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Don Ellis

  • musicmakermark
  • 3. Apr.
  • 4 Min. Lesezeit

Amerikanischer Orchesterleiter, Trompeter und Komponist, geboren am 25. Juli 1934 in Los Angeles, California. Er wurde vor allem durch seine Arbeit mit komplexen Rhythmen und Taktarten berühmt. Seine Bands waren dafür bekannt, dass sie auch komplexe Metren zum Swingen bringen konnten.



Er beschäftigte sich früh mit Aspekten der neuen Musik im Kontext des Jazz, experimentierte mit einer Vielzahl von elektronischen Instrumenten und Effektgeräten. Dazu integrierte er indische, osteuropäische wie arabische Elemente in seine Kompositionen. Zugleich erprobte er neue Besetzungen.

 

Er beschäftigte zeitweise drei Bassisten und vier Perkussionisten in seiner Big Band. Zudem erfand er eine Trompete mit vier Ventilen, um Vierteltöne spielen zu können. Don Ellis besuchte die West High School in Minneapolis. Für sein Interesse am Jazz war vor allem der Besuch eines Big-Band-Konzertes von Tommy Dorsey verantwortlich.

 

Er schloss ein Studium in Komposition an der Boston University 1956 ab. Sein erstes Engagement als Musiker erhielt Ellis in der Glenn Miller Band unter der Regie von Ray McKinley. Dort spielte er, bis er im September 1956 in die Seventh Army Symphony Orchestra and Soldiers’ Show Company aufgenommen wurde, mit der er nach Frankfurt am Main in Deutschland geschickt wurde.

 

In der Army-Band traf Ellis auf den Pianisten Cedar Walton und die Saxophonisten Eddie Harris und Don Menza. Dort hatte Ellis auch die erste Möglichkeiten, für eine Big Band zu schreiben.  Ende der 1950er Jahre kam er als Mitglied der Band von Maynard Ferguson zu ersten Aufnahmen. Danach kam Ellis mit der Avantgarde-Jazzszene in New York City in Kontakt.

 

Er machte bei Aufnahmen von Alben von Charles Mingus, Eric Dolphy und George Russell mit, dessen Sextett, später Septett, er für zwei Jahre angehörte. Unter Don Ellis Mitwirkung entstanden Russells wichtigste Aufnahmen wie "Ezz-thetics" (Riverside, 1961), "The Stratus Seekers" (Riverside, 1962) sowie "The Outer View" (Riverside, 1962).

 

1960 hatte Ellis mit Jacki Byard (p), Ron Carter (b) und Charlie Persip (dm) ein eigenes Quartett zusammengestellt. Nach einer wahrscheinlich nie veröffentlichten LP für das Label "Enrica" mit Aufnahmen vom Februar 1960 folgten ab Oktober 1960 mehrere Alben dieser Gruppe. Es waren dies "...How Time Passes..." (Candid, 1961) und "New Ideas" (New Jazz, 1961) mit Al Francis (vibes) als fünftes Bandmitglied.


Ein interessantes Stück aus jener Zeit ist "Improvisational Suite No. 1" auf der LP "...How Time Passes..." . Die Entstehung dieser Ur-Nummer des Free Jazz geht auf ein Experiment zurück, das Ellis im Sommer 1960 gemacht hatte, als er mit einem Trio in einem Café im Greenwich Village, N.Y. arbeitete.


Ellis befasste sich damals auch mit der 12-Ton- oder der seriellen Musik. Seine Jazzerfahrungen wollte er mit der Idee kombinieren, eine einzelne Tonreihe als Basis für eine Nummer zu nehmen. Ellis kam Anfang der 1960er Jahre zu weiteren Comboaufnahmen. Die drumlose Trioaufnahme "Out Of Nowhere" (Candid, 1988) vom April 1961 mit Paul Bley (p) und Steve Swallow (b) wurde erst 27 Jahre später veröffentlicht.


Im Juli 1962 realisierte er mit Bley, Gary Peacock (b) sowie Nick Martinis oder Gene Stone (dm) "Essence" (Pacific Jazz, 1962). Bei seinem Polen-Aufenthalt im November 1962 nahm er bei einem Konzert in Warschau mit den polnischen Musikern Wojciech Karolak (p), Roman Dyląg (b) und Andrzej Dąbrowski (dm) die LP "Jazz Jamboree 1962 [No. 1]" (Polskie Nagrania Muza, 1963) auf.

