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Herbie Nichols

Aktualisiert: 8. Mai 2023

Amerikanischer Pianist, Komponist und Bandleader, geboren am 3. Januar 1919 in New York City. Im Alter von neun Jahren begann er Klavier zu spielen. Nach dem Armeedienst während des Zweiten Weltkrieges spielte Nichols in diversen Bebop-Bands. Um sich über Wasser zu halten musste Nichols oftmals auch in Dixieland-Bands arbeiten.



Sein eigener Klavierstil war ein Gemisch aus Dixieland, Bartok, Satie, Swing und Folk Music. Er spielte in den Bands von Herman Autrey, Hal Singer, John Kirby, Illinois Jacquet sowie bei Rex Stewart & His Dixieland Jazz Band. Den grossen Durchbruch als Komponist oder als Musiker gelang ihm nie, auch wenn Nichols für Billy Holiday den Song "Lady Sings The Blues" komponierte.


Die Pianistin Mary Lou Williams war 1951 die erste, die mit "Stennell" eine Komposition von Herbie Nichols einspielte. Erste Aufnahmen konnte Nichols am 3. Juni 1952 machen, als er mehrere Tracks für die Labels "HiLo" und "Savoy" einspielte. Sie wurden später auf der Compilation "I Just Love Jazz Piano" (Savoy, 1957) zusammen mit Musik von Hampton Hawes, John Mehegan und Paul Smith wiederveröffentlicht.


Als Leader eigener Gruppen kam Herbie Nichols nur gerade zu sechs Sessions, alle im Trio-Format. Am 6. und 13. Mai 1955 ging er mit Al McKibbon (b) und Art Blakey (dm) erstmals ins Studio. Die Aufnahmen kamen unter dem Titel "The Prophetic Herbie Nichols Vol. 1 und 2" auf zwei 10"-Alben (beide Blue Note, 1955) heraus und wurden später auf einer LP (Blue Note, 1983) in Japan erstmals zusammen wiederveröffentlicht.


Am 1. und 7. August folgten mit Max Roach (dm) für Blakey zwei weitere Sessions unter dem "Blue Note"-Tontechniker Rudy Van Gelder in dessen Studio in Hackensack, New Jersey. Eine fünfte und letzte "Blue Note"-Session fand am 19. April 1956 mit Teddy Kotick (b) und Max Roach (dm) als Begleiter statt. Ausschnitte dieser beiden Sessions wurden unter dem Titel "Herbie Nichols Trio" (Blue Note, 1956) heraus gebracht.


Der Rest dieser Sessions und 18 Alternate Takes wurden in den 1980er Jahren von Michael Cuscuna wiederentdeckt und zur 5-LP- bzw. 3-CD-Box "The Complete Blue Note Recordings" (Mosaic, 1987) zusammengestellt. Die Alternate Takes und die Outtakes wurden später in Japan unter dem Titel "Vol. 2" (Blue Note, 1996) separat auf den Markt gebracht.


Die sechste Session fand im November 1957 zusammen mit George Duvivier (b) und Dannie Richmond (dm) als Begleiter statt. Das Ergebnis erschien auf der LP "Love, Gloom, Cash, Love" (Bethlemen, 1958), die später als "The Bethlehem Years" (Bethlehem, 1976) wiederveröffentlicht wurde.


Nichols starb am 12. April 1963 in New York City völlig unbekannt an Leukämie. Er hinterliess schätzungsweise rund 170 Kompositionen, von denen viele bei einer Überschwemmung des Hauses seines Vaters, wo sie gelagert waren, vernichtet wurden. Aus den wenigen Aufnahmen wurden mehrere Compilations zusammengestellt.


"The Third World" (Blue Note, 1975) erschien in Form einer Doppel-LP. Später veröffentlichte das selbe Label "The Art Of Herbie Nichols" (Blue Note, 1992). 1995 wurden rund 30 vorher noch nie aufgenommene Kompositionen vom Jazz Composers Collective in der Library Of Congress wieder entdeckt.


