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Fats Waller

Amerikanischer Stride-Pianist, geboren am 21. Mai 1904 in Harlem, New Yorker City, als Thomas Wright Waller. Sein Vater war Baptistenprediger, seine Mutter Kirchenorganistin. Mit fünf Jahren begann er Harmonium zu spielen. Mit sechs erhielt er Unterricht von einer Klavierlehrerin. Zudem begann er, auf der Kirchenorgel zu üben und spielte im Schulorchester Violine und Klavier.


Waller spielte damals die unterschiedlichsten Stile, auch nach Gehör. James Price Johnson, der den Harlem-Stride beherrschte, nahm sich des noch jugendlichen Talentes an, gab seinem Jazzpianostil den ersten Schliff und führte ihn in die Jazzszene Harlems ein. Privaten Unterricht erhielt er auch von George Gershwins Schwager Leopold Godowsky.


Fats Waller sang und spielte in den Orchester von Fletcher Henderson, McKinney’s Cotton Pickers, Ted Lewis und Jack Teagarden. Er löste mit der Zeit immer mehr seine Mentoren James Price Johnson und Willie "The Lion" Smith als einflussreichster Harlem-Stride-Pianisten ab.


In den 1920er Jahren war er auch als Begleiter der Blues-Sängerinnen Bessie Smith, Alberta Hunter, Myra Johnson und Sara Martin tätig. In der Prohibitionszeit gab es zahlreiche Auftrittsmöglichkeiten in Lokalen, die jederzeit auffliegen konnten. Waller war einer der ersten, der Jazzstücke auf der Orgel einspielte. Er leistete Pionierarbeit und unterrichtete später den jungen Count Basie darauf.


1922 erfolgten auf Anregung von Clarence Williams erste Aufnahmen. Williams ermunterte ihn auch zum Komponieren. Allerdings ging Fats Waller nachlässig mit dem Verkauf der Rechte seiner Kompositionen um, die er für relativ wenig Geld verkaufte und womit hauptsächlich die Verleger Geld verdienten, wenn sie Hits wurden.


1923 bis 1927 nahm er auch rund zwanzig Piano-Rolls für die "QRS Company" auf, darunter seine erste eigene Komposition "Squeeze Me". Er begann für Broadway-Musicals zu komponieren. 1927 fand er in Andy Razaf den für seine Kompositionen idealen Texter.


Razaf war literarisch begabt und gebildet und nahm das Songschreiben sehr ernst, wobei er Fats Waller, der scheinbar mühelos und aus dem Stegreif komponierte, auch zur Disziplin anhielt. In der Broadway-Show "Hot Chocolates" wurden 1929 Stücke der beiden präsentiert, unter anderem "Ain’t Misbehavin’", mit dem Louis Armstrong zum Star der Show avancierte.


Wallers eigene Solo-Einspielung dieses Titels für das Label "Victor", für das er ab 1926 Aufnahmen machte, wurde mit Platz 17 der erste von insgesamt 62 Hits. Nach dem Charts-Erfolg mit "Ain’t Misbehavin’" hatte Waller allerdings erst wieder1934 Charts-Erfolge. Mit Fats Waller & His Rhythm leitete Waller ab Mai 1934 eine kleine Swing-Band.


Mit dieser und anderen Bands machte er Plattenaufnahmen und war landesweit über Radiosender zu hören. Damals hatte jedes grössere Hotel eine eigene Hausband. Es gab direkte Radioübertragungen aus den verschiedenen Hotels und Tanzhallen, welche die Musiker auch für breitere Zuhörerkreise bekannt machten.


1933/34 moderierte Waller täglich die Show "Fats Waller’s Rhythm Club" beim Radiosender WLW in Cincinnati. Zu dem Zweck lebte Fats Waller mit seiner Familie neun Monate in Cincinnati, bevor er aufgrund besserer Angebote weiterzog – unter anderem nach Hollywood. 1934 kehrte er nach New York zurück und führte seine Show für ein noch grösseres Publikum für "CBS" über deren Netzwerk fort.


Waller hatte mittlerweile das Stride-Piano zu einem massgeblichen Klavierstil des Swing weiterentwickelt, aber Publikumserfolg hatte er vor allem wegen seiner Persönlichkeit als stets zu Scherzen aufgelegter, singender Entertainer. Um diese Zeit suchte das Label "Victor" einen Ersatz für den einst erfolgreichen Jelly Roll Morton, der mit der Zeit weniger gefragt war, da sich der Publikumsgemschmack änderte.


"Victor" entschied sich für Waller und eine sechsköpfige Band. Waller nannte sie aufgrund des Rhythm Club Fats Waller & His Rhythm. Mit dieser Band entstanden rund 400 Stücke, fast die Hälfte von Wallers Einspielungen. Das Material variierte von hervorragender bis zu erbärmlicher Qualität.


Die Rhythms waren primär eine Studioband, die an einem Tag bis zu zehn Aufnahmen hauptsächlich neuen Materials zu Stande brachte. Die Aufnahmetermine mussten in die verschiedenen Zeitpläne der Musiker eingepasst werden. Die letzte Aufnahmesession für "Victor" fand im Juli 1942 statt.


Auch in Europa war Waller aufgrund von Auftritten ab Anfang der 1930er Jahre bekannt und beliebt. Deutschland mied er. Waller wirkte im Laufe seiner Karriere auch in drei Hollywood-Musicals mit. Zudem entstanden einige sogenannte Soundies, kleine Musicbox-Kurzfilme, in denen Wallers Formation Rhythm einen Song lang ihr Talent unter Beweis stellen konnte.


Seine Schaffenskraft zeigte sich in Hunderten von Kompositionen und Aufnahmen, die zwischen 1922 und 1943 entstanden. Im Juli 1941 spielte Fats Waller erstmals mit einer Studio-Bigband Schallplatten ein. Nach einem Engagement im Zanzibar Room in Hollywood bekam er eine Grippe.


Statt in ein Krankenhaus zu gehen, erholte er sich zehn Tage im Hotel unter der Aufsicht zweier Ärzte und betreut von seinem persönlichen Manager Ed Kirkeby. Dann setzte er sein anstrengendes Programm von Auftritten trotz Warnung der Ärzte fort. Noch am Vorabend seines Todes gab er ein Konzert.


Am nächsten Morgen nahmen er und sein Manager den Zug, um Weihnachten bei seiner Familie in St. Albans in Queens zu verbringen. Im kalten Zug verschlimmerte sich sein Gesundheitszustand. Er starb am 14. oder 15. Dezember 1943 im Santa-Fé-Express auf der Höhe von Kansas City. An der Trauerfeier in Harlem nahmen in der Kirche und auf den umliegenden Strassen und Hausdächern rund 10'000 Personen teil.


Fats Wallers Werk wurde auf über 220 Compilations dargestellt. Umfangreichere Zusammenstellungen seiner Songs fanden sich auf der 5 CD-Box "Fats Waller" (Past Perfect Jazz Line, 2002). Je 10 CD erschienen unter den Titeln "Portrait Vol. 1 und 2" (beide Documents, 2003) sowie "10 CD Set" (Documents, 2005). "Ain't Misbehavin'" (Membran, 2005), "Handful Of Keys" (Proper, 2006) sowie die sechs "Volumes" von "Complete Recorded Works" (JSP, 2007 bzw. 2009) waren je vier CD stark. 06/23

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Ruby Braff

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