Englischer Organist, Pianist, Altsaxophonist, Sänger, Komponist und Bandleader zwischen Jazz, R&B und Blues, geboren am 28. Oktober 1937 in Romford, Essex. Seine ersten Erfahrungen als Jazzmusiker machte er 1960 als Mitglied des Goudie Charles Quintets. Bekannter wurde er durch sein Mitwirken als Saxofonist im New Don Rendell Quintet.
"Roarin'" (Jazzland, 1961) hiess ein Album dieser Gruppe, das bei zwei Sessions am 17. Juni und am 29. August 1961 in der Besetzung Don Rendell (ts), Graham Bond (as), John Burch (p), Tony Archer (b) und Phil Kinorra (dm) eingespielt worden war. Weitere Aufnahmen von Rendell, bei denen Graham Bond mit von der Partie war, entstanden 1962 in den BBC-Studios in der fast selben Besetzung.
Einzig Kinorra war inzwischen durch Ted Pope (dm) ersetzt worden. Die drei damals eingespielten Tracks kamen aber erst fast 50 Jahre später unter dem Titel "Manumission - BBC Jazz For Moderns" (Gearbox, 2010) auf einer 10"-EP heraus. Danach wurde Bond Mitglied in Alexis Korners Formation Blues Incorporated. Auf Alben dieser Gruppe war Bond nicht zu hören, lediglich auf einem am 24. Januar 1963 im "Paris Theatre" in London eingespielten Track, der später auf der Live-Sammlung "Bootleg Him!" (Warner und Metronome, 1972) erschien.
Bei dieser Gelegenheit bestand Korners Band neben dem Leader (g) und Bond (as), aus Dick Heckstall-Smith (ts), Johnny Parker (p), Jack Bruce (e-b) und Ginger Baker (dm). Mit Musikern aus dem Korner-Umfeld gründete Bond das Graham Bond Quartet und machte fortan die Orgel zu seinem Hauptinstrument. Mit den damals noch unbekannten John McLaughlin (g), Jack Bruce (e-b) und Ginger Baker (dm) war die Gruppe, im Nachhinein betrachtet, äusserst prominent besetzt, ohne dass es zu eigenen Aufnahmen kam.
Das Quartett agierte lediglich als Backingband des Sängers Duffy Power, als dieser die Single "I Saw Her Standing There/Farewell Baby" (Parlophone, 1963) einspielte. Diese sowie weitere Songs, die Power und das Graham Bond Quartett damals aufnahmen, wurden später im Rahmen der 4-CD-Box "Wade In The Water: Classics, Origins & Oddidites" (Repertoire, 2012) veröffentlicht.
Darauf fanden sich total 96 Tracks aus den Jahren 1963 bis 1967, darunter solche des Graham Bond Quartets, der Graham Bond Organization, von Ernest Ranglin And The 'G.Bs' und anderen. Aus dem Graham Bond Quartet wurde danach die Graham Bond Organization, wobei McLaughlin durch Dick Heckstall-Smith (ts) ersetzt wurde.
"The Sound Of 65" (Columbia, 1965) und "There's A Bond Between Us" (Columbia, 1965) waren im selben Jahr zwei Alben dieser Band. Beide LPs wurden später mit Compilation- und Single-Tracks ergänzt auf CDs neu aufgelegt. In einigen dieser Bonus-Tracks ist die Gruppe in ihrer letzten Ausgabe mit Jon Hiseman (dm) anstelle von Ginger Baker zu hören.
Die Graham Bond Organization löste sich 1967 auf, nachdem sie den kommerziellen Durchbruch nicht geschafft und Bond zunehmend mit Depressionen und Drogenproblemen zu kämpfen hatte. Weiteres Material der Graham Bond Organization sowie des Graham Bond Quartets wurde erst später auf der Doppel-LP "Solid Bond" (Warner, 1970) unter Bonds eigenem Namen veröffentlicht.
Nach dem Split weilte Bond für einige Zeit in den USA, wo er bei Aufnahmen von Canned Heat-Mitglied Harvey Mandel sowie solchen von Dr. John und Screamin' Jay Hawkins mitwirkte. In den USA spielte er praktisch im Alleingang und als Grahame Bond die beiden Alben "Love Is the Law" (Pulsar, 1968) und "Mighty Grahame Bond" (Pulsar, 1969) ein. Im August 1969 gründete er mit Initiation eine neue Band, der auch seine neue Ehefrau Diane Stewart (vcl) angehörte, die Bonds Hingabe zur Zauberei teilte.
Vier Tracks dieser Gruppe erschienen später auf der inoffiziellen CD-R "Jazz, Blues, Rock & Alchemy" (Head), die vor allem aus Songs der Graham Bond Organization bestand. Unter seinem eigenen Namen und begleitet von vielen Musikerinnen und Musikern erschienen zwei weitere Aufnahmen, die "Holy Magick" (Vertigo, 1970) und "We Put Our Magick On You" (Vertigo, 1971) hiessen.
In jener Zeit war Bond er auch Mitglied von Ginger Bakers Airforce und spielte bei Jack Bruce. Mit Pete Brown (tp, talking-dm, vcl) als Co-Leader sowie mit weiteren Musikern/Musikerinnen nahm Bond "Two Heads Are Better Than One" (Harvest, 1972) auf. Bond spielte 1973 mit der John Dummer Band ein Album ein, das erst später als "The Lost 1973 Album" (Angel Air, 2008) veröffentlicht wurde.
Nach dem Scheitern seiner Gruppe und seiner Ehe gründete Graham Bond mit der englischen Folk-Sängerin Carolanne Pegg und dem amerikanischen Bassisten Marc Mazz eine neue Band, die sich Magnus nannte, aber schon Ende 1973 nicht mehr bestand, ohne Aufnahmen gemacht zu haben. Bond entdeckte und förderte den amerikanischen Singer/Songwriter Mick Lee und spielte mit ihm zusammen.
Am 8. Mai 1974 brachte sich Bond bei der U-Bahn-Station Finsbury Park in London selber um, indem er sich vor einen Zug stürzte. Von Bonds Schaffen und seinen Bands erschienen eine ganze Reihe von Compilations. Eine davon hiess "Wade In The Water: Classics, Originals & Oddities" (Repertoire, 2012) und enthielt auf vier CD Musik der Graham Bond Organization.
Ein anderes 4-Set hiess "Live At The BBC And Other Stories" (Repertoire, 2015) und enthielt Aufnahmen von der Graham Bond Organization, des Graham Bond Quartets, des Don Rendell Quintetts und anderen. 09/23