Amerikanischer Tenorsaxophonist, Komponist und Bandleader zwischen Swing und Bop, geboren am 14. April 1925 in Chicago, Illinois, als Sohn des Boogie-Pianisten Albert Ammons. 1943 begleitete Ammons den Trompeter King Kolax. Von 1944 bis 1947 spielte er bei Billy Eckstine und seinem Orchestra. Dort lieferte er sich im Stück "Blowing the Blues Away" jeweils eine Battle mit Dexter Gordon.
Als Mitglied dieser Bigband kam Ammons 19-jährig am 5.Dezember 1944 in New York City auch zu seinen ersten Studioaufnahmen. 1945 und 1946 war Ammons mehrmals mit Eckstein im Studio. Am 8. April und 2. Juli 1946 stand er als Mitglied der Gruppe His Rhythm Kings seines Vaters Albert Ammons zusammen mit Ike Perkins (g), Israel Crosby (b), Jack Cooley (dm) und teilweise Mildred Anderson (vcl) in Chicago im Studio.
Am 18. Oktober 1946 war er bei einer Session in Los Angeles mit unter anderem Miles Davis (tp) und Art Blakey (dm) Mitglied einer Gruppe, die den Sänger Earl Coleman bzw. die Sängerin Ann Baker begleitete. Am 19. Juli 1947 machte er in Chicago erste Aufnahmen mit einer eigenen Gruppe. Diese nannte sich Gene Ammons And His Sextet und bestand neben dem Leader Gail Brockman (tp), James Craig (p), Gene Wright (b) und Chuck Williams (dm).
Weitere Aufnahmen machte er zu jener Zeit mit Petite Swanson With Marl Young Trio, den Leo Parker's All Stars und den Tom Archia All Stars. Mit eigenen Quintett- oder Sextett-Formationen spielte Ammons 1947 bis im Februar 1949 eine Reihe von weiteren Aufnahmen ein. 1949 wurde Gene Ammons Nachfolger von Stan Getz in der Four Brothers-Sektion der zweiten Herd von Woody Herman. Dort lieferte er sich weitere Tenorsax-Battles, dieses Mal mit Sonny Stitt.
Nach mehreren Aufnahmen mit Woody Herman kam Ammons erst Ende 1949 und Anfang 1950 wieder zu eigenen Aufnahmen, die er in Septett- und Oktettgrösse einspielte. Weitere Engagements hatte er als Mitglied des Dick Hyman Quintet, des Count Basie Octets oder bei Teddy Williams.
1950 leitete er gemeinsam mit Sonny Stitt das Gene Ammons-Sonny Stitt Septet, dem Bill Massey (tp), Bennie Green, Matthew Gee oder Eph Greenlea (tb), Duke Jordan oder Charlie Bateman (p), Tommy Potter oder Gene Wright (b) sowie Jo Jones, Wes Landers oder Art Blakey (dm) angehörten. Diese Gruppe machte in identischen Besetzugen auch als Gene Ammons Septet für "Cadet" bzw. als Sonny Stitt Septet für "Prestige" Aufnahmen.
Ab 1952 machte er fast nur noch unter seinem eigenen Namen, das heisst mit eigenen Gruppen, Aufnahmen. 1953 beschränkten sich diese auf zwei Sessions, 1954 auf nur eine Session. Das meiste Material jener Zeit kam bei "Prestige" heraus. Mit dem Aufkommen der LP Mitte der 1950er Jahre erschienen viele Alben.
1958 ging er wieder als Sideman ins Studio, als Mitglied des Bennie Green Sextets, als dieses für "Blue Note" Aufnahmen machte. Als Bennie Green-Gene Ammons Octet entstanden in jenem Jahr auch Aufnahmen für "Vee-Jay". In den Jahren zwischen 1958 und 1960 sowie zwischen 1962 und 1969 sass der heroinabhängige Gene Ammons wegen Drogendelikten im Gefängnis. Bei der zweiten Strafe hatte das Verdikt 15 Jahre gelautet.
Im Gefängnis von Statesville in Illinois wurde er relativ gut behandelt und durfte die Gefängnisband leiten. In den Jahren dazwischen, das heisst 1961 und 1962, spielte er mehrere Aufnahmen ein, die teilweise erst während seines Gefängisaufenthaltes auf den Markt gebracht wurden. Acht Alben wurden später in Form des 4-CD-Sets "The Prestige Collection 1960-1962" (Enlightenment, 2017) vereint.
Danach sah er erst wieder im Sommer 1968 ein Studio von innen, als er als Mitglied eines Orchesters den Sänger Richard Boone begleitet. Erste eigene Aufnahmen nach seinem zweiten Aufenthalt im Gefängnis machte er am 10. und 11. September 1969, als er im Septett mit Prince James und Houston Person (ts), Junior Mance (p), Buster Williams (b), Frankie Jones (dm) und Candido (congas) bzw. im Quintett mit Sonny Phillips (org), Billy Butler (g), Bob Bushnell (e-b) und Bernard Purdie (dm) "The Boss Is Back!" (Prestige, 1969) einspielte.
Weil er in New York Auftrittsverbot hatte, gab er sein Comeback-Konzert 1969 im Plugged Nickel in Chicago. Seine wieder gewonnene Freiheit nutze er ab 1970 bis 1974 ausgiebig, um eine Reihe weitere Aufnahmen zu realisieren. Ammons war einer der ersten Musiker, der die Soul-Orgel in den Jazz integrierte. Mit seinen Aufnahmen im Stile des Soul Jazz war er in jener Zeit sehr erfolgreich.
Am 4. Februar 1972 trat er im Lincoln Center in New York als Teil des Konzertes von Charles Mingus and Friends auf. Seine letzten Session vor seinem Tod absolvierte Gene Ammons am 18., 19. und 20. März 1974 in New York City mit Nat Adderley (co), Gary Bartz (as), Kenny Drew (p), Sam Jones (b) und Louis Hayes (dm).
Sinnigerweise hiess sein letzter eingespielter Titel "Goodbye". So wurde auch das Album (Prestige, 1975) genannt. 1974 brach er bei einem Auftritt mit Sonny Stitt in "Buddy's Place" in New York zusammen. Die Diagnose lautete Knochenkrebs. Gene Ammons starb am 6. August 1974, noch während der Behandlung in Chicago, 49-jährig.
Ammons Schaffen wurden auf unzähligen Compilations wie "The Gene Ammons Story: The 78 Era" (Prestige, 1976) oder "The Gene Ammons Story: Organ Combos" (Prestige, 1977) zusammengefasst. Die Doppel-CD "Three Classic Albums Plus" (Avid, 011) bestand aus Aufnahmen von 1956 bis 1969, die 4-CD-Box "Six Classic Albums" (Real Gone, 2012) enthielt Material aus der selben Zeitspanne. 05/23