Elvis Presley wurde mit seinen umstrittenen TV-Auftritten und seinen Schallplatten Mitte der 1950er Jahre zu einer Leitfigur einer ganzen Teenagergeneration. Sowohl die Musik als auch der Sänger wurden für eine breite Palette von Dingen verantwortlich gemacht, die als gesellschaftliche Missstände empfunden wurden.
Er war verantwortlich für abweichende Moral- sowie kulturelle Wertvorstellungen, Rassenvermischung, Jugendkriminalität und Gottlosigkeit. Durch einen der ersten Fernsehauftritte Presleys wurde Anfang 1956 der Filmproduzent Hal B. Wallis auf den jungen Mann aus Memphis aufmerksam.
Auf der Suche nach einem Nachwuchstalent, das vor allem die jüngere Zielgruppe ins Kino locken sollte, war er von der charismatischen Erscheinung Presleys begeistert. Probeaufnahmen und Verhandlungen, die im Frühjahr 1956 stattfanden, resultierten schnell in einem Vertrag über mehrere Filme.
Zwischen 1956 und 1958 entstanden die Spielfilme "Love Me Tender", "Loving You", "Jailhouse Rock" und "King Creole". Vor allem "Jailhouse Rock" wurde von Filmhistorikern als Klassiker seines Genres bewertet. Parallel zu Filmaufnahmen, Studio- und Soundtrackalben war Presley in diesen Jahren auch immer wieder auf Tournee, spielte vor ausverkauften Säälen und wurde wegen der heftigen Reaktionen seiner Fans von Polizeieskorten zu seinen Auftritten begleitet.
Ende 1957 erhielt Presley seinen offiziellen Einberufungsbescheid zum Militärdienst. Trotz grosser Bedenken, dass eine zweijährige Abwesenheit von Aufnahme-, Filmstudio und Bühne negative Folgen für seine Karriere haben könnte, entschied er sich für das normale Soldatenleben.
Die Nachteile dieser Entscheidung münzten sein Manager und die Plattenfirma durch gezielte PR sowie Singleveröffentlichungen während seiner Abwesenheit in einen Vorteil um, so dass der ehemalige Bürgerschreck aus Memphis von immer grösseren Teilen des amerikanischen Publikums anerkannt wurde. Seine Grundausbildung absolvierte Presley ab Frühjahr 1958 in Fort Hood in Texas.
Vom 1. Oktober 1958 bis zum 2. März 1960 diente er im 1st Medium Tank Battalion/32nd Armor der 3. US-Panzerdivision im deutschen Friedberg. Er verliess die Armee nach zwei Jahren mit dem Dienstgrad eines Sergeant. Zwischen 1958 und 1960 hatte Elvis drei weitere Singles ganz zuoberst bei den Billboard 100.
Als Presley Anfang März 1960 nach anderthalb Jahren Wehrdienst in Deutschland erstmals wieder amerikanischen Boden betrat, hatte sich die Musiklandschaft beträchtlich verändert. Bei vielen seiner ehemaligen Chart-Mitstreiter aus der Rock & Roll-Ära war die Erfolgsserie gerissen.
Zwischen 1960 und Anfang 1969 drehte Presley 27 Filme – meistens Musikkomödien – und zu beinahe jedem der Filme erschien ein Soundtrackalbum. Der Schwerpunkt seiner Arbeit in den sogenannten Hollywood-Jahren lag auf Filmproduktionen und Studioarbeit.
Presleys Auftritt in Frank Sinatras TV-Show Ende März 1960 war sein letzter Fernsehauftritt bis 1968, und nach seinem Benefizkonzert Ende März 1961 in der Bloch Arena in Honolulu gab er erst ab 1969 wieder Konzerte.Ende März 1960 fand in Studio B von "RCA" in Nashville Presleys erste Aufnahmesession seit Juni 1958 statt.
"Stuck on You" wurde ein Millionenhit und eine weitere Nummer-1-Single bei den Billboard Hot 100. Es folgten bis 1962 vier weitere Nummer-1-Nummern, ehe die Erfolgsserie auch bei Elvis abriss. Bis Ende der 1960er Jahre konnte er zwar mehrere Singles in den Top-5 der Billboard Hot 100 platzieren.
Zwischen "Good Luck Charm" (1962) und "Suspicious Minds" (1969) vergingen sieben Jahre ohne Top-Single. Anders sah die Situation in England aus, wo zwischen seiner zweiten Comeback-Single "Ist Now Or Never" und "Crying In The Chapel" elf Nummer-1-Singles erschienen. Ausgerechnet "Suspicious Minds" erreichte dann in England nur Platz 2.
Auch Presleys Schauspielkarriere entwickelte sich im Verlaufe der Jahre anders, als er sich dies nach dem vielversprechenden Start vor seiner Armeezeit erhofft hatte. Schnell wurde klar, dass Filme, die Presley in einer dramatischen Rolle mit wenigen Gesangseinlagen zeigten an der Kinokasse weniger erfolgreich waren als Musikkomödien.
Die enge Koppelung seiner Karriere als Musiker an ein bestimmtes Filmgenre führte für Presley Mitte der 1960er Jahre in eine künstlerische Sackgasse. Zwar waren die anspruchsvollen Studioalben, die er zwischen 1960 und 1963 herausbrachte, gut in den Hitparaden positioniert und auch kommerziell erfolgreich, aber sie waren nicht so erfolgreich wie die Soundtrackalben der Musikfilme.
Die Soundtrackalben und die entsprechenden Singles erhielten wesentlich grössere Aufmerksamkeit durch den jeweiligen Film – ihr Erfolg führte zu immer mehr Filmen, immer mehr Soundtrackalben und 1964 zum vorläufigen Verzicht auf neue Studioaufnahmen. Mitte der 1960er Jahre war die Musiklandschaft ein weiteres Mal im Umbruch.
