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Duke Ellington

Aktualisiert: 10. März

Amerikanischer Jazz-Pianist, Komponist, Bandleader und Arrangeur, geboren am 29. April 1899 in Washington, D.C. als Edward Kennedy Ellington. Er stammte aus dem schwarzen Kleinbürgertum und war Sohn des Oberkellners James Edward Ellington, der einmal als Butler im Weissen Haus gearbeitet hatte. Später betrieb sein Vater einen Party-Service.


Er versuchte seine Kinder zu erziehen, als würden sie in einem reichen, gutbürgerlichen Haushalt aufwachsen. Aufgrund seiner vornehmen Ausstrahlung und seinen geschliffenen Manieren wurde er bereits in seiner Jugend von Schulkameraden "Duke" gerufen. Ersten Klavierunterricht erhielt er als Siebenjähriger von Marietta Clinkscales. Er hatte vorerst keinen Spass am Klavierspiel, sondern interessierte sich mehr für Baseball.


Er besuchte die Armstrong Technical High School in Washington, D.C.. Während den Spielen des Baseball-Teams der Washington Senators verkaufte er Erdnüsse. Bei Besuchen in Frank Holiday's Poolroom erwachte in ihm im Alter von 14 Jahren sein Interesse an der Musik. Er hörte dort Pianisten wie Doc Perry, Lester Dishman, Louis Brown, Turner Layton, Gertie Wells, Clarence Bowser, Sticky Mack, Blind Johnny, Cliff Jackson, Claude Hopkins, Phil Wurd, Caroline Thornton, Luckey Roberts, Eubie Blake, Joe Rochester und Harvey Brooks.


Im Sommer 1914, während er im Poodle Dog Café Süssgetränke mischte und ausgab, schrieb er sein erstes Stück "Soda Fountain Rag", das auch als "Poodle Dog Rag" bekannt wurde. Da er keine Noten lesen und schreiben konnte, entstand das Stück frei aus seinem Kopf heraus. In Washington D.C. und in den Ferien in Philadelphia und Atlantic City beobachtete er viele weitere Ragtime-Pianisten dieser Zeit und versuchte diese zu imitieren. Er bekam privaten Unterricht in Harmonielehre und lernte beim Washingtoner Pianisten und Bigband-Leader Oliver "Doc" Perry das Notenlesen.


Dazu begann er selber in Cafés und Clubs in der Region Washington D.C. aufzutreten. Er besuchte eine Kunstschule, verliess diese jedoch drei Monate vor dem Abschluss. Er arbeite ab 1917 freelance als Schildermaler und begann als Mitglied um bei Tanzveranstaltungen aufzutreten. 1917 gründete er mit The Duke's Serenaders eine eigene Gruppe und managte diese auch selber. Ihr gehörten Otto Hardwick (b, später sax), Arthur Whetsel (tp) und Sonny Greer (dm) an. Letzerer zog nach New York, wo er Mitglied des Wilber Sweatman Orchestras wurde. Auch Duke Ellington liess sich in Harlem nieder.


Dort war die sogenannte Harlem Renaissance im Gange, bei der neue Tänze wie der Charleston oder afroamerikanische Musikshows entstanden. Greer und Ellington konnten in NYC nicht Fuss fassen, obwohl sie vom Stridepianisten Willie "The Lion" Smith unterstützt wurden. Entmutigt kehrten sie nach Washington D.C. zurück. Dort wurden sie Mitglieder des Washington Black Sox Orchestras von Elmer Snowden (banjo). Diese Gruppe ging nach New York und hatte dort längere Engagements in Clubs. Die Band nannte sich fortan The Washingtonians. Als Snowden der Band Anfang 1924 den Rücken kehrte, wurde Ellington der Leader.


Die Band trat fortan als Duke Ellington & His Kentucky Club Orchestra oder als Duke Ellington & The Washingtonians in Erscheinung. Im November 1924 war Duke als 25-jähriger zu ersten Aufnahmen gekommen. Bei Sessions für das Label "Blu Disc" begleitete er die Sängerin Alberta Prime. Im zweiten Titel machte zusätzlich noch Sonny Greer als Sänger mit. Die beiden Songs wurden auf einer Schellack-Schallplatte herausgebracht. Ebenfalls im November 1924 spielte Ellington mit The Washingtonians für das selbe Label mit "Choo Choo" und "Rainy Nights" zwei weitere Titel ein.


