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Fred van Hove

Belgischer Improvisationsmusiker und Komponist, geboren am 19. Februar 1937 in Antwerpen. Er spielt hauptsächlich Piano, daneben Akkordeon und andere Instrumente. Er studierte Klavier, Musiktheorie und Harmonielehre an der belgischen Musikakademie und experimentierte zuerst mit diversen Jazzstilen und Tanzmusik.

 

Mit dem Saxophonisten Kris Wanders und dem Schlagzeuger Jan van den Ven machte van Hove Anfang der 1960er Jahre die ersten Schritte hin zum freien Jazz. 1966 begann seine Zusammenarbeit mit dem deutschen Saxophonisten und Klarinettisten Peter Brötzmann.



Van Hove war damals bei den Aufnahmen zu den frühen grossorchestralen europäischen Free Jazz-Aufnahmen "Machine Gun" (Brö, 1968), "Fuck de Boere" (Atavistic Unheard Music-Series, 2001), "Nipples" (Calig, 1969) und "More Nipples" (Atavistic, 2003) von Brötzmann sowie "European Echos" (FMP, 1969) des Trompeters/Flügelhornspielers Manfred Schoof mit dabei.

 

Aus diesen Aufnahmen heraus kristallisierte sich ein Trio, das neben Fred van Hove (p) aus Peter Brötzmann (ts) und Han Bennink (dm, perc) bestand. Die LP "Balls" (FMP, 1970) machte den Auftakt zu vielen weiteren Aufnahmen dieser Gruppe, teils im Quartett mit dem Posaunisten Albert Mangelsdorff (siehe Brötzmann/van Hove/ Bennink).

 

Daneben erschienen von Fred van Hove weitere Aufnahmen als Leader, Co-Leader oder Sideman. "Requiem For Che Guevara/Psalmus Spei" (MPS, 1969) hiess eine Split-LP, die sich Fred van Hove mit Wolfgang Dauner teilte. Beide Musiker präsentierten am 10. November 1968 im Rahmen des Jazzfestivals Berlin in einer Kirche je eine längere Ensembleaufnahme.

 

Das Stück von van Hove hiess mit vollem Titel "Requiem For Che Guevara, Martin Luther King, John Fitzgerald And Robert Kennedy, Malcolm X" und zeigte ihn in Begleitung von Cel Overberghe, Kris Wanders und Willem Breuker (sax), Ed Kröger (tb), Peter Kowald (b) und Han Bennink (dm). Van Hove selber spielte Kirchenorgel, gleich wie Dauner in seinem Stück.

 

Van Hove war dabei, als der polnische Komponist Krzysztof Penderecki und der amerikanische Free Jazz-Trompeter Don Cherry für die LP "Actions" (Philips, 1971) im Oktober 1971 in Donaueschingen zusammenarbeiteten. "Een Tweede Vogel" (Vogel, 1972) bestand aus Duoaufnahmen mit Cel Overberghe (ts). Am 17. Februar 1972 spielte van Hove seine erste unbegleitete Aufnahme "Fred Van Hove" (Vogel, 1973) ein.

 

Im November 1974 entstand live mit "Live At The University" (Vogel, 1975) eine zweite Solo-LP. Die drei LPs "Fred van Hove", "Live At The University" und "Een Tweede Vogel" sowie weiteres Material wurden vom Rahmen der "Unheard Music Series" unter dem Titel "The Complete Vogel Recordings" (Atavistic, 2002) auf einer Doppel-CD vereint und wiederveröffentlicht.

 

"Verloren Maandag" (FMP, 1977) nannte sich eine weitere unbegleitete Studioaufnahme. Wieder mit Cel Overberghe sowie mit dem Scherzo String Quartet entstand "Met Strijkers - Avec Cordes" (Kamikaze, 1977). "Church Organ" (FMP, 1981) zeigt van Hove Ende August 1979 an der Orchgel der Pfarrkirche St. Peter im deutschen Sinzig.

 

Ende der 1970er Jahre formierte van Hove mehrere Formationen, welche die Initialen MLA (Musica Libera Antverpiae) oder MLB (Musica Libera Belgicae) trugen. Die erste MLA-Formation entstand 1978 als variable Formation um van Hove (p), Maurice Horsthuis (viola), Phil Wachsmann (vio), Maarten Altena (b), Marc Charig (co) sowie Paul Rutherford und Radu Malfatti (tb).