Die British Invasion unter der Führung der Beatles hatte endgültig die USA erreicht. Zwar war Presley nach wie vor mit seinen Liedern kontinuierlich in den Hitparaden präsent, die musikalischen Trends setzten jedoch zunehmend andere. 1965 war das Jahr, in dem die Beatles Presley in seinem Haus am Perugia Way in Los Angeles besuchten.
Zu diesem geheimen Treffen waren keine Reporter und Fotografen zugelassen. 1965 beschloss Elvis nach eigener Aussage seiner Karriere eine neue Wendung zu geben. Diese Entscheidung resultierte 1966 in der Aufnahme des Gospelalbums "How Great Thou Art" (RCA Victor, 1967), für das Elvis Presley seinen ersten Grammy erhielt.
Ende 1967 begann Presleys Manager Colonel Parker erste Verhandlungen mit dem Fernsehsender NBC über den ersten Fernsehauftritt Presleys seit 1960. Das TV-Special "Elvis" erreichte am 3. Dezember 1968 einen Zuschaueranteil von 42 Prozent, den höchsten einer NBC-Show dieses Jahres.
Die Show wurde von Kritik und Publikum mit Erstaunen aufgenommen, denn niemand hatte zu diesem Zeitpunkt noch damit gerechnet, dass Presley sich so fulminant als Entertainer zurückmelden würde. Auch in den Charts machte sich der Erfolg sofort bemerkbar. Das Album zur Sendung erreichte Platz acht der Billboard 200 und dokumentierte ebenfalls, dass Presley zurück im Musikgeschäft war.
Die 1970er-Jahre standen ganz im Zeichen von Live-Auftritten. Presley gab vom Sommer 1969 bis zu seinem Tod im August 1977 über 1100 Konzerte, von denen über 800 Auftritte im International Hotel in Las Vegas stattfanden. Presleys bekanntestes Konzert "Aloha From Hawaii" gab er im Januar 1973 in Honolulu. Es war das erste in zahlreichen Ländern der Welt per Satellit live ausgestrahlte Konzert eines Soloentertainers und machte ihn endgültig zum internationalen Superstar.
Im Januar 1969 entschloss sich Presley, erstmals seit 1955 wieder in seinem Wohnort Memphis aufzunehmen. Dabei entstanden anspruchsvolle Crossoveralben wie "From Elvis in Memphis" und "From Memphis To Vegas/From Vegas To Memphis" (beide RCA Victor, 1969). Später folgten beim selben Label mit "That’s The Way It Is" (1970), "Elvis Country" (1971), "Love Letters From Elvis" (1971) und "Elvis Now" (1972) weitere Alben zwischen Country, Soul und Pop.
Bei Elvis machten sich aber verstärkt gesundheitliche Probleme bemerkbar. Während einer Aufnahmesession bei "Stax" wurde Presley Mitte November 1973 in lebensbedrohlichem Zustand ins Baptist Memorial-Spital in Memphis eingeliefert. Es stellte sich heraus, dass Presley stark medikamentensüch war, nachdem ihm ein Arzt wegen seinen Rückenbeschwerden hohe Dosen Cortison und Demerol gespritzt hatte.
Die Behandlung durch eine Reihe von Spezialisten führte zu einer recht schnellen, wenn auch nicht vollständigen Genesung und Erholungsphase. Elvis Presley starb am 16. August 1977 im Alter von 42 Jahren auf seinem Anwesen Graceland in Memphis, Tennessee.
Unter grosser Anteilnahme der Öffentlichkeit wurde der Entertainer am 18. August zunächst auf dem Forrest Hill Friedhof neben seiner Mutter beerdigt. Nachdem versucht worden war, den Leichnam des Sängers zu entwenden, erhielten die Erben eine Sondergenehmigung, Elvis und seine Mutter Gladys Presley Anfang Oktober 1977 im Meditationsgarten auf dem Anwesen Graceland zu bestatten.
Als offizielle Todesursache Presleys wurde im August zunächst plötzlicher Herztod angegeben. Bis zu seinem Tod im August 1977 verkaufte Elvis Presley weltweit zwischen 400 und 500 Millionen Tonträger. Im ersten Jahr nach seinem Tod kamen schätzungsweise weitere 200 Millionen dazu. Einigermassen seriösen Recherchen zufolge waren es bis 2007 über eine Milliarde. Damit gilt Elvis Presley als der wahrscheinlich kommerziell erfolgreichste Solokünstler weltweit.
Von Elvis Presley erschienen 23 offizielle Studioalben, acht Livealben, 18 Soundtracks und zu Lebzeiten 13 Compilations. Posthum kamen 115 weitere offizielle Compilations dazu. Discogs.com listet für Presley alles in allem über 400 Alben und knapp 2400 Compilations auf. Zu Lebzeiten erschienen 117 offizielle Singles, danach 24 weitere. Bei dicogs.com sind es total 1000 Singles und EPs.
"Elvis Presley – The Album Collection" (Sony, 2016) bestand aus insgesamt 60 CD. Diese Sammlung umfasste alle restaurierten Fassungen der Alben, die Elvis Presley von 1955 bis 1977 zuerst für "Sun" und dann für "RCA" einspielte sowie drei CD mit Raritäten aus den 1950er, 1960er und 1970er Jahren Für jedes Album wurde das Original-Artwork rekonstruiert. Das Box-Set enthielt ausserdem ein 300 Seiten umfassendes Hardcover-Booklet mit zahlreichen Illustrationen und einem Essay des Elvis-Kenners John Jackson. 01/24