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Iannis Xenakis

Griechischer Komponist und Architekt, geboren am 29. Mai 1922 im rumänischen Brăila. Als Komponist schrieb er sowohl akustische, wie auch elektro-akustische oder elektronische Werke. 1932 waren seine Eltern mit ihm nach Griechenland ausgewandert. Er studierte von 1940 bis 1946 Ingenieurwissenschaften in Athen.


Er engagierte sich im Widerstandskampf gegen die Nazi-Besatzung und wurde im drauffolgenden Bürgerkrieg schwer verletzt, geriet in Gefangenschaft, wurde zum Tode verurteilt, flüchtete und ging 1947 als politischer Flüchtling nach Paris. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sich der Musik nur autodidaktisch gewidmet.


Danach nahm er musikalischen und kompositorischen Unterricht bei Arthur Honegger, Darius Milhaud und Olivier Messiaen. Seine ersten Kompositionen waren "Six Chansons" (1951) für Klavier, "Dhipli Zyia" (1952) für Violine und Violoncello, "Zyia" (1952) in einer ersten Version für Sopran, Männerchor, Flöte und Klavier sowie die zweite Version von "Zyia" (1952) für Sopran, Flöte und Klavier.


"Le Sacrifice (Anastenaria)" (1952/53) war sein erstes Orchesterwerk. Xenakis' Musik war zunächst stark von mathematischen und akustischen Gesetzmässigkeiten geprägt. Aus zufälligen Klängen, so genannten stochastischen Phänomen wie Regen, einer Menschenmasse, oder einem Bienenschwarm, entwickelte er ab 1954 einen eigenen Musikstil, die stochastische Musik.


Darüber hinaus versuchte Xenakis, Verfahren und Erkenntnisse der Spieltheorie, Mengenlehre und der Zahlentheorie in seine Kompositionen einzubringen. Gefördert wurde er Ende der 1950er Jahre vor allem vom Dirigenten Hermann Scherchen, der 1955 den ersten Essay von Xenakis über die Krise der seriellen Musik in seinen "Gravesaner Blättern" abdrucke und mehrere Stücke zur Uraufführung brachte.


Kurz nach der Übersiedlung nach Paris kam es zur Begegnung mit dem Architekten Le Corbusier, bei dem Xenakis zwölf Jahre als Assistent arbeitete. Xenakis war an den Plänen für Häuser in Nantes und Marseille, des Klosters Sainte-Marie de la Tourette, des Versammlungsgebäudes in Chandigarh und des Stadions in Bagdad beteiligt. Xenakis war von 1958 bis 1962 Mitglied der Groupe de Recherches Musicales (GRM).


Den Philips-Pavillon der Brüsseler Weltausstellung 1958 entwarf er nach hyperbolischen Kurven, mit Hilfe derer er zur gleichen Zeit seine Komposition "Metastasis" (1953/54) für 61 Instrumente geschrieben hatte. Die Uraufführung anlässlich der Donaueschinger Musiktagen 1955 unter der Leitung von Hans Rosbaud brachte Xenakis den Durchbruch an die Spitze der internationalen Szene der neuen Musik.


1965 erhielt er, dank der Unterstützung durch den Staatspräsidenten Georges Pompidou, die französische Staatsbürgerschaft. Zur Einweihung des Centre Pompidou in Paris 1977 bedankte er sich mit der Komposition "La Légende d'Eer" (1977) für Achtkanal-Tonband. Ab 1972 hatte Xenakis an der Universität Paris gelehrt. In den folgenden drei Jahrzehnten entstanden neben zahlreichen Kompositionen auch viele Essays und Analysen eigener und fremder Werke.


Mit dem Aufkommen der Schallplatten wurden Xenakis Werke ab Mitte der 1960er Jahre auch veröffentlicht. Erste Xenakis-Werke erschienen auf der LP "Metastasis/Pithoprakta/Eonta" (Le Chant Du Monde, 1965). Gespielt wurden die drei Werke vom Orchestre National De L'O.R.T.F unter Maurice Le Roux bzw. vom Ensemble Instrumental De Musique Contemporaine De Paris unter Konstantin Simonovic.


"New Sounds From Paris" (Angel, 1968) enthielt das Werk "Herma" (1960/61) für Klavier von Xenakis sowie Kompositionen von Betsy Jolas und André Boucourechliev. "Akrata/Pithoprakta/Capriccio For Violin And Orchestra/De Natura Sonoris" (Nonesuch, 1969) teilte sich Xenakis mit Krzysztof Penderecki. Werke von Xenakis finden sich bis dato auf über 160 Schallplatten mit ausschliesslich eigenen Werken.


Die umfassendste Werkschau realisierte das Label "Mode" ab 1996 mit einer bisher 15-teiligen CD-Serie. Einzelne CDs dieser Serie erschienen auch in einer DVD-Version. Die Einzelteilte nannten sich "Edition 1: Ensemble Music 1", "Edition 2: Ensemble Music 2", "Edition 3: Xenakis & Varese", "Edition 4: Complete Works for Piano Solo", "Edition 5: Electronic Works 1 - La Légende d'Eer", "Edition 6: Music For Strings", "Edition 7: Xenakis Percussion Works", "Edition 8: Kraanerg", "Edition 9: Electronic Works 2", "Edition 10: Complete String Quartets" und "Edition 11: Works With Piano".


"Edition 12: Charisma X" war eine DVD mit einer Dokumentation über das Leben von Xenakis. Weiter ging's mit "Edition 13: Ensemble Music 3", "Edition 14: Linaia-Agon: Le dépassement de soi" und "Edition 15: Orchestral Works". Damit wurde diese Edition 2010 abgeschlossen. Weitere grössere Sammlungen waren die 5-CD-Box "Oeuvres Pour Orchestre=Orchestral Works" (Timpani, 2009), das 4-CD-Set "Alpha & Omega" ‎(Accord, 2011) und das ebenfalls 5 CD umfassende Set "Electroacoustic Works" (Karlrecords, 2022).


1981 hatte sich das Xenakis Ensemble formiert, das in erster Linie Werke des Komponisten aufführte und 40 seiner Kompositionen beherrschte. Seine letzten drei Werke waren "Ittidra" (1996) für Streichsextett, "Sea-Change" (1997) für 88 Musiker und "O-Mega" (1997) für Solo-Schlagzeug und 13 Instrumente. Iannis Xenakis starb am 4. Februar 2001 in Paris, nachdem er jahrelang an Alzheimer litt und seine letzten Werke nur noch dank der umfassenden Hilfe von Assistenten schaffen konnte 05/23

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