 

Sie trat an mehreren Festivals auf und unternahm mehrere Tourneen. 1979 spielte van Hove nur mit den drei Bläsern Rutherford, Malfatti und Charig unter dem Namen MLA Blek. Dieses Quartett spielte Mitte Mai 1980 in Rom eine gleichnamige LP (FMP, 1981) ein. Aus MLA Blek wurde ML DD 4, ebenfalls ein Quartett mit van Hove, Charig, Wachsmann und Günter Sommer (dm). Beim Workshop Freie Musik 1982 in Berlin wurde "Was macht ihr denn?" (FMP, 1983) aufgenommen.

 

Als van Hove 1983 vom Deutschen Akademischen Austauschdienst ein halbes Jahr als Artist In Residence nach Berlin eingeladen wurde, gab er dort mit lokalenen Musikern mehrere Konzerte unter dem Ensemblenamen ML BB (Berliner Begegnungen). Trioaufnahmen von einem Auftritt von van Hove mit Wolfgang Fuchs (sops, cl, bcl) und Peter Hollinger (dm, perc) wurden als "Berliner Begegnung" (FMP, 1983) veröffentlicht.

 

Van Hove und Fuchs realisierten mit Paul Lytton (dm, perc) als dritten Mann Trio-Aufnahmen, die als "Wo der Kopf sitzt" (FMP, 1987) herauskamen. MLB III war ein Ende der 1980er Jahre bestehendes Trio, dem neben van Hove André Goudbeek (as, bcl) und Ivo Vander Borght (dm, perc) angehörten.

 

Dieses Trio ging mit Andy Altenfeldert (tp) in Quartettgrösse auf Tournee. Im Februar 1988 wurde ein Konzert des Trios in Antwerpen mitgeschnitten und als "MLB III - Musica Libera Belgicae" (BVHaast, 1988) herausgebracht. Mit Vander Borght arbeitete van Hove auch danach zusammen.

 

"Lust" (WIMpro, 2004) war eine Duoaufnahme der beiden Musiker, die teilweise von Mia Grijp und Albert Van Tichelen (vcl) begleitet werden. Auf "FIN Trio" (WIMpro, 2002) waren die beiden Musiker in Begleitung von Nikos Veliotis (cello) zu hören. Van Hove und Vander Borght bildeten mit Herb Robertson (tp) und Luc Houtkamp (as, ts) das f.i. Quartet, das "Live At Free Music XXVII, Antwerp, 2000" (X-OR, 2001) aufnahm.

 

Zwischen diesen Ensembleaufnahmen waren weiteren Schallplatten von van Hove erschienen, so die Soloaufnahmen "Prosper" (FMP, 1982) mit Konzertaufnahmen vom November 1981 und "Die Letzte" (FMP, 1987) mit Studioaufnahmen vom Juni 1986. Die beiden LPs wurden später unter dem Titel "Piano Solo" (FMP, 2011) gemeinsam auf einer CD wiederveröffentlicht.

 

Diese CD kam einzeln oder im Rahmen des Sets "FMP im Rückblick – In Retrospect" (FMP, 2010) mit elf anderen Aufnahmen von FMP-Musikern oder –Gruppen mit einem Buch und einer Dokumentation über die Geschichte dieses Labels heraus.

 

Weitere Soloaufnahmen enthielten die auf 50 Stück limitierte CD-R "I-II-III" (Edition Explico, 1996), aufgenommen  bei einem Konzert im Juni 1996 in Hannover, die Doppel-CD "Flux" (Potlach, 1998) mit Liveaufnahmen von Auftritten im Januar 1998 in Paris, sowie die CD "Passing Waves" (Nuscope, 1998).

 

Duoaufnahmen mit Phil Wachsmann (vio, elect) erschienen auf der Kassette "Fred 'N Phil" (Kubu, 1983). Bei den Aufnahmen zur LP "KKWTT (Pour Quintette À Cuivres Et Piano Improvisé)" (Nato, 1984) kam es zu einer Begegnung von van Hove mit fünf Blechbläsern.