Die meisten Aufnahmen von Nichols wurden später unter dem Titel "Complete Studio Master Takes" (Lone Hill, 2005) auf einer Doppel-CD zusammengefasst. Gar vier CD umfasste "Four Classic Albums" (Avid Jazz, 2016). "The Gig" (Musica Jazz, 2008) und "Rarities" (Musica Jazz, 2019) waren italienische Compilationen, letztere auch mit Nichols-Kompositionen, interpretiert von Marie Lou Williams und Band.


Das 1994 von Frank Kimbrough (p) und von Ben Allison (b) gegründete Herbie Nicols Projekt war jene Formation, die das Erbe von Nichols am intensivsten pflegte. Weiterer Verehrer von Nichols waren der holländische Pianist und Orchesterleiter Misha Mengelberg sowie der Posaunist Roswell Rudd.


Auf "Regenerations" (Soul Note, 1983) spielten Mengelberg und Rudd zusammen mit Steve Lacy (ss), Kent Carter (b) und Han Bennink (dm) je drei Herbie Nichols- und Monk-Nummern. "Change Of Season" (Soul Note, 1985) war ganz Herbie Nichols gewidmet. Auf dieser LP sind Mengelberg, Lacy, Bennink, George Lewis (tb) und Arjen Gorter (b) zu hören.


Zur selben Zeit tourte auch das von Mengelberg und Bennink geleitete ICP Orchestra mit einem Herbie Nichols-Programm (1984) durch die Konzertlokale. Aufnahmen des Nichols-Programms kamen zuerst auf einer Kassette unter dem Titel "Red, White And Blue" (ICP) heraus und wurden zusammen mit Aufnahmen eines Monk-Programms unter dem Titel "Two Programs" (ICP, 1990) wiederveröffentlicht.


Auch Rudd nahm sich später noch einmal dem Werk von Nichols an. Im Trio mit John Bacon Jr. (dm, vibes) und Greg Millar (g) nahm er im November 1996 eine Herbie Nichols-Hommage auf, die in Form von zwei CDs als "The Unheard Herbie Nichols Vol. 1 und Vol. 2" (CIMP/ Cadence, 1997) erschien.


Weitere Nichols-Hommagen nahmen Duck Baker (g) mit seiner Solo-CD "Spinning Song" (Avant, 1996) sowie Eric T. Johnson, ebenfalls ein Gitarrist, mit "Herbie Nichols Volume One" (Summit, 2003) einer Quintettaufnahme mit George Garzone (ts), Phil Grenadier (tp), Bob Nieske (b) und Nat Mugavero (dm) auf. "Spinning Songs By Herbie Nichols" (Leo, 2012) hiess eine Tribut-CD von Simon Nabatov (p).


Der Schweizer Jürg Bucher (ts, ss) spielte mit Oli Kuster (p), Fabian Gisler (b) und Lukas Bitterlin (dm) "The Music Of Herbie Nichols" (liquidmusic, 2000) ein. "Lady Sings The Blues" stand auch im Repertoire der Sängerinnen Diana Ross, Dee Dee Bridgewater und anderen.


Einzelne Kompositionen von Nichols finden sich zudem auf Aufnahmen von Archie Shepp, Keshavan Maslak, Ethan Iverson & Dewey Redman, Phillip Johnston, Steve Argüelles, Frank Kimbrough, Buell Neidlinger, Eugene Chadbourne, Achim Kaufmann, Eric Reed, Alexander von Schlippenbach und Peter Brötzmann.


Gespielt wurden Nichols-Werke vom Trio Geri Allen, Charlie Haden und Paul Motian, Paul Motion mit seiner Electric Bebop Band, dem Steve Lacy/Mal Waldron Duo, dem Vijay Iyer Trio, dem Tiny Bell Trio von Dave Douglas, dem Trio Clusone von Michael Moore, Ernst Reijseger und Han Bennink und dem The Kenny Drew Jr. Trio. 05/23

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