 

Im Jahr 1964 begann Ellis ein Studium der Musikethnologie an der University of California, Los Angeles, wo er auf den indischen Musiker Harihar Rao traf. Inspiriert durch Rao, experimentierte Ellis mit ungeraden Metren im Kontext der westlichen, improvisierten Musik.

 

Ab Mitte der 1960er Jahre konzentrierte sich Don Ellis ganz das Don Ellis Orchestra einspielte.  Es erschien eine ganze Reihe von Bigband-Alben wie "Live At Monterey" (Pacific Jazz, 1966), "In 3 2/3 4 Time" (Pacific Jazz, 1966), "Electric Bath" (Columbia, 1967), "Shock Treatment" (Columbia, 1968) und "Autumn" (Columbia, 1968).

 

Danach folgten "The New Don Ellis Band Goes Underground" (Columbia, 1969), die Doppel-LP "Don Ellis At Fillmore" (Columbia, 1970), "Tears Of Joy" (Columbia, 1971), "Connection" (Columbia, 1971) mit dem Titelsong zum Film "French Connection" und "Soaring" (MPS, 1973).

 

Ohne Big Band, dafür mit Streichern sowie mit Milcho Leviev (key) und Ray Brown (b) spielte Ellis 1973 "Haiku" (MPS, 1973) ein. Kurz nach einem ersten Herzinfarkt stellte er ein neues Orchester zusammen und nannte dieses Survival Band. Mit dem 21köpfigen Ensemble wurden die LPs "Music From Other Galaxies And Plantes" (Atlantic, 1977) sowie "Live At Montreux" (Atlantic, 1978) eingespielt.

 

Die erste der beiden LPs enthielt das weltberühmte Hauptthema zur Filmserie "Star Wars". Am 17. Dezember 1978, nach dem Besuch eines Jon Hendricks-Konzerts, erlitt Ellis einen tödlichen Herzinfarkt in der Wohnung seiner Eltern in Hollywood, California. Er wurde nur 44 Jahre alt.

 

Ellis war auch auf den LPs "Mingus Dynasty" (Columbia, 1960) von Charles Mingus, "Vintage Dolphy" (GM, 1968) von Eric Dolphy, "Absolutely Free" (Verve, 1967) der Mothers Of Invention, "The United States of America" (Columbia, 1968), dem Soundtrack "Rosemary's Baby" (Dot, 1968) von Krzysztof Komeda, "I Stand Alone" (Columbia, 1968) von Al Kooper und "Slow Flux" (Mums, 1974) von Steppenwolf zu hören.

 

Leonard Bernstein hatte Ellis 1963 neben Barre Phillips (b) und Joe Cocuzzo (dm) zu den Aufnahmen von Larry Austins Werk "Improvisations For Orchestra And Jazz Solists" dazugeholt. Das Stück erschien auf der LP "Conducts Music For Our Time" (Columbia, 1965) neben Kompositionen von Ligeti und Feldman.

 

Bei Gunter Schullers "Journey Into Jazz" trat er als Solist auf. Er schrieb Auftragskompositionen für Zubin Metha, Stan Kenton und die Berliner Jazztage. Nachträglich erschien weiteres Material von Ellis, darunter auch Live-Aufnahmen. Bei der Doppel-CD "Pieces Of Eight, Live At UCLA" (Wounded Bird, 2006) handelte sich um Liveaufnahmen des Don Ellis Octets vom 8. April 1967.

 

Diese Aufnahmen sollen schon früher unter dem Titel "Don Ellis Live!" auf dem Ellis-eigenen Label "EME" erschienen sein. "The Lost Tapes Vol. 1: Live In India" (Sleepy Night, 2010) zeigt Ellis bei einem Auftritt im Februar 1978 in Indien, begleitet von Randy Kerber (p), Leon Gaer (b), David Crigger (dm) und Emilie Diehl (vcl).

 

Auf "The Lost Tapes Vol 2" (Sleepy Night, 2018) und "The Lost Tapes Vol.3" (Sleepy Night, 2021) wurden Aufnahmen aus den Jahren 1968 bis 1973 zugänglich gemacht, die mit verschieden grossen Ensembles eingespielt worden waren.

 

Weitere nachträgliche Liveaufnahmen hiessen "The Hindustani Sextet (Live At UCLA)" (Sleepy Night, 2022) und "Basin Street 1970" (Sleepy Night, 2023). Viele der Alben wurden später paarweise neu aufgelegt. "Six Classic Albums" (Real Gone, 2017) umfasste auf vier CDs frühe Alben von Don Ellis und solche, die er mit George Russell als Leader eingespielt hatte.        04/25

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