 

"U I T" (Nato, 1986) hiess eine Duo-LP mit Annick Nozati (vcl). Jahre später nahmen van Hove und Nozati mit Johannes Bauer (tb) "Organo Pleno" (FMP, 1993) auf. Auf der CD "Five Facings" (FMP, 1996) ist van Hove in einem längeren Duo mit Steve Lacy (ss) zu hören. Der Rest der Aufnahme enthielt Duos von Lacy mit anderen Pianistinnen und Pianisten.

 

Eine Trioaufnahme mit den beiden Posaunisten und Brüder Conrad und Johannes Bauer trug den Titel "Pijp" (WIMpro, 1997). "Suite For B... City" (FMP, 1997) zeigt van Hove als Leader des 'T Nonets mit John Butcher (ts, ss), André Goudbeek (as, band), Johannes Bauer und Paul Rutherford (tb), Axel Dörner (tp), Benoît Viredaz (tuba), Annick Nozati (vcl) und Ivo Vander Borght (dm, perc).

 

Im Trio mit Luc Houtkamp (ts) und Gert-Jan Prins (perc, elect) entstand "Live In Canada '97" (X-OR, 1997). "Improvisations" (Saravah, 2001) war eine Duoaufnahme mit Etienne Brunet (ss, as), wobei Fred van Hove zwei verschiedene Kirchenorgeln spielte. Im Trio mit Frank Gratkowski (as, div cl) und Tony Oxley (dm) wurde "GratHovOx" (Nuscope, 2002) eingespielt. 

 

Die Doppel-CD "Spraak & Roll" (Wimproacht/Negen, 2004) enthielt im Studio aufgezeichnete Soloaufnahmen. Eines der Stücke war 46:30 Minuten lang. "Facetten - Live At Total Music Meeting 2004" (a/l/l, 2005) bestand aus zwei Stücken mit Wolfgang Fuchs (bcl), wobei van Hove Harmonium bzw. Cembalo spielte. Ein drittes, fast 50-minütiges Stück bestritt van Hove solo am Piano.

 

2004 wurde van Hove als vierter Musiker zur Gruppe Axon von Phil Minton (vcl), Marcio Mattos (cello, elect) und Martin Blume (dm) beigezogen. Im Kölner "Loft" entstand die insgesamt zweite Axon-CD "Constant Comments" (FMR, 2005).

 

Rhythm Section + Fred van Hove nannte sich eine Gruppe, die die CD "Hear Here Now" (K-RAA-k)3, 2007) einspielte. Begleiter von Van Hove waren Peter Jacquemin (b) und Tatsuya Nakatani (dm, perc). "Journey" (psi, 2008) enthielt ein Solokonzert vom Sommer 2007 in Mulhouse, Frankreich.

 

Bei einem Festival im Mai 2008 in Le Mans taten sich Fred Van Hove (p), Paul Dunmall (reeds), Paul Rogers (b) und Paul Lytton (dm) zu einer Art Supergruppe der improvisierten Musik zusammen. Der Auftritt wurde auf der CD "Asynchronous" (Slam, 2009) dokumentiert.

 

Begleitet von den beiden Bassisten Peter Jacquemyn und Damon Smith nahm van Hove das DL-Album "Burns Longer" (Balance Point Acoustics, 2013) auf. Mit Els Vandeweyer (vibes) sowie Paul Lovens und Martin Blume (dm, perc) wurde bei einem Auftritt am 18. Juni 2011 in Belgien "Quat-Live At Hasselt" (NoBusiness, 2013) realisiert.

 

Solos und Duette der beiden Pianisten Shih-Yang Lee und Fred van Hove wurden unter dem Titel "Galactic Alignment: Piano Duo Improvisation" (Kandala, 2013) auf einer CD bzw. DVD verewigt. Eine Duoaufnahme mit Roger Turner (dm, perc) hiess "The Corner" (Relative Pitch, 2017). 

 

"Fred Van Hove At 80" (Dropa Disc, 2019) war ein 3-CD-Set, das er rund um seinen 80. Geburtstag eingespielt hatte. CD 1 enthielt Trioaufnahmen mit Evan Parker (ts) und Hamid Drake (dm, perc). CD 2 und 3 zeigen van Hove solo am Klavier bzw. an einer Orgel. Fred van Hove starb am 13. Januar 2022 im Alter von 84 Jahren.

 

Weitere Aufnahmen machte van Hove mit dem Wuppertal Workshop Ensemble, Lol Coxhill, Barry Guy, Radu Malfatti und anderen.       06/24

 

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