Amerikanischer Bluessänger und Mundharmonikaspieler, geboren am 10. Juli 1926 in der Gegend von Hughes, Arkansas, als Joe Bennie Pugh. Er stammte aus einer Familie von Sharecroppers. Dank seiner Mutter Mary Walker lernte er schon früh Klavier und Gitarre zu spielen. Beeinflusst von Sonny Boy Williamson I alias John Lee griff er aber zur Mundharmonika als Hauptinstrument.
Er trat in lokalen Juke Joints auf. Mitte der 1940er Jahre spielte Joe an der Seite von Big Joe Williams, mit dem er sein Glück in Saint Louis versuchte. Danach ging's weiter nach Chicago. Dort traf er dann erstmals persönlich sein Vorbild Sonny Boy Williamson I. Dieser gab ihm Unterricht.
Nach dem Tod von Williamson konnte Forest City Joe das Label "Chess" überzeugen, mit ihm Aufnahmen zu machen. Diese fanden am 2. Dezember 1948 mit J.C. Cole als Gitarristen statt. Der ursprünglich dafür vorgesehene Muddy Waters hatte für diesen Tag schon zu viele andere Verpflichtungen.
Zwei der acht Songs, die an diesem Tag aufgenommen worden waren, kamen beim "Chess"-Unterlabel "Aristocrat" auf einer erfolglosen Schellack-Schallplatte heraus. Dann war's vorerst vorbei mit Schallplattenaufnahmen. Forest City Joe blieb in Chicago und begleitete dort Muddy Waters und Otis Span. Später zog er mit Howlin' Wolf und Willie Love nach Memphis.
Weil er eine grosse Familie zu ernähren hatte, kehrte er in seine alte Heimat nach Hughes zurück, wo er als Feldarbeiter und Traktorfahrer seinen Lebensunterhalt verdiente. Musik machte er nur noch an Wochenenden in lokalen Juke Joints. Dort wurde er bei einem Auftritt am 30. September 1959 von Alan Lomax und Shirley Collins entdeckt.
Am Tag danach, am 1. Oktober, machte Lomax Aufnahmen mit Forest City Joe und seiner damaligen Band, bestehend aus Oliver Lee Sonny Boy Rogers (g) sowie Thomas Martin oder Darnel Walker (dm). Drei bzw. fünf Songs erschienen danach in der Reihe "Southern Folk Heritage Series" auf den beiden LPs "Roots Of The Blues" und "The Blues Roll On" (beide Atlantic, 1960).
Ermuntert durch diese Aufnahme wollte Forest City Joe seine Karriere als Musiker neu lancieren.Er wollte sich erneut in Chicago niederlassen, wo "Columbia" und "Vanguard" ein ganzes Album mit ihm einspielen wollten. Dazu kam es aber nicht. Forest City Joe schlief am 3. April 1960 in Horseshoe Lake, Arkansas, am Steuer seines Autos ein und verunglückte tödlich.
Ab 1968 tauchten vorerst vereinzelte Songs seiner "Aristocrat"-Aufnahmen, darunter auch bisher unveröffentlichte, auf Blues-Compilations auf. Unter dem Titel "Memory Of Sonny Boy" (Chess und P-Vine Special, 1984) wurden die acht Songs erstmals vollständig auf einer LP herausgebracht.
Der Rest dieser LP bestand aus Songs von Rocky Fuller alias Louisiana Red, aufgenommen 1952. Die selben acht Stücke wurden unter dem Titel "Black Angel Blues" (Charly, 1991) mit Material von Robert Nighthawk zu einer CD gekoppelt. Das Material von 1948 und jenes von 1959 fand sich später immer wieder auf diversen Compilations.
Die erste und die zweite Aufnahmesession von Forest City Joe fand sich auf einer CD, die sich "Downhome Delta Harmonica" (Deltacat) nannte und zudem noch aus Songs von Polka Dot Slim bestand. 12/23