Französischer Komponist und Musiktheoretiker, geboren am 27. April 1932 in Tamatave, Madagaskar. Im Zentrum seiner wissenschaftlichen Tätigkeit und künstlerischen Produktion stand die Akusmatik. 18-jährig verliess er 1946 Madagaskar und erhielt zunächst in Bordeaux eine wissenschaftlich-literarische Ausbildung. 1954 begann er in Paris ein Kompositionsstudium bei Olivier Messiaen.
1960 begegnete er bei den Darmstädter Ferienkursen Karlheinz Stockhausen. Den entscheidenden Einfluss verschaffte ihm jedoch die Begegnung mit der Musique concrète von Pierre Schaeffer. Als Nachfolger Schaeffers leitete er zwischen 1966 und 1997 die Pariser Groupe de recherches musicales (GRM). Als Musiktheoretiker machte sich Bayle um die Etablierung einer interdisziplinär ausgerichteten Theorie musikalischer Produktion und Rezeption einen Namen.
Die erste eigene Komposition war das Instrumental-Werk "Points critiques" (1960). Erste eigene Aufnahmen erschienen unter dem Titel "L'Oiseau Chanteur" (Philips, 1968). Neben dem Titelstück von 1963 fanden sich auf dieser LP auch die Werke "Lignes Et Points" (1966), "L'Archipel" (1963-1967) und "Espaces Inhabitables" (1967). Die LP "Jeîta Ou Murmure Des Eaux" (Philips, 1970) umfasste dann ein ganzes, 17-teiliges Werk.
Danach folgte eine ganze Reihe von Aufnahmen für das Label der Groupe de recherches musicales. Es waren dies "Grande Polyphonie" (INA-GRM, 1978), "Tremblement De Terre Très Doux" (INA-GRM, 1979 und 1980), "Erosphère" (INA-GRM, 1982 und 1983), "Les Couleurs De La Nuit" (INA-GRM, 1985), "Motion-Émotion/Les Couleurs De La Nuit" (INA-GRM, 1986) und "Erosphère: Tremblement De Terre Très Doux/Toupie Dans Le Ciel" (INA-GRM, 1990).
Mit "Magison" startete Bayle ein eigenes Label und veröffentlichte darauf "Théâtre D'Ombres/Mimaméta" (Magison, 1991) und "Vibrations Composées/Grande Polyphonie" (Magison, 1992) sowie die Doppel-CD "L'Expérience Acoustique" (Magison und Musidisc, 1994). Letztere kam später als Triple-LP (Recollection GMR, 2013) noch einmal heraus.
Die Doppel-CD "Divine Comédie" (Magison und Musidisc, 1995) enthielt je eine CD mit Werken von Bernard Parmegiani und François Bayle. "La Main Vide" (Magison und Musidisc, 1996) und die Doppel-CD "Son Vitesse-Lumière" (Magison, 1997) waren reine Bayle-Veröffentlichungen.
Danach folgten weitere Alben wie "Trois Rêves D'Oiseau & Mimameta" (Agon, 1997), "Fabulae" (Magison und Musidisc, 1998), "Motion-Émotion" (INA-GRM und Musidisc, 1998), "Morceaux De Ciels/Théâtre D'Ombres" (Magison und Musidisc, 1998), "Jeîta - L'infini Du Bruit" (Magison, 1999), "Camera Oscura - Espaces Inhabitables" (Magison, 2000), "La Forme Du Temps Est Un Cercle" (Magison und M10, 2001), "Toupie Dans Le Ciel" (Magison, 2002) und "La Forme De L'Esprit Est Un Papillon" (Magison, 2004).
Die 15-CD-Box "50 Ans D'Acousmatique" (INA-GRM, 2012) verschaffte einen umfassenden Überblick über Bayles Schaffen. Unter dem Titel "Electrucs!" (Transversales, 2018) wurden mit dem Titelstück von 1974 und mit "Cinq Dessins En Rosace" (1973) zwei bisher noch nie veröffentlichte Werke zugänglich gemacht. 06/23