sonstige Werke.


Sein Schaffen ist auf fast 3000 Schallplatten ausführlich dokumentiert. Die umfangreichste Sammlung trug den Titel "Shostakovich Edition" (Brilliant Classics, 2012) und bestand aus nicht weniger als 51 CDs. Darunter befanden sich auch sämtliche 15 Sinfonien, die auch im Rahmen von einigen Boxsets im Umfang zwischen 10 und 13 CDs in Versionen von verschiedenen Orchestern und/oder Dirigenten gemeinsam veröffentlicht wurden. 08/23

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