Amerikanischer Blues-Pianist, geboren am 19. Januar 1925 in Kenner, Louisiana. Er wuchs in Alsen, Louisiana, nördlich von Baton Rouge, auf. Achtjährig begann er Klavier zu spielen, später spielte er auch Orgel in der lokalen Baptistenkirche. Zuhause war Blues nicht gerne gehört, so dass er bei seiner Klavierlehrerin diesen Stil spielen musste.
16-Jährig trat er erstmals in einen Club in Alsen auf. Sein Vater wollte ihn davon abbringen. Musiker zu werden, doch als er sah, dass sich damit Geld verdienen liess, stimmte er zu. Im Zweiten Weltkrieg war er im Südpazifik stationiert. Nach seiner Rückkehr liess er sich in Chicago nieder. Dort machte er Bekanntschaft mit Big Maceo Merriweather, einem anderen Bluespianisten und -Sänger.
Merriweather vermittelte Gray Jobs in Little Hudson's Red Devil Trio und beim Gitarristen Morris Pejoe. Ab 1952 wurde er für Aufnahmesessions von Jimmy Rogers, Jimmy Reed, Bo Diddley, Billy Boy Arnold, Pejoe und anderen engagiert. Auch für Little Walter arbeitete Gray kurze Zeit. 1956 wurde er Mitglied der Band von Howlin' Wolf, wo er 12 Jahre lang blieb. Während dieser Zeit wurde er auch immer wieder von anderen Musikern für Aufnahmesessions engagiert.
Er war bei vielen Aufnahmen für das Label "Chess" mit dabei und begleitete dabei Abb Lock, Sonny Boy Williamson II, Homesick James, Robert Lockwood, Jr., Billy Boy Arnold, Muddy Waters, Johnny Shines, Hubert Sumlin, Lazy Lester, Little Walter Jacobs, Otis Rush, Buddy Guy, James Cotton, Little Milton Campbell, Jimmy Rogers, Jimmy Reed, and Koko Taylor.
Er stand auch für andere Labels im Studio und begleitete Elmore James, bis dieser 1963 starb. Nach seiner Zeit bei Howlin' Wolf kehrte er 1968 nach Alsen zurück, um nach dem Tod seines Vaters im elterlichen Fischgeschäft zu arbeiten. 1977 konnte er in Deutschland sein erstes Album "They Call Me Little Henry" (Bluebeat, 1977) aufnehmen. Er trat mehrmals in Europa auf und nahm dort auch weitere Schallplatten auf.
Mitte der 1980er Jahre spielte er für das Label "Sunderland" einige Singles ein, einige davon mit dem Mundharmonikaspieler Whispering Smith. In dieser Zeit trat er mit Gruppen wie Henry Gray & His Bayou Buddies oder Mighty House Rockers in Erscheinung. Auf seinem zweiten Album "Lucky Man" (Blind Pig, 1988) wurde er von Steve Freund (g), Andy Cornett oder Bob Stroger (e-b) und Willie Smith (dm) begleitet.
Neben weiteren Alben mit Leadern wie Clarence Edwards, Short Fuse, Calvin Jones, Sam Lay, Colin Linden, Eddie Shaw, Hubert Sumlin und Bob Corritore entstanden auch einige weitere eigene Alben. 1998 spielte er an der Feier zum 55. Geburtstag von Mick Jagger in Paris.
Zusammen mit Ray Charles, Dr. John, Pinetop Perkins und Dave Brubeck war er eine der Hauptfiguren in Clint Eastwoods Film "Blues Piano", der als Teil von Martin Scorseses siebenteiliger Serie "The Blues" entstanden war. Henry Gray starb am 17. Februar 2020 in Baton Rouge, Louisiana. Er wurde 95 Jahre alt. 12/23