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Francy Boland

Belgischer Jazz-Pianist, Arrangeur, Komponist und Orchesterleiter, geboren am 6. November 1929 in Namur. Er begann im Alter von acht Jahren Klavier zu spielen. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er am Konservatorium in Lüttich. In der ersten Hälfte der 1950er Jahre arbeitete er in Paris, vorwiegend als Arrangeur für Jazzmusiker wie Bobby Jaspar, Bernard Peiffer, Henri Renaud und Fats Sadi.


1955 holte ihn der Trompeter Chet Baker in sein Quintett und ebnete ihm so den Weg in die USA. Boland war mit Teddy Hameline (as), William Boucaya (bars), Armand Migiani (ts), Bobby Jaspar (ts, fl), Benny Vasseur (tb), Benoit Quersin (b) und Pierre Lemarchand (dm) auf der LP "Chet Baker And His Quintet With Bobby Jaspar" (Barclay, 1956) zu hören.

Zwischen 1956 und 1958 lebte Boland in New York und arbeitete dort als Arrangeur für Count Basie und Benny Goodman. Auf Initiative von Gigi Campi traf Boland 1959 auf den Modern Jazz Quartet-Schlagzeuger Kenny Clarke und trat mit ihm sowie mit Karl Drewo (ts), Derek Humble (as), Duško Gojkovic (tp), Raymond Droz (alto horn), Chris Kellens (tb) und Jimmy Woode (b) in Köln auf.


Diese Formation ging danach ins Studio und nahm als Kenny Clarke with Francy Boland And Company die LP "The Golden 8" (Blue Note, 1961) auf. Im selben Jahr machte die Gruppe als Kenny Clarke - Francy Boland Octet weitere Aufnahmen, die mindestens später auf einer tschechoslowakischen LP veröffentlicht wurden. Noch im selben Jahr wurde daraus die Clarke-Boland Big Band, die bis 1972 eine der umtriebigsten und populärsten Jazz-Bigbands war und mehrere Alben veröffentlichte.


Kenny Clarke und Boland unterstützten auch einzelne Bigband-Musiker bei individuellen Aufnahmen. Dabei entstanden "Night Lady" (Philips, 1964) des Johnny Griffin Quartets oder "The Hip Walk" (Saba, 1965) des Nathan Davis Quintets. Eine weitere Aufnahme, bei der Clarke und Boland beteiligt waren, hiess "Summer Dawn" (Argo, 1964) und entstand mit Sahib Shihab (fl, as, bars) als Leader.


Weitere Mitmusiker waren Åke Persson (tb), Joe Harris (perc) und Jimmy Woode (b). Mit Fats Sadi (vibes, marimba, perc) an Stelle von Persson wurde daraus The Kenny Clarke-Francy Boland-Sextett. Dieses spielte live die LP "Marcel Marceau präsentiert Swing im Bahnhof" (CBS, 1965) ein. In der selben Besetzung entstand "Music For The Small Hours" (Columbia, 1967).


Tracks dieser beiden Alben sowie ein Stück der erwähnten Sahib Shihab-LP "Summer Dawn" wurden später zur Compilation "Calypso Blues" (Rearward, 1998) zusammengefasst. Parallel zu seiner Tätigkeit als Co-Leader der Clarke-Boland Bigband machte er Aufnahmen mit Mark Murphy, Fats Sadi, Carmell Jones, Benny Bailey, Duško Gojkovic, Leo Parker, Sarah Vaughn, Toots Thielemans und viele andere.


Francy Boland komponierte für Kurt Edelhagen, Sahib Shihab, Oscar Peterson, Count Basie und andere. Unter seinem eigenen Namen bzw. als Bandleader anderen Gruppen wie Francy Boland Big Band, Francy Boland Ensemble, Francy Boland Octet oder Francy Boland Trio erschienen weitere Alben. Die "Out Of The Background" (Saba, 1967) zeigt ihn im Trio mit Jimmy Woode (b) und Kenny Clarke (dm) sowie teilweise mit Fats Sadi (perc).


Auf "Flirt And Dream" (Saba, 1967) wurde das Trio Boland, Woode und Clarke von Nat Peck und Åke Persson (tb), Fats Sadi und Jean Warland (perc) sowie von einem Streichorchester begleitet. Als The Down Beat Poll Winners In Europe spielte er zusammen mit Karin Krog (vcl), John Surman (reeds), Albert Mangelsdorff (tb), Niels-Henning Ørsted Pedersen (b) und Daniel Humair (dm) die LP "Open Space" (MPS, 1969) ein.


In den Jahren danach trat diese Gruppe mit zusätzlich Eddy Louiss (org) und Jean-Luc Ponty (vio) als European Jazz All Stars in Erscheinung. Auf der Doppel-LP "Jazz Joint Vol. 1 - Going Classic" (Vogue, 1971) präsentierte er sich erneut mit seinen Triokollegen Woode und Clarke auf LP 1 bzw. mit Jean Warland (b) und Tony Inzalaco (dm) auf LP 2. Das zweite Trio wurde bei seinen Aufnahmen von den Berlin String Band und von vier Woodwind-Spielern begleitet. Die zweite LP erschien auch einzeln unter dem Titel "Papillon Noir" (Black Lion, 1975). Auch die Stücke der LP 1 dieser Doppel-LP wurde später einzeln auf der CD "Playing With The Trio" (Rearward, 2013) auf den Markt gebracht.


Mitte/Ende der 1970er Jahre stellte er eine eigene Bigband auf die Beine, die sich Francy Boland And Orchestra nannte und die LP-Trilogie "1. Blue Flame" (MPS, 1976), "2. Red Hot" (MPS, 1977) und "3. White Heat" (MPS, 1978) aufnahm. Später wurden diese drei LP auf der Doppel-CD "Blue Flame/Red Hot/White Heat" (MPS, 2008) gemeinsam wieder veröffentlicht.


Francy Boland starb am 12. August 2005 im Alter von 75 Jahren in seiner Wahlheimat Genf an Krebs. 07/23

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