Die Band bestand neben Ellington aus Otto Hardwick (as), Bubber Miley (tp), Charlie Irvis (tb), George Francis (banjo) und Sonny Greer (dm). Bei den selben Sessions machte die Gruppe ohne Miley und Irvis Aufnahmen als Begleitband für die Sänger Joe Trent und Sonny Greer. Dabei nannte sich die Gruppe Joe Trent & The D C'ns oder Sunny & The D C'ns. Kurze Zeit gehörte auch Sidney Bechet (cl) zur Gruppe von Duke, doch er geriet in Streit mit Bubber Miles, war unzuverlässig und musste die Gruppe schnell wieder verlassen.


Im Januar 1925 begleitete Ellington mit Otto Hardwick (as) die Sängerin Florence Bristol. Ab September 1925 entstanden für die Label "Pathé", "Gennett", "Columbia", "Victor" und "Brunswick" mehrere Aufnahmen, die unter Gruppennamen wie Duke Ellington & His Washingtonians, The Washingtonias, The Traymore Orchestra, Duke Ellington & His Kentucky Club Orchestra und Duke Ellington & His Orchestra herauskamen.


Ellingtons Orchester wurde praktisch vor jeder Aufnahme personellen Wechseln unterzogen. Als King Oliver den "Cotton Club" in Harlem verliess, wurde ihm der Job als Hausband im damals renommiertesten Nachtclub New Yorks angeboten. Dank den regelmässigen Radioübertragungen aus dem "Cotton Club" erreichte Duke Ellington & His Jungle Band bzw. Duke Ellington & His Cotton Club Orchestra nationale Bekanntheit.


Im "Cotton Club" arbeiteten die besten Komponisten der Branche wie Dorothy Fields, Jimmy McHugh und Harold Arlen. Das Radio sendete damals live aus dem Club und die Presse berichtete ausführlich über das Geschehen. In diesem Umfeld bekam Ellington die Möglichkeiten des damaligen Jazz' auszuweiten. Er experimentierte mit der Tonalität, mit schreienden Trompeten und Wah-Wah oder knurrenden Saxofonen. Dieser Jungle Style genannte Stil wurde sein Markenzeichen.


Als Ellington den "Cotton Club" 1931 verliess, war er einer der bekanntesten Afroamerikaner. Regelmässig produzierte er Musik für Schallplattenfirmen und Filmstudios. Als versierter Geschäftsmann kooperierte Ellington mit dem Verleger Irving Mills. Dieser bestand darauf, dass Duke nur eigene Kompositionen aufnahm. Er schickte das Orchester im Sommer 1933 auf die erste Europatournee. Danach unternahm Duke Ellington mit seiner Band zahlreiche weitere Tourneen durch die USA und Europa sowie eine Welttournee in den 1960er Jahren.


Duke Ellington wirkte sein ganzes Leben lang als musikalischer Experimentator. Er nahm nicht nur mit seinem Orchester auf, sondern auch mit eher zur künstlerischen Avantgarde des modernen Jazz zählenden Musikern wie John Coltrane und Charles Mingus Alben auf. Die Ellington-Band erreichte in den 1940er Jahren ihren kreativen Höhepunkt, als Ellington gezielt für die unterschiedlichen Stimmen seines Orchesters arrangierte und komponierte.


Diese Entwicklung wurde in erheblichen Masse von dem Pianisten, Arrangeur und Komponisten Billy Strayhorn beeinflusst. Ellington hatte ihn Ende der 1930er Jahre kennengelernt und in sein Orchester aufgenommen. Ellington und Strayhorn verband lebenslang eine enge Freundschaft. Das am häufigsten mit dem Ellington-Orchester in Verbindung gebrachte Stück "Take The A-Train" stammt nicht – wie häufig fälschlich angenommen – von Ellington, sondern von Billy Strayhorn.


Duke Ellington war eine herausragende Grösse des Jazz von den 1920er bis zu den 1960er Jahren mit einem bis heute riesen Einfluss. Er gilt als einer der grössten amerikanischen Komponisten überhaupt. Zu seinen zahlreichen Erfolgen zählen Stücke wie "Satin Doll", "Rockin’ In Rhythm", "Mood Indigo", "Caravan" oder "Sophisticated Lady". Selbst als Musiker ihn verliessen und die Popularität des Swings zurückging, fand Ellington neue Formen, Anknüpfungen und Sidemen.


In seiner späteren Phase komponierte er häufig in längeren Formen, wobei er sich an klassischer Musik orientierte. Solche Werke waren "Black, Brown and Beige" (1943), "Such Sweet Thunder" (1957) - basierend auf William Shakespeare - sowie die Bigband-Fassung der "Peer-Gynt-Suite" (1960). Mit dem Live-Mitschnitt "Ellington at Newport" (Columbia, 1956) feierte er ein Comeback. Mittelpunk des Auftritts bzw. der LP war ein sich über 27 Chorusse erstreckendes Tenorsaxophon-Solo von Paul Gonsalves.


Viele seine Werke schrieb Ellington für einzelne Musiker seines Orchesters. Dabei setzte er deren individuelle Talente gezielt für den Klang seiner Musik ein. Dazu zählten Johnny Hodges, Bubber Miley, Joe "Tricky Sam" Nanton, Barney Bigard, Ben Webster, Harry Carney, Sonny Greer, Otto Hardwick und Wellman Braud. Zu den bekanntesten dieser Kompositionen zählt das 1940 aufgenommene "Concerto for Cootie" für den Trompeter Cootie Williams. Einige Musiker wie Jimmy Blanton und Ben Webster gaben dem Jazz selbst während der kurzen Zeit, die sie mit Ellington spielten, weitreichende Impulse.


Andere Musiker wie Johnny Hodges, Barney Bigard und Otto Hardwick gehörten jahrzehntelang zu seinem Ensemble und erlebten in dieser Zeit ihre künstlerischen Höhepunkte. Ellington schrieb auch Filmmusiken, von "Black And Tan Fantasy" (1929), über "Anatomy Of A Murder" (1959) mit James Stewart bis "Paris Blues" (1961) mit Paul Newman und Sidney Poitier als Jazzmusiker.


Duke Ellington war aber auch bekannt für seine ausgeprägte Eitelkeit und seinen herrischen und manipulativen Umgang mit seinen Band- und Familienmitgliedern. So erlaubte er seiner Schwester nicht, ohne Begleitung aus dem Haus zu gehen. 1965 wurde Ellington für den Pulitzer-Preis nominiert, den er aber nicht erhielt. Am 24. April 1969 erhielt er aus der Hand von US-Präsident Richard Nixon für sein Lebenswerk die "Presidential Medal of Freedom".


1973 wurde er in die französische Ehrenlegion aufgenommen. Duke Ellington starb am 24. Mai 1974 75-jährig in New York City an einer Lungenentzündung und wurde auf dem Woodlawn-Friedhof im New Yorker Stadtteil Bronx beigesetzt. 1997 setzte ihm der Bildhauer Robert Graham ein Denkmal im New Yorker Central Park an der Kreuzung von Fifth Avenue und 110th Street.


In seiner Geburtsstadt Washington existieren zu seinem Andenken die Duke Ellington School of the Arts, die begabte Schüler für eine Laufbahn im Bereich der schönen Künste unterweist, und die Duke Ellington Bridge in Washington D.C. Sein schriftlicher Nachlass befindet sich im Smithsonian Museum in Washington, D.C., seine Tonbänder vermachte er einer dänischen Radio-Station.


Bei der Datenbank discogs.com besitzt der Duke über 1400 Credits als Musiker und über 16'000 als Komponist oder Arrangeur. Seine Musik ist auf hunderten Alben oder Schellack-Schallplatten dokumentiert. Dazu existieren mehrere Compilation-Serien, das das Schaffen von Duke Ellington in chronologischer Reihenfolge aufzuzeigen versuchen.


Eine solche Serie hiess "The Chronogical Duke Ellington" und erschien ab 1990 in 44 Teilen auf dem französischen Label "Classics Records". Beim Label "Complete Jazz Series" erschienen offenbar die selben Aufnahmen in der Reihe "Duke Ellington In Chronology" 2008 in Form von 40 einzelnen DL-Alben. Dazu kamen Dutzende von Boxsets mit drei oder mehr CD. 05/23

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