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György Ligeti

Österreichisch-ungarischer Komponist, geboren am 28. Mai 1923 in Târnăveni in der rumänischen Region Siebenbürgen als György Sándor Ligeti bzw. als Georg Alexander Ligeti. Die Eltern Ligetis waren jüdischer Herkunft, jedoch nicht religiös. Sein Vater wurde im April 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet, sein jüngerer Bruder Gábor im März 1945 im KZ Mauthausen.


Seine Mutter überlebte das KZ Auschwitz-Birkenau. Zur Familie des Vaters gehörte der berühmte Geiger Leopold Auer. György Ligetis besuchte in Cluj eine ungarische Volksschule, dann ein rumänisches Gymnasium. Seine Eltern liessen ihn ab 1936 am Klavierunterricht teilnehmen. Schon nach einem Jahr versuchte er sich an ersten symphonischen Kompositionen.


Nach der Matura im Jahr 1941 wollte er Physik und Mathematik studieren, wurde aber wegen seiner jüdischen Herkunft abgewiesen. Ligeti begann eine musikalische Ausbildung bei Lehrern wie Sándor Veress, Pál Járdányi, Lajos Bárdos und Ferenc Farkas in Musiktheorie und Orgel am Konservatorium von Cluj, das durch den Zweiten Wiener Schiedsspruch von 1940 inzwischen wieder zu Ungarn gehörte.


Er setzte sein Studium in Budapest fort, musste es aber unterbrechen, da er 1944 zum Arbeitsdienst in die ungarische Armee einberufen wurde. Ligeti geriet in sowjetische Gefangenschaft, aus der er während eines Bombenangriffs auf das Lager fliehen konnte. Nach dem Krieg nahm er seine Studien wieder auf und schloss sie 1949 ab.


Ein Jahr lang arbeitete er als Musikethnologe über rumänische Volksmusik, kehrte dann an seine ehemalige Schule in Budapest zurück, diesmal als Lehrer für Harmonielehre, Kontrapunkt und Musikanalyse. Zu der Zeit schränkte die kommunistische Partei die Kommunikation zwischen Ungarn und dem Westen ein.


Ligeti konnte die aktuellen musikalischen Entwicklungen nur durch verrauschte westliche Radiosendungen verfolgen. Ligetis früheste Werke waren Erweiterungen der musikalischen Sprache seines Landsmanns Béla Bartók. Die von der ungarischen Folklore beeinflussten Klavierstücke "Musica Ricercata" (1951–1953) waren Bartók gewidmet und werden auch oft mit dessen Werk "Mikrokosmos" verglichen.


Nach dem Ende des Volksaufstands in Ungarn floh er im Dezember 1956 nach Wien. Später nahm Ligeti die österreichische Staatsbürgerschaft an. 1957/58 arbeitete er im Studio für elektronische Musik des Westdeutschen Rundfunks in Köln. Dort traf er wichtige Vertreter der Avantgarde, darunter die Komponisten Karlheinz Stockhausen und Gottfried Michael Koenig, damals beides Pioniere der elektronischer Musik.


Die allerneusten technischen Möglichkeiten inspirierten Ligeti. Auch wenn er sich später ausschliesslich auf Instrumental- und Vokalmusik konzentrierte, enthielt diese doch häufig Denkweisen der elektronischen Musik. Zu seinen wenigen Arbeiten in diesem Bereich gehören "Glissandi" (1957) und "Artikulation" (1958). "Apparitions" für Orchester (1958–59) war eines der ersten Werke, die ihm eine gewisse kritische Aufmerksamkeit einbrachten.


Den Durchbruch erreichte er mit dem Orchesterstück "Atmosphères" (1961). Es noch im selben Jahr bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführt, wo es ein so grosser Publikumserfolg war, dass es wiederholt werden musste. Es gilt als ein Kernstück Ligetis, da es viele der Themen enthält, mit denen er sich im Laufe der 1960er Jahre beschäftigte. Melodie und Rhythmus werden in einen massiven Klang zusammengeschmolzen.


Regisseur Stanley Kubrick benutzte das Stück für seinen Film "2001: A Space Odyssey", was einen aussergerichtlich geführten Rechtsstreit zur Folge hatte. Auch in seinen späteren Filmen "Shining" und "Eyes Wide Shut" benutzte Kubrick die Musik Ligetis. Von 1969 bis 1972 lebte Ligeti in Berlin. 1972 befand er sich als Composer in Residence an der Stanford University in Kalifornien und schrieb dort das Orchesterwerk "San Francisco Polyphony" (1973/74).


Von 1973 bis 1989 war er Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in Wien, wo er am 12. Juni 2006 im Alter von 83 Jahren verstarb. Ligetis Werk ist auf hunderten von Schallplatten verewigt.


Umfangreiche Sets waren die 3-CD-Box "György Ligeti Special Edition" (Wergo, 2006), die 4-CD-Box "Clear Or Cloudy - Complete Recordings On Deutsche Grammophon" (Deutsche Grammophon, 2006), die 5 CDs umfassende Edition "The Ligeti Project" (Warner Classics & Jazz und Teldec Classics, 2008) sowie "Works" (Sony Classical, 2010) mit total 9 CDs. Letztere Box enthielt alle 7 CD sowie eine Doppel-CD der György Ligeti Edition.


Die Einzelteile hiessen "String Quartets And Duets", "A Capella Choral Works", "Works For Piano: Études & Musica Ricercata", "Vocal Works" (alle 1996), "Mechanical Music" und "Keyboard Works" (beide 1997), "Chamber Music: Trio For Violin, Horn And Piano-Ten Pieces & Six Bagatelles For Wind Quintet-Sonata For Solo Viola" (1998) und "Le Grand Macabre" (1999).


Er ist Vater des 1965 geborenen Lukas Ligeti, der sich ab den 1990er Jahren zwischen freier Improvisation und zeitgenössischer Musik einen Namen als Komponist, Schlagzeuger und Musiklehrer machte. 09